Radoslav Brđanin

Radoslav Brđanin

Radoslav Brđanin (kyrillisch Радослав Брђанин, außerhalb des serbokroatischen Sprachraums auch Radoslav Brdjanin geschrieben), * am 9. Februar 1948 in Čelinac (Bosnien und Herzegowina, damals Jugoslawien), ist ein ehemaliger Politiker der serbischen Bevölkerung in Bosnien und Herzegowina und verurteilter Kriegsverbrecher.

Inhaltsverzeichnis

Vor dem Zerfall Jugoslawiens

Bis zum Zerfall Jugoslawiens arbeitete er als Ingenieur und war bis 1990 im Immobilienhandel tätig. 1991 wurde er Vizepräsident der regionalen Gemeindeversammlungen von Bosanska und Krajina mit Sitz in Banja Luka, im vorwiegend von Serben bewohnten Nordwesten Bosnien-Herzegowinas.[1]

Rolle im Bosnienkrieg

Während des Bosnienkriegs war Brđanin unter dem Einfluss von Radovan Karadžić am 5. Mai 1992 zum Präsidenten des Krisenstabs der international nicht anerkannten, später in der Republika Srpska aufgegangenen „Autonomen Region Krajina“ geworden.

Darüber hinaus übernahm er eine führende Rolle bei der geplanten Errichtung eines „ethnisch reinen“ Staates in Bosnien-Herzegowina und unterzeichnete Befehle an die Mitglieder der Krisenstäbe der Gemeinden. Mehrere Mitglieder dieser Krisenstäbe waren an Kriegsverbrechen gegen Bosniaken und Kroaten beteiligt, ebenso an der Zerstörung der Ferhadija-Moschee in Banja Luka.[2]

Am 6. Juli 1999 wurde er von Truppen der SFOR verhaftet und an den Internationalen Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien in Den Haag überstellt.[1]

Strafverfahren

Am 12. Juli 1999 plädierte er, vom Strafverteidiger John Ackerman vertreten, in allen Anklagepunkten auf „nicht schuldig“.

Am 1. September 2004 wurde er unter anderem wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit, schwerer Verletzung der Genfer Konventionen, Folter, vorsätzlicher Tötung und mutwilliger Zerstörung oder vorsätzlicher Schädigung religiöser Institutionen zu einer Freiheitsstrafe von 32 Jahren verurteilt. Am 22. September 2004 ging er in Berufung.

Da die Berufungskammer die Vorwürfe der Folter und der mutwilligen Zerstörung oder vorsätzlichen Schädigung religiöser Institutionen als nicht ausreichend erwiesen ansah, reduzierte sie die Freiheitsstrafe am 3. April 2007 auf 30 Jahre.[3][4]

Gegenwart

Seit dem 4. März 2007 verbüßt Brđanin seine Haftstrafe in einem Gefängnis in Dänemark.[3]

Einzelnachweise

  1. a b Radoslav Brdjanin: Fakten bei Trial Watch
  2. 5. erweiterte Anklageschrift des Haager Kriegsverbrechertribunals
  3. a b Radoslav Brdjanin: Verfahren, Trial Watch
  4. Pressemitteilung des Haager Kriegsverbrechertribunals vom 3. April 2007

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Radoslav Brđanin — Radoslav Brdjanin is a Serbian war criminal who is sentenced by the International Criminal Tribunal for the Former Yugoslavia (ICTY) for his crimes during the Bosnia war. He was born on 9 February 1948 in Celinac, Bosnia Herzegovina, then… …   Wikipedia

  • Radoslav Brdjanin — Radoslav Brđanin (kyrillisch Радослав Брђанин, außerhalb des serbokroatischen Sprachraums auch Radoslav Brdjanin geschrieben), * am 9. Februar 1948 in Čelinac (Bosnien und Herzegowina, damals Jugoslawien), ist ein ehemaliger Politiker der… …   Deutsch Wikipedia

  • Radoslav — Infobox Given Name Revised name = Radoslav imagesize=200px caption= pronunciation= gender = male meaning = Happiness and Glory region = Slavic Europe origin = Slavic related names = Radosław footnotes = Radoslav (Cyrillic: Радослав) is a Slavic… …   Wikipedia

  • Brđanin — Radoslav Brđanin (kyrillisch Радослав Брђанин, außerhalb des serbokroatischen Sprachraums auch Radoslav Brdjanin geschrieben), * am 9. Februar 1948 in Čelinac (Bosnien und Herzegowina, damals Jugoslawien), ist ein ehemaliger Politiker der… …   Deutsch Wikipedia

  • Brdjanin — Radoslav Brđanin (kyrillisch Радослав Брђанин, außerhalb des serbokroatischen Sprachraums auch Radoslav Brdjanin geschrieben), * am 9. Februar 1948 in Čelinac (Bosnien und Herzegowina, damals Jugoslawien), ist ein ehemaliger Politiker der… …   Deutsch Wikipedia

  • Ferhadija mosque — Ferhat Pasha Mosque ( bs. Ferhat pašina džamija) or more widely known as Ferhadija Mosque was a central building of the city of Banja Luka and one of the most successful achievements of the Ottoman and Islamic architecture of the 16th century… …   Wikipedia

  • Bosnian War — Part of the Yugoslav Wars The executive council building burns after being hit by artill …   Wikipedia

  • Propaganda — This article is about the form of communication. For other uses, see Propaganda (disambiguation). French Military Propaganda postcard showing a caricature of Kaiser Wilhelm II biting the world (c. 1915) …   Wikipedia

  • Celinac — Čelinac Челинац Hilfe zu Wappen …   Deutsch Wikipedia

  • Ferhadija — Die Moschee aufgenommen während der deutschen Besatzung 1941 Die Ferhat Pašina Moschee, besser bekannt als Ferhadija Moschee (türk. Ferhad Paşa Camii), stand bis zu ihrer Zerstörung 1993 im Zentrum Banja Lukas und war eines der schönsten… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”