Rainer Eisfeld

Rainer Eisfeld

Rainer Eisfeld (* 4. April 1941 in Berlin) ist ein deutscher Politikwissenschaftler.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Eisfeld wurde als einziger Sohn des am 17. November 1943 gefallenen Stadtinspektors Bruno Eisfeld und dessen Ehefrau Ella (geb. Wille), geboren. Eingeschult wurde er am 6. Mai 1947 in Glashütte bei Lamspringe in Niedersachsen und übersprang mit Genehmigung der Schulbehörde das zweite Volksschuljahr. Ostern 1950 machte er die Aufnahmeprüfung für die staatliche Oberschule in Bad Gandersheim im Harz. Am 23. Februar 1959 legte er die Reifeprüfung am städtischen Neusprachlichen Gymnasium Bonn (Ernst-Moritz-Arndt Gymnasium II, später Friedrich-Ebert-Gymnasium). Vom 15. Mai 1959 bis 30. April 1960 war er Sachbearbeiter für Auslandsrechte der Buch- und Presseagentur Rohr in Augsburg. Mit Beginn des Sommersemesters 1960 Immatrikulation am Dolmetscher-Institut der Universität Heidelberg. Im Wintersemester 1960/61 begann er ein Studium der Volkswirtschaft an der Universität des Saarlandes in Saarbrücken. Seine Diplomprüfung legte er am 6. Mai 1966 ab.

Er promovierte 1971 in Politikwissenschaft bei Christian Graf von Krockow und Iring Fetscher an der Sozial- und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Frankfurt am Main. Von 1974 bis zu seiner Emeritierung 2006 war er Professor für Politikwissenschaft an der Universität Osnabrück.

1989 hatte er ein Akademie-Stipendium der Volkswagenstiftung. 1995 und erneut 2000 war er Gastwissenschaftler am Center for European & Russian Studies der University of California at Los Angeles (UCLA), 2005 am College of Social and Behavioral Sciences der University of Arizona in Tucson. 2002 hatte er eine Gastprofessur am Department of Political Science der UCLA. 2000 bis 2006 war er Vorsitzender des Research Committee on Socio-Political Pluralism der International Political Science Association (IPSA), 2006 wurde er in den Vorstand (Executive Committee) der IPSA gewählt (Wiederwahl 2009).

Seit 1994 ist er Mitglied des Kuratoriums der KZ-Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora. Seine kenntnisreiche und fundierte Darstellung der Verwicklung des mit dem Großen Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichneten Wernher von Braun in die Mechanismen des deutschen Faschismus in dem Buch Mondsüchtig führte 1996/1997 zu Strafanzeigen und Drohungen gegen ihn, Schulen wollten ihren Namen ändern und Gemeinden Straßen umbenennen[1].

Rainer Eisfeld ist verheiratet.

Werke

  • Pluralismus zwischen Liberalismus und Sozialismus. Stuttgart, Berlin, Köln, Mainz: Kohlhammer 1972 ISBN 3-17-231011-6
  • Sozialistischer Pluralismus in Europa: Ansätze und Scheitern am Beispiel Portugals. Köln: Verlag Wissenschaft u. Politik 1984 ISBN 3-8046-8613-3
  • Ausgebürgert und doch angebräunt: Deutsche Politikwissenschaft 1920–1945. Baden-Baden: Nomos 1991 ISBN 3-7890-2393-0
  • Wild Bill Hickok: Westernmythos und Wirklichkeit. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt 1994 ISBN 3-499-19575-5
  • Mondsüchtig: Wernher von Braun und die Geburt der Raumfahrt aus dem Geist der Barbarei. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt 1996 ISBN 3-498-01660-1
  • Als Teenager träumten: Die magischen 50er Jahre. Baden-Baden: Nomos 1999 ISBN 3-7890-6327-4
  • zus. m. Wolfgang Jeschke: Marsfieber: Aufbruch zum roten Planeten; Phantasie und Wirklichkeit. München: Droemer Knaur 2003 ISBN 3-426-27288-1
  • Streitbare Politikwissenschaft: Studien zu Demokratisierung, politischer Kultur und wissenschaftlicher Verantwortung. Baden-Baden: Nomos 2006 ISBN 3-8329-2050-1
  • Pluralism. Developments in the Theory and Practice of Democracy. Opladen, Farmington Hills: Barbara Budrich 2006 ISBN 978-3-86649-028-4
  • Die Zukunft in der Tasche: Science Fiction und SF-Fandom in der Bundesrepublik; die Pionierjahre 1955 - 1960. Lüneburg: von Reeken 2007 ISBN 978-3-940679-11-6
  • Abschied von Weltraumopern: Science Fiction als Zeitbild und Zeitkritik - Kommentare aus 25 Jahren. Lüneburg: von Reeken 2011 ISBN 978-3940679475
  • zus. m. Leslie A. Pal:Political Science in Central-East Europe: Diversity and Convergence. Opladen, Farmington Hills: Barbara Budrich 2010 ISBN 978-3-86649-293-6

Kritik

„Rainer Eisfeld stellt in seiner gut lesbaren Studie das Macht-und Überlegenheitsdenken und die technokratische Verengung des Blicks als Kontinuitäten im Lebenswerk Wernher von Brauns heraus: ein Ingenieur, der sich auf dem schmalen Grat zwischen technologischem Höhenflug und dem Absturz in die Barbarei bewegte - und ein Wissenschaftler, der zeitlebens vor sich und der Öffentlichkeit seine Mitverantwortung an unbeschreiblichen Zuständen verdrängt hat... Indem Eisfeld diesen Mythos einer kritischen Prüfung unterzieht, leistet seine Untersuchung eine überfällige Aufklärung. Das Besondere an diesem Buch: Der Verfasser ist in einem für einen Sozialwissenschaftler nicht selbstverständlichen Maß auch in der Raumfahrt-Geschichte kompetent. Seinde fundierten Kenntnisse auf diesem Gebiet setzen ihn dann auch in die Lage, ein sonst vorwiegend in der Haltung unkritischer Faszination betrachtetes Kapitel Technikgeschichte endlich einmal unter dem Aspekt der Verantwortlichkeit des Wissenschaftlers zu sehen.“

Holger Schlodder über Mondsüchtig: Wolfgang Jeschke (Hrsg.): Das Science Fiction Jahr 1997, Wilhelm Heyne Verlag, München, ISBN 3-453-11896-0, S. 775.

Einzelnachweise

  1. Vgl. Eckart Spoo: Von einem Menschheitstraum und verletztem Stolz. Ein Professor schrieb über Wernher von Braun, 'Wunderwaffen'-Vergangenheit inklusive, und provozierte Wut. In: Wolfgang Jeschke (Hrsg.): Das Science Fiction Jahr 1998, Wilhelm Heyne Verlag, München, ISBN 3-453-13313-7, S. 286ff.

Weblinks


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