Propagandatruppe

Propagandatruppe
Ausstellung von PK-Bildern im Rahmen einer Ausstellung vom Reichsausschuss der Bildberichter im Reichsverband der Deutschen Presse (März 1940)

Die Propagandakompanie (PK) oder Propagandatruppe war zur Zeit des Nationalsozialismus eine Truppengattung der Wehrmacht und der Waffen-SS, deren Auftrag in der propagandistischen Beeinflussung der deutschen Bevölkerung und der Soldaten sowie auch der Gegner des Nationalsozialismus bestand.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte der Propagandakompanie

Joseph Goebbels am 28. Januar 1941 im Gespräch mit Chefs der Propaganda-Kompanien der drei Wehrmachtsteile; ganz rechts (im Profil) Hasso von Wedel

Die Aufstellung von Propagandatruppen wurde von der Reichsführung erstmals während der Mobilmachung 1937 erwogen und schließlich 1938 im Rahmen der Sudetenkrise erstmals durchgeführt, wobei diese Truppen jedoch nicht zum Einsatz kamen. Es wurden 5 Propagandakompanien gebildet. Die Propagandatruppen waren zunächst den Nachrichtentruppen untergeben, wurden jedoch am 14. Oktober 1942 eine eigene Truppengattung mit der Waffenfarbe lichtgrau. Sie unterstanden in fachlicher Hinsicht der Amtsgruppe für Wehrmachtspropaganda (WPr) im Oberkommando der Wehrmacht unter Hasso von Wedel. Die Personalstärke dieser Truppen betrug 15.000 Mann, von denen bis Kriegsende etwa 1.000 fielen. Insgesamt produzierten die Kriegsberichter etwa 80.000 Wortbeiträge und über 2 Mio. Einzelfotos. Das Material der Propagandatruppen wurde insbesondere für die Erstellung der gleichgeschalteten Deutschen Wochenschau verwendet. Eine der Propagandatruppe vergleichbare Waffengattung in der heutigen Bundeswehr ist die Truppe Operative Information.

Aufgabenbereich

PK-Soldaten in Frankreich beim Kleben von Plakaten (Mai 1940)
Anti-englische Plakate der PK im besetzten Frankreich, die England der Kriegsschuld bezichtigen (Juni 1940)

Der Aufgabenbereich der Propagandatruppen fällt zum größten Teil in den Bereich der psychologischen Kriegführung („Aktivpropaganda“):

  • Beeinflussung des Feindes und der Bevölkerung in den besetzten Gebieten durch Lautsprecherbeschallung, Druck und Verteilung von Flugblättern, Informationsschriften, Film, Errichtung von Radiosendern
  • Positive Beeinflussung der eigenen Truppen (auch speziell der nicht-deutschen Heeresteile)
  • Bekämpfung der gegnerischen Propaganda
  • Tarnung der eigenen operativen Maßnahmen durch gezielte Fehlinformationen (Ablenkungsmanöver).
  • Kriegsberichterstattung (in Schrift, Bild (Foto, Zeichnung) und Film)

„Die Propagandatruppen der Wehrmacht stellen das Zusammenwirken zwischen Propaganda- und Waffenkrieg im Operationsgebiet sicher.“ (Joseph Goebbels)

Zur Erfüllung dieser Aufgaben griffen die Propagandatruppen sowohl auf innerdeutsche Hilfe (Übersetzung, Druck von Flugblättern) als auch auf landeseigene Hilfskräfte („Ostpropagandazüge“) zurück.

Besonders im Bereich der Waffen-SS, wo die Propagandatruppen überdurchschnittlich aktiv waren, fielen die Kriegsberichtserstattungsaufgaben auf Waffen-SS-eigene Truppen (Kriegsberichter - KB) zurück.

Einsatzgebiete und Gliederung

Berichter der PK mit Mikrofon (Dezember 1940)
PK-Filmberichter bereitet sich darauf vor, eine Razzia von Ordnungspolizei und polnischen Polizisten im deutsch besetzten Krakau zu filmen (Januar 1941).
PK-Fotograf der SS fotografiert einen Mann mit Judenstern im Ghetto Litzmannstadt, 1940

Die Propagandatruppen der Wehrmacht gliederten sich in die folgenden Teile:

  • Amtsgruppe für Wehrmachtspropaganda (WPr) im OKW (Oberkommando der Wehrmacht): Fachliche Führung der Propagandatruppen.
  • Propagandaabteilungen: Zur Beeinflussung der Bevölkerung in den besetzten Gebieten operierende Verbände.
  • Propaganda Kompanien (PK)/Kriegsberichterzüge des Heeres und der Waffen-SS/Luftwaffen- Kriegsberichterkompanien/Marine- Kriegsberichterkompanien bzw -abteilungen : In Kampfverbände eingebundene Truppen, oft Kriegsberichterstatter.
  • Propaganda-Einsatz-Abteilung: Mobile Abteilung für Direkteinsätze, mit eigenen Transportflugzeugen Ju 52 und anderem Material (Fesselballons zur Flugblattverteilung, leistungsstarken Beschallungsanlagen, etc.) ausgerüstete „Eliteeinheit“, die sowohl zur logistischen Koordination zwischen den Propagandatruppen und Berlin, als auch für Notfälle verwandt wurde.
  • Frontdruckereizüge: Zur Erstellung von Flugblättern in den weit abgelegenen Einsatzgebieten des Ostens ausgerüstete Eisenbahnzüge.
  • Personal zur geistigen Betreuung der Kriegsgefangenen
  • Zensurstellen und Zensuroffiziere der Kommandobehörden
  • Freie Mitarbeiter: Hauptsächlich Autoren, die auf eigene Faust (oft durch Anbändelungsversuche in Zivilbereichen wie Kneipen und Cafés) versuchten, von Jagdpiloten, U-Boot-Kommandanten etc. propagandistisch verwertbares Material (zumeist Erzählungen von Kriegseinsätzen) zu erlangen.

Angehörige der Propagandakompanie

Die Anforderungen der Propagandatruppen an die Fähigkeiten besonders ihrer Kriegsberichterstatter waren recht hoch; so finden sich auch einige bekannte Mediengestalten des Nachkriegsdeutschlands unter den Mitarbeitern der Propagandatruppen:

Literatur

  • Ortwin Buchbender: Das tönende Erz. Deutsche Propaganda gegen die Rote Armee im 2. Weltkrieg. Seewald-Verlag, Stuttgart 1978, ISBN 3-512-00473-3.
  • Georg Schmidt-Scheeder: Reporter der Hölle. Kriegsberichterstatter im 2. Weltkrieg. 2. Aufl., Stuttgart 1990. (Neuaufl., Stuttgart 2003, ISBN 3-613-02237-0.)
  • Miriam Y. Arani: „Und an den Fotos entzündete sich die Kritik“. Die „Wehrmachtsausstellung“, deren Kritiker und die Neukonzeption. Ein Beitrag aus fotohistorisch-quellenkritischer Sicht. In: Fotogeschichte. Beiträge zur Geschichte und Ästhetik der Fotografie. Heft 85/86 (2002). Jonas Verlag, Marburg 2002, S. 96-124. Online verfügbar: Archiv

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