Düsseldorfer Schauspielhaus

Düsseldorfer Schauspielhaus
Düsseldorfer Schauspielhaus
Düsseldorfer Schauspielhaus bei Nacht

Das Düsseldorfer Schauspielhaus ist ein Sprechtheater auf vier Bühnen. Dazu zählen zunächst das Große Haus und das Kleine Haus im Schauspielhaus am Gustaf-Gründgens-Platz. Immer wieder werden aber auch besondere Produktionen an besonderen Spielstätten – wie der Tiefgarage des Hauses, der Tankstelle davor oder dem Theatermuseum – aufgeführt. Zum Düsseldorfer Schauspielhaus gehört außerdem das Kinder- und Jugendtheater auf der Münsterstraße, das zwei Bühnen umfasst.

Generalintendantin ist seit der Spielzeit 2006/2007 Amélie Niermeyer. Ihr folgt 2011/2012 der schwedische Theaterregisseur Staffan Valdemar Holm.

2010 richtete das Schauspielhaus das nordrhein-westfälische Theatertreffen aus mit acht Inszenierungen aus dem Bundesland.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Siehe auch: → Schauspielhaus Düsseldorf (Gebäude)

Die Theaterleute Louise Dumont und Gustav Lindemann gründeten ihr Privattheater am 16. Juni 1904 als Schauspielhaus Düsseldorf GmbH – auch weil im schnell wachsenden Düsseldorf ein zügiger Baubeginn möglich war. Bereits am 28. Oktober 1905 konnte der von Bernhard Sehring entworfene Theaterneubau mit der Aufführung von Hebbels Judith eingeweiht werden.

Düsseldorfer Bühnenkünstler, aufgenommen bei der Premiere des Goethestückes Der Triumph der Empfindsamkeit im Jahre 1907

Das von beiden gemeinsam geleitete, avantgardistisch ausgerichtete Theater wirkte über die Region hinaus und setzte Maßstäbe: Autoren wurden als Dramaturgen gewonnen, beginnend mit Paul Ernst, gefolgt von Wilhelm Schmidtbonn und Herbert Eulenberg, später Hans Franck, Herbert Kranz und Ludwig Strauss. Mit „Masken“ wurde eine zweimal im Monat erscheinende Theaterzeitschrift herausgegeben und „Morgenfeiern“ genannte sonntägliche Matineen veranstaltet. So hielt beispielsweise Hermann Hesse am 28. Februar 1909 eine Lesung.[1]

Ihre Vorstellungen vermittelte Louise Dumont auch in einer angegliederten eigenen Schauspielschule, ab 1924 unter dem Namen Hochschule für Bühnenkunst.

Am Schauspielhaus arbeiteten zeitweise der in Düsseldorf studierende August Macke, der Kostüme und Dekorationen gestaltete, sowie Leon Askin, Paul Henckels, Hermine Körner, Wolfgang Langhoff, Peter Paul, Friedrich Schütze und Adolf Ziegler als Schauspieler.

1932 starb Louise Dumont. Als kurze Zeit später, mit der nationalsozialistischen Machtübernahme in Deutschland 1933, Lindemann die Leitung abgeben musste, übernahmen die Städtischen Bühnen unter Walter Bruno Iltz das Theatergebäude als zusätzliche Spielstätte. Pfingsten 1943 wurde das Schauspielhaus bei einem Luftangriff fast völlig zerstört und nach dem Kriege nicht wiederaufgebaut.

Die Städtischen Bühnen, die ihre Spielstätte seit 1875 an der Stelle hatten, an der seit 1955 das Opernhaus steht, gingen zurück auf das 1747 unter dem Pfälzer Kurfürsten Karl Theodor am Marktplatz eingerichtete Theater – das erste, das auch von Bürgern der Stadt besucht werden konnte. (Das allererste Theatergebäude Düsseldorfs, das 1696 unter Johann Wilhelm errichtet worden war, befand sich in der Mühlenstraße.)

Nachdem mit Beendigung des Zweiten Weltkriegs die Zeit des Nationalsozialismus beendet war, übernahm 1947 der in Düsseldorf geborene Gustaf Gründgens – ein Schüler Dumonts – die Generalintendanz der Städtischen Bühnen, deren Schauspielsparte am 10. April 1951 schließlich in dem neu gegründeten Düsseldorfer Schauspielhaus der Neuen Schauspiel GmbH aufging. Als Spielstätte übernahm diese das Theatergebäude an der Jahnstraße, das der erste künstlerische Geschäftsführer Gründgens mit einer Inszenierung von Schillers Räuber am 13. September einweihen konnte.

In der Ära Gründgens arbeiteten unter anderem Karl Brückel, Elisabeth Flickenschildt, Käthe Gold, Marianne Hoppe, Paul Hartmann, Rudolf Therkatz, Hans Müller-Westernhagen und Jürg Baur in Düsseldorf. Bekannt ist aus jener Zeit Gründgens Inszenierung von Goethes Faust I, die 1954 auf Sprechplatten erschien – vielen gilt diese Sprechplattenproduktion als Geburtsstunde des heutigen Hörbuches.

Als Gründgens 1955 nach Hamburg an das dortige Schauspielhaus wechselte, übernahm Karl-Heinz Stroux die künstlerische Leitung. Dessen Inszenierung von lonescos Der König stirbt nahm 1964 am ersten Berliner Theatertreffen teil. In der Ära Stroux arbeiteten – in Gastspielen oder mit festen Engagements – unter anderem Elisabeth Bergner, Ernst Deutsch, Wolfgang Grönebaum, Fritz Kortner, Erni Mangold, Maria Wimmer und Paula Wessely in Düsseldorf.[2]

Am 16. Januar 1970 konnte dann der von Bernhard Pfau entworfene Neubau am Gustaf-Gründgens-Platz mit der Aufführung von Büchners Dantons Tod eingeweiht werden. Begleitet wurde die Eröffnung von wütenden Protesten unter dem Motto „Bürger in das Schauspielhaus – schmeißt die fetten Bonzen raus“, da es für die Vorstellung keinen freien Kartenverkauf gegeben hatte und nur geladene Gäste eingelassen wurden. Das Gebäude wurde von der Polizei abgeriegelt, es gab mehrere Verletzte und mehr als 20 Personen wurden festgenommen[3][4]

1972 wurde Ulrich Brecht Intendant, er öffnete das Haus auch bei Premieren für die Öffentlichkeit, gefolgt von Günther Beelitz (ab 1976) und Volker Canaris (ab 1986). Von 1996 bis 2006 leitete Anna Badora, die im Gegensatz zu ihren beiden Vorgängern selbst auch regelmäßig Regie führte, das Haus. Sie wurde zur Spielzeit 2006/2007 von Amélie Niermeyer abgelöst. Ihr folgt zur Spielzeit 2011/2012 der schwedische Theaterregisseur Staffan Valdemar Holm.

Gegenwart

Zuschauersaal nach der Sanierung 2011

Seit Juni 2008 stehen dem Schauspielhaus weitere Räumlichenkeiten auf einer Fläche von 13.939 Quadratmeter im Gebäude der früheren Paketpost, Worringer Straße 140, in der Nähe des Düsseldorfer Hauptbahnhofs zur Verfügung. Neben Zweit-/Probebühnen sind hier auch Schlosserei, Malersaal, Kulissenlager, Kostümfundus, Dekowerkstatt und Technikräume untergebracht.

Trivia

Das Düsseldorfer Schauspielhaus ist eines der Motive für den Desktop-Hintergrund von Microsoft Windows 7.

Einladungen zum Berliner Theatertreffen

Einzelnachweise

  1. Literatur-Archiv-NRW: Michael Limberg: „wo ich nötigenfalls zu lesen bereit bin“
  2. Theatermuseum der Landeshauptstadt Düsseldorf, Dumont-Lindemann-Archiv
  3. Rheinische Post: Traditionsreiche deutsche Bühne: Düsseldorfer Schauspielhaus
  4. Düsseldorf Marketing & Tourismus: Düsseldorfer Schauspielhaus: „Kulturschande oder moderne Eleganz?“

Literatur

  • Hans Schwab-Felisch: Fünfundsiebzig Jahre Düsseldorfer Schauspielhaus 1905–1980. ISBN 3430181941
  • Theatermuseum der Landeshauptstadt Düsseldorf, Dr. Winrich Meiszies (Hrsg.): Jahrhundert des Schauspiels. Vom Schauspielhaus Düsseldorf zum Düsseldorfer Schauspielhaus. Droste, Düsseldorf, 2006 ISBN 3-7700-1242-9
  • Paul Ernst Wentz: Architekturführer Düsseldorf, Droste Verlag, Düsseldorf 1975, Objektnr. 12, ISBN 3-7700-0408-6

Weblinks


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