- Phänologie
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Die Phänologie (griechisch φαίνο|μαι pʰaíno|mai „mir erscheint“ und -logie) befasst sich mit den im Jahresablauf periodisch wiederkehrenden Entwicklungserscheinungen in der Natur und die Phänometrie mit der Erfassung derer.
Die Phänologie beschäftigt sich hauptsächlich mit biologischen Prozessen im Kontext der Ökologie und Biogeographie.
Die Eintrittszeiten charakteristischer Erscheinungen werden in einem phänologischen Kalender festgehalten. Dieser unterteilt das Phänologische Jahr in physiologisch-biologisch begründete zehn Jahreszeiten und orientiert sich an charakteristischen Entwicklungsstadien typischer mitteleuropäischer Pflanzen (phänologische Zeigerpflanzen).
Inhaltsverzeichnis
Phänologischer Kalender
Das Eintreten der phänologischen Jahreszeiten ist lokal deutlich unterschiedlich und differiert auch in den verschiedenen Jahren. Schon deshalb decken sie sich nicht mit den an fixe Anfangs- und Enddaten gebundenen astronomischen und meteorologischen Jahreszeiten. In der Landwirtschaft sind es aber gerade die phänologischen Jahreszeiten, die dem Bauern helfen, zu beurteilen, welche Arbeiten für seinen Landstrich anfallen.
Für einige Ereignisse (z. B. Apfelblüte) gibt es weit zurückreichende Beobachtungen, aus denen Rückschlüsse über die Entwicklung des Klimas im 2. Jahrtausend gezogen werden können. Für das 20. Jahrhundert lässt sich feststellen, dass die Frühlingsphasen immer früher eintreten, was sich nach derzeitigem Wissensstand auf Einflüsse des globalen Klimawandels zurückführen lässt.
Phänologische Zeigerpflanzen
Wildpflanzen werden nach Regionentypus ausgewählt, wenn sie häufig oder leicht zu beobachten sind:
- Bergahorn, Besenheide, Buschwindröschen, Lärche, Fichte, Flieder, Frühlings-Knotenblume, Birken, Haselnuss, Heidelbeere (Blaubeere), Herbst-Zeitlose, Löwenzahn, Robinie, Rosskastanie, Rotbuche, Sal-Weide, Schlehdorn, Schneeglöckchen, Schwarzer Holunder, Stiel-Eiche, Vogelbeere (Eberesche), Wald-Erdbeere, Wiesen-Knäuelgras, Winter-Linde
Nutzpflanzen aus Landwirtschaft und Obstbau:
- Mais, Raps, Wintergetreide, Sommergetreide (Hafer, Gerste, Weizen, Roggen), Sonnenblume, Spätkartoffel, Zuckerrübe, Kulturapfel, Aprikose (Marille), Rote Johannisbeere (Ribisel), Süßkirsche, Edle Weinrebe, Pflaume/Zwetschge
Zierpflanzen im Garten, Hierbei wird je nach Beobachtungsprogramm eine bestimmte Ziersorte ausgewählt:
- Zaubernuss (Hamamelis x Intermedia), Herbstblühende Zaubernuss (Hamamelis virginiana), Forsythie (Forsythia suspensa), Chinesischer Flieder (Syringa x chinensis), Europäischer Pfeifenstrauch (Philadelphus coronarius)
Daneben erfasst man auch das Verhalten von Tieren, etwa die erste Biene, den ersten Schmetterling (Kleiner Fuchs, Kleiner Kohlweißling, Zitronenfalter), den ersten Kuckucksruf, Maikäfer oder die erste Rauchschwalbe
Phänologische Jahreszeiten
Vorfrühling
Der Vorfrühling beginnt meist Ende Februar oder Anfang März. Er wird angezeigt durch die Erste Blüte[1] von Haselnuss, Schneeglöckchen, Schwarz-Erle und Salweide, die Vollblüte des Winter-Jasmins, in den Alpen den Austrieb[2] des Bergahorn. Sobald die überschüssige Winterfeuchtigkeit von den Böden verschwunden ist, beginnt die landwirtschaftliche Tätigkeit, die mit der Aussaat des Sommergetreides endet.
Erstfrühling
Der darauffolgende Erstfrühling äußert sich durch die Blüte von Forsythie, Stachel- und Johannisbeere, später von Kirsche, Pflaume und Birne, von Schlehdorn und Ahorn. Das Sommergetreide geht auf, Dauergrünland ergrünt. Blätter treiben, zunächst Rosskastanie und Birke, etwa eine Woche später auch Rotbuche, Linde und Ahorn. Die Bauern beginnen mit der Aussaat von Kartoffeln und Futterrüben.
Vollfrühling
Der Vollfrühling ist durch die Blüte von Kulturapfel und Flieder, später auch der Himbeere gekennzeichnet. Der Vollfrühling startet meist Ende Februar im Südwesten von Portugal und erreicht ca. 90 Tage später das etwa 3.600 km entfernte Finnland. Er zieht in Europa also mit ca. 40 km pro Tag nordwärts. Die Stieleichen treiben Blätter. Auf den Feldern gehen Futterrüben, Kartoffeln und Wintergetreide auf.
Frühsommer
Der Frühsommer fällt meist in den Juni. Es blühen Gräser, Wiesen-Fuchsschwanz, Schwarzer Holunder, Weißdorn, Wald-Geißbart und Türkischer Mohn. Während der Winterroggen bereits blüht, zeigen sich bei den anderen Getreidearten die ersten Ähren und Rispen. Der Frühsommer ist auch die Zeit der Heuernte und für viele Allergiker der Beginn der Heuschnupfen-Saison.
Hochsommer
Im Hochsommer blühen Sommer-Linde, Wegwarte und Kartoffel; in den Gärten reifen die Johannisbeeren. Wichtigstes landwirtschaftliches Ereignis ist die Getreideernte, die mit dem Schneiden des Winterrapses beginnt. Es folgt die Ernte der Wintergerste, am Ende schließlich die von Winterroggen und Hafer.
Spätsommer
Im Spätsommer reifen bereits zahlreiche Früchte wie Frühapfel, Felsenbirne und Frühzwetschge, aber auch die Vogelbeere. Zeitgleich beginnt die Blüte des Heidekrauts und der Herbst-Anemone. Die Getreideernte ist weitgehend abgeschlossen; die zweite Heuernte (Grummet) findet statt.
Frühherbst
Zeigerpflanzen für den beginnenden Frühherbst sind schließlich die nun blühende Herbst-Zeitlose sowie die einsetzende Reife von Schwarzem Holunder und Haselnuss. Geerntet werden nun unter anderen Birnen und Zwetschgen.
Vollherbst
Erst im Vollherbst reifen Stieleiche, Rosskastanie, Quitte und Walnuss. In dieser Zeit beginnen auch viele Wildbäume ihr Laub zu verfärben, unter anderem Rosskastanie, Rotbuche, Eiche, Esche und Selbstkletternde Jungfernrebe („Wilder Wein“). Bei den Kulturbäumen (Obstbäume) fallen bereits die Blätter. Geerntet werden nun Spätkartoffeln, Rüben und Äpfel. Es beginnt die Aussaat des Wintergetreides.
Spätherbst
Sobald auch die Wildbäume (Stieleiche, Rosskastanie) ihr Laub abwerfen, beginnt der Spätherbst. Das Wintergetreide geht auf. Mit Absinken der Temperaturen wird in der Landwirtschaft die Arbeit allmählich eingestellt. Mit dem Ende des Laubfalls endet der Spätherbst meist Mitte/Ende November
Winter
Im Winter haben alle Bäume ihr Laub verloren (abgesehen von frühjahrsabwerfenden Bäumen, wie manche Eichen oder Buchen, und vereinzelten wintergrünen Laubgehölzen). Das Wintergetreide läuft auf. Im Übrigen herrscht weitgehend Vegetationsruhe. Der phänologische Winter geht ungefähr von Ende November/Anfang Dezember bis Mitte/Ende Februar.
Siehe auch
- Wachstumsgradtag, Berechnungsformel der heuristischen Phänologie
- Aspektfolge von Ökosystemen
- Blumenuhr zu einer circadianen Phänologie und deren Zeigerpflanzen
Literatur
- Claudio Defila: Pflanzenphänologie der Schweiz. Schweizerische Meteorologische Anstalt, Zürich 1991.
- Egon Ihne: Über Beziehungen zwischen Pflanzenphänologie und Landwirtschaft. Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft, Berlin 1909.
- Heinrich Hoffmann: Phänologische Beobachtungen. In: Berichte der Deutschen Botanischen Gesellschaft. 1886.
- Jochem Nietzold: Phänologie. Vom Rhythmus des Zeitleibes der Pflanzen im Jahreslauf. Beiträge zu einer kosmologischen Biologie. Mellinger, Stuttgart 1993, ISBN 3-88069-305-6.
- Fritz Schnelle: Pflanzenphänologie. Akademische Verlagsgesellschaft, Leipzig 1955.
- Franz Seyfert: Phänologie. 2. Auflage. Westarp, Hohenwarsleben 2007, ISBN 978-3-89432-687-6 (Nachdruck der 1. Auflage Wittenberg Lutherstadt 1960).
Einzelnachweise
- ↑ Erste Blüte auf zamg.ac.at
- ↑ Austrieb auf zamg.ac.at
Weblinks
- Phänologischer Kalender des Deutschen Wetterdienstes
- Phänologie-Journal des Deutschen Wetterdienstes
- Phänologie-Portal der österreichischen Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik
- Aktion „Apfelblütenland“ auf planet-wissen.de
- Videogruppe phänologischer Beobachter auf YouTube
- Phänologische Uhr auf naturdetektive.de
- Meteo Schweiz Phänologische Beobachtungen seit 1808
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