Vorgeschichte Portugals

Vorgeschichte Portugals

Die Vor- und Frühgeschichte Portugals ähnelt bis in das frühe Mittelalter der Geschichte der anderen Regionen der Iberischen Halbinsel.

Inhaltsverzeichnis

Paläolithikum

Die Anwesenheit von Vertretern der Gattung Homo ist in Portugal seit dem Homo erectus in schwachen Spuren belegt. Bei Ausgrabungen in Ribeira da Atalaia am Oberlauf des Tejo fanden Forscher Spuren von Gebrauchsgegenständen, deren Alter mit radiografischen Methoden auf 300.000 Jahre geschätzt wird. Die Funde von Ribeira da Atalaia deuten auf einen Homo heidelbergensis hin. Umstritten ist die Zuordnung des 25.000 Jahre alten „Kindes von Lagar Velho“, dem sowohl anatomische Merkmale des modernen Menschen (Homo sapiens) als auch des Neandertalers zugeschrieben wurden. Als die modernen Menschen bereits in das Gebiet eingewandert waren, lebten hier die letzten Neandertaler. Vom Neandertaler gibt es auch Spuren durch einen Lagerplatz bei Vilas Ruivas. Am Tejo gelang ferner der Nachweis für eine 24.000 Jahre alte Feuerstelle. Eines der ältesten kulturellen Zeugnisse für die Besiedlung Portugals durch den modernen Menschen stellen die Felszeichnungen von Foz Côa (ca. 18.000 v. Chr.) dar.

Mesolithikum

Muschelhaufen, international Køkkenmøddinger (port. Concheiros; engl. Shell middens) genannt, bezeugen die Anwesenheit des modernen Menschen. Aus dem späten Mesolithikum sind aus dem Mündungsgebieten von den Flüssen Tajo und Sado eine Reihe von angehäuften Muschelschalen bekannt. Die Ernährung der Küstenbewohner beruhte vor allem auf marinen Ressourcen.

Neolithikum

Die ersten neolithischen Siedlungen liegen auf dem Kalksteinplateau der Estremadura. Aus der Gruta da Caldeirão (Höhle) bei Tomar stammen Bestattungen des Frühneolithikums. Die Keramik gehört in das späte Cardial und datiert zwischen 5300 und 5100 v. Chr. Die gefundenen Tierknochen weisen auch auf Schafe und Ziegen, also Tierhaltung mit aus der Levante eingeführten Arten. Im folgenden Epi-Cardial (ab 5000 v. Chr) wird das Binnenland besiedelt. Viele Forscher nehmen an, dass die erste neolithische Besiedlung über See erfolgte und Gebiete aufgesucht wurden, die nicht dicht besiedelt waren. Im Alentejo liegen die ältesten megalithischen Strukturen in der Nähe mesolithischer Fundplätze. Eine Überlagerung von zwei Menhiren durch ein Ganggrab wird als Beleg dafür angeführt, dass die Menhire in eine frühe Phase des Neolithikums zu datieren sind.

Bronzezeit

Die Kupfermetallurgie ist die nachhaltige Vorstufe zur iberischen Bronzezeit. Mit den Glockenbecherleuten begann die ältere Bronzezeit, über die nur wenig bekannt ist. Das Grab von Quinta da Água Branca und der Hortfund von Alcácer sind Ausnahmen. Plätze und Siedlungen die mit der älteren Bronzezeit zu verbinden, aber noch unerforscht sind, sind das Castelo Velho bei Freixo de Numão, Columbreira, Vila Nova de São Perdro und Zambujal. Die mittlere, besonders im Norden deutlich werdende Phase, wird auch "Atlantische Bronzezeit" genannt und zeigt deutliche Verbindungen zum übrigen Westeuropa. Im Süden ist mediterran-orientalischer Einfluss spürbar der mit Tartessos zu verbinden ist. In Baiōes, in Mittelportugal ist die Kontaktzone der beiden Strömungen.

Ab 2000 v. Chr. erblüht die Kultur der Iberer, ein rätselhaftes Volk, das vom 6. bis zum 1. Jahrhundert v. Chr. die Iberische Halbinsel zwischen Andalusien und dem Languedoc besiedelte und kulturelle und wirtschaftliche Beziehungen zu den anderen Hochkulturen des Mittelmeerraums - den Phöniziern, Puniern und Griechen - pflegte. Für die jüngere Bronzezeit sind Grabfelder, wie das wabenartige von Atalaia prägend, wo Menhire hier "pedras empinadas" genannt, und waagerecht gelegte Platten häufig sind. Im Süden werden skulpierte Stelen als Deckenplatten von Steinkisten verwandt.

Eisenzeit

Die Kultur der Iberer, die in die jüngere Eisenzeit fällt, wies hochentwickelte Stadtstaaten auf. Die Phönizier (ab 1200 v. Chr.) gründeten in Portugal Kolonien. Um das Jahr 600 v. Chr. kam es zu einer Invasion der Kelten, die in vielfältige Wechselbeziehungen mit den Iberern traten (Keltiberer). Die Ursprünge der Lusitanen, die in alten Quellen neben den Kelten als zweites Volk genannt werden und im Lateinischen für das Land namensgebend werden sollten, sind nicht klar. Es wird aber angenommen, dass es sich um einen keltischen Stamm handelte, der vielleicht ursprünglich seine Heimat im Schweizer Alpenraum hatte und von dort mit den anderen keltischen Stämmen auf die Iberische Halbinsel einwanderte.

Siehe auch

Literatur

  • P. Arias: The origins of the Neolithic along the Atlantic coast of continental Europe: a survey. Journal of World Prehistory 13, 1999, 403-464.
  • Manuel Calado: Standing stones and natural outcrops. The role of ritual monuments in the Neolithic transition of the Central Alentejo. In: Chris Scarre, Monuments and Landscapes in Atlantic Europe (London 2002) 17-35.
  • Jorge Zilhao: The spread of agro-pastoral economies across Mediterranean Europe: a view from the Far West. Journal of Mediterranean Archaeology 6, 1993, 5-63.
  • Jonathan A. Haws, Caroline L. Funk, Michael M. Benedetti, Nuno F. Bicho, J. Michael Daniels, Thomas A. Minckley, Rhawn F. Denniston, Marjeta Jeraj, Juan F. Gibaja und Bryan S. Hockett u.a.: Paleolithic Landscapes and Seascapes of the West Coast of Portugal, in: Nuno Bicho, Jonathan A. Haws, Loren G. Davis (Hrsg.): Trekking the Shore: Changing Coastlines and the Antiquity of Coastal Settlement, Springer 2011, S. 202-246.

Weblinks


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