Luís de Camões

Luís de Camões
Luís de Camões

Luís Vaz de Camões [luˈiʃ vaʃ dɨ kaˈmõi̯ʃ] (auch Luiz Vaz de Camoes) (* 1524 oder 1525 vermutlich in Coimbra oder Lissabon; † 10. Juni 1579 oder 1580 in Lissabon) gilt als der portugiesische Nationaldichter. Er gilt als der bedeutendste portugiesische Schriftsteller, Dramatiker und Dichter portugiesischer Sprache überhaupt und als erster und bis ins 19. Jahrhundert auch einziger Autor Portugals der Weltliteratur. Auch gilt er als einer der bedeutendsten Dramatiker Portugals der Renaissance und des 16. Jahrhunderts, neben António Ferreira, Gil Vicente und António Ribeiro. Als Epiker gilt sein Epos "Die Lusiaden" als das bedeutendste Epos der Renaissance und eines der bedeutendsten der Weltliteratur. Und auch als einer der bedeutendsten Lyriker Europas im 16. Jahrhundert lässt sich Camões durchaus bezeichnen.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Biographische Angaben über ihn sind spärlich und teilweise nicht gesichert: Luís Vaz de Camões wurde als einziges Kind von Simão Vaz de Camões und seiner Ehefrau Ana de Sá de Macedo geboren. In frühen Jahren verließ der Vater seine Familie, um in Indien zu Reichtum zu gelangen, starb aber bereits nach einigen Jahren in Goa. Die Mutter verheiratete sich später wieder. Camões enstammte niederem Adel. Als Geburtsort wird oftmals Coimbra oder Lissabon genannt. Eine Geburtsurkunde existiert nicht mehr.

Der junge Camões wurde von Dominikanern und Jesuiten erzogen. Später studierte er vermutlich an der Universität Coimbra, wo ein Onkel von ihm, Bento de Camões, Prior des Klosters von Santa Cruz, Kanzler war, und erhielt eine klassisch antike Bildung. Er war am Hofe König Dom Johann III. als Erzieher von Höflingen tätig und verliebte sich in Catarina de Ataide, einer der Hofdamen der Königin. Ihr widmete er einige seiner schönsten Gedichte. Aufgrund dieser Liebesgeschichte musste er den königlichen Hof jedoch 1546 verlassen. Ab 1549 diente er als Soldat in Ceuta und verlor in einer Schlacht gegen die Mauren sein rechtes Auge. Zurückgekehrt nach Lissabon, verletzte er während des Festes Christi Himmelfahrt den königlichen Offizier Gonçalo Borges und wurde daraufhin inhaftiert. Auf mehrere Fürsprachen hin wurde er zu einer hohen Geldstrafe und zu drei Jahren Militärdienst im Ausland verurteilt. 1553 reiste er auf einem Schiff nach Goa und wurde gleich nach seiner Ankunft wegen Schulden ins Gefängnis geworfen. Wieder entlassen, nahm er an einer Schlacht an der Malabarküste teil. Am Ende seiner Strafzeit hatte er es in Macau bis zum Führungsoffizier gebracht. In dieser Phase seines Lebens begann er auch mit den Arbeiten an seinem Hauptwerk, Os Lusíadas. Später wurden ihm noch Unterschlagungen vorgeworfen und er reiste, um sich zu rechtfertigen, zum Gericht nach Goa. Auf der Rückreise erlitt er am Mekong Schiffbruch und konnte gerade noch sein Manuskript retten.

1570 befand sich Camões wieder in Lissabon und veröffentlichte zwei Jahre später sein berühmtes Werk. Der portugiesische König Sebastian I. gewährte ihm eine kleine Pension.

Im Alter von 55 oder 56 Jahren starb Camões an der Pest und wurde in einem Massengrab verscharrt. Nur ein Barfüßermönch war in seiner Todesstunde bei ihm. Sein Grab befindet sich heute im Mosteiro dos Jerónimos (Hieronymus-Kloster) im Lissaboner Vorort Belém, in dem auch die sterblichen Überreste von Vasco da Gama ruhen. Der Kentograph ist jedoch leer und ist nur als eine symbolische Geste in Bezug auf die Größe von Camoes zu verstehen.

Der portugiesische Historiker und Schriftsteller Diogo do Couto, der auch mit Camões befreundet war, hinterließ als erster eine Art Biographie, von der jedoch viele Daten als nicht gesichert gelten.

Künstlerisches Schaffen

Camões schrieb als Lyriker u.a. Eklogen, Oden, Kanzonen, Redondiljen und Sonette. Sein Hauptwerk ist das Epos Os Lusíadas (1572), das 1806 erstmalig ins Deutsche übersetzt wurde. Es schildert im Stil klassischer Epen, mit Anklängen an die Odyssee und die Aeneis und unter Rückgriff auf klassische Mythen und Götter, die Entdeckung des Seewegs nach Indien durch Vasco da Gama, seine Reise ums Kap der Guten Hoffnung und entlang der afrikanischen Ostküste bis nach Calicut. Camões verbindet diesen Handlungsstrang mit einer Darstellung portugiesischer Historie. Neben dem Epos und Gedichten sind drei Dramen des Autors überliefert, die jedoch nicht die Bedeutung seines lyrischen Werkes erhielten: Anfitrioes, (Die Amphitryone), 1587 erschienen, Komödie; Elrei Seleucos (König Seleucos), 1645 erschienen, Klassisches Schauspiel, Filodemo, aufgeführt 1555 in Goa, erschienen 1587.

Camões Nachwirkung in Deutschland und im Ausland

Die Wirkung von Camões Werk in Deutschland setzte mit der ersten Übersetzung der Luisiaden 1810 ein und wurde von zahlreichen bedeutenden deutschsprachigen Autoren aufgenommen. Bedeutende Übersetzer von Camões ins Deutsche waren Wilhelm Storck, Karl Siegmund von Seckendorff, August Wilhelm Schlegel, Ludwig Hain, August von Platen, Louis von Arentsschildt, Emanuel Geibel, Karl Goedeke, Otto von Taube, Johann Heinrich Voß, Johann Gottlieb Fichte. Verarbeitungen vor allem in Gedichten fanden sich bei Conrad Ferdinand Meyer, Friedrich Schlegel, Reinhold Schneider. Eine deutschsprachige Biographie schrieben jeweils Wilhelm Storck und Reinhold Schneider. Die Philosophen Johann Gottfried Herder und Georg Friedrich Hegel beschäftigten sich mit Camões in ihrem Werk. Alexander von Humboldt bezeichnete Camões als "Seemaler". Die allererste Übersetzung eines Camões-Gedichts stammt aus dem Jahre 1780 von Senckendorff. Ludwig Tieck verarbeitete das Leben des Dichters in dem Werk "Tod des Dichters" 1834.

Auch eine Reihe bedeutender ausländischer Autoren beschäftigten sich mit dem Werk von Camões, so Voltaire, Alexander Pope, Jorge Luis Borges sowie der Ethnologe, Reisende und Schriftsteller Sir Richard Burton, der Camoes auch ins englische übersetzte.

Das Leben von Camoes wurde auch in einer Oper verarbeitet. Die Musik stammte von Friedrich von Flotow, das Libretto von Gustav zu Puttlitz. Der Name der Oper war "Indra" und behandelt das Leben von Camoes, jedoch war die Oper nicht sonderlich erfolgreich und geriet in Vergessenheit. 1852 war sie in Wien aufgeführt worden. Die Idee hatte er vom Theaterstück des Franzosen Jules Henri Vernoy de Saint Georges, der den Einakter "L`esclave de Camoes" schrieb, der ebenfalls sehr erfolglos blieb.

Nachwirken

Camões Todestag am 10. Juni 1580 wurde zum portugiesischer Nationalfeiertag erklärt und erhielt den Namen Portugal-Tag.

Der höchste portugiesische Literaturpreis, der Prémio Camões, trägt ihm zu Ehren seinen Namen und wird seit 1989 jährlich von der portugiesischen Fundação Biblioteca Nacional und dem brasilianischen Departamento Nacional do Livro verliehen. Auch das portugiesische Kulturinstitut Instituto Camões führt seinen Namen.

In Macau existieren seit 1770 ein Camões-Museum und die Camões-Gärten, die an die Präsenz des Autors in der Stadt erinnern.

Werke in deutscher Übersetzung

  • Luís de Camões: Die Lusiaden des Luis de Camoës. (Verdeutscht von J.C.C. Donner.) Löflund, Stuttgart 1833.
  • Luís de Camões: Sämmtliche Gedichte. (Zum ersten Male deutsch von Wilhelm Storck.) Bände 1-6. F. Schöningh, Paderborn 1880–1885.
  • Luís de Camões: Sämtliche Gedichte. (Portugiesisch–Deutsch. Übersetzt von Hans-Joachim Schaeffer. Herausgegeben, bearbeitet und kommentiert von Rafael Arnold.) Elfenbein Verlag, Berlin 2008, ISBN 978-3-932245-87-9.
  • Luís de Camões: Os Lusíadas – Die Lusiaden. (Aus dem Portugiesischen von Hans-Joachim Schaeffer. Bearbeitet und mit einem Nachwort versehen von Rafael Arnold.) Elfenbein Verlag, Berlin 2010, (4. Auflage) ISBN 978-3-932245-28-2.

Literatur

  • Leodegário A. de Azevedo Filho: Introdução à lírica de Camões. Lissabon: Instituto de cultura e língua portuguesa, 1990. (= Biblioteca breve. Série Literatura; 122)
  • Georges Le Gentil: Camões. L’oeuvre épique et lyrique. Paris: Chandeigne, 1995. (= Série Lusitane; 6)
  • Nicholas Meihuizen u.a.: Ordering Empire. The poetry of Camões. Oxford u.a.: Lang 2007.
  • George Monteiro: The presence of Camões. Influences on the literature of England, America, and Southern Africa. Lexington: Univ. Press of Kentucky, 1996. (= Studies in romance languages; 40)
  • Mariana Gois Neves: L' héritage médiéval dans les épopées du Tasse, de Camões et de Ronsard. Poitiers: Univ. Diss. 2005.
  • James Nicolopulos: The poetics of empire in the Indies. Prophecy and imitation in "La araucana" and "Os lusíadas". Pennsylvania State University 2000.
  • Américo da Costa Ramalho: Camões no seu tempo e no nosso. Coimbra: Almedina, 1992.
  • Manuel dos Santos Alves: Dicionário de Camões. Lissabon: Universitária Editora, 1994.

Weblinks


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