Kultur-Birne

Kultur-Birne
Kultur-Birne
Kultur-Birnen (Pyrus communis), Illustration

Kultur-Birnen (Pyrus communis), Illustration

Systematik
Familie: Rosengewächse (Rosaceae)
Unterfamilie: Spiraeoideae
Tribus: Pyreae
Untertribus: Kernobstgewächse (Pyrinae)
Gattung: Birnen (Pyrus)
Art: Kultur-Birne
Wissenschaftlicher Name
Pyrus communis
L.

Die Kultur-Birne (Pyrus communis) ist eine Pflanzenart, die zu den Kernobstgewächsen (Pyrinae) aus der Familie der Rosengewächse (Rosaceae) gehört. Sie ist eine alte Kulturpflanze und wird in zahlreichen Sorten als Obstbaum kultiviert.

Inhaltsverzeichnis

Merkmale

Als Allee gepflanzte Birnbäume mit typischer Kronenausbildung

Der sommergrüne Baum zeigt sich je nach Unterlage, Sorte und Schnitt in sehr unterschiedlichen Wuchsformen und erreicht Wuchshöhen zwischen 3 und 20 Meter. Klassische Birnenbäume zeigen steile, ei- bis birnenförmige Kronen mit ausgeprägter Stammverlängerung. Die Borke ist dunkel graubraun und reißt in großen Schuppen oder Feldern auf. Die Rinde der Zweige ist anfangs glänzend braun und später graubraun. Sie können je nach Sorte bedornt oder unbedornt sein. Die Chromosomenzahl beträgt 2n=34. Veredelte Birnbäume werden durchschnittlich ungefähr 70 Jahre alt, Mostbirnbäume zum Teil aber auch 200 Jahre. Birnenstandorte sollten über tiefgründige, nährstoffreiche Böden mit guter, von Staunässe freier Wasserversorgung und ein eher trocken-warmes Klima verfügen.[1] [2]

Blätter

Die eiförmigen bis elliptischen Laubblätter werden zwischen 5 und 8 Zentimeter lang und 4,5 bis 5,5 Zentimeter breit. Sie sind wechselständig angeordnet und meist zwischen 4 und 8 Zentimeter lang gestielt. Der Blattrand ist fein gesägt oder gekerbt, wobei die untere Blatthälfte oft ganzrandig ist. Die ledrigen Blätter sind anfangs behaart und werden später kahl. Ihre Farbe ist glänzend dunkelgrün. Im Herbst nehmen sie eine gelbe bis orangerote Farbe an.

Blüte und Frucht

Die streng riechenden Blüten stehen in doldentraubigen Blütenständen zusammen. Die zwittrigen, radiärsymmetrischen, fünfzähligen Blüten weisen einen Durchmesser von 2 bis 3 Zentimeter auf. Die fünf weißen Kronblätter werden etwa 2 Zentimeter lang. Die Staubbeutel sind meist rot. Blütezeit ist je nach Sorte April und Mai. Die Blüten werden durch Insekten bestäubt und sind selten selbstfertil. Die Früchte sind zwischen Juli und Oktober pflückreif. Die essbare Apfelfrucht, mit typischer Birnenform, wird zwischen 5 und 16 Zentimeter lang und 4 bis 12 Zentimeter breit. Sie sind saftig und süß. Man unterscheidet die Birnensorten in Hinblick auf die beste Nutzungmöglichkeit ihrer Früchte in Tafel-, Koch- oder Mostsorten.

Rinde

Die hell- bis schwarzgraue Rinde bildet eine sogenannte Würfelborke, da sie scharfe Quer- und Längsrisse aufweist und sie in würfelförmige Felder unterteilt. Diese Beschaffenheit macht den Birnbaum auch im Winter leicht kenntlich.

Inhaltsstoffe der Früchte

Nährwerte pro 100 g Birne[3]
Brennwert 219–233 kJ (52–55 kcal)
Eiweiß 0,38 g
Kohlenhydrate 15,46 g
- davon Zucker 9,80 g
- Ballaststoffe 3,1 g
Fett 0,3 g
Vitamine und Mineralstoffe
Vitamin B1 0,012 mg
Vitamin B2 0,025 mg
Vitamin B3 0,157 mg
Vitamin B5 0,048 mg
Vitamin B6 0,028 mg
Vitamin B9 7 μg
Vitamin C 4,2 mg
Calcium 9 mg
Eisen 0,17 mg
Magnesium 7 mg
Phosphor 11 mg
Kalium 119 mg
Zink 0,10 mg

Birnen bestehen zu 83% aus Wasser und enthalten etwa 10% Kohlenhydrate (darunter Pektine), 3% Ballaststoffe, Eiweiß, Fett, Mineralstoffe, Vitamine und Fruchtsäuren.[4]

Tagesbedarf eines Erwachsenen
Kalium Calcium Magnesium Vitamin C
6 % 1 % 2 % 7 %

Quelle: EU-Nährwertkennzeichnungsrichtlinie (EU NWKRL 90/496/EWG)

Geschichte

Es handelt sich bei der Kultur-Birne um eine alte, hybridogene Kulturpflanze, die aus mehreren in Europa und Westasien verbreiteten Wildarten entstand. Wahrscheinlich zur Hauptsache aus Pyrus syriaca (Südwestasien), Pyrus pyraster (Mitteleuropa) und Pyrus nivalis (südmediterran). [5] Ursprünglich wurde sie in Vorderasien erstmals kultiviert und gelangte früh nach Mitteleuropa, wo sie für die Jungsteinzeit im Gebiet um den Bodensee belegt ist. In Griechenland wird sie seit etwa 1000 v. Chr. angebaut, die Römer übernahmen die Kultur. Nach Ende der Römerzeit ging der Anbau zurück, sie wurde aber ab 600 n. Chr. von Klöstern und Adeligen wieder vermehrt angebaut. Ab etwa 1750 begann ein goldenes Jahrhundert für die Kulturbirne und es entstanden zahlreiche neue Sorten.[4]

Die Erstveröffentlichung von Pyrus communis 1753 durch Carl von Linné in Species Plantarum, 479.

Sorten (Auswahl)

Grosser Katzenkopf

Siehe auch Liste der Birnensorten.

Zwergobst

Sehr beliebt sind Birnen heutzutage auch als Obstzwerge, bei denen normale Tafelsorten auf einer schwachwüchsigen Unterlage veredelt werden, sodass die Endhöhe des Bäumchens unter 1,50 m liegt, dennoch aber eine Ernte von mehreren Kilo pro Jahr möglich ist.

Krankheiten und Schädlinge

  • Birnengitterrost (Gymnosporangium sabinae), ein Rostpilz
  • Birnenblattsauger (Cacopsylla pyri), ein Blattfloh (Sternorrhyncha: Psyllidae)
  • Birnen-Knospenstecher (Anthonomus piri)
  • Birnenverfall (ausgelöst durch Phytoplasmen)
  • Feuerbrand

Nutzung

Die klimakterischen Früchte sind nur begrenzt lagerfähig und liefern daher vor allem Frischobst. Sie werden auch zu Trockenfrüchten (Kletzen), Sirup (Birnenkraut), Marmelade, Saft und alkoholischen Getränken (Obstbrände) verarbeitet oder in Konserven eingemacht. Das Holz findet Verwendung als dauerhaftes und wertvolles Tischlerholz und im Musikinstrumentenbau. [4]

Aufgrund der vergleichsweise geringen Zuckerproduktion (Zuckerwert: 0,05–0,30 mg/Tag/Blüte bei 5–48 % Zuckergehalt im Nektar) ist die Birne jedenfalls in Europa imkerlich trotz ihrer Häufigkeit keine maßgebliche Haupttracht.[6]

Quellen

Literatur

  • Mark Bachofer & Joachim Mayer: Der neue Kosmos Baumführer. Stuttgart 2006, ISBN 3-440-10217-3
  • M. A. Fischer, W. Adler, K. Oswald: Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol, Linz 2005, ISBN 3-85474-140-5
  • Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora. 8. Auflage, Ulmer, Stuttgart 2001, ISBN 3-8001-3131-5

Einzelnachweise

  1. Karl-Heinz Varnicek: Obstbau im Garten. 10. Auflage, VEB Deutscher Landwirtschaftsverlag, Berlin 1981, S. 33 f.
  2. Horst Köhler: Das praktische Gartenbuch. 38. Auflage, C. Bertelsmann, Gütersloh 1961, S. 357 f.
  3. http://www.nal.usda.gov/fnic/foodcomp/search/
  4. a b c Klaus Becker, Stefan John: Farbatlas Nutzpflanzen in Mitteleuropa. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart, 2000, ISBN 3-8001-4134-5
  5. Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora. 8. Auflage, Ulmer, Stuttgart 2001, ISBN 3-8001-3131-5
  6. Helmut Horn, Cord Lüllmann: Das große Honigbuch, Kosmos, Stuttgart 3. Aufl. 2006, S. 29f. ISBN 3-440-10838-4

Weblinks

 Commons: Kultur-Birne – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

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