- Rainer Dellmuth
-
Rainer Dellmuth (* 20. Juli 1948 in Berlin-Köpenick am Müggelsee) war ein Oppositioneller der SED-Diktatur und somit von der Stasi überwacht, heute Buchautor, Schauspieler und Referent für politische Bildung an Schulen bundesweit, Vortragsreisender.
Inhaltsverzeichnis
Zeit in der DDR bis zur Ausbürgerung
Schon als achtzehnjähriger geriet Rainer Dellmuth wegen „hetzerischen Äußerungen“ in das Visier des Ministerium für Staatssicherheit. So wurde bei der Stasi zu seiner Person ab Juni 1967 ein Operativer Vorgang mit dem Decknamen „Lehrling“ angelegt. Einen Monat später wurde der Lehrling des Buch- und Flexodrucks wegen „versuchter Republikflucht und staatsgefährdender Hetze“ erstmals verhaftet und im Dezember 1967 zu einem Jahr Gefängnis verurteilt. Nach seiner Entlassung beendete er die Lehre und begann auf der Alexander-von-Humboldt-Oberschule-Köpenick, das Abitur nachzuholen. Seine schulischen und beruflichen Pläne wurden 1971 infolge seiner erneuten Verhaftung durch das Ministerium für Staatssicherheit endgültig vereitelt. Der Vorwurf des „ Versuchten ungesetzlichen Grenzübertritts in besonders schwerem Fall“ führte zu einer Inhaftierung, die im November 1972 überraschend mit seiner Ausweisung in die Bundesrepublik Deutschland endete.
1. Haftzeit: Untersuchungshaftanstalt Gera / Ministerium für Staatssicherheit der Bezirksverwaltung Gera, Untersuchungshaftanstalt Berlin-Keibelstraße, Strafvollzugsanstalt Rummelsburg
2. Haftzeit: Untersuchungshaftanstalt Pankow / MfS der Bezirksverwaltung Berlin, Strafvollzugsanstalt Rummelsburg, StVA Cottbus, UHA Karl-Marx-Stadt/MfS, der Bezirksverwaltung Karl-Marx-Stadt (heute: Chemnitz )
Zeit in der Bundesrepublik Deutschland ab 1972
Seit seiner Ausbürgerung aus der DDR lebte er in West-Berlin. Nach seiner Tätigkeit als Korrektor in verschiedenen Druckereien und Verlagen und in einem eigenen Unternehmen begann er 1986 die Tätigkeit im öffentlichen Dienst und legte das Examen als exam. Krankenpfleger im Evangelischen Waldkrankenhaus Spandau ab.
Rainer Dellmuth ist seit den 80er Jahren durch seine schauspielerischen Mitwirkungen in verschiedenen Filmen und TV-Jugendserien bekannt geworden. Als freier Mitarbeiter an der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen ist er seit 1997 als Besucherreferent tätig, um die DDR-Vergangenheit nicht vergessen zu lassen. Ganz konkret an das Schicksal einzelner Stasiopfer und an die in über 40 Jahren systematisch entwickelten und praktizierten Überwachungs- und Einschüchterungsmethoden des Ministeriums für Staatssicherheit zu erinnern. Ende der 90er Jahre hat er anhand seiner eigenen Erinnerungen an seine doppelte Haftzeit in seinem Buch „Ausflüge im Grotewohl-Express“ seine Zeit in der DDR niedergeschrieben. 2011 erschien die 7. Auflage.[1]
Seit 2000 referiert Rainer Dellmuth als Zeitzeuge der SED-Diktatur in Deutschland, Österreich und der Schweiz an weiterführenden Schulen und Universitäten.
Rainer Dellmuth lebt in Berlin und Konstanz.
Filmografie
- 1975 Das schizophrene Leben des Dichters Alexander März
- 1982 Wilde Clique Regie: Hannelore Conradsen und Dieter Köster
- 1983 Rauschendes Leben Regie: Hannelore Conradsen und Dieter Köster
- 1984 Zurück aus Hollywood (Film aus der Reihe der Jugendserie „Denkste“)
- 1992 Beiträge zu Sendung Moskito - Nichts sticht besser im SFB
- 1993 Die Schau hinter der Show - Internationale Funkausstellung in Berlin - Dokumentations Film - Regie: Dieter Köster
- 1995 Höchstpersönlich: Wolfgang Lippert - Dokumentation über zwei Lebenswege ehem. DDR-Bürger.
- 1999 Wer angibt, hat mehr vom Leben - Der Dokumentarfilm; Regie: Hannelore Conradsen und Dieter Köster im Auftrag des SWR
- 2008 Das blondierte Glück - Spielfilm von Svenne & Dieter Köster eine Kneesebeck Filmproduktion
Literatur
- Rainer Dellmuth: Ausflüge im Grotewohl-Express. Anita-Tykve Verlag, Berlin 1999, ISBN 3-925434-93-3.
- Rainer Dellmuth: Knastmacken. (erscheint voraussichtlich 2011)
Sekundärliteratur
- Bernd Kuhlmann: Gefängnisse auf Schienen - Reisen mit dem Grotewohl-Express. Verkehrsgeschichtliche Blätter, 33. Jahrgang Heft 1/2006, Berlin ISSN 0232-9042.
- Horch und Guck: Historisch-Literarische Zeitschrift des Bürgerkomitees „15. Januar e.V“.. Zeitschrift: Horch und Guck ,A-12242 - 6. Jahrgang / Heft 21 - Berlin 1997.
- Thomas Kierok: Mauergeschichten - vom Irrsinn des Lebens. Braun-Publishing, 2009. ISBN 978-3-03768-040-7
Einzelnachweise
Weblinks
- Rainer Dellmuth
- Rainer Dellmuth in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
- Kurzbiographie auf der Gedenkstättenseite
Kategorien:- Schauspieler
- Deutscher
- Geboren 1948
- Mann
- Opfer der DDR-Diktatur
- Aufarbeitung der SED-Diktatur
Wikimedia Foundation.