Ralf Wohlleben

Ralf Wohlleben
Der stellvertretende NPD-Landesvorsitzende von Thüringen Ralf Wohlleben

Ralf Wohlleben (* 1975 in Jena)[1] war stellvertretender Landesvorsitzender und Pressesprecher der NPD Thüringen sowie Vorsitzender des Kreisverbandes der NPD Jena. Gleichzeitig zählte er zu den führenden Neonazis im Freistaat Thüringen.[2]

Inhaltsverzeichnis

Werdegang

Ralf Wohlleben arbeitete als Fachinformatiker für Systemintegration. Politisch betätigte er sich ab Mitte der 1990er Jahre. Als gewählter Ortschaftsrat im Stadtbezirk Jena-Lobeda sah er unter anderem seinen politischen Schwerpunkt beim „Stopp der Abwanderung aus Mitteldeutschland“.[3]

Politische Tätigkeit

Ralf Wohlleben startete seine politischen Aktivitäten in der rechtsextremen Szene Thüringens in der Mitte der 1990er Jahre bei der „Anti-Antifa Ostthüringen“ und dem Neonazi-Kameradschaftsnetzwerk „Thüringer Heimatschutz“ (THS), wo er rasch zu einer führenden Person wurde. Gemeinsam mit Mitgliedern der aus Jena stammenden rechtsterroristischen Gruppe Nationalsozialistischer Untergrund provozierte er Besucher im Rahmen eines Prozesses gegen den Holocaustleugner Manfred Roeder 1996 in Erfurt.[4] 1998 trat Wohlleben der NPD bei, begründete den Jenaer Kreisverband mit und wurde zu dessen Vorsitzenden.[5] Bereits ein Jahr später wurde er in den Landesvorstand der NPD aufgenommen und seit 2002 ist er stellvertretender Landesvorsitzender der NPD Thüringen[6] und deren Pressesprecher.[7]

Am 18. Juni 2000 wurde Wohlleben, der offiziell als parteiloser Kandidat angetreten war, zum Ortschaftsrat von Jena-Winzerla gewählt und übernahm dort den Bereich 'Jugend'.[8] Zwei Tage vor der Wahl hatten Neonazis Werbematerial verteilt, welches keinen Rückschluss auf die politische Ausrichtung des Kandidaten zuließ.[9]Im Winzerlaer Ortschaftsrat war er bis 2002 tätig. Nach seinem Umzug in den Jenaer Stadtteil Lobeda-Altstadt ließ er sich auch dort 2004 zur Ortschaftsratswahl aufstellen und erlangte 5,83% der abgegebenen Stimmen. Im selben Jahr stand er auf dem ersten Platz der Landesliste der NPD zur Landtagswahl in Thüringen.[10] Bei der Bundestagswahl 2005 trat er auf dem dritten Platz der Landesliste und als Direktkandidat der NPD im Wahlkreis 196 (Greiz-Altenburger Land) an[11] und errang ein Ergebnis von 4,5%.[12]

Wohlleben war überregional bekannt aufgrund seiner zahlreichen Aktivitäten, so z.B. war er ein aktiver Unterstützer der NPD-Tarnorganisation der „Nationalen Jugend Jena[13] auf die er maßgeblichen Einfluss auswirkte, für eine Kundgebung 2002 übernahm er die Versammlungsleitung da der ursprüngliche Anmelder Christian K. für ungeeignet erachtet wurde.[14] Er ist Organisator und Veranstalter zahlreicher Kundgebungen und Demonstrationen[15], darunter zum Beispiel das „Fest der Völker“ in Jena am 11. Juni 2005 mit ca. 500 Teilnehmern und alle bisherigen „Thüringentage der nationalen Jugend“.[16] Nachdem ein Nazi im Rahmen einer Rudolf Heß Propagandatat bei seiner Festnahme in Altenburg von einem Polizisten am Arm verletzt wurde, meldete Wohlleben eine Demonstration an, zu der neben Christian Worch mehrere Hundert Neonazis kamen.[17]

2002 erwarb er zusammen mit dem rechtsextremen Liedermacher Maximilian Lemke und dem THS-Aktivisten Andre Kapke die ehemalige Gaststätte „Zum Löwen“ in Altlobeda. Das Objekt, das nach dem Vorbild der NSDAP-Parteizentrale in München nun den inoffiziellen Namen „Braunes Haus“ trägt, entwickelte sich rasch zu einem rechtsextremen Wohn- und Schulungsprojekt mit überregionaler Bedeutung, in dem regelmäßig politische Veranstaltungen von NPD, Jungen Nationaldemokraten und der Freien Kameradschaftsszene sowie Konzerte von Rechtsrock-Bands und rechtsextremen Liedermachern wie Michael Müller und Annett Moeck stattfinden .[18][19]

Weiterhin war er Betreiber eines Hostingdienstes für rechtsextreme Angebote unter „netzspeicher24“ [20][21], wobei die von ihm betreuten Seiten mehrfach Opfer von Hackerangriffen aus dem linken Spektrum wurden.[22]

Seit dem 23. Juli 2005 macht er mit einem „Service für Immobilienbesitzer“ von sich reden.[23] Mit dieser medienwirksamen Erklärung seines Kreisverbandes, Immobilienverkäufer eine Wertsteigerung ihres Objekt gegen Spende zu bewirken, indem NPD-Interesse seines Kreisverbandes am Erwerb der Immobilie bekundet wird, erregte bundesweites Medieninteresse.[24]

Verurteilungen

Am 16. März 2000 wurde in Gera in zweiter Instanz das Urteil gegen Ralf Wohlleben und den mit ihm befreundeten Andre Kapke wegen einer 1999 begangenen gemeinschaftlichen Nötigung und Körperverletzung zum Nachteil zweier junger Frauen bestätigt.[25] Im Juni 2007 wurde er in Gera gemeinsam mit dem dortigen NPD-Aktivisten Gordon R. wegen übler Nachrede gegen einen NPD-Aussteiger zur Zahlung von 60 Tagessätzen verurteilt.[26]

Literatur

  • Broschüregruppe (Hrsg.), “... nicht vom Himmel gefallen“. Rechtsextremismus in Jena. Recherche- und Dokumentationsbroschüre. Jena 2001.

Einzelnachweise

  1. www.mohlsdorfer-aktuelle.de
  2. Verfassungsschutzbericht Thüringen 2004
  3. Eigendarstellung von Ralf Wohlleben bei wen-waehlen.de
  4. Tgesschau online: Das braune Netz, vom 15. November 2011 (abgerufen am 15. November 2011)
  5. Unique online: Artikel „Aufstehen und Handeln“
  6. Vorstellung der NPD beim Bundeswahlleiter
  7. Frankfurter Rundschau vom 8. Februar 2002
  8. Jenaer Amtsblatt mit Bekanntgabe der Ergebnisse der Wahl des Ortschaftsrates
  9. Thüringische Landeszeitung vom 20. Juni 2000; in: Lokalnachrichten aus Jena und Umgebung
  10. Verfassungsschutzbericht Thüringen 2005
  11. Bericht über Wohllebens Zulassung als Kandidat sowie in: Leipziger-Volkszeitung, 20. August 2005, S. 13
  12. Bericht über die Wahlergebnisse
  13. Thüringische Landeszeitung vom 27. Dezember 2001; in: Lokalnachrichten aus Jena und Umgebung
  14. Thüringische Landeszeitung vom 17. Mai 2002; in: Lokalnachrichten aus Jena und Umgebung
  15. Verfassungsschutzbericht Thüringen 2002
  16. Chronik rechtsextremer Aktivitäten in Thüringen 2005 (PDF)
  17. Leipziger-Volkszeitung vom 18. August 2004
  18. „Junge Gemeinde Stadtmitte“ über das „nationale Wohnobjekt“ in der Jenaischen Straße
  19. Akrützel: „Kaffeeklatsch mit Horst Mahler“
  20. Whois-Auskunft der DENIC
  21. Hostingsdienst von Ralf Wohlleben
  22. Bericht bei heise.de über Hackerangriffe
  23. Mitteilungen der NPD Jena
  24. Zeit Online: „Rechtsextremismus: Die Immobilien-Masche der Neonazis“
  25. haGali.com: „Thüringen Januar bis März 2000“
  26. NPD-Funktionäre verurteilt wegen übler Nachrede, in: Ostthüringer Zeitung vom 6. Juni 2007

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