- Piktischer Symbolstein
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Die Steinmonumente, die als Piktischer Symbolstein (engl. Pictish oder Sculptured Stone) bezeichnet werden, entstanden im nördlichen Schottland hauptsächlich zwischen dem 5. und 9. Jahrhundert n. Chr.
Inhaltsverzeichnis
Vorrömische Zeit
In Irland wurden verzierte Menhire bereits in der Eisenzeit aufgestellt, aus Schottland sind solche Monumente aus dieser Zeit hingegen nicht bekannt. Die Kunst des letzten Jahrtausends v. Chr. beschränkte sich in Schottland auf die Dekoration von Bronze- und Töpferware. Erst aus der Zeit der römischen Besetzung wurde bildhauerisch bearbeiteter Stein im öffentlichen Raum (Antoninuswall) gefunden. Die dadurch initiierten heimischen Stile helfen, die Territorien der Völker im frühmittelalterlichen Schottland abzugrenzen: Pikten, Skoten, Briten und Angeln.
Klassifikation
In “The Early Christian Monuments of Scotland” (1903) klassifizierten J. Romilly Allen und Joseph Anderson die Steine in drei Klassen. Kritiker haben Schwächen in dem System festgestellt, aber es wird weithin verwendet.
- Class 1: unbearbeite Steine mit eingeschnitten Symbolen. Es gibt kein Kreuzdarstellungen. Die Steine stammen aus dem 6., 7. und 8. Jahrhundert.
- Class 2 Steine mit mehr oder weniger rechteckige Form mit einem großen Kreuz und Symbol auf einer oder beiden Seiten. Die Symbole, sowie die christlichen Motive sind als Relief erstellt und das Kreuz mit seiner Umgebung ist mit Designs gefüllt. Die Steine stammen aus dem 8. und 9. Jahrhundert.
- Class 3 diese Steine tragen keine piktischen Symbole. Es können Kreuzplatten, Grabsteine oder freistehende Kreuze sein, die aus dem 8. oder 9. Jahrhundert stammen.
Symbolik
In Nordschottland waren die Pikten beheimatet. Die Steine zeigen neben wenigen naturalistischen Darstellungen (Schlacht bei Dunnichen Mere) eine Vielfalt von Motiven, die heute als Doppel-Scheibe, Z-Stab (Alyth church), Halbmond, oder V-Stab bezeichnet werden. Über die Deutung der Symbole wurden viele Theorien aufgestellt. Sie umfassen Aussagen über politische Ehebündnisse, Aufzeichnungen über territoriale Grenzen und Denkmäler für tote Würdenträger, aber keine der Thesen ist belegbar. Dies soll in Freiluftmuseen wie Aberlemno, (Angus) und Strathmiglo (Fife) und in den Museen von Dunrobin, Forfar, Dundee, Inverness und St. Vigeans (Angus) erforscht werden.
Piktische Symbole wurden auch auf den Wänden der Höhle von East Wemyss in Fife gefunden. Stiere wurden in die Mauern von Burghead Fort dem großen piktischen Burgwall in Moray eingefügt. Die Bedeutung dieses Gebietes mit seinen Häfen und dem reichen Hinterland wird durch eine Anzahl von Symbolsteinen reflektiert. In der Nähe liegt Covesea, die Höhle des Bildhauers, benannt nach den Schnitzereien auf den Wänden, wovon einige Pikten-Symbole sind. Die um den Höhleneingang platzierten Symbole schließen das dreifache-Oval den Halbmond und V-Stab ein. Die Ausgrabungen haben gezeigt, dass diese große Höhle wenigstens zwei Phasen von Aktivität erlebte, eine frühe im ersten Jahrtausend v. Chr. und eine in der frühen Piktenzeit. Der nördlichste Symbolstein ist der Wolf-man von Mail, gefunden bei Cunningsburgh auf Shetland. Auf den Orkney finden sich 11 Steine. Ein noch an der Straße stehender ist der Maiden Stone bei Pitcaple.
Datierung
Kunsthistorisch wurde festgestellt, dass die ersten Symbole ins 6. und 7. Jh. zu datierten sind (Brandsbutt, Crichie, Inverurie, Kintore Kirkyard (Frontseite), Kirkyard, Picardie Stone und Tullich). Dies wird durch ein Radiocarbon-Datum aus der Mitte des 6. Jh. gestützt. Im häuslichen Kontext wurde bei Pool auf der Insel Sanday, Orkney, ein sehr roher Symbolstein gefunden. Die Symbole wurden zuvor vielleicht auf organischen Materialien wie Holz und Leder aufgebracht. Bisher wurde keine Spur von Farbe auf den Steinen gefunden. Vermutlich wurde aber Farbe benutzt um die Designs zu betonen.
Im späten 8. und 9. Jahrhundert erscheinen im Piktengebiet Steine (Maiden Stone, Migvie) mit christlichen Motiven neben den Symbolen. Sie zeigen, dass die Pikten Zugang zu christlicher Ikonographie gefunden hatten. Die biblische Geschichte von David war ein Favorit der Darstellung. Auf dem steinernen Schrein von St. Andrew ist sie beeindruckend gestaltet. Motive wie Daniel in der Löwengrube oder Paulus und Antonius, die Brot in der Wüste brechen, kommen ebenso vor.
Diese Bildsteine erreichten auch Nordirland, wo die Kreuzsteine von Tynan County Armagh und Inishmacsaint County Fermanagh stehen. Bevor sie freistehende Kreuze schufen, wählten die Pikten große Steintafeln (Cross Slabs) aus, die sie vor dem Hintergrund des Kreuzes ausführlich dekorierten. Obwohl die piktische Symbolik mit dem Christentum vereinbar war, wurde sie nie auf das Kreuz gesetzt.
Literatur
- J. Stuart: Sculptured Stones of Scotland. Aberdeen 1856.
- R.B.K. Stevenson: Pictish art. In: Frederick Threlfall Wainwright (Hrsg.): The Problem of the Picts. Melven Press, Perth 1980. ISBN 0-906664-07-1
- R.B.K. Stevenson: Christian sculpture in Norse Shetland. In: Froðskaparrit. Tórshavn 28.1981,9. ISSN 0085-0896
- Charles Thomas: Sculptured stones and crosses from St Ninian’s Isle and Papil. In: Alan Small u.a. (Hrsg.): St Ninian’s Isle and its Treasure. Oxford 1973. ISBN 0-19-714101-3
Siehe auch
- Abdie Church
- Fowlis Wester
- Gotländische Bildsteine
- Maiden Stone
- Papil Stone
- Symbolstein vom Kintore Kirkyard
Weblinks
Commons: Piktische Symbolsteine – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienKategorien:- Schottische Geschichte
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- Kunst der Vor- und Frühgeschichte
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