- Pietro Pomponazzi
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Pietro Pomponazzi (Petrus Pomponatius) (* 16. September 1462 in Mantua; † 18. Mai 1525 in Bologna) war ein italienischer Philosoph und Humanist der Renaissance.
Seine Ausbildung begann in Mantua und wurde in Padua vervollständigt, als er dort 1487 Doktor der Medizin wurde. 1488 bekam er einen Ruf als Professor für Philosophie an die Universität Padua. Von 1495 bis zur Schließung der Universität 1509 war er Inhaber des Lehrstuhls für natürliche Philosophie. Danach nahm er eine Professur an der Universität Ferrara an. 1512 wurde er nach Bologna eingeladen, wo er bis zu seinem Tod blieb und wo er all seine wichtigen Werke geschrieben hat.
Zu seiner Zeit herrschte in Florenz an der Universität der Platonismus. In Padua dagegen bestand eine aristotelische Richtung, und man stützte sich dabei auf die Kommentare des spanisch-islamischen Philosophen Ibn Ruschd (lat. Averroes). Die Aristotelesauslegung nach Albertus Magnus und Thomas von Aquin war scholastisch, während die Averroisten zwischen aktivem und passivem Verstand unterschieden. Der aktive Intellekt sei unsterblich, der passive (mit der individuellen Seele) gehe beim Tod unter.
Pomponatius wandte sich in seinem Hauptwerk De immortalitate animae (Über die Unsterblichkeit der Seele) gegen beide Auffassungen. Er verwarf – im Sinne der Aristotelesauslegung des Alexander von Aphrodisias (um 200 n. Chr.) jeden Glauben an eine Unsterblichkeit der menschlichen Seele. So wurde er zum Begründer des so genannten „Alexandrismus“, einer Strömung der italienischen Renaissancephilosophie. Pomponatius formulierte auch die Lehre von den drei Betrügern (Moses, Christus, Mohammed), zog die Existenz immaterieller Geister in Zweifel (Engel etc.) und vertrat entschieden die Lehre von der doppelten Wahrheit (einerseits einer wissenschaftlichen, andererseits einer glaubensmäßigen Wahrheit). Damit verteidigte er seine von der kirchlichen Lehre abweichenden Erkenntnisse.
Er sieht das Wesen des Menschen in der Fähigkeit, (zumindest gedanklich) über die Natur hinauszugehen, daher liegt seine Bestimmung nicht im Jenseits (denn die Seele ist immanent), sondern im Aufbau der moralischen Ordnung im Diesseits. Der Lohn des tugendhaften Handelns ist die Tugend selbst, indem sie den Menschen glückselig macht. Pomponatius' Botschaft lautet: „Tu dir und deinem Nächsten Gutes, dem Lasterhaften wird das Laster selbst zur Plage.“ Widersprüche in seinen Ansätzen ergeben sich großteils dadurch, dass er in manchen Fällen keine allzu weite Entfernung von der kirchlichen Lehre riskieren wollte. Eben deshalb griff er auch auf die Lehre von der doppelten Wahrheit zurück; man könne stets zwischen der im Wissen begründeten Erkenntnis und dem Glauben unterscheiden, sodass man gleichzeitig doch auch an der Unsterblichkeit der Seele festhalten könne.
In Venedig wurde Pomponazzis Hauptwerk öffentlich verbrannt und von Papst Leo X. verurteilt; zahlreiche Gegentraktate, unter denen Pomponazzis Hauptgegner Nifo die wirkungsmächtigsten verfasste, erschienen. Außerdem wurde er bei der römischen Kurie wegen Frivolität und Ketzerei angeklagt. Zu seinem Glück setzte sich der dort einflussreiche Pietro Bembo (späterer Kardinal) für ihn ein; er kam vor kein Kirchengericht.
Werke
- De intensione et remissione formarum 1514
- De reactione 1515
- De actione reali 1515
- Tractatus de immortalitate animae 1516
- Apologia contra Contarenum 1518
- Defensorium adversus Augustinum Niphum 1519
- In libros (scil Aristotelis) de anima 1520
- La psicologia di P.P.: commento al De anima di Aristotele 1877
- De naturalium effectuum admirandorum causis sive de incantationibus liber 1520
- Tracatus de nutritione et augmentatione 1521
- Dubitationes in IV. Meteorologicorum Aristotelis librum 1563
Literatur
- Thomas Sören Hoffmann, Philosophie in Italien. Eine Einführung in 20 Porträts, marixverlag Wiesbaden 2007. ISBN 9783865391278
- Marco Sgarbi, Pietro Pomponazzi. Tra tradizione e dissenso, Firenze, Leo S. Olschki, 2010
Weblinks
- Literatur von und über Pietro Pomponazzi im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Stefano Perfetti: Eintrag, in: Stanford Encyclopedia of Philosophy (englisch, inklusive Literaturangaben)
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