Postmeilensäule

Postmeilensäule
Postmeilensäule Bad Liebenwerda
Historischer Meilenstein im Bielefelder Stadtteil Brackwede-Ummeln

Unter Meilenstein, ebenso wie unter einer Postmeilensäule, versteht man in regelmäßigen Abständen an Straßen errichteten Entfernungsanzeiger. Sie gehören wie Wegkreuze, Bildstöcke zu den Kleindenkmälern.

Inhaltsverzeichnis

Altertum

Assyrisches Reich: Bereits der assyrische König Sargon II. ließ zwischen 721 und 705 v.u.Z. an den Straßen seines Reiches Steine mit Entfernungsangaben errichten.

Antikes Griechenland: Im antiken Griechenland standen auf den Straßen zwischen Athen und den Demen (den kleinsten Verwaltungsbezirken) Säulen mit Entfernungsangaben und populären Sprüchen.

Römisches Reich: Das Römische Reich verfügte über ein sehr gut ausgebautes Straßensystem. Nach 123 v.u.Z. wurden an den Straßen sogenannte Milliaria errichtet. In bestimmten vormals keltischen Gebieten der nördlichen Provinzen standen die Steine im Abstand einer Leuga und wurden daher Leugensteine genannt.

China: Für die Zeit der Tang-Dynastie (618–907) sind Meilensteine, die an den Straßen den Weg wiesen, überliefert.

Neuzeit: Deutschland

Brandenburg

Brandenburgische Postsäule

Für das Kurfürstentum Brandenburg sind für die Zeit vor 1700 ebenfalls Meilensäulen bezeugt. Diese standen an der Straße zwischen Berlin und den beiden Residenzen Oranienburg und Potsdam. Soweit bekannt, dienten sie aber nur repräsentativen Zwecken. In den Gebieten der jetzigen Landkreise Potsdam-Mittelmark und Elbe-Elster, die vor 1815 zu Sachsen gehörten, stehen in den Städten Belzig, Niemegk, Brück, Uebigau, Wahrenbrück, Bad Liebenwerda und Elsterwerda ebenfalls Kursächsische Postmeilensäulen.

Sachsen

Hauptartikel: Kursächsische Postmeilensäule

In Kurfürstentum Sachsen wurde unter August dem Starken und seinem Sohn im 18. Jh. ein landesweites Netz an Meilensteinen errichtet, die kursächsischen Postmeilensäulen. Im Königreich Sachsen folgte zwischen 1859 und 1865, nach der Neuvermessung, landesweit die Errichtung der Königlich-sächsischen Meilensteine, die man um 1900 z.T. in Kilometer- bzw. Straßenwärtersteine umgestaltete.

Herzogtum Anhalt

Anhaltinischer Meilenstein 2 Meilen von Dessau

Eine genaue Angabe über den Beginn der Straßenvermessung und der damit einhergehenden Errichtung der Meilensteine gibt es nicht. Den ersten Hinweis aus alten Unterlagen liefert eine Meldung der Polizei: "... am Sonntag, dem 13. November 1853, der Meilenstein zwischen Bobbau und Heidekrug, der erst vor einigen Wochen neu gesetzt wurde, umgefahren ist.". Aus Akten aus dem Jahr 1858 geht hervor, dass "Wege mit Stations- und Meilensteinen bestellt" sind.

Zu Beginn des Jahres 1871 wurde mit der Neuvermessung der in anhaltischer Staatsverwaltung verbliebenen Straßen, gemäß des Bundesgesetzes Nr. 28 aus dem Jahre 1868, begonnen. Am 18. Mai 1871 berichtete die Herzogliche Bauverwaltung an den Geheimen Baurat von Vieth: "Die Vermessung und Eintheilung der Straße von Dessau nach Cöthen nach dem Metermaße und die dementsprechende Einsetzung der Stationssteine ist im Dessauer Kreis nunmehr ausgeführt worden." Aus dem Bericht geht ebenfalls hervor, dass als Ausgangspunkt für die Vermessung das Standbild des Fürsten Leopold auf dem großen Markt in Dessau diente. Dies wurde in den "Bemerkungen zum Erlaß des Preußischen Handelsministes über die Nummerierung der Staatsstraßen vom 7. September 1870" mit den Worten: "Für das Herzogtum Anhalt befindet sich der Nullpunkt für die Abmessungen und für das Nummerieren der Hauptstraßen in der Stadt Dessau als dem Sitze der Regierung ..." nochmals eindeutig festgelegt.

Bei der Vermessung wurden als unterteilende Einheiten alle 20 Ruthen, was 75 Meter entspricht, sogenannte Stationen gesetzt. Die Stationssteine wurden gemäß ihrem Standort nummeriert, wobei die Zahl vor dem Komma die Meile von Dessau her angab und die Zahl nach dem Komma zeigte, die wievielte Station der jeweiligen Meile sie war.

Myriameterstein an der A9 Abfahrt Köselitz

Technisch wurde die Vermessung mit Hilfe von Messketten (auch Feldketten genannt) vorgenommen. Aus dem Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt, Abteilung Dessau ist ein Kostenvoranschlag der Firma Schmidt Werkstatt für mathematische und optische Instrumente aus Halle bekannt, indem Ketten angeboten wurden, die 20 Meter lang, auseinanderzunehmen in 5- und 10-Meter-Stücke, die einzelnen Glieder mit ½ Meter Länge und 10-Zentimeter-Teilung, angeboten wurden. Die herzogliche Bauverwaltung kaufte solche Ketten zum Stückpreis von 5 Taler 15 Silbergroschen. Die Gesamtkosten der Vermessung wurden mit 1.529 Talern und 27 Silbergroschen veranschlagt. Die Vermessung wurde im Baukreis Dessau begonnen und im April 1872 abgeschlossen. Einzige Ausnahme bildete die Selketalstraße, welche laut Anordnung vom 26. Oktober 1872 nicht vermessen werden sollte, da sich nach dem Ende des Norddeutschen Bundes abzeichnete, dass durch neue Reichsgesetze neue Bestimmungen erlassen werden. Am 17. August 1868 beschloss der Norddeutsche Bundestag die Einführung einer neuen Maß- und Gewichtsordnung, welche per 1. Januar 1872 in Kraft treten sollte. Darin wurde das Entfernungsmaß für eine Meile auf 7.500 Meter festgelegt und demzufolge das Rutenmaß auf 3,7500 Meter verkürzt. Bereits am 7. Dezember 1873 wird diese Maß- und Gewichtsordnung des Norddeutschen Bundes per Reichsgesetz aufgehoben. Fortan galt die neue Einteilung nach Metern, Kilometern und Myriametern, wobei 1 Myriameter der Entfernung von 10 Kilometern entsprach. All diese Festlegungen hatten Einfluss auf die Vermessung der Straßen und somit auch auf die Errichtung der Meilensteine.[1]

Neuzeit: übriges Europa

England

In England standen auf der Straße zwischen London und Oxford ebenfalls Distanzsäulen - die Lapides. Ähnlich den römischen Milliaria war auf diesen die von der Hauptstadt an gerechnete Entfernung in römischen Ziffern angebracht.

Niederlande

Im europäischen Mittelalter waren Distanzsäulen zur Entfernungsangabe nicht gebräuchlich. Erst zum Ende des 17. Jahrhunderts sind aus verschiedenen Ländern entsprechende Säulen wieder bezeugt. So standen beispielsweise an den Kanälen in den Niederlanden sogenannte holländische Stundensäulen.

Distanzsäule in Martigny (aus einem regionalen Kalkstein gefertigt)

Russland

Unter Zar Peter I. wurden auf der neu erbauten Straßen, vermutlich nach sächsischem Vorbild, zwischen Moskau und Sankt Petersburg so genannte Werstsäulen errichtet. An den Köpfen dieser Säulen wurden auf der einen Seite die zurückgelegte, auf der anderen die noch zurückzulegende Distanz angebracht. Zarin Katharina II. ließ in ihrer Regierungszeit das russische Straßennetz - und in diesem Zusammenhang auch die hölzernen und steinernen Werstsäulen - weiter ausbauen.

Schweiz

An den wichtigen Strassen, besonders den Alpenübergängen, errichtete man Distanzsäulen. Die Säule in Martigny gibt die Distanz in Kilometern und die Höhe des jeweiligen Ortes an.

Heute

Nach der Einführung des metrischen Systems wurden statt Meilensteinen Kilometersteine und -schilder aufgestellt. Teilweise wurden dazu auch die alten Meilensteine umgesetzt und als Kilometersteine verwendet. [2]

In einigen deutschen Bundesländern wurden die Kilometerschilder wiederum durch Stationszeichen abgelöst.

Weblinks

Quellen

  1. http://www.schrotti.eu/meilensteine.html
  2. http://www.forschungsgruppe-meilensteine.de/info_mlst.htm

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