Peter Schäfer (Judaist)

Peter Schäfer (Judaist)

Peter Schäfer (* 1943 in Mülheim an der Ruhr) ist ein deutscher Judaist. Er gilt als einer der führenden Judaisten für die Zeit der Antike und des frühen Mittelalters. Schäfer ist der einzige Wissenschaftler, der den Mellon Award und den Leibniz-Preis erhalten hat.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Nach seinem Abitur 1962 am altsprachlichen Zweig des nachmaligen Otto Pankok-Gymnasiums in Mülheim/Ruhr studierte Peter Schäfer vier Semester katholische Theologie[1], Philosophie und Judaistik an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, weiteren zwei Jahren an der Hebräischen Universität Jerusalem und zuletzt an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. 1968 wurde er in Freiburg zum Dr. phil. promoviert. Nach einer Tätigkeit als Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen habilitierte er sich 1973 in Judaistik an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main. 1974 erhielt er einen Ruf an die Universität zu Köln auf die außerplanmäßige Professur für Judaistik am Martin Buber-Institut; 1982 wurde er ordentlicher Professor in Köln. 1984 wechselte er an die Freie Universität Berlin und wurde dort Direktor des Instituts für Judaistik.

1998 wurde er Member und Visiting Mellon Professor am Institute for Advanced Studies in Princeton; seit 2003 ist Schäfer zudem erster Lehrstuhlinhaber des "Ronald O. Perelman Professorship of Judaic Studies" and "Professor of Religion" an der Princeton University in New Jersey. 2005 wurde er dort Direktor des Studienprogramms in Judaistik. An der FU wurde er bis zu seiner Emeritierung (2008) beurlaubt.

Wirken

Peter Schäfer, der fließend Englisch, Hebräisch, Aramäisch und weitere Sprachen spricht, erhielt 1994 den Leibniz-Preis, den höchsten deutschen Wissenschaftspreis. Im Dezember 2006 erhielt er den renommierten "Andrew W. Mellon Foundation Distinguished Achievement Award", kurz: Mellon Award, für seine maßgebliche Initiative, die Tradition jüdischer Studien in Deutschland wiederzubeleben. Bei dem mit 1,5 Millionen Dollar dotierten Preis handelt es sich um die höchste Ehrung für Geisteswissenschaftler in den USA.

1992 wurde er mit der Ehrendoktorwürde der Universität Utrecht ausgezeichnet. Er war Gastprofessor an mehreren Universitäten und ist in zahlreichen Gremien engagiert. Schäfer ist seit 1997 Foreign Member der American Philosophical Society. 2002/03 wurde er Fellow am Historischen Kolleg in München. Er ist ordentliches Mitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und dort in der "Kommission Martin Buber-Werk-Ausgabe" engagiert. 2007/08 war er Fellow am Wissenschaftskolleg zu Berlin. Schäfer war langjähriger Vorsitzender des Verbandes der Judaisten in der Bundesrepublik Deutschland e.V. Seit 2006 ist er Fellow an der American Academy for Jewish Research. 2007 wurde er mit der Ehrendoktorwürde der Universität Tel Aviv, Israel, geehrt.

Er hat zahlreiche Bücher und wissenschaftliche Arbeiten publiziert.

Würdigung

In der Begründung der Andrew W. Mellon Foundation heißt es: Prof. Schäfer zähle zu den bedeutendsten Judaistik-Forschern für die Zeit der Antike und des frühen Mittelalters. Der Einfluss seines wissenschaftlichen Werks reiche allerdings weit über das Fach der Judaistik hinaus. So prägten seine historischen und analytischen Arbeiten die Forschung in anderen geistes- und religionswissenschaftlichen Feldern, darunter die Forschung über Mystik, über die Literatur der Renaissance und über das frühe Christentum. Prof. Schäfer habe maßgeblich dazu beigetragen, die Tradition jüdischer Studien in Deutschland wiederzubeleben und damit die Wissenschaftslandschaft in anderen europäischen Staaten beeinflusst. - Begründung zur Verleihung des Mellon Award 12. Januar 2007 [2]

Werke (Auswahl)

  • Peter Schäfer, Die Vorstellung vom heiligen Geist in der rabbinischen Literatur, München 1972
  • Peter Schäfer: Geschichte der Juden in der Antike. Die Juden Palästinas von Alexander dem Großen bis zur arabischen Eroberung, Verlag Katholisches Bibelwerk Stuttgart, 1983 in: Journal for the Study of Judaism, Volume 14, Number 2, 1983 , pp. 221-224(4)
  • Peter Schäfer, Irina Wandrey: Reuchlin und seine Erben : Forscher, Denker, Ideologen und Spinner, Thorbecke 2005, ISBN 3-7995-5981-7
  • Peter Schäfer unter Mitarb. von Elisabeth Müller-Luckner: Wege mystischer Gotteserfahrung : Judentum, Christentum und Islam, Oldenbourg München 2006, ISBN 978-3-486-58006-8
  • Peter Schäfer: Jesus im Talmud, Mohr Siebeck Tübingen 2007, ISBN 978-3-16-149462-8
  • Peter Schäfer, Barbara Schäfer (Übersetzung): Jesus im Talmud, Princeton University Press 2007, ISBN 978-0691129266

Weblinks

Einzelnachweise

  1. [1] Barbara Beuys in die Zeit Nr. 47 vom 18. Nov. 1994
  2. [2], "Judaistik-Professor Peter Schäfer mit Mellon Award 2006 geehrt"

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