Reichsstift Buchau

Reichsstift Buchau

Das Reichsstift Buchau wurde der Legende nach um 770 auf der Insel Buchau im Federsee gegründet.

In Anwesenheit ihres Vaters, Kaiser Ludwigs der Frommen, legt die Klostergründerin Adelindis die Gründungsurkunde auf einen Altar (aus dem Hauptdeckengemälde der barocken Stiftskirche Buchau von Andreas Brugger, 1775–1776)

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Von Kaiser Ludwig dem Frommen erhielt das Kloster im Jahr 819 Besitzungen im Saulgau und in Mengen. 857 wird es als Eigenkloster Ludwigs des Deutschen genannt. Zu der Zeit war Irmengard, die Tochter des Königs, Äbtissin in Buchau.

Im 13. Jahrhundert wird das Stift dem Augustinerorden zugerechnet, war danach aber ein Kanonissenstift für adlige Damen aus Schwaben. 1347 wurde die Äbtissin schon als Fürstin genannt.

1415 wurde das Kloster in ein Säkularstift umgewandelt. Es konnte sein Stiftsgut ausdehnen und so ein kleines Territorium schaffen. Im Jahre 1625 fiel die Lehnsherrschaft Straßberg wieder an das Stift.

1803 kam das Stift an das Haus Thurn und Taxis, das es als Teil des Reichsfürstentums Buchau verwaltete. 1806 kam es staatsrechtlich an Württemberg, die ehemalige Stiftsherrschaft Straßberg fiel allerdings an Hohenzollern-Sigmaringen.

Besitz

In seiner Beschreibung des Oberamts Riedlingen von 1827 stellt Memminger die Geschichte des Stifts dar und übt in diesem Zusammenhang deutliche Kritik an dieser Institution, die dabei eher als eine Luxus-Versorgungsanstalt für Grafentöchter denn als Kloster erscheint. Wörtlich heißt es z.B. darin:

„Die Stiftsfräulein, deren in der lezten Zeit 9 waren, bekannten sich zwar zur Regel des h. Augustins, hießen deswegen auch Chorfrauen und lebten in dem Stifte, konnten aber ungehindert austreten und heirathen, und das Jahr über auch längere Zeit abwesend seyn. Sie wohnten in einem Gebäude beysammen, die Fürstin Aebtissin in seinem daran stoßenden Flügel. Jedes Stiftsfräulein hatte 3 Zimmer und ihre eigene Bedienung.“

Das Stiftsgebiet war sehr zerstreut und von mannigfaltiger Natur. Es gehörten dazu:

  1. die umliegenden Orte Betzenweiler, Brackenhofen, Dürnau, Kanzach mit Ober- und Unter-Volloch, Kappel mit dem Hennauhof, Ottobeurerhof und Bruckhof, Moosburg;
  2. die Herrschaft Straßberg, mit Straßberg, Fronstetten und Kaiseringen, worin die Äbtissin die Landeshoheit hatte;
  3. als österreichisches Lehen der Äbtissin, die Vogteien Oggelsbeuren, Renhartsweiler und das Amt Bierstetten, wozu Bierstetten, Bondorf, Steinbrunn gehörten, nebst dem Zehnten zu Moosheim;
  4. Zwölf Abtei-Maierhöfe und so genannte Corneliergüter in vielen Ortschaften;
  5. Zehnten in 35 Orten;
  6. Patronate an 18 Orten.

Die Einkünfte wurden zu 66000 fl. angeschlagen, die der Äbtissin allein betrugen, nach einer Abteirechnung von 1792, an Geld 12802 fl., an Früchten 12841 Viertel, ungefähr ebensoviel W. Simri. Trotz dieser schönen Einkünfte war die Stiftsherrschaft in einem sehr zerrütteten Zustande. „Buchau war wenigstens schon fünf Jahre vor der Mediatisirung gantmäßig [=konkursreif] und hatte die Zinszahlung sistirt.“

Heutige Nutzung

Nach völliger Restaurierung, Anbauten und Modernisierungen in den Jahren 1991 und 1992 dient das von den Buchauern „Schloss“ genannte Gebäude nun als Reha-Klinik für Neurologie und Psychosomatik.

Literatur

  • Johann Daniel Georg v. Memminger: Stift Buchau, aus Beschreibung des Oberamts Riedlingen. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1827 (Volltext bei Wikisource)
  • Rudolf Seigel (Bearb.): Die Urkunden des Stifts Buchau. Regesten 819 - 1500. (= Inventare der nichtstaatlichen Archive in Baden-Württemberg; Bd. 36). Kohlhammer, Stuttgart 2009, ISBN 978-3-17-020783-7
  • Bernhard Theil: Das Bistum Konstanz. Teil 4. Das (freiweltliche) Damenstift Buchau am Federsee. (= Germania sacra, N. F.; Bd. 32). De Gruyter, Berlin 1994, ISBN 3-11-014214-7

48.06759.61167Koordinaten: 48° 4′ 3″ N, 9° 36′ 42″ O

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