- Pic (Richard Hirzel)
-
Pic (eigentlich Richard Hirzel; * 1949) ist ein Schweizer Clown, der massgeblich zu den ersten Erfolgen des Circus Roncalli beigetragen hat.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Familie
Pic wächst in St. Gallen auf. Sein Vater ist Kunstmaler, die Mutter Schneiderin. Seinen Künstlernamen hat seine Schwester von Picasso abgeleitet. Er arbeitet immer wieder mit seinem Bruder Fritz Hirzel, einem Journalisten und Schriftsteller, zusammen.
Kindheit und Jugend
Als Jugendlicher spielt Pic Fussball beim FC St. Gallen; Träume von einer Profi-Karriere musste er jedoch nach einer Knieverletzung begraben. Doch dem Ball bleibt er treu, wenn auch in ganz anderer – poetischer – Form. Er sei schon als Schüler von Seifenblasen fasziniert gewesen, sagt der Künstler in einem Interview. Und die wurden auch zu einem seiner Markenzeichen.
Vom Zirkus ist er schon als Kind begeistert. 1966 tritt er zum ersten Mal als Clown auf, sein Bruder Fritz führt Regie. Doch dem Vater fehlt das Geld, eine Schauspiel-Ausbildung zu finanzieren – und Richard Hirzel wird erst einmal Lehrer.
Karriere
Nach eigenen Angaben bereiste Pic seit 1969 die halbe Welt, initiierte dazwischen Volkszirkusse als Bürgerinitiativen und spielte in Kurzfilmen mit. Zwischen den Tourneen malt er.
1968 entwickelt Pic sein erstes abendfüllendes Programm mit Pantomimen, Clownnummern und Grotesken und tourt damit durch die Kleintheater der Schweiz.
Ab 1972 besucht er die École Jacques Lecoq in Paris, wo er die Grundformen des klassischen Theaters lernt, dazu Commedia dell'arte, griechischen Chor und Maskenspiel studiert. Hier lernt er auch seinen späteren Partner Pello kennen.
Nach dem Studium geht er auf Solotournee, unter anderem mit dem Ein-Personen-Stück Le Grand Gogo. 1979 geht Pic gemeinsam mit Pello auf Tournee. Das Stück heisst Pic und Pello kommen auf Besuch.
Im selben Jahr steht der Circus Roncalli vor dem finanziellen „Aus“ – in dieser ausweglosen Situation bietet der Schweizer Kabarettist Emil Steinberger dem österreichischen Circusdirektor Bernhard Paul nicht nur finanzielle Unterstützung, sondern macht ihn auch mit dem Clownduo Pic und Pello bekannt.
Bernhard Paul schreibt über Pic, er sei einer seiner Lieblingsartisten. Kaum ein zweiter habe den Circus Roncalli so nachhaltig geprägt wie er. Pic wird von Bernhard Paul als überaus sozialer Kollege beschrieben – so haben es die Artisten des Circus Roncalli dem Clown Pic zu verdanken, dass der Montag und der Dienstagnachmittag im Roncalli bis zum heutigen Tag spielfrei sind.[1]
1980 also beginnt Pics jahrelange Zusammenarbeit mit dem Circus Roncalli, mit dem er bis heute verbunden ist. Er tritt auch im Schweizer Circus Knie auf. Legendär ist dort seine Performance mit einem Flusspferd als Schmetterling.
Doch kann man Pic auch immer wieder im Rahmen von Kleinkunstveranstaltungen finden. Unter anderem tritt er mit Otto Grünmandl, Dieter Hildebrandt, Gerhard Polt und Gisela Schneeberger in den Kammerspielen in München auf. Von 2001 bis 2002 ist Pic wieder im Circus Roncalli zu sehen. Nach einigen Jahren der Zurückgezogenheit in St. Gallen tritt Pic 2005 wieder auf – ab Herbst mit dem Solo-Programm Der Schlüssel und ab Dezember 2007 im Weihnachtscircus des Roncalli im Tempodrom in Berlin. Ausserdem zeigt Pic 2007 zum ersten Mal seine gemalten Bilder im Kulturraum des Kantons St.Gallen.
Stil
Pic ist ein Pierrot, man kann ihn aber auch als Gaukler, Komödianten, Komiker, Pantomimen oder Clown bezeichnen. Seine Ausdrucksform ist die Sprache des Körpers, Mimik und Gestik sind die Mittel der Verständigung.
In der Reise zum Regenbogen, dem erfolgreichen Roncalli-Programm aus dem Jahr 1980, hatte er gemeinsam mit seinem Partner Pello die Aufgabe, die Nummern dramaturgisch zu verbinden. Mit diesen „Pausenfüllern“ wurden die beiden zu Stars im Roncalli.
„Pic hatte aber auch von Anfang an Solonummern. Er trat als Kellner auf mit einem Tablett voller Glocken, die er zum Klingen brachte. Berühmt ist auch sein Auftritt als Pierrot Lunaire, als ‚Clown des Mondes‘, der in einer himmelblauen Sternenkugel in die Manege rollt.“ Eine Nummer, die 1980 vollkommen neu war und ihrer Art einzigartig geblieben ist. „Langsam öffnet sich die Kugel, der Clown entsteigt ihr. Und dann beginnt Pic mit seinem Spiel mit den Seifenblasen. Erst bläst er kleine, die freundlich in der Circusluft tanzen, dann große, ganz Große. Sie schimmern prismenartig in den schönsten Regenbogenfarben, doch bald fallen die ballongroßen Blasen wabbernd auf den Manegenboden und zerplatzen.“ [2]
Auszeichnungen und Preise
- 1992 „Mainzer Jockelche“
- 2002 Kulturpreis der Stadt St. Gallen
- 2010 Grosser Kulturpreis des Kantons St. Gallen
Literatur
- Thomas Schütte, Mario Angelo: Hereinspaziert in den Circus Roncalli, Köln 1981
- Bernhard Paul: Roncalli und seine Artisten, Köln 1991
- Michel Baettig: "Les Suisses qui font rire" Promoedition Genf 1984
- Toni Meissner: "Die grossen Clowns" Athenäum 1983
- Pierre Robert Levy "Les Clowns et la Tradition clownesque" Editions de la Gardine 1991
- Natalia Rumjanzewa "Clown und Zeit" Henschelverlag Berlin 1989
- Olaf Müller-Hansen "Roncalli in Moskau" Köln 1987
- Helga Pisters "Circus Roncalli" Edition Panorama 2006
- Michael Guggenheimer (Hrsg.): Pic, Typotron 1999
Weblinks
- Pics Webauftritt
- Coopzeitung 47/2005 Html-Version ohne Fotos; Pdf-Version mit Fotos (im Internetarchiv)
Einzelnachweise
Wikimedia Foundation.