- Portugal unter dem Hause Avis
-
Inhaltsverzeichnis
Aufstieg des Hauses Avis und Sicherung der portugiesischen Unabhängigkeit
Nach dem Tod von Ferdinand I. (22. Oktober 1383), dem letzten Burgunderherrscher, übernimmt seine Witwe Leonore Teles de Menezes zusammen mit ihrem Liebhaber, dem galizischen Ritter Juan Fernández Andeiro, Graf von Ourém, die Macht. Darauf kommt es zur Revolution. Das Land wehrt sich gegen die unpopuläre Leonore und den pro-kastilischen Landadelsmann. Leonore wird von einem Aufstand der Handwerkszünfte in Lissabon nach sechs Wochen Herrschaft verjagt, ihr Liebhaber wird am 6. Dezember 1383 von Johann von Avis, einem nichtehelichen Abkömmling Peters I., getötet. Auf Seiten Kastiliens steht damals vor allem der portugiesische Hochadel, der sich von Johann I. von Kastilien die Wiederherstellung alter Privilegien erhofft. Auf Seiten Johanns von Avís steht dagegen vor allem der niedere Adel und das Bürger- und Bauerntum.
Diese Ereignisse gehen als Revolution von 1383 in die portugiesische Geschichte ein. Kastilien marschiert in Portugal ein, die Cortes erklären Johann von Avís am 16. Dezember 1383 zum Regenten und Verteidiger des Vaterlandes. Die Kastilier belagern ihn sechs Monate in Lissabon (März bis September 1384), müssen sich dann aber wegen der Pest zurückziehen. Im März 1385 werden die Cortes nach Coimbra einberufen, um das Problem der Thronfolge zu lösen. Sie rufen Johann von Avis am 6. April als Johann I. zum neuen König aus. Johann verbündet sich mit England, und mit englischer Hilfe gelingt es ihm, in der Schlacht von Aljubarrota (14. August 1385) Kastilien entscheidend zu schlagen.
In der Person von Nuno Álvares Pereira hat Johann einen loyalen und besonders fähigen Heerführer. Dessen Siege und der Sieg Johanns bei Aljubarrota bedeuten, dass kastilischen Versuche, Portugal zu erobern, für immer abgewehrt sind. Pereira wird zu einer in der portugiesischen Geschichte sehr populären Figur, 1918 wird er von der katholischen Kirche selig gesprochen. Johann I. gründet die neue Dynastie der Avís, die das Land bis 1580 regiert.[1]
Auf dem Weg zur Weltmacht
Johann I. gilt als einer der größten portugiesischen Könige. 1386 unterzeichnet er den Vertrag von Windsor, mit dem sich Portugal und England dauerhaft verbünden. Diese Allianz hat formal bis heute Bestand. 1387 heiratet Johann I. Philippa, die Tochter des Herzogs von Lancaster. Eine Expansion in der Iberischen Halbinsel ist nicht möglich. 1415 erobert Johann I. deshalb Ceuta in Marokko von den Mauren. Damit legt er schon die Stoßrichtung für die späteren Expeditionen seines jüngeren Sohnes Heinrich des Seefahrers fest. Diese Expeditionen bilden die Basis für den Aufstieg Portugals zu einer der größten Kolonialmächte der Welt. Heinrich der Seefahrer beginnt 1419 mit dem Ausrüsten von Seeexpeditionen. Obwohl er selbst nie weiter als bis Tanger gereist ist, erhält er den Beinamen der Seefahrer, denn nur seinem unermüdlichen Wirken verdankt Portugal seine großen Entdeckungen. 1419 wird Madeira, 1427 werden die Azoren (wieder) entdeckt und von Portugal kolonialisiert.
Seine Tochter Elisabeth (Isabel) verheiratet Johann I. mit Herzog Philipp dem Guten von Burgund. Durch diese Hochzeit werden für Portugal vorteilhafte Handelskontakte zu Flandern geschaffen, zur damaligen Zeit die aufstrebendste Wirtschaftsmacht in Europa. Johann I. gelingt das Kunststück, Stammvater gleich zweier portugiesischer Dynastien zu werden, denn neben seinen legitimen Nachkommen, die das Haus Avís bilden, hat er auch noch einen unehelichen Sohn, Alfons, der erster Herzog von Braganza wird und Stammvater jenes Hauses , das nach dem Intermezzo der Habsburger Portugal ab 1640 beherrschen sollte.
Johann reformiert das Verwaltungswesen, das Bürgertum wird stärker an der Verwaltung und Regierung des Landes beteiligt. Mitglieder des Hochadels, die die Thronansprüche Johann I. von Kastiliens unterstützt hatten, werden des Landes verwiesen, ihr Besitz wird an Bürgerliche und niedere Adlige vergeben. Der König schafft sich so eine neue und loyale Adelsschicht. Kulturell blüht das Land unter seiner Regierung auf.
1433 stirbt Johann I., sein Nachfolger ist Eduard (Dom Duarte, 1433 - 1438), der die Expeditionen seines jüngeren Bruders Heinrich des Seefahrers nachdrücklich fördert. Eduard ist hochgebildet und geht als der Philosophen-König (o Rei-Filosofo) in die portugiesische Geschichte ein, verfasste er doch eine eigene philosophische Schrift über die Bestimmung des Menschen („der loyale Ratgeber“, „o Leal Conselheiro“).
Eduards kurze Regierungszeit verläuft glücklos. Sein Vorgänger, Johann I., hatte große Ländereien an den Adel zu vergeben, um sich dessen Unterstützung im Kampf gegen Kastilien zu sichern. Eduard versucht nun, zumindest einen Teil dieser Ländereien für die Krone zurückzugewinnen. Er erlässt 1434 ein Dekret, das besagt, dass die Krone automatisch alles Land erbt, sobald ein Landedelmann ohne männlichen Erben stirbt. Dieses Dekret bringt ihn in Konflikt mit dem Landadel. Ein Versuch, Tanger in Marokko von den Mauren zu erobern, scheitert (1437). Heinrich der Seefahrer, der den Tanger-Feldzug befehligte, muss vor der arabischen Übermacht kapitulieren. Teil der Kapitulationsbestimmungen ist es, dass Portugal Ceuta an die Mauren zurückgibt. Um diese Bestimmung zu verbürgen, wird Prinz Ferdinand, ein weiterer jüngerer Bruder des Königs, den Mauren als Geisel überlassen. Eduard steht nun vor der Frage, ob er seinen Bruder retten und damit die Stadt Ceuta aufgeben soll oder nicht. Der König stirbt bereits 1438 an der Pest, und Prinz Ferdinand verbleibt in maurischer Gefangenschaft, in der er schließlich 1443 stirbt. Sein Schicksal wird 1662 von Calderón in seiner Novelle der standhafte Prinz (El principe constante) glorifiziert.
Der Sohn und Thronerbe König Alfons V. (1438 – 1481) ist zum Zeitpunkt seiner Thronbesteigung gerade sechs Jahre alt. Die Regentschaft fällt zunächst an die Königswitwe Eleonore. Diese wird aber nach einem Jahr von Peter, dem Herzog von Coimbra verdrängt, einem jüngeren Bruder König Eduards und damit Onkel von König Alfons V.
Die Regentschaft des Herzogs von Coimbra entspricht nicht den testamentarischen Bestimmungen, die König Eduard getroffen hat. Trotzdem gelingt es Peter, sie zweimal von den Cortes absegnen zu lassen. Auch nachdem Alfons 1446 für volljährig erklärt ist, will der Herzog von Coimbra die Regentschaft nicht aufgeben und stärkt seine Position dadurch, dass er seine Tochter mit dem jungen König vermählt. Der König verbündet sich daraufhin mit dem Herzog von Braganza, der die Adelsopposition im Lande gegen die vom Prinzregenten Peter geförderten Zentralisierungstendenzen anführt. Auch seine Mutter unterstützt den jungen König und bringt ihm die Unterstützung Aragoniens ein. So gelingt es Alfons V., seinen Onkel und Schwiegervater in der Schlacht von Alfarrobeira 1449 zu besiegen; der Herzog von Coimbra fällt in der Schlacht.
Alfonso V. ist danach unbestrittener Herrscher des Landes. Allerdings muss er diesen Sieg durch eine Stärkung der Stellung des Adels bezahlen, repräsentiert besonders durch den Herzog von Braganza. Alfons weitere Regierung ist von dem Versuch geprägt, den verlorenen Einfluss zurückzugewinnen. 1451 gelingt es ihm, seine Schwester Leonore mit dem römisch-deutschen König Friedrich III., aus dem Hause Habsburg zu verheiraten.
Während dieser Zeit gehen die Entdeckungen Heinrich des Seefahrers weiter. 1440 wird in Arguim in Afrika ein Handelsposten eröffnet, Portugal steigt in den Handel mit Sklaven ein. 1456 werden die Kapverden entdeckt und dem Christusorden (den ehemaligen Templern) zur Besiedlung im Namen Portugals überlassen. 1460 wird Guinea erreicht; im gleichen Jahr stirbt Heinrich der Seefahrer.
Portugal will Rivalen von der kolonialen Expansion nach Afrika ausschließen. Dazu ist Portugal auf den Papst angewiesen. Als einzige europäische Macht unterstützt Portugal nach dem Fall von Konstantinopel 1453 den von den Päpsten ausgerufenen Türkenkreuzzug. Wegen des Todes von Papst Kalixtus III. im Jahre 1458 fand der Kreuzzug dann jedoch nie statt.
Die erreichten Ergebnisse sind so bedeutsam, dass sie mit Hilfe des Papstes für Portugal gesichert werden müssen. Am 13. März 1456 überträgt Papst Kalixt III. in seiner Bulle Inter cetera dem Christusorden die gesamte geistliche Gewalt über "alle Gebiete südlich von Kap Bojador und Kap Nun, über Guinea bis zu den Indern sowie über die Inseln im Atlantik". Diese Bulle ist das auf die geistliche Jurisdiktion gerichtete Gegenstück zur Bulle Romanus pontifex (8. Januar 1455) in der Papst Nikolaus V. dem portugiesischen König Alfons V., dessen Onkel Heinrich dem Seefahrer sowie ihren Nachfolgern bereits die Länder, Häfen, Inseln und Meere Afrikas samt dem Patronat über die Kirchen, das Handelsmonopol (außer den Handel mit Kriegsmaterial), das ausschließliche Recht der Schifffahrt in diesen Gewässern sowie das Recht, die Ungläubigen in die Sklaverei zu führen, übertragen hat. Inter cetera bestätigt die dem Christusorden durch Alfons V. am 7. Juni 1454 bewilligten Privilegien sowie alle der den Portugiesen durch die Vorgänger von Papst Kalixt III. verliehenen Rechte und Privilegien. Der Papst überträgt mit diesem Sendschreiben dem Christusorden die ordentliche geistliche Gerichtsbarkeit sowie die Herrschaft und Amtsgewalt in geistlichen Dingen über "alle erworbenen und die noch zu errwerbenden" Gebiete. Dieses weitreichende Privileg ermöglicht dem Orden später auch in Indien die kirchliche Jurisdiktion auszuüben. Alfons V. erobert 1471 Tanger in Marokko. Alfons V. erweitert daraufhin seinen Königstitel, um seinen Anspruch auch auf die nordafrikanischen Territorien zu bekräftigen (rei de Portugal e do Algarve, Senhor de Septa, Senhor d’Alcacere em Africa), was ihm den Beinamen der Afrikaner einbringt.
Um trotz begrenzter finanzieller Mittel die portugiesischen Erkundungen an der afrikanischen Küste fortzusetzen, verpachtet König Alfons 1469 das Recht, im Namen und Auftrag der portugiesischen Krone Afrikareisen durchzuführen. In diesem auf fünf Jahre terminierten Vertrag verpflichtet sich der wohlhabende portugiesische Kaufmann Fernão Gomes neben der Pachtzahlung, jährlich 100 Leguas (das sind fast 620 km nach der alten und 500 km nach der neuen Legua) weitere afrikanische Küste zu erkunden. Ausgangspunkt ist dabei das heutige Sierra Leone. Gleichzeitig erhält er eine Reihe von Rechten, die ihm gestatten, Einkünfte aus dem Guinea-Handel zu ziehen. Fernão Gomes verpflichtet hervorragende Seeleute und lässt insgesamt vier Reisen durchführen. Seine Schiffe erreichen den Äquator und gelangen 1475 bis zu dem bei etwa 4° südlicher Breite gelegenen Kap Santa Catarina.
1474 stirbt der König Heinrich IV. von Kastilien. Alfons V. greift daraufhin aktiv in den Kampf um den kastilischen Thon ein. Einstmals hatte er um die Hand der Prinzessin Isabella (der späteren Isabella der Katholischen), einer Schwester des verstorbenen Heinrich IV., geworben, nachdem sich diese Pläne jedoch zerschlugen, verlobt er sich mit Johanna, der Tochter von Heinrich IV., und unterstützt jetzt deren Thronansprüche gegen Isabella.
In der Schlacht von Toro (1476) wird Portugal von den katholischen Königen geschlagen; die portugiesischen Ansprüche auf den Thron von Kastilien sind abgewehrt. Alfons V. geht nach Nancy in Frankreich, wo er – vergeblich – versucht, König Ludwig XI. zum Eingreifen auf seiner Seite gegen Kastilien zu bewegen. Durch die Niederlage von Toro schwer niedergeschlagen, spielt er mit dem Gedanken, abzudanken und aus Frankreich nicht nach Portugal zurückzukehren, sondern stattdessen eine Pilgerfahrt nach Jerusalem zu unternehmen, kann aber von König Ludwig XI. zur Rückkehr in sein Land bewogen werden. Im Frieden von Alcáçovas muss Alfons V. für sich und seine Frau alle Ansprüche auf den kastilischen Thron und die Kanarischen Inseln aufgeben, erhält dafür jedoch von Spanien Handlungsfreiheit in Nordafrika zugesichert. In seinen letzten Lebensjahren wird der König zunehmend depressiv und kränkelt, will erneut abdanken, stirbt aber vorher an der Pest.
Nach dem Tode Alfons V. kommt 1481 dessen Sohn, König Johann II. (Dom João II.), der Strenge oder der Vollkommene, an die Macht. Diesem gelingt es, die Königsmacht gegen den Adel wiederherzustellen. So wird den Adligen das Recht genommen, in ihren Domänen selbst die Gerichtsbarkeit auszuüben. Gegner dieser Politik verfolgt der König mit großer Härte. Die Herzöge von Braganza und Beja-Videu, Cousins des Königs und Anführer der Adelsopposition, werden 1483 hingerichtet. 1484 tötet der König bei einer Unterredung persönlich einen missliebigen Schwager. Auch der Bischof von Évora wird zum Tode verurteilt. Johann II. zieht große Ländereien zu Gunsten der Krone ein, die sich endgültig als vorherrschende Macht im Lande etabliert.
Außenpolitisch setzt der König den Expansionskurs fort. 1482 wird die Festung São Jorge da Mina (Elmina) an der Goldküste (heute Ghana) gegründet und damit der Gold- und Sklavenhandel aus Westafrika von den ungünstigen Transsahara-Karawanenrouten abgelenkt. Die Einkünfte der Krone verdoppeln sich. Diogo Cão führt eine Expedition in den Kongo durch, Bartolomeu Diaz umrundet 1488 das Kap der guten Hoffnung. Damit ist der Seeweg nach Indien gefunden. Durch die Vermittlung des Papstes wird 1494 mit Spanien der Vertrag von Tordesillas geschlossen, mit dem die portugiesische und spanische Einflusszone in Amerika und Afrika abgesteckt wird.
Die Regierungszeit Johann II. markiert einen Meilenstein auf der Entwicklung Portugals zu einem zentralistischen, auf die Königsmacht ausgerichteten absolutistischen Staat. Während seiner ganzen Regierungszeit beruft der König die Cortes nur viermal ein, regiert ansonsten vollkommen unabhängig.
Die Regierungszeit Johann II. ist aber auch eine Zeit der verpassten Chancen für Portugal. Durch die Eheschließung seines Sohnes und Thronfolgers Johann mit Isabella, Tochter der katholischen Könige Spaniens, bestand die Aussicht auf ein iberisches Großreich unter portugiesischer Führung. Der Tod des Thronfolgers 1491 verhindert dann diese Pläne. Auch ist Johann II. der portugiesische König, der Christoph Kolumbus seine Hilfe bei der Suche nach dem Westweg nach Indien verweigerte, so dass dieser Amerika in spanischen Diensten entdeckte.
Johann II. ist nach dem Tode des Thronfolgers ohne legitime männliche Nachkommen und erwägt deshalb, seinen Lieblingssohn aus einer illegitimen Verbindung zum Nachfolger zu machen. Testamentarisch bestimmt er dann aber doch den nächsten lebenden männlichen Angehörigen des Hauses Avís zu seinem Nachfolger, Emanuel, einen Bruder seiner Frau und Enkel des Königs Eduard.
Emanuel der Glückliche
Emanuel I. wird durch Johann II. schon früh mit hohen Ehren ausgestattet, so wird er Herzog von Viseu und Beja und Großmeister des Christusordens. Nach dem Tode des Kronprinzen 1491 wird er dann zum Thronfolger bestimmt.
1495 tritt Emanuel I. die Regierung an (bis 1521). Durch das blühende Handelsimperium wird er zum reichsten Herrscher Europas. 1498 öffnet Vasco da Gama die Seeroute nach Indien.
Dem Entdecker Vasco da Gama folgen die Eroberer, zunächst Francisco de Almeida, danach Afonso de Albuquerque, der zum Gouverneur von Portugiesisch-Indien ernannt wird. Sie errichten eine Reihe von Stützpunkten – Handelsniederlassungen und militärische Stützpunkte – und dringen über Indien hinaus weiter nach Osten vor. 1503 werden alle Aktivitäten in der Casa da Índia zentralisiert, die sich zur Zentralbehörde für die Verwaltung der neuen Territorien in Übersee entwickelt und als zentraler Warenumschlagplatz bzw. Verrechnungstelle für alle Bereiche des Überseehandels dient.
Zwischen 1503 und 1505 sichert Duarte Pacheco Pereira mit Waffengewalt die portugiesische Präsenz in Indien und legt damit erste Grundlagen für den Aufbau des portugiesischen Imperiums in Asien. 1510 besetzt Afonso de Albuquerque Goa, das sich schnell zur bedeutendsten portugiesischen Handelsniederlassung in Indien entwickelt. 1511 erobert Afonso de Albuquerque Malakka (heute Melaka in Malaysia), das die Malakkastraße und damit den Weg nach China und zu den Gewürzinseln, den Molukken, kontrolliert. Dort errichten die Portugiesen ebenfalls Handelsstützpunkte. Portugal bringt damit den lukrativen Gewürzhandel unter seine Kontrolle; das bisherige Handelsmonopol der Araber mit Gewürzen ist gebrochen. Lissabon entwickelt sich zu einem wichtigen Handelszentrum für Gewürze und andere Waren aus Asien.
Pedro Álvares Cabral entdeckt 1500 Brasilien und nimmt es für Portugal in Besitz. Die Portugiesen erreichen als erste europäische Kolonialmacht das Kaiserreich China (portugiesischer Handelsstützpunkt in Macao 1557), Timor wird portugiesisch (1513), Hormus folgt 1515. Emanuel I. erobert 1513–1515 weitere Teile Marokkos.
Innenpolitisch setzt sich Emanuel I. endgültig gegen den Landadel durch. Die Judenfrage ist ein zentrales innenpolitisches Problem. Juden befinden sich bereits seit dem 6. Jahrhundert im Lande, also schon vor der christlichen Zeit und vor der Gründung des Königreiches Portugal. 1492 vertreiben die katholischen Könige die Juden aus Spanien. 60.000 von ihnen flüchten nach Portugal. In den Verhandlungen mit Spanien, die 1497 zur Hochzeit des Königs mit Isabella, der Tochter der katholischen Könige, führen, setzt Spanien die Ausweisung der portugiesischen Juden durch. 1496 vertreibt Emanuel I. auch die portugiesischen Juden. Allerdings dürfen Juden, die sich taufen lassen, bleiben. 1504 und 1506 kommt es in Lissabon zu antijüdischen Pogromen gegen diese so genannten Neuen Christen (Cristãos-Novos).
Nachdem in Spanien 1497 der Thronfolger gestorben war, ist Isabella, die Ehefrau von Emanuel I., designierte Erbin der katholischen Könige. Das gemeinsame Sohn Miguel ist so designierter Erbe aller drei Reiche.
Doch Isabella stirbt noch im Wochenbett und Miguel, der designierte Thronfolger, bereits als Kleinkind. Zwar heiratet Emanuel erneut eine Tochter der katholischen Könige, die Infantin Maria. Erbin ist aber deren ältere Schwester Johanna die Wahnsinnige, über deren Ehe mit Philipp dem Schönen Spanien schließlich an die Habsburger fällt. Auch mit dem neuen Herrschergeschlecht knüpft Emanuel I. noch verwandtschaftliche Beziehungen. Nach dem Tode Marias heiratet er in seiner letzten Ehe Eleonore, eine Schwester von Karl V., und der Sohn und Thronfolger heiratet ebenfalls eine Schwester von Karl V.
Portugal erlebt unter Emanuel I. eine kulturelle Blüte, das so genannte „goldene Zeitalter“. Die überseeischen Aktivitäten des Landes tragen Früchte, aus den Kolonien fließen große Mengen Gold in das Mutterland. Da der Überseehandel königliches Monopol ist und die neuen Kolonien zu Krongut erklärt werden, profitiert vor allem der König selbst von diesem Reichtum. Emanuel errichtet damit phantastische Bauten in dem nach ihm benannten Emanuelstil (manuelinischen Stil). Auch das Rechts-, Bildungs- und Gesundheitswesen reformiert er.
Die letzten Herrscher aus dem Hause Avís
1521 stirbt Emanuel I. Der Thron fällt an seinen Sohn aus zweiter Ehe (mit der Infantin Maria), Johann, der als Johann III. (Dom João III.) den Thron besteigt.
Das Judenproblem bleibt auch unter seiner Regierung wichtigste Frage der Innenpolitik. Johann III. etabliert 1531 die Inquisition, um die religiösen Praktiken der Neuen Christen zu untersuchen (also der Juden, die sich hatten taufen lassen, um in Portugal bleiben zu können). In den nächsten 200 Jahren werden 1.454 Personen von der Inquisition zum Tode verurteilt. 1540 erlaubt Johann III. den Jesuiten, sich in Portugal niederzulassen.
1524 wird der Dichter Luís de Camões geboren, der größte portugiesische Dichter, der das Nationalepos Os Lusíadas (deutsch: Die Lusiaden) schreibt. 1524 auf dem Kongress von Badajoz erkennt Spanien den portugiesischen Anspruch auf Brasilien an. 1532 wird die erste dauerhafte Siedlung in Brasilien gegründet, der König vergibt große Landgebiete in Brasilien als Lehen (donatárias) und fördert so den Aufbau des Landes, 1545 wird Salvador da Bahia Hauptstadt Brasiliens. Unter Johann III. werden Aden, Diu, Celebes und Maskat erobert. Er überlässt 1529 Spanien die Philippinen und sichert Portugal dafür die Molukken. 1557 wird Macao, dauerhafte portugiesische Handelsniederlassung in China, gegründet.
Unter dem Nachfolger von Johann III., König Sebastian, kommt es dann schließlich zur Katastrophe, in deren Folge Portugal selbst vorübergehend mit Spanien in Personalunion vereinigt wird.
Der Thron fällt, als König Johann III. 1557 stirbt, an seinen Enkel Sebastian, Sohn des bereits gestorbenen Erbprinzen Johann.
Beim Tod seines Großvaters, des Königs, ist Sebastian drei Jahre alt; der Vater und Erbprinz Johann war kurz zuvor gestorben. Die Regentschaft fällt zunächst an seine Großmutter Katharina, der Witwe von Johann III. und Schwester von Karl V.. Die Regentschaft übernimmt danach Kardinal Heinrich I., Erzbischof von Lissabon, ein Bruder von Johann III. und somit Großonkel des Königs Sebastian.
1568 übernimmt Sebastian als 15-jähriger persönlich die Regierung. Sein Ziel ist es, für Portugal ein großes nordafrikanisches Reich zu erobern. Ein Thronnachfolgestreit im Sultanat von Fès scheint eine günstige Gelegenheit zu bieten. Sebastian versammelt eine Armee von 18.000 Mann und marschiert in 1578 Marokko ein. Die Schlacht von Alcácer-Quibir (al-Qasr al-Kabir) in Marokko wird zur Katastrophe für die Portugiesen.
Das Heer des Sultans Muley Abd-el Melik schlägt die Portugiesen vernichtend, König Sebastian wird in der Schlacht getötet, sein Leichnam bleibt auf dem Schlachtfeld verschollen. Weitere 8.000 Portugiesen, darunter die meisten portugiesischen Adligen, fallen in der Schlacht. 15.000 Portugiesen, darunter 100 hohe portugiesische Adlige, geraten in Gefangenschaft. Der portugiesische Adel muss große Summen als Auslöse bezahlen.
Sebastian fällt kinderlos. Deshalb übernimmt der vormalige Regent, Kardinal Heinrich, als letztes männliches Mitglied des Hauses Avís, selbst den Thron. Als Kardinal Heinrich nach zwei Jahren kinderlos stirbt, stirbt mit ihm die Dynastie der Avís aus.
Auch die Habsburger zielen mit ihrer Heiratspolitik auf die Einigung der Iberischen Halbinsel ab. Karl V. schreibt schon 1557, also nach seinem Rücktritt als römischer Kaiser und spanischer König, als er bereits zurückgezogen im Kloster San Jerónimo de Yuste lebte, an seine Schwester Katharina, um für den Fall eines frühzeitigen Ablebens König Sebastians ohne Erben den portugiesischen Thron für ihren gemeinsamen Enkel Don Carlos (den Sohn König Philipp II. von Spanien, der mit einer Tochter von Katharina verheiratet war) zu reklamieren. Katharina ist einverstanden, die Vereinbarung scheitert dann jedoch am Widerstand des portugiesischen Adels.
Auch Heinrich I. beschäftigte sich intensiv mit der Frage der Thronnachfolge. Nach langem Zögern entschließt er sich, den spanischen König Philipp II. zum Thronerben einzusetzen.
So beginnt 1580 die Personalunion Portugals mit Spanien, die bis 1640 andauert.
Siehe auch
- Zeittafel der Geschichte Portugals
- Liste der Könige Portugals
- Liste der Königinnen Portugals
- Portugiesische Kolonien
Anmerkungen
- ↑ P. Feige: Johann 12). In: Lexikon des Mittelalters. Bd. 5 (1991), Sp. 502f.
Wikimedia Foundation.