Prozessautomatisierung

Prozessautomatisierung

Automatisierung ist:

  1. die mit Hilfe von Maschinen realisierte Übertragung von Arbeit vom Menschen auf Automaten, üblicherweise durch technischen Fortschritt.
  2. die Zusammenfassung von wiederkehrenden Funktionsabläufen in der elektronischen Datenverarbeitung zu Makros oder neuen Programmfunktionen, zum Beispiel in der Textverarbeitung, in der Bildbearbeitung oder in geographischen Informationssystemen. Genauso wird bei der unbeaufsichtigten Installation der Konfigurationsprozess automatisiert.

Siehe auch: Programmierung, EDV

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Windmühlen auf Mykonos

Die Anfänge der Automatisierung sind wohl fast so alt wie die Menschheit selbst:

Webstuhl um 1568

Wo immer der Mensch erkannte, dass er Energien der Natur wie Wasserkraft oder Arbeitstiere nutzen konnte, erfand er entsprechende Geräte und Technologien (Pflug, Rad, Wasserrad, Mühle), um sich die Arbeit zu erleichtern und produktiver zu machen. Der Webstuhl existierte bereits im Neolithikum, Windmühlen finden sich schon bei den Sumerern (3500 v. Chr.).

Die Bewahrung des Wissens der Antike und die Transferierung von Wissen aus dem arabischen Raum (Mathematik) ermöglichte in der Renaissance eine neue Blüte der Wissenschaften wie der Physik. Mit Fortschritten in der Mechanik und neuen Antriebstechniken wie der Dampfmaschine (18. Jahrhundert) zog das Zeitalter der Industrialisierung herauf.

Nun konnte die Kraft der Maschine, später des Motors genutzt werden, um Arbeit zu vollbringen. Tierische und menschliche Kraft wurde ersetzbar. Massenproduktion in Fabriken wurde möglich.

Der erste Schachautomat von 1769 erwies sich jedoch als Schwindel.

Die Entdeckung der Elektrizität und Erfindungen der Elektrotechnik (19. Jahrhundert) ermöglichte die Dezentralisierung der Produktion, es wurde möglich, Energie über weite Strecken zu versenden. Erste Versuche wurden unternommen, Elektrizität zum Messen, Steuern und Regeln einzusetzen.

Inschrift auf dem Weberhaus in Augsburg

Beim sogenannten Weberaufstand zertrümmerten Arbeiter mechanische Webstühle, die ihnen die Arbeit wegnahmen (Maschinenstürmer).

Der Taylorismus versucht (zum großen Teil) erfolgreich, eine rationale und effiziente Produktionsweise zu etablieren (Fließbandfertigung), und veränderte die Arbeitswelt und die Rolle von Arbeit. Die Effizienz der Arbeit steigt -bis zu einem gewissen Punkt- immer weiter, ging aber in der Geschichte immer wieder auf Kosten der physischen oder gar psychischen Gesundheit der Arbeitnehmer. Monotone Arbeit führte zu Erschöpfung und Entfremdung des Arbeiters von seiner Arbeit und schürte immer wieder Konflikte zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern, da Produktivitätssteigerung und Lohnausgleich teilweise in krassem Missverhältnis zueinander standen. Die Automatisierung weitete sich auch auf andere Lebensbereiche aus. Für den privaten Haushalt stehen nun Haushaltsgeräte bereit, die vormals mühevolle Handarbeit wie von selbst erledigen sollen. Vielerlei technische Neuerungen organisieren hier sowohl die häusliche Arbeit, als auch die Freizeit.

Im 20. Jahrhundert bahnen Neuerungen in der Elektronik, Mikroelektronik und der Computertechnologie eine technologische Entwicklung, die schließlich zur Digitalisierung (Digitale Revolution), zu Industrierobotern, vollautomatischen Produktionsstraßen oder Techniken wie der Mustererkennung in der künstlichen Intelligenz führen. Als Folge der Automatisierung gehen häufig Arbeitsplätze in der Produktion verloren. Ein historisches Beispiel hierfür ist die Freisetzung von Arbeitskräften bei den amerikanischen Telefongesellschaften, in denen durch die Einführung des automatischen Wahlsystems eine Grosszahl von Telefonistinnen ihre Arbeitsstelle verloren.

Viele Güter werden heute in nahezu menschenleeren Fabriken hergestellt, die Rolle des Menschen verschiebt sich bei einfach herzustellenden Gütern von der Produktion auf Administration, Planung, Kontrolle und Dienstleistungen.

Viele einfache (aber auch gefährliche, monotone oder hohe Anforderungen an die Genauigkeit bzw. Schnelligkeit stellende) Tätigkeiten können mit Hilfe der Automatisierungstechnik durch Maschinen ausgeführt werden, was unter Umständen deutlich produktiver sein kann. Tätigkeiten, bei denen der Mensch weiterhin Vorteile gegenüber Maschinen hat, erfordern in der Regel eine höhere Qualifikation als die automatisierten Tätigkeiten (siehe auch Wissensgesellschaft).

Zitat

Wenn jedes Werkzeug auf Geheiß, oder auch vorausahnend, das ihm zukommende Werk verrichten könnte, wie des Dädalus Kunstwerke sich von selbst bewegten oder die Dreifüße des Hephästos aus eignem Antrieb an die heilige Arbeit gingen, wenn so die Weberschiffe von selbst webten, so bedürfte es weder für den Werkmeister der Gehilfen noch für die Herren der Sklaven. - Aristoteles, Politik

Automatisierung beim Menschen

Ein zentrales Charakteristikum aller gut beherrschten komplexen Fertigkeiten eines Menschen ist die weitgehende Automatisierung der zugrunde liegenden Teilfunktionen. Das sei am Beispiel des Erwerbs der Lesefähigkeit verdeutlicht: Damit sich ein Leser voll dem eigentlichen Sinn des Lesens, nämlich der Bedeutungsentnahme, widmen kann, müssen alle darunterliegenden Aufgaben, die dafür die Voraussetzungen schaffen, sozusagen im Hintergrund ablaufen, ohne dass bewusste Informationsverarbeitungskapazität in Form von Aufmerksamkeit auf sie gerichtet werden muss.

Vergleich zwischen kontrollierter und automatisierter Handlung

Auf unterster Ebene, den Low Level Funktionen, steht beispielsweise im visuellen Bereich das Decodieren von Schriftzeichen. Wenn bereits diese Stufe der Lesewahrnehmung nicht automatisiert ist, absorbiert sie die Aufmerksamkeit, so dass die Kapazitäten für die eigentliche Aufgabe des Lesens, die Bedeutungsentnahme, gar nicht mehr ausreichen. Dieser Effizienzverlust wirkt sich natürlich auf die Verarbeitungsgeschwindigkeit aus, mit der ein Text durchschritten wird, und wird sich zumindest in einer Abnahme der Leseflüssigkeit bemerkbar machen.

Zwei amerikanische Wissenschaftler namens Shiffrin und Schneider haben bereits 1977 die nebenstehende gut verständliche Gegenüberstellung von kontrollierter und automatisierter Informationsverarbeitung veröffentlicht. Dieses Modell dient nach Warnke auch als Erklärung dafür, dass bei Schülern mit Dyslexie bestimmte Automatisierungen, die bei anderen Schülern altersgerecht entwickelt sind, einen Entwicklungsrückstand aufweisen. Sie müssen also bei ihrer Informationsverarbeitung häufiger als Gutschreibende auf kognitive, bewusste Abläufe zurückgreifen.

Darstellungen von Automatisierung in der Kunst

Im Film:

In der Literatur:

Pop-Musik:

  • Kraftwerk: Die Mensch-Maschine, Kling Klang 1978

Literatur

Siehe auch

Integrierter Schaltkreis

Weblinks

Literatur


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