Petrus Plancius

Petrus Plancius
Petrus Plancius

Petrus Plancius, niederländisch Pieter Platevoet („Peter Plattfuß“, auch Platevoete, Plantius, Plat(t)) (* 1552 in Dranouter, Flandern; † 1622) war ein niederländischer Theologe, Astronom und Kartograf. Er fertigte zahlreiche Landkarten sowie Sternkarten und Himmelsgloben an und führte neue Sternbilder ein.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Plancius wurde unter dem Namen Pieter Platevoet als Sohn einer wohlhabender flandrischen Familie geboren.

Er studierte Mathematik, Astronomie, Geografie, Geschichte, Theologie und Fremdsprachen. Seinen Namen änderte er, wie es unter Gelehrten seinerzeit üblich war, in die lateinische Form Petrus Plancius.

1576 wurde er Mitglied der niederländisch reformierten Kirche und unternahm viele Reisen durch das Land um zu predigen. Dies war riskant, da die Niederlande Anfang des 16. Jahrhunderts an das katholische Spanien gefallen war. 1560 war es zu einer landesweiten Erhebung gekommen, die Spanier konnten jedoch den südlichen Teil zurückerobern. König Philipp II. war streng katholisch. Andersgläubige hatten nur die Möglichkeit zu konvertieren oder das Land zu verlassen. 1585 floh Plancius nach Amsterdam um der Inquisition zu entgehen.

Dort wandte er sich verstärkt den Naturwissenschaften, der Navigation und Kartografie zu. Er wurde kritisiert, dass seine Predigten zu oft von der Astronomie, der Neuen Welt und Ostindien handelten.

1590 erstellte er fünf Landkarten für eine niederländischen Ausgabe der Bibel. Es folgten weitere Karten, so 1592 die große Weltkarte Nova et exacta Terrarum Tabula geographica et hydrographica, die später sehr verbreitet war. Auch einige Himmelsgloben entstanden in der Zeit.

Plancius beriet die von Amsterdamer Kaufleuten gegründete Niederländische Ostindien-Kompanie, die den Gewürzhandel mit Ostindien (dem heutigen Indonesien) zum Ziel hatte. Um Konflikte mit den Seemächten Spanien und Portugal zu vermeiden, empfahl er eine bis dahin unbekannte Route um Nordasien herum. Er unterrichtete den Kommandanten der Flotte, Willem Barents, in der astronomischen Navigation.

Diese Nordostpassage konnte allerdings bei drei Expeditionen von 1595 bis 1597 nicht gefunden werden. Es wurde daher beschlossen, eine südliche Route zu nehmen. Auch hierzu holte man den Rat von Plancius ein.

Seinerzeit glaubte man, dass Kompassnadeln Abweichungen zeigten, je weiter man nach Süden vordrang. Plancius unterwies Frederick de Houtman in der astronomischen Positionsbestimmung, um das Phänomen zu überprüfen. Den Navigator Pieter Keyser bat er, Himmelsbeobachtungen vorzunehmen und den südlichen Sternhimmel zu kartografieren und stattete ihn mit einem Gerät (wahrscheinlich ein Astrolabium) aus.

Die erste niederländische Ostindienexpedition von 1595 bis 1598 verlief katastrophal und war ein kommerzieller Misserfolg. Von 249 Teilnehmern kehrten nur 87 lebend zurück, der Großteil war infolge von Krankheiten und Gewalttaten verstorben. Zudem konnten nur einige Fässer Pfeffer erworben werden. Die Unternehmung kann jedoch als Beginn der niederländischen Kolonialherrschaft in Ostasien angesehen werden. Außerdem wurde die Monopolstellung Portugals am Gewürzhandel gebrochen.

Keyser und Houtman hatten den Südhimmel erfolgreich vermessen und Karten angefertigt (Keyser war auf der Fahrt verstorben), wobei sie zwölf neue Sternbilder eingeführten. Plancius setzte sie zuerst 1597/1598 auf einem Himmelsglobus, 1600 von Jodocus Hondius veröffentlicht, 1602 und 1603 auf Globen des Willem Blaeu. Johann Bayer übernahm sie in seinen 1603 erschienenen Himmelsatlas Uranometria.[1]

Nach 1598 hat Plancius zunächst keine Karten mehr angefertigt. Offensichtlich hatte er sich wieder mehr der Theologie zugewandt. Erst 1612 fertigte er einen Himmelsglobus an, dessen Grundlage eigene Beobachtungen, die Aufzeichnungen von Tycho Brahe und anderer Astronomen waren.

Plancius war eng mit Henry Hudson befreundet, der mehrere Expeditionen in der Neuen Welt durchführte.

Er verstarb 1622.

Karten

Sternbilder nach Plancius

Auf Placius gehen etliche neu eingeführte Sternbilder zurück:

1589 überarbeitet er einen Himmelsglobus. Dabei nahm er zusätzlich zu den vorhandenen Bilder die Magellanschen Wolken (die noch unbenannt waren) und zwei Sternbilder auf:

  1. Crux (Kreuz des Südens)
  2. Triangulum Australe (Südliches Dreieck)

Die Informationen hierüber hatte er den Berichten von Forschungsreisenden, namentlich Andreas Corsali (1512), Amerigo Vespucci (1501) und Pedro de Medina entnommen. Das Dreieck steht aber am Kopf[2], und das Kreuz ist beim Eridanus angesiedelt[3]. Das korrigiert er erst 1598 mit den Daten von Keyser und de Houtman. Daher wird es heute auch ihnen, und damit Bayer zugeschrieben.

Auf der Terrarum Tabula von 1592 sind im oberen Teil zwei Sternkarten des nördlichen und südlichen Himmels abgebildet. Sie enthalten zwei neue Sternbilder:

  1. Columba (Taube)
  2. Polophylax („Hüter des Südpols“[4])

Beide finden sich auch auf der Weltkarte von 1597.

In seinem Himmelsglobus von 1612 führte er acht neue Sternbilder ein. Sechs davon werden fälschlicherweise oft dem schlesischen Kartografen Jacob Bartsch zugesprochen, der sie 1624 in einer Sternkarte aufnahm und sie mit religiösen Bedeutungen versah. Plancius selbst hinterließ seine Gründe, diese Sternbilder einzuführen, nicht. Die Sternbilder, die von Plancius eingeführt worden waren, sind:

  1. Gallus (Hahn), westlich des Großen HundesAlector Gallus Dio bei Bartsch, der Hahn der krähte als Jesus Christus dreimal von Petrus verraten worden war
  2. Apes (Biene), nördlich des WiddersVespa (Wespe) bei Bartsch, ein Insekt, das in der Geschichte von Samson erwähnt wird, später Musca (Fliege) bei Hevelius 1690
  3. Camelpardalis (Giraffe), nördlich des Fuhrmannes – angeblich das Reittier, auf dem Rebecca zu ihrer Hochzeit mit Isaac ritt. Es handelt sich offensichtlich um einen Übersetzungsfehler, gemeint war wohl ein Kamel.
  4. Jordanis fluvius (Jordan), südliche Sterne des Großen Bären
  5. Tigris fluvius (Tigris), südliche Sterne des Großen Bären - die Flüsse Jordan und Tigis sollen dem Garten Eden entspringen.
  6. Monoceros Unicornis (Einhorn), nördlich des Großen Hundes – ein Einhorn, das in alten Bibelübersetzungen vorkommt
  7. Cancer Minor (Kleiner Krebs), westlich des „großen“ Krebses
  8. Sagitta Australis (Südlicher Pfeil), östlich des Skorpions

Von Plancius’ Sternbildern sind heute nur noch die Taube, die Giraffe und das Einhorn gebräuchlich.

Werke

  • Nova et exacta Terrarum Tabula geographica et hydrographica, 1592
  • Orbis terrarum typus de integro multis in locis emendatus, Alberti Henrici & Cornelii Nicolai, Den Haag 1599

Literatur

Weblinks

 Commons: Petrus Plancius – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Gary D. Thompson: Modern Western Constellations. 28: The constellating of the southern sky. Webdokument 2007
  2. Jim Fuchs: Filling the Sky. 2003, ISBN 0-9744397-1-1; Kapitel Triangulum Australe. S. 79 als Webdokument, PDF 0,2 MB
  3. Crux – Ian Ridpath: Startales.
  4. Übersetzung des Griechischen

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