Plaue (Havel)

Plaue (Havel)

Plaue an der Havel war ursprünglich eine Stadt im Kreis Westhavelland des preußischen Regierungsbezirks Potsdam. Am 25. Juli 1952 wurde Plaue gemeinsam mit Kirchmöser in die Stadt Brandenburg an der Havel eingemeindet.[1] Im heutigen Ortsteil lebten am 31. Dezember 2009 2.550 Einwohner. [2]

Plaue lässt sich neben dem alten Stadtkerngebiet in Charlottenhof, Gartenstadt, Margaretenhof, Neu Plaue, Plauerhof, Plauer Schleuse und Roberdam einteilen. Es liegt am Ausfluss der Havel aus dem Plauer See, östlich der Einmündung des Plauer Kanals in den See. Die Grafen von Königsmarck hatten dort ein Schloss, das zu DDR-Zeiten eine Verwaltungsschule war und saniert werden soll.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

1197 wird ein Zeuge Henrycus de Plawe urkundlich genannt. 1216 wird dann bereits das "Feste Haus" in Plaue in einer Urkunde erstmals erwähnt. Neben dieser Burg, die einen wichtigen Havelübergang schützte, lag der Kietz. Westlich und etwas weiter von der Burg entfernt lag ein Straßendorf ohne Markt. Aus diesen beiden zivilen Siedlungen ging später das Städtchen Plaue hervor. Die Burg und das Städtchen waren im 13. und 14. Jahrhundert zwischen dem Markgrafen von Brandenburg und dem Erzbischof von Magdeburg hart umkämpft. 1421 kam es endgültig an die Mark Brandenburg. Besitzer von Stadt und Burg waren die Edlen von Plaue, die Vasallen des Erzbischofs von Brandenburg oder des Markgrafen waren. Später besaßen entweder die Domherren von Brandenburg oder die von Magdeburg die Stadt Plaue.

1244 wurde die Brücke über die Havel zerstört und erst 1459 wieder aufgebaut. 1334 war Plaue Zollort. Im Jahre 1400 fielen Burg und Ort an Hans von Quitzow. 1411 ist Plaue erstmals urkundlich als Stadt belegt. 1414 wurden Burg und Stadt vom Kurfürst Friedrich I. und Erzbischof Günther von Magdeburg erobert. Den Quitzows, die jahrelang Raubzüge ins magdeburgische Gebiet unternommen hatten, wurde die Herrschaft entzogen. Eine Meierei und Schäferei lagen jenseits der Havel. 1421 sind Ratmannen bezeugt. 1447 wird Plaue als Städtlein bezeichnet. 1459 kamen Stadt und Burg in Pfandbesitz der Familie von Werdenfels. 1531 fiel der Pfandbesitz wieder an den Kurfürsten zurück. 1537 ist die städtische Braugerechtigkeit verbrieft. 1559 wurden zwei Märkte bewilligt und der Errichtung einer Ratswaage zugestimmt. 1577 sind zwei Windmühlen in Plaue nachgewiesen. Im selben Jahr kamen Burg und Städtchen Plaue in den Pfandbesitz der Familie von Arnim, die ihn bis 1620 behaupten konnten.

1620 erwarb der Magdeburger Domherr und "Finanzmakler" Christoph von Görne († 1638) Schloss und Städtchen Plaue. Sein Grabmal mit einem Relief seines Körpers ist noch heute in der Pfarrkirche zu sehen. Plaue blieb fortan bis 1765, also fast eineinhalb Jahrhunderte, im Besitz des "hochfreiherrlichen adeligen Geschlechts derer von Görne". Im Dreißigjährigen Krieg wurden Ortschaft und Schloss Plaue in erheblichem Maße zerstört. Georg Christoph d. Ä. (1638-1680), ein Sohn des Christoph von Görne, kam die Aufgabe zu, den zerstörten Ort wieder aufzubauen. Dabei vergrößerte er den Besitz wesentlich. Zu Plaue, das ab 1637 den Doppeladler im Stadtwappen führte, gehörten schließlich neun Gemarkungen in der näheren Umgebung. Doch erst mit dem preußischen Minister Friedrich von Görne begann die Glanzzeit der Stadt. Er richtete um 1713 einige Textilmanufakturen ein und gründete eine Porzellan- und Steinzeugfabrik. Die Qualität des Porzellans übertraf alle Erwartungen; Plaue wurde - zumindest für kurze Zeit - zur großen Konkurrenz für die Meißener Produktionsstätten. Neben der 1711 bis 1716 errichteten Schlossanlage unmittelbar an der Havel wurden zudem bis 1720 in Plaue öffentliche, dem Gemeinwohl dienende Gebäude auf Veranlassung des Gutsherrn von Görne neu- bzw. umgebaut (Schule, Alters- und Armenhaus). Als von Görne am 24. Juni 1745 starb, hinterließ er ein wirtschaftlich gut florierendes Städtchen. In der Folgezeit verlor Plaue unter Wilhelm von Anhalt, der von 1765 bis 1793 hier regierte, seine frühere Bedeutung. 1772 wurden 680 Einwohner gezählt. 1793 kam das Städtchen dann an den Freiherrn von Laur-Münchhofen. Um 1800 wird Plaue als Flecken bezeichnet. 1839 wechselte Plaue erneut den Besitzer. Hans Valentin Ferdinand Graf von Königsmarck regierte hier bis 1872. 1840 wurden 140 Wohnhäuser gemeldet, 1900 waren es bereits 300, 1931 571 Häuser.

Geschichte des Schlosses

Schloss Plaue

Das Feste Haus in Plaue wurde bereits in einer Urkunde von 1216 erstmals erwähnt. Wie das Haus damals aussah ist völlig unbekannt. Die ehemals an gleicher Stelle errichtete Burg des Ritters Johann (Hans) von Quitzow wurde 1414 von Markgraf Friedrich I. und Erzbischof Günther von Magdeburg im Zuge von Kampfhandlungen nach einer Belagerung eingenommen.

Die so genannte Quitzowburg war wohl ein von zwei Rundtürmen flankierter und von einem Graben umgebener Bau. Bei der Eroberung wurden die Befestigungen zum Teil zerstört, obwohl sie mit ihrer aus Ziegelsteinen aufgeführten Ringmauer von vierzehn Fuß Breite (4,5 Meter) für uneinnehmbar gehalten wurden. Nach der Magdeburger Schöppenchronik sollen die Mauern der Burg so dick gewesen sein, dass man mit einem Wagen darauf habe fahren können.

Als mauerbrechend soll sich eine sehr große Kanone, genannt die „Faule Grete“, erwiesen haben. Deren Existenz konnte jedoch bis dato noch nicht schlüssig belegt werden. Nachdem 1459 Georg von Waldenfels die Burg übernommen hatte, befestigte er die in Teilen verfallene Burg neu und vergrößerte die Anlage unter Einbeziehung der noch erhaltenen Reste. Dieser von einem Graben umgebene unmittelbare Vorgängerbau des heutigen Barockschlosses bot mit seinen fortifikatorischen Elementen insgesamt das Bild einer typischen Schlossanlage des 16. Jahrhunderts.

1711 bis 1716 wurde unter Friedrich von Görne die neue Dreiflügelanlage unter Verwendung alter Fundamente und Teile des aufgehenden Mauerwerks der älteren Anlage errichtet. Sie unterscheidet sich von zeitgleichen einfacheren Guts- und Herrenhäusern der Mark Brandenburg durch ihre großzügigen Dimensionen, die französischem Vorbild folgen. Das Hauptgebäude war zweistöckig mit zwei niedrigeren Seitenflügeln. Von den hohen Ansprüchen des Bauherrn zeugen zudem die schlosseigene Kapelle, der geräumige Altan auf dem Mittelrisalit sowie das "Chinesische Zimmer". Ganz offensichtlich fanden künstlerische Anregungen modernster kurfürstlicher Bauproduktion, etwa die in Berlin herrschende Chinamode, in diesem adeligen Bauprojekt ihren Anklang. Der alte Burgturm wurde 1719 abgerissen.

Während eines Besuches soll der Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. hier seinen Sohn Friedrich II. zum Ritter geschlagen haben. Auch der russische Zar Peter I. hat auf einer seiner Europareisen hier gewohnt.

Unter Leopold von Görne wurden 1749 der Lustgarten von einer hohen Mauer umgeben, neue Hecken angelegt und ein neues Orangerie- und Treibhaus aufgeführt sowie das Schloss selbst "herrlich möbliert".

Unter dem "zerstörerischen" Geist Wilhelms von Anhalt (ab 1765) wurde der Schlossgraben zugeschüttet, die Lindenallee, welche sich zum Schloss hinzog, niedergeschlagen sowie der nördliche Flügel des Schlosses abgetragen (erst 1840 wieder aufgeführt). Zudem versuchte von Anhalt, alle Spuren seines Vorgängers Görne zu tilgen. Diesem Ansinnen opferte er die noch auf Schloss Plaue befindlichen Bestände an "Plauer Porcellan", einer Keramik, die wenige Jahre dem berühmten "Meißner" Konkurrenz machen konnte und in einer Plauer Manufaktur gefertigt wurde.

1839 erwarb Hans Valentin Ferdinand Graf von Königsmarck vom Freiherrn von Lauer-Münchhofen Schloss und Gut Plaue. In der Hand der Grafen von Königsmarck, einer alten, bereits 1225 urkundlich erwähnten märkischen Familie, verblieb der Besitz bis 1945. 1861 wurde das Schloss umgestaltet.

Schloss Plaue wurde im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt. 1945 wurden die Grafen von Königsmarck, zuletzt Hans Guido Graf von Königsmarck (1902-1979), durch die Bodenreform enteignet. Bevor das Land Brandenburg im April 1946 eine Verwaltungsschule im Schloss einrichtete, war es mehreren Plünderungen ausgesetzt. 1966 wurde bei der Instandsetzung des Baues zum Zweck der Unterbringung eines Instituts für Sprachintensivausbildung das Äußere stark vereinfacht. Man entfernte Dekorationselemente wie Putzquaderung, Kapitelle und Wappen und überzog die Fassaden mit Rauhputz. Das Innere wurde verbaut, die Ausstattung ging bis auf wenige Stuckreste, Holztäfelungen und alte Türen vollständig verloren. Seit 1993 das Institut geschlossen wurde, steht das Schloss leer, dennoch werden Traditionen aufrechterhalten, wie das bereits 150 Jahre bekannte und seit 1997 jährlich wieder veranstaltete Fischerjakobi-Fest, welches in den letzten Jahren von ca. 30.000 Besuchern frequentiert wurde.

Seit dem Besitzerwechsel im Jahr 2006 besteht die Hoffnung, dass das geräumige Barockschloss aufgrund seiner wunderschönen Lage am Plauer See, der günstigen Verkehrsanbindung und seiner kunsthistorischen Bedeutung in naher Zukunft einer neuen und adäquaten Nutzung zugeführt wird und somit weitere Schäden am Baudenkmal verhindert werden können.

Kirche

Die ursprünglich spätromanische Dorfkirche vom Beginn des 13. Jahrhunderts steht auf einem kleinen Hügel am Rande des Städtchens. Das Backsteingebäude besteht aus dem Schiff mit einem eingezogenen Chor und einem separat stehenden Turm. Im 16. Jahrhundert wurde das Schiff zu einer zweischiffigen gewölbten Halle umgebaut. Im 18. Jahrhundert kam es zu mehrfachen Umbauten und zu einer Erweiterung durch den nördlichen Logenanbau. 1766 wurde der Turm aufgeführt. Kunsthistorisch bedeutsam ist die kleine Pfarrkirche heute besonders wegen ihrer restaurierten Wandmalereien des 15. und 16. Jahrhunderts. Erhalten haben sich Grabsteine derer von Saldern, von Arnim und von Görne sowie Grabmäler derer von Königsmarck.

Alte Havelbrücke

Die Alte Havelbrücke verbindet das westliche mit dem östlichen Flussufer an einer schmalen Stelle, an der die Havel aus dem Plauer See austritt und nach Norden in Richtung Rathenow und Havelberg weiterfließt. Sie wurde zu Beginn des 19. Jahrhunderts von einer Genthiner Baufirma unter der Leitung des Regierungsbaurates Born errichtet und am 15. Oktober 1904 in Dienst gestellt. Nach ihrer Sprengung am Ende des Zweiten Weltkrieges wurde sie repariert und diente bis 2002 dem Durchgangsverkehr auf der Bundesstraße 1. Heute wird das denkmalgeschützte Bauwerk vor allem von Wanderern und Radfahrern genutzt.

Die Brücke ist 130 Meter lang, 10,70 Meter breit und gehört zu den wenigen erhaltenen Stahlfachwerkbrücken in der wasserreichen Region. Mit ihren charakteristischen Halbparabelträgern und den die Formen des Jugendstils aufnehmenden Geländern hat sie eine besondere architektur- und kunstgeschichtliche Bedeutung über Brandenburg-Plaue hinaus.

Terrassenwiese

Westlich und südlich des Schlosses liegt der Schlosspark, dessen Vorgänger im frühen 18. Jahrhundert als eine barocke Anlage entstand. Ab 1860 wurde er durch die adlige Herrschaft zu einem ausgedehnten Landschaftspark umgestaltet, der sich weiträumig am Westufer des Plauer Sees entlangzieht. Der Besucher genießt bei einem Spaziergang auf dem „Plauer Fontaneweg“ am Ufer des Sees nicht nur die wunderschöne Landschaft aus Wald, Wiese und Wasser, sondern kann sich gleichzeitig auf dem dendrologischen Lehrpfad mit den vielen unterschiedlichen Nadel- und Laubgehölzen vertraut machen, die den Park bis heute in seiner Vielfalt prägen.

Beeindruckend und erholsam zugleich ist die Sicht vom sogenannten Tontaubenschießstand, einer terrassenförmigen Anlage aus dem späten 19. Jahrhundert auf die weite Wasserfläche des Plauer Sees. Von hier geht der Blick auf das südlich gelegene Kirchmöser mit dem alten Wasserturm und weiteren Backsteingebäuden der im Ersten Weltkrieg errichteten Gebäude der Pulverfabrik, einem bedeutenden Ensemble von Industriedenkmälern des frühen 20. Jahrhunderts.

Plauer Fontaneweg

Der „Plauer Fontaneweg“ ist ein vom Unabhängigen Bürgerverein Plaue e.V. erschlossener kurzer kulturgeschichtlicher Wanderweg, auf dem die herrliche Wasser- und Waldlage Plaues eindrucksvoll nacherlebbar wird.

Ausgangspunkt ist der Parkplatz im Stadtzentrum. Von dort gelangt man entlang der Hauptstraße auf die Alte Havelbrücke, von der sich ein schöner Ausblick auf die Havel im Norden und den Plauer See im Süden sowie auf die Seeseite des Schlosses bietet. Am Schloss vorbei führt der Weg in den Schlosspark. Die vielseitigen Vegetationsformen des alten Landschaftsparkes, die Aussichtspunkte „Alter Zollanleger“ und „Tontaubenschießstand“ sowie der Weg entlang der freigelegten Uferbereiche machen den Spaziergang kurzweilig und erholsam. Vorbei am „Engelstor“, dem ehemaligen Eingang zum Stadtfriedhof, gelangt man zum Parkausgang, um die Pfarrkirche zu besichtigen. In völliger Ruhe hat man sich bei diesem Spaziergang damit das historisch gewachsene Ensemble von Schloss, Park und Kirche erschlossen, wie es Theodor Fontane bei seinem Besuch am Ende des 19.Jahrhunderts bereits erlebt und beschrieben hat. Von der Kirche aus gelangt man durch das Ortszentrum wieder zum Ausgangspunkt des Wanderweges.

Einzelnachweise

  1. Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern, Verlag Metzler-Poeschel, Stuttgart, 1995, ISBN 3-8246-0321-7, Herausgeber: Statistisches Bundesamt
  2. Homepage der Stadt Brandenburg an der Havel

Literatur

  • Liselott Enders: Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil III Havelland. Hermann Böhlaus Nachfolger, Weimar 1972
  • Franz Horn: Geschichte der Stadt Plaue a. d. Havel von 1620 bis 1793. Ein Vortrag im historischen Verein zu Brandenburg. Müller, Brandenburg an der Havel 1871 (Digitalisat)
  • Theodor Fontane: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Fünf Schlösser. Aufbau Verlag, Berlin 1987

Weblinks

 Commons: Plaue (Havel) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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