Prié Blanc

Prié Blanc

Die weiße Rebsorte Prié Blanc gilt als autochthone Sorte im alpinen Aostatal in Norditalien. Sie ist vermutlich identisch mit der von Victor Pulliat (1888) beschriebenen Sorte Agostenga des Piedmont (syn. Précoce vert de Madère). Die Sorte wurde gemäß Andreas Jung auch als Früher Leipziger, Grüne Seidentraube und Kilianer in Assoziation mit Luglienga Bianca (Gelbe Seidentraube, Lignan Blanc) in Deutschland (→ Weinbau in Deutschland) angebaut. Rezente Funde stammen aus Radebeul, Könnern (Saale), Potsdam und Rüdesheim (Mittelrhein). Beide Sorten gehören zur spätmittelalterlichen Gruppe der Frühen Blanckwelschen, in Sachsen, am Bodensee und im Elsass auch als Frühe Leipziger bekannt. In Franken hießen sie Frühtrauben, bei Heidelberg Seidentrauben, im Tirol Silltrauben und in Österreich Rosinentrauben.

Prié blanc findet sortenrein Eingang im DOC Wein Blanc de Morgex et de La Salle. Die Weinberge bei Morgex und La Salle liegen auf einer Höhe von 900 bis zu 1.200 m über NN. Seit dem Jahr 1970 ist die Sorte in die italienische Sortenliste Catalogo nazionale delle varietà di viti eingetragen.

Durch kulturelle Auslese wurde eine Rebsorte favorisiert, die sehr spät austreibt und früh reift. Dadurch werden negative Einflüsse durch späte Frühjahrsfröste im April sowie Anfang Mai vermieden und die kurze Vegetationsperiode in der montanen Gebirgsstufe ausgeglichen. Zumeist kann sie noch vor den ersten einsetzenden Schneefällen geerntet werden. Letzte Totalausfälle der Ernte durch Schneefall gab es in den Jahren 1968 und 1981.

Gezogen wird die Prié Blanc auf niedrigen Pergolen. Dadurch ist die Rebe vor heftigen Stürmen besser geschützt und die Beeren sind bodennah und profitieren vom durch die Sonne gewärmten Boden, der die gespeicherte Wärme nachts oder bei kurzen Kälteeinbrüchen langsam abgibt.

Die Rebstöcke sind noch wurzelecht. Die Weine der Prié blanc sind säurebetont und meist leicht schäumend. Sie besitzen eine große Frische. In wärmeren kontinentalen Gebieten wurden die Rosinen als Süßreserve verwendet.

Im Laufe der Zeit haben sich Klone herausgebildet, von denen der Prié Blanc biotipo Blanc de Morgex der geläufigste ist. Die von Calo et al. 2006 aus dem Aosta-Tal beschriebene Sorte Blanc de Morgex ist eine selbständige Rebsorte, die sich von Agostenga durch stark wollige Blätter unterscheidet.

Die Sorte passt sehr gut in Gebiete mit kurzen Vegetationsperioden wie die Hochlagen der Alpentäler oder die Nordgrenze des Weinbaus in Nordeuropa. Historisch ist sie aus der Mark Brandenburg beschrieben, wo sie in Potsdam im Weinberg der preussischen Könige bis heute überlebt hat.

Inhaltsverzeichnis

Herkunft

Prié Blanc gehört zu einer Gruppe von Rebsorten, die sich in der geographischen Insellage der Alpenregionen Italiens und des Wallis in der Schweiz halten konnten. Zu dieser Gruppe gehören die folgenden Sorten:

rote Sorten weiße Sorten
Bonda Completer
Cornalin Himbertscha
Cornalin d'Aoste Humagne Blanche
Crovassa Lafnetscha
Durize Petite Arvine
Eyholzer Planscher
Fumin Prié Blanc
Goron de Bovernier Rèze
Mayolet
Ner d'Ala
Petit-Rouge
Prëmetta/Prié rouge
Roussin
Roussin de Morgex
Vien de Nus
Vuillermin

Synonyme

Bernarde, Pri, Blanc de Morgex

Siehe auch

Abstammung

autochthone Sorte im Aostatal, direkt verwandt mit Luglienga bianca

Literatur

  • Calò Antonio, Scienza Attilio, Costacurta Angelo: Vitigni d´Italia, Calderini, Bologna, ISBN 978-8850651733
  • Pierre Galet: Dictionnaire encyclopédique des cépages Hachette Livre, 1. Auflage 2000 ISBN 2-0123633-18
  • Jung Andreas, 2008, Erfassung rebengenetischer Ressourcen in Deutschland, in Deutsches Weinbaujahrbuch 2009, S. 88-103, ISBN 978-3800156733
  • Guido Moriondo : Vini e Vitigni Autoctoni della Valle d’Aosta Institut Agricole Régional, 139 Seiten

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