Pilgrim II. von Puchheim

Pilgrim II. von Puchheim

Pilgrim von Puchheim (* um 1330; † 5. April 1396 in Salzburg) war als Pilgrim II. Salzburger Erzbischof sowie Stiftspropst von Berchtesgaden. Unter seiner Führung erlangte das Land Salzburg seine größte Ausdehnung.

Inhaltsverzeichnis

Pilgrims Jugend

Pilgrim stammt aus dem Geschlecht der Herren von Puchheim, die ihre Burg in der Nähe von Attnang (Attnang-Puchheim) hatten. Vor der Wahl Pilgrims war eine einmonatige Sedisvakanz eingetreten, da sich die beiden Lager der Österreicher und der Bayern in Salzburg zuerst auf keinen gemeinsamen Kandidaten einigen konnten. Mit der Wahl von Pilgrim behielt das Lager der Österreicher schließlich die Oberhand.

Pilgrim als Stratege zwischen Bayern und Österreich

Die besondere Leistung des maßgeblich mit österreichischer Hilfe ernannten Pilgrim war es, sich von eben diesen Fesseln zu lösen und zu einer selbstständigen, dreißig Jahre kontinuierlich weitergeführten Politik zu finden.

1366 schloss Pilgrim einen Waffenstillstand mit Bayern, der zweimal verlängert wurde. Das Bündnis mit Österreich erneute er 1367. Am 6. März 1371 schloss er aber wiederum mit Bayern das Laufener Bündnis, womit er das österreichische Bündnis verließ. Am anschließenden Feldzug der Bayern gegen den Kaiser beteiligte sich Pilgrim mit 200 Reitern. Darauf wurde Karl IV. beim Papst verklagt. Gleichzeitig war damit ein Konflikt mit der Kurie entstanden, sodass sich Pilgrim mit dem Kaiser vertragen musste.

Pilgrim versuchte, wegen der großen Salzvorkommen die damalige reichsunmittelbare Stiftspropstei Berchtesgaden und Reichenhall an sich zu ziehen. Er setzte den Berchtesgadener Propst Ulrich Wulp ab und setzte für ihn seinen Vertrauensmann Sieghard Waller ein - dessen Position aber von Wulp nicht anerkannt wurde, so dass es zu einem "kleinen", zweijährigen Schisma in Berchtesgaden kam. Im darauf folgenden Krieg mit den Bayern, als Bündnisgenossen von Propst Wulp, blieben Österreich und damit auch Salzburg vorerst siegreich. Von 1393 an hatte Pilgrim selbst noch bis zu seinem Tod 1396 die Administrationsgewalt über Berchtesgaden, wie auch noch bis 1404 seine beiden ihm nachfolgenden Erzbischöfe von Salzburg.

Pilgrim erhielt 1381 das privilegium de non evocando. Keiner seiner Untertanen konnte demgemäß vor ein fremdes Gericht gezogen werden, ein wichtiger Schritt zur Vollendung der weltlichen Herrschaft.

Pilgrim und das große Schisma

In seine Regentschaft fällt der Ausbruch des großen Schismas 1378 zwischen Gregor XI. und dem Gegenpapst Clemens VII.

Pilgrim machte hier, strategisch klug verborgen, seine guten Beziehungen zur Kurie in Avignon zu einer Hauptstütze seiner Politik, während die Domherren und Ministranten großteils zur römischen Kurie standen.

Pilgrim von Puchheim verstarb am 5. April 1396 in Salzburg und wurde im Salzburger Dom in der von ihm erbauten Pilgrimskapelle beigesetzt.

Pilgrim und der Mönch von Salzburg

Die Identität des Mönchs von Salzburg, des bedeutendsten deutschen Lied-Dichters des Spätmittelalters, ist bis heute ungeklärt. Sechs Geistliche wurden als Verfasser in Erwägung gezogen (etwa der Benediktiner Hermann oder der Laienpriester Martin), doch erwiesen sich all diese Vermutungen als unhaltbar. Vielleicht war der Salzburger Erzbischof Pilgrim II. von Puchheim, sonst als geschickter Diplomat und Staatsmann bekannt, selbst der Verfasser der Lieder. Darauf deuten jedenfalls Textstellen in seinen Liedern hin. In einem Liebeslied (1392) – als Brief aus Prag verfasst – an „die allerschönste Frau im Schlosse Freudensaal“ adressiert, bezeichnet sich Pilgrim jedenfalls direkt als Verfasser. (Freudensaal, heute Schloss Freisaal war Pilgrims Landsitz.) Dieser Mönch verfasste 57 geistliche und 49 weltliche Lieder von hohem künstlerischen Wert, die in Mitteleuropa in Abschriften bald weit verbreitet waren. Pilgrim studierte bekanntlich nächst der Papstresidenz in Avignon. In den Liedern des Mönchs von Salzburg lassen sich auch Einflüsse des in Avignon sehr bekannten Guillaume de Machaut († 1377) nachweisen, wie der Musikforscher Reischenböck (1991) feststellte.

Pilgrim als Förderer der Musik

1393 stiftete Pilgrim die erste Chor-Kaplanei für die Pilgrimskapelle des alten Salzburger Münsters um dort die neue Technik des mehrstimmigen Gesanges zu pflegen, die von Paris und Florenz ausgehend bald in den Niederlanden und Burgund zu voller Blüte kommen sollte. Die Stiftung sah sechs musikkundige Kapläne und für jeden Kaplan einen stimmgewandten Schüler über 16 Jahre vor. Damit legte Pilgrim einen wichtigen Grundstein für die Entwicklung und Stärkung des neuen polyphonen Singstil, der nun das starre Gefüge der Gregorianik mit seiner typischen Improvisationspraxis immer mehr ablöste.

Literatur

  • Heinz Dopsch: Pilgrim II., Erzbischof von Salzburg. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 20, Duncker & Humblot, Berlin 2001, S. 442 f.
  • Peter Franz Kramml: Pilgrim II. von Puchheim (1366–1396). Der Wolf Dietrich des Mittelalters. In: Peter Franz Kramml, Alfred Stefan Weiß (Hgg.): Lebensbilder Salzburger Erzbischöfe aus zwölf Jahrhunderten. 1200 Jahre Erzbistum Salzburg. Verein Freunde der Salzburger Geschichte, Salzburg 1998 (Salzburg-Archiv, Band 24), ISBN 3-9500712-0-2, S. 101–122.
  • Franz Viktor Spechtler: Mönch von Salzburg. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 17, Duncker & Humblot, Berlin 1994, S. 657 f.
  • Hans Wagner: Vom Interregnum bis Pilgrim von Puchheim (Salzburg im Spätmittelalter). In: Heinz Dopsch (Hrsg.): Geschichte Salzburgs, Stadt und Land, Band 1: Vorgeschichte, Altertum, Mittelalter, Teil 1, 2. verbesserte Aufl. Pustet, Salzburg 1988, ISBN 3-7025-0243-2, S. 437–486.
Vorgänger Amt Nachfolger
Ortolf von Weißeneck Erzbischof von Salzburg
1365-1396
Gregor Schenk von Osterwitz
Konrad V. Thorer von Thörlein Stiftspropst von Berchtesgaden
13931396

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