Quitte

Quitte
Echte Quitte
Quittenfrucht (Cydonia oblonga)

Quittenfrucht (Cydonia oblonga)

Systematik
Familie: Rosengewächse (Rosaceae)
Unterfamilie: Spiraeoideae
Tribus: Pyreae
Untertribus: Kernobstgewächse (Pyrinae)
Gattung: Quitte
Art: Echte Quitte
Wissenschaftlicher Name der Gattung
Cydonia
Mill.
Wissenschaftlicher Name der Art
Cydonia oblonga
Mill.

Die Quitte [ˈkvɪtə] (Cydonia oblonga), die einzige Pflanzenart innerhalb der Gattung Cydonia, gehört zu den Kernobstgewächsen (Pyrinae) in der Familie der Rosengewächse (Rosaceae).

Inhaltsverzeichnis

Namensgebung

Die Quitte verdankt ihren Namen botanisch-wissenschaftlich wie auch in unserem Sprachgebrauch der griechischen Stadt Kydonia, heute Chania, im Nordwesten der Insel Kreta.

Die Quitte ist außerdem Namensgeber für die Marmelade (von portugiesisch marmelo für Quitte, aus dem griechischen melimelon „Honigapfel“).

Vorkommen

Die ursprüngliche Heimat liegt im östlichen Kaukasus und im Transkaukasus. Populationen in der Türkei, Syrien, Turkmenistan und Afghanistan könnten durch die schon lange zurückliegende Verbreitung durch Menschen entstanden sein. Erste Nachweise über kultivierte Quitten aus dem Kaukasus reichen 4000 Jahre zurück, in Griechenland findet man sie ab 600 v. Chr., bei den Römern ab 200 v. Chr. In Mitteleuropa wird sie erst seit dem 9. Jahrhundert angebaut, als wärmeliebende Pflanze dort bevorzugt in Weinbaugebieten.[1]

Heute werden die Sorten vor allem in Asien und Europa angepflanzt. In West- und Mitteleuropa spielt sie eher eine untergeordnete Rolle. Der erwerbsmäßige Anbau ist in Deutschland selten. In Baden-Württemberg und im Rheinland werden gute Fruchtqualitäten erzielt.

Beschreibung

Illustration: gut zu erkennen sind die freien Griffel.
Blüten der Quitte.

Vegetative Merkmale

Cydonia oblonga ist ein laubabwerfender Strauch oder kleiner Baum, der Wuchshöhen von 4 bis 8 Meter erreicht. Die Rinde junger Zweige ist violett und behaart - später bräunlich violett und glatt. Die kleinen, behaarten Knospen sind nur von wenigen Schuppen geschützt.

Die wechselständigen Laubblätter sind in Blattstiel und Blattspreite gegliedert. Der behaarte Blattstiel ist 0,8 bis 1,5 cm lang. Die beim Austrieb behaarte Blattspreite ist 5 bis 10 cm lang und 3 bis 5 cm breit. Der Blattrand ist glatt. Es sind Nebenblätter vorhanden.

Generative Merkmale

Die Blüten stehen einzeln an den Spitzen beblätterter Zweige, genauer gesagt an der Spitze diesjähriger Triebe an einjährigen Zweigen (beim Baumschnitt zu beachten). Der behaarte Blütenstiel ist etwa 5 mm lang. Die zwittrige, radiärsymmetrische, fünfzählige Blüte weist einen Durchmesser von 4 bis 5 cm auf mit doppelter Blütenhülle (Perianth). Der Blütenbecher (Hypanthium) ist glockenförmig. Die fünf auf beiden Seiten behaarten Kelchblätter sind zurückgebogen und 5 bis 6 mm lang mit glattem Rand. Die fünf freien, weißen oder rosafarbenen Kronblätter sind verkehrt-eiförmig und etwa 1,8 cm lang. Die 20 Staubblätter sind weniger als halb so lang wie die Kronblätter. Die fünf unterständig Fruchtblätter enthalten jeweils viele Samenanlagen. Die fünf freien Griffel sind an ihrer Basis flaumig behaart und fast so lang wie die Staubblätter.

Die Quitte blüht nur in einem kurzen Zeitraum im Mai und Juni. Da die Quitte selbstfruchtbar ist, wird kein zweiter Baum zur Bestäubung benötigt.

Der wollig behaarte Fruchtstiel ist etwa 5 mm lang. Die gelbe, duftende, behaarte, vielsamige Frucht weist bei der Wildform einen Durchmesser von 3 [1] bis 5 [2] Zentimeter auf, kultivierte Sorten können deutliche größere Früchte bilden. Die zurückgeschlagenen Kelchblätter sind auch noch bei Reife deutlich zu erkennen. Die Früchte enthalten viele Samen. Auch die Frucht heißt Quitte. Es ist eine Sammelbalgfrucht – genauer eine Apfelfrucht –, die im Aufbau Äpfeln oder Birnen ähnelt. Nach der äußeren Form der Früchte werden als Sortengruppen Apfelquitten (Cydonia oblonga var. maliformis) und Birnenquitten (Cydonia oblonga var. oblonga) unterschieden. Sie gehört zu den letzten Früchten im Saisonkalender und wird im Spätherbst, also normalerweise im Oktober bis hinein in den November, geerntet.

Die Quitte trägt vier bis acht Jahre nach ihrer Pflanzung die ersten Früchte. Die Vermehrung der Kultursorten aus Stecklingen oder Abrissen gelingt nur manchmal. Die im Handel erhältlichen Pflanzen sind meist durch Aufpfropfen veredelt.

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 34.

Quitten (Quitte A) werden gern als Unterlage für andere Obstbäume, insbesondere für Birnen verwendet.

Inhaltsstoffe

Die Samen enthalten Schleimstoffe, giftige cyanogene Glycoside und Öl. Die Quittenfrucht selber enthält viel Vitamin C, Kalium, Natrium, Zink, Eisen, Kupfer, Mangan und Fluor, Tannine, Gerbsäure, organische Säuren, viel Pektin und Schleimstoffe.

Verwendung

Verwendung als Lebensmittel

Frucht der Quitte.
Quittenbrot (Quittenspeck)

Die in Deutschland oder Österreich wachsenden Quittensorten sind für den Rohverzehr nicht geeignet, da sie hart und durch die Gerbstoffe bitter sind. Andernorts gibt es aber auch Sorten, die roh gegessen werden können, zum Beispiel die in der Türkei angebaute Shirin-Quitte.

Bei der Zubereitung mitteleuropäischer Sorten muss in jedem Fall vor dem Verarbeiten der Früchte der Flaum oder Pelz der Quitten mit Hilfe eines (groben) Tuches gründlich abgerieben werden, da er reichlich Bitterstoffe enthält. Dann kann die Frucht geschält oder ungeschält verwendet werden. Erprobt ist auch das Abbürsten des Flaums mit einer Messingbürste. Da dabei die Schale aber kleine Kratzer bekommt, sollte diese erheblich schnellere Methode nur angewandt werden, wenn man die Früchte sofort weiterverarbeitet.

Die Ernte erfolgt am besten im nicht zu reifen Zustand, da sonst das in den Früchten enthaltene Pektin zunehmend abgebaut ist; am sinnvollsten ist als Erntezeitpunkt die Phase, in der die Farbe der Früchte von grün nach gelb umschlägt. Grasgrüne Früchte bleiben trotz eventueller Nachreife geschmacklich unbefriedigend. Bei später Ernte tritt rasch eine Bräunung des Fruchtfleisches auf. Knapp reif geerntete Früchte lassen sich getrennt von anderem Obst bis zu zwei Monate lagern.

Aus der Quitte kann man Marmelade, Kompott, Mus, Saft und daraus Gelee (Quittenkäs), Likör oder Schnaps herstellen. Von regionaler Bedeutung ist sie als Zugabe in der Apfelweinherstellung. Gebacken eignet sie sich als Dessert oder Beilage zu Fleisch. Quittenbrot ist eine Süßigkeit, hergestellt aus mit Zucker vermischtem eingedicktem Quittenmus, das etwa 1 cm dick auf einem Backblech verstrichen im Backofen gedörrt und anschließend in 2 bis 3 cm große Rauten geschnitten und in Zucker gewendet wird. Quittenbrot ist im deutschsprachigem Raum im Handel fast nicht erhältlich, in spanisch- und portugiesisch-sprachigen Ländern ist Dulce de membrillo eine verbreitete traditionelle Weihnachts- oder Wintersüßigkeit.

Verwendung als Heilpflanze

  • Der griechische Arzt Hippokrates empfahl Quittenzubereitungen gegen Durchfall und Fieber. Der römische Arzt Galen setzte Quittensaft zur Stärkung des Magens ein. Überliefert ist von ihm ein Siruprezept bestehend aus Quitten, Honig, Ingwer, Pfeffer und Essig, das nach seiner Empfehlung zwei bis drei Stunden vor dem Essen einzunehmen war.
  • Als heilsam wurde auch Quittenhonig eingesetzt, der hergestellt wurde, indem in einem weithalsigen großen Krug Quitten geschichtet, mit Weidenzweigen abgedeckt und dann mit dem feinsten und flüssigsten Honig aufgefüllt wurden. Die Quittenhonigflüssigkeit, die nach diesem Verfahren Römern und Griechen bekannt war, war angeblich kränkelnden Personen besonders zuträglich.
  • Quittentee soll bei Nervosität, Schlaflosigkeit und Mundgeruch helfen.
  • Lässt man ca. 1 Esslöffel Quittenkerne für 10-12 Stunden in 100 ml kaltem Wasser ziehen, entsteht der sogenannte Quittenschleim, der äußerlich aufgetragen bei Entzündungen, Wunden, rissiger Haut und Sonnenbrand helfen soll, sowie innerlich bei Magen-Schleimhautentzündung (Gastritis), Darmentzündung, Rachenentzündung, Fieber, Husten, Reizhusten und Bronchitis.[3]
  • Eine Schale Quittenmus vor jeder Mahlzeit soll gegen Gicht helfen.
  • Die Spagyrik verwendet die Samen der Quitte als Kaltauszug; den Quittenschleim, äußerlich zu Verbänden besonders bei Brandwunden, innerlich bei Husten mit starker Schleimbildung.[4]

Quittensorten (Auswahl)

  • 'Bereczki Birnenquitte': Aus Ungarn stammende Sorte, welche sehr große Früchte mit mildem Aroma und hoher Saftausbeute ausbildet. Benannt nach dem ungarischen Pomologen Mate Bereczki.
  • 'Bourgeaut'
  • 'Cydopom'
  • 'Cydora'
  • 'Konstantinopeler Apfelquitte'
  • 'Langfrüchtige' [5]
  • 'Portugiesische Birnenquitte'
  • 'van Deman'
  • 'Vranja', auch 'Riesenquitte von Vranja', 'Vrania' genannt
  • 'Ronda'
  • 'Cydora Robusta'
  • 'Radonia'
  • 'Wudonia'
  • 'Leskovač'
  • 'Toronto'
  • 'Quebec'
  • 'Champion'
  • 'Leskovac', auch 'Lescovac', 'Riesenquitte von Leskovac' genannt
  • 'Radonia'
Das Quarz sitzt tief im Berges-Schacht, Die Quitte stiehlt man bei der Nacht (Wilhelm Busch in: Naturgeschichtliches Alphabet).

Symbolik, Mythologie, Kunst

  • Seit jeher gelten die Quitten als Symbol für Liebe, Glück, Fruchtbarkeit, Klugheit, Schönheit, Beständigkeit und Unvergänglichkeit.
  • Max Goldt beschäftigt sich in seinem Buch Quitten für die Menschen zwischen Emden und Zittau mit dem von ihm kreierten raren Genre des Quittenwitzes.

Siehe auch

Literatur

  • Gu Cuizhi (Ku Tsue-chih) & Stephen A. Spongberg: Cydonia in der Flora of China, Volume 9, 2003, S. 170: Gattung und Art Online. (Abschnitt Beschreibung und Systematik)
  • Monika Schirmer: Die Quitte – eine fast vergessene Obstart. IHW-Verlag, Eching 2003, ISBN 3-930167-54-9. Botanik, Literatur, Kunst, Heilmittel und Rezepte
  • Rainer Söcknick-Scholz: Quitten – Vergessene Köstlichkeiten? púca-prints, Oldenburg 2003, ISBN 3-8311-5004-4 Kulturgeschichte, Anbau und Verwertung

Einzelnachweise

  1. a b P. Hanelt & IPK (Hrsg.): Mansfeld's Encyclopedia of Agricultural and Horticultural Crops (online)
  2. Gu Cuizhi (Ku Tsue-chih) & Stephen A. Spongberg: Cydonia in der Flora of China, Volume 9, 2003, S. 170: Gattung und Art Online.
  3. Peter Kaufhold, PhytoMagister, Zu den Wurzeln der Kräuterheilkunst - Band 1, ISBN 978-3-8370-1198-2
  4. Josef Karl: Lehr- und Verordnungsbuch der Phytotherapie., Verlag Tibor Marcell, München, ISBN 3-88015-079-6.
  5. Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau: Experten suchen nach verschollener Quitte.

Weblinks

 Commons: Quitte (Cydonia oblonga) – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien
Wiktionary Wiktionary: Quitte – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
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  • quitte — Quitte. adj. de tout genre. Qui est liberé de ce qu il devoit, qui ne doit plus rien. Quand vous aurez payé, vous serez quitte. quitte en payant. je suis quitte envers vous. je vous tiens quitte de ce que vous me pouvez devoir. il m a vendu ce… …   Dictionnaire de l'Académie française

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  • Quitte — Quitte, die Frucht des gemeinen Quittenbaums (s.d.), auch dieser selbst …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Quitte — Sf std. (12. Jh.), mhd. quiten, kūten, kütten, ahd. quitina, quodana, kutina, kuten Entlehnung. Entlehnt aus l. (māla) cydōnia f. (Sg.) Quittenbaum , n. Pl. Quittenfrüchte , dieses nach gr. kydṓnion mẽlon n., das wohl ein Wort einer unbekannten… …   Etymologisches Wörterbuch der deutschen sprache

  • Quitte — Quitte: Der Name des zu den Rosengewächsen gehörenden, in Transkaukasien beheimateten Baumes und seiner apfel oder birnenförmigen Frucht (mhd. quiten, ahd. qitina) geht auf vlat. quidonea zurück, das für lat. cydonea (mala) »Quittenäpfel« (= lat …   Das Herkunftswörterbuch

  • quitté — Quitté, [quitt]ée. part. Il a les significations de son verbe …   Dictionnaire de l'Académie française

  • quitte — (ki t ) adj. 1°   Qui ne doit plus rien, qui s est libéré de sa dette, en parlant des personnes. •   On croit que Monsieur le Prince n en sera pas quitte pour quarante mille écus, SÉV. 43. •   Ce nouveau magistrat proposa une loi qui déclarait… …   Dictionnaire de la Langue Française d'Émile Littré

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