Phänologie

Phänologie
Buschwindröschen am 13. März
Forsythie am 31. März
Bärlauch am 10. Mai
Kartoffel-Rose am 8. Juni

Die Phänologie (griechisch φαίνο|μαι pʰaíno|mai „mir erscheint“ und -logie) befasst sich mit den im Jahresablauf periodisch wiederkehrenden Entwicklungserscheinungen in der Natur und die Phänometrie mit der Erfassung derer.

Die Phänologie beschäftigt sich hauptsächlich mit biologischen Prozessen im Kontext der Ökologie und Biogeographie.

Die Eintrittszeiten charakteristischer Erscheinungen werden in einem phänologischen Kalender festgehalten. Dieser unterteilt das Phänologische Jahr in physiologisch-biologisch begründete zehn Jahreszeiten und orientiert sich an charakteristischen Entwicklungsstadien typischer mitteleuropäischer Pflanzen (phänologische Zeigerpflanzen).

Inhaltsverzeichnis

Phänologischer Kalender

Das Eintreten der phänologischen Jahreszeiten ist lokal deutlich unterschiedlich und differiert auch in den verschiedenen Jahren. Schon deshalb decken sie sich nicht mit den an fixe Anfangs- und Enddaten gebundenen astronomischen und meteorologischen Jahreszeiten. In der Landwirtschaft sind es aber gerade die phänologischen Jahreszeiten, die dem Bauern helfen, zu beurteilen, welche Arbeiten für seinen Landstrich anfallen.

Für einige Ereignisse (z. B. Apfelblüte) gibt es weit zurückreichende Beobachtungen, aus denen Rückschlüsse über die Entwicklung des Klimas im 2. Jahrtausend gezogen werden können. Für das 20. Jahrhundert lässt sich feststellen, dass die Frühlingsphasen immer früher eintreten, was sich nach derzeitigem Wissensstand auf Einflüsse des globalen Klimawandels zurückführen lässt.

Phänologische Zeigerpflanzen

Wildpflanzen werden nach Regionentypus ausgewählt, wenn sie häufig oder leicht zu beobachten sind:

Nutzpflanzen aus Landwirtschaft und Obstbau:

Zierpflanzen im Garten, Hierbei wird je nach Beobachtungsprogramm eine bestimmte Ziersorte ausgewählt:

Daneben erfasst man auch das Verhalten von Tieren, etwa die erste Biene, den ersten Schmetterling (Kleiner Fuchs, Kleiner Kohlweißling, Zitronenfalter), den ersten Kuckucksruf, Maikäfer oder die erste Rauchschwalbe

Phänologische Jahreszeiten

Vorfrühling

Der Vorfrühling beginnt meist Ende Februar oder Anfang März. Er wird angezeigt durch die Erste Blüte[1] von Haselnuss, Schneeglöckchen, Schwarz-Erle und Salweide, die Vollblüte des Winter-Jasmins, in den Alpen den Austrieb[2] des Bergahorn. Sobald die überschüssige Winterfeuchtigkeit von den Böden verschwunden ist, beginnt die landwirtschaftliche Tätigkeit, die mit der Aussaat des Sommergetreides endet.

Erstfrühling

Der darauffolgende Erstfrühling äußert sich durch die Blüte von Forsythie, Stachel- und Johannisbeere, später von Kirsche, Pflaume und Birne, von Schlehdorn und Ahorn. Das Sommergetreide geht auf, Dauergrünland ergrünt. Blätter treiben, zunächst Rosskastanie und Birke, etwa eine Woche später auch Rotbuche, Linde und Ahorn. Die Bauern beginnen mit der Aussaat von Kartoffeln und Futterrüben.

Vollfrühling

Der Vollfrühling ist durch die Blüte von Kulturapfel und Flieder, später auch der Himbeere gekennzeichnet. Der Vollfrühling startet meist Ende Februar im Südwesten von Portugal und erreicht ca. 90 Tage später das etwa 3.600 km entfernte Finnland. Er zieht in Europa also mit ca. 40 km pro Tag nordwärts. Die Stieleichen treiben Blätter. Auf den Feldern gehen Futterrüben, Kartoffeln und Wintergetreide auf.

Frühsommer

Der Frühsommer fällt meist in den Juni. Es blühen Gräser, Wiesen-Fuchsschwanz, Schwarzer Holunder, Weißdorn, Wald-Geißbart und Türkischer Mohn. Während der Winterroggen bereits blüht, zeigen sich bei den anderen Getreidearten die ersten Ähren und Rispen. Der Frühsommer ist auch die Zeit der Heuernte und für viele Allergiker der Beginn der Heuschnupfen-Saison.

Hochsommer

Im Hochsommer blühen Sommer-Linde, Wegwarte und Kartoffel; in den Gärten reifen die Johannisbeeren. Wichtigstes landwirtschaftliches Ereignis ist die Getreideernte, die mit dem Schneiden des Winterrapses beginnt. Es folgt die Ernte der Wintergerste, am Ende schließlich die von Winterroggen und Hafer.

Spätsommer

Im Spätsommer reifen bereits zahlreiche Früchte wie Frühapfel, Felsenbirne und Frühzwetschge, aber auch die Vogelbeere. Zeitgleich beginnt die Blüte des Heidekrauts und der Herbst-Anemone. Die Getreideernte ist weitgehend abgeschlossen; die zweite Heuernte (Grummet) findet statt.

Frühherbst

Zeigerpflanzen für den beginnenden Frühherbst sind schließlich die nun blühende Herbst-Zeitlose sowie die einsetzende Reife von Schwarzem Holunder und Haselnuss. Geerntet werden nun unter anderen Birnen und Zwetschgen.

Vollherbst

Erst im Vollherbst reifen Stieleiche, Rosskastanie, Quitte und Walnuss. In dieser Zeit beginnen auch viele Wildbäume ihr Laub zu verfärben, unter anderem Rosskastanie, Rotbuche, Eiche, Esche und Selbstkletternde Jungfernrebe („Wilder Wein“). Bei den Kulturbäumen (Obstbäume) fallen bereits die Blätter. Geerntet werden nun Spätkartoffeln, Rüben und Äpfel. Es beginnt die Aussaat des Wintergetreides.

Spätherbst

Sobald auch die Wildbäume (Stieleiche, Rosskastanie) ihr Laub abwerfen, beginnt der Spätherbst. Das Wintergetreide geht auf. Mit Absinken der Temperaturen wird in der Landwirtschaft die Arbeit allmählich eingestellt. Mit dem Ende des Laubfalls endet der Spätherbst meist Mitte/Ende November

Winter

Im Winter haben alle Bäume ihr Laub verloren (abgesehen von frühjahrsabwerfenden Bäumen, wie manche Eichen oder Buchen, und vereinzelten wintergrünen Laubgehölzen). Das Wintergetreide läuft auf. Im Übrigen herrscht weitgehend Vegetationsruhe. Der phänologische Winter geht ungefähr von Ende November/Anfang Dezember bis Mitte/Ende Februar.

Siehe auch

Literatur

  • Claudio Defila: Pflanzenphänologie der Schweiz. Schweizerische Meteorologische Anstalt, Zürich 1991.
  • Egon Ihne: Über Beziehungen zwischen Pflanzenphänologie und Landwirtschaft. Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft, Berlin 1909.
  • Heinrich Hoffmann: Phänologische Beobachtungen. In: Berichte der Deutschen Botanischen Gesellschaft. 1886.
  • Jochem Nietzold: Phänologie. Vom Rhythmus des Zeitleibes der Pflanzen im Jahreslauf. Beiträge zu einer kosmologischen Biologie. Mellinger, Stuttgart 1993, ISBN 3-88069-305-6.
  • Fritz Schnelle: Pflanzenphänologie. Akademische Verlagsgesellschaft, Leipzig 1955.
  • Franz Seyfert: Phänologie. 2. Auflage. Westarp, Hohenwarsleben 2007, ISBN 978-3-89432-687-6 (Nachdruck der 1. Auflage Wittenberg Lutherstadt 1960).

Einzelnachweise

  1. Erste Blüte auf zamg.ac.at
  2. Austrieb auf zamg.ac.at

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Phänologie — (griech., »Erscheinungslehre«; hierzu Beilage: »Phänologische Karten«), in ihrem botanischen Teile, Pflanzenphänologie, die Wissenschaft, die sich mit der zeitlichen Entwickelung des Pflanzenlebens im Laufe des Jahres, vornehmlich mit der… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Phänologie — Phänologische Karte des Frühlingseinzugs in Mitteleuropa …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Phänologie — Phänologīe (grch.), der Zweig der Botanik, der sich mit der Beobachtung der einzelnen Entwicklungsphasen der Pflanze (Dauer der Vegetationsperiode, Zeit der Blatt –, Blüte und Fruchtentwicklung) beschäftigt …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Phänologie — Phänologie, Forschungsrichtung, die sich mit den Beziehungen zwischen Entwicklung bzw. Verhalten von Organismen und den klimatischen Einflüssen bzw. Veränderungen im Lauf eines Jahres befasst. Beispiele: Blühtermine von Bäumen; Ankunftszeiten von …   Deutsch wörterbuch der biologie

  • Phänologie — Phä|no|lo|gie 〈f. 19; unz.; Biol.〉 Wissenschaft von den jahreszeitlich bedingten Erscheinungsformen bei Tieren u. Pflanzen [<grch. phainesthai „erscheinen“ + logos „Lehre“] * * * Phä|no|lo|gie, die; ↑ [ logie]: Lehre vom Einfluss der Witterung …   Universal-Lexikon

  • Phänologie — fenologija statusas T sritis ekologija ir aplinkotyra apibrėžtis Mokslas, tiriantis kasmet pasikartojančius gyvosios ir negyvosios gamtos sezoninius reiškinius, tų reiškinių priklausomybę nuo klimato ir kitų ekologinių veiksnių. Analizuoja… …   Ekologijos terminų aiškinamasis žodynas

  • Phänologie — Phä|no|lo|gie 〈f.; Gen.: ; Pl.: unz.〉 Lehre von den jahreszeitlich bedingten Erscheinungformen bei Tieren u. Pflanzen [Etym.: <grch. phainesthai »erscheinen« + …logie] …   Lexikalische Deutsches Wörterbuch

  • Phänologie — Phä|no|lo|gie die; <zu ↑...logie> Wissenschaft von den jahreszeitlich bedingten Erscheinungsformen bei Tier u. Pflanze (z. B. die Laubverfärbung der Bäume; Biol.) …   Das große Fremdwörterbuch

  • Phänologie — Phä|no|lo|gie, die; <griechisch> (Lehre von den Erscheinungen des jahreszeitlichen Ablaufs in der Pflanzen und Tierwelt, z. B. der Laubverfärbung der Bäume) …   Die deutsche Rechtschreibung

  • Erstfrühling — Windröschen am 13. März Forsythie am 31. März …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”