- Reimar Lüst
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Reimar Lüst (* 25. März 1923 in Barmen) ist ein deutscher Astrophysiker und Wissenschaftsmanager.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Reimar Lüst ist Sohn eines evangelischen Pfarrers. Lüst besuchte zwischen 1933 und 1941 das Wilhelmsgymnasium und das Humanistische Gymnasium in Kassel, das er im Jahr 1941 mit dem Abitur abschloss. Anschließend leistete er von 1941 bis 1943 seinen Wehrdienst bei der Kriegsmarine; dort war er Leitender Ingenieur auf einem U-Boot (U 528). Von 1943 bis 1946 war er in Kriegsgefangenschaft in den USA (Mexia (Texas)) und in England.
Nach seiner Freilassung studierte Reimar Lüst zwischen 1946 und 1949 Physik an der Universität Frankfurt am Main. Dort promovierte er im Jahr 1951 in Theoretischer Physik bei Carl Friedrich von Weizsäcker als wissenschaftlicher Mitarbeiter des von Werner Heisenberg geleiteten Göttinger Max-Planck-Instituts für Physik. Zwischen 1955 und 1956 erhielt Lüst ein Fulbright-Stipendium am Enrico Fermi Institute der University of Chicago und an der Princeton University. Im Jahr 1959 habilitierte er im Fach Physik an der Universität München.
Lüst war Gastprofessor für Mathematik an der New York University (1959) und am Massachusetts Institute of Technology (1961) sowie für Aeronautik und Astrophysik am California Institute of Technology (1962). 1960 war er wissenschaftliches Mitglied des Max-Planck-Instituts für Physik und Astrophysik. Aufgrund seiner Forschung im Bereich Astrophysik arbeitete er von 1962 bis 1964 mit Beginn des Raumfahrtzeitalters als technischer Direktor bei der ESA-Vorgänger-Organisation ESRO, deren Vizepräsident er von 1968 bis 1970 war. Zwischen 1963 und 1972 war Lüst Direktor des Max-Planck-Instituts für extraterrestrische Physik.
Im Jahr 1964 war er außerordentlicher Professor an der Universität München und 1965 Honorarprofessor an der Technischen Universität München. Von 1969 bis 1972 war er Vorsitzender des Wissenschaftsrates und von 1972 bis 1984 Präsident der Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e.V. Zwischen 1984 und 1990 war Lüst Generaldirektor der Europäischen Weltraumorganisation (ESA). Von 1989 bis 1999 hatte er das Amt des Präsidenten der Alexander von Humboldt-Stiftung inne. Seit 1992 ist er Professor der Universität Hamburg.
Durch die Verbindung von Forschung und Mitgliedschaft in zahlreichen wissenschaftlichen Organisationen auf der einen Seite und Mitarbeit in Aufsichtsräten von Firmen im Raumfahrtbereich auf der anderen Seite wird er oft als Wissenschaftsmanager bezeichnet. Reimar Lüst ist Vater des theoretischen Physikers Dieter Lüst.
Mitgliedschaften
Ehrenmitgliedschaften
- Ehrenmitglied der Deutschen Gesellschaft für Luft- und Raumfahrt (DGLR)
- Ehrenmitglied des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR)
- Ehrenmitgliedschaft der Deutschen Akademie der Naturforscher „Leopoldina“, Universität Halle (1997)
Mitgliedschaften in anderen Einrichtungen
- Wissenschaftsrat (1965–1972)
- Mitglied das Stiftungsrates International Space Science Institut (1995)
- Wissenschaftlicher Beirat im Hanse-Wissenschaftskolleg (1997)
- Vorsitzender des Aufsichtsrates Northern Institute of Technology Hamburg Harburg (NITHH) (1998–2003)
- Vorsitzender der Programmkommission Raumfahrt, Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) (1998)
- Chairman of the Board of Governors International University Bremen (1999–31. Dezember 2004)
- Seniormitglied der Akademie der Wissenschaften in Hamburg.
Mitgliedschaften in der Wirtschaft
- Vorsitzender des Aufsichtsrates der ERNO GmbH, Bremen (1976–1984)
- Mitglied des Aufsichtsrates der Deutschen Aerospace AG München (1990–1993)
- Mitglied des Aufsichtsrates der Daimler Benz Aerospace AG/DaimlerChrysler AeroSpace AG München (1998)
Ehrungen
Ehrenbürgerschaft
- Ehrenbürger des US-amerikanischen Bundesstaates Texas (30. Januar 1999)
- Ehrenbürger der Hansestadt Bremen (November 2001)
Weitere Ehrungen
- Großes Verdienstkreuz mit Stern des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland
- Offizier der Ehrenlegion (Officier de l'Ordre National de la Légion d'Honneur)
- Bayerischer Maximiliansorden für Wissenschaft und Kunst (1984)
- Wilhelm-Exner-Medaille
- Leibniz-Medaille der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (2001)
- Joachim-Jungius-Medaille der Joachim-Jungius-Gesellschaft der Wissenschaften
- der Asteroid (4386) Lüst ist nach ihm benannt
- sowie zahlreiche Ehrendoktorwürden und Ehrenprofessuren
Siehe auch
Veröffentlichungen
- Hydrodynamik. Bibliographisches Institut, 1978, ISBN 3-411-01540-3
- Künstliche Wolken – ein Mittel der Weltraumforschung in: Jahrbuch der Max-Planck-Gesellschaft. 1968, S. 150–172
Literatur
- Der Wissenschaftsmacher. Reimar Lüst im Gespräch mit Paul Nolte. C. H. Beck, München 2008
Weblinks
- Literatur von und über Reimar Lüst im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Quelle für weite Teile: Pressemitteilung zur Verleihung der Ehrenbürgerschaft der Freien Hansestadt Bremen
- Interview mit Reimar Lüst, das Hans von Storch und Klaus Hasselmann mit ihm geführt haben (PDF, 8 MB)
- Angela Grosse: Der „Willy Brandt der Wissenschaft“ – Artikel im Hamburger Abendblatt vom 25. März 2008, vgl. „Der Wissenschaftsmacher“ in DZ vom 27. März 2008
- Seite der Max-Planck-Gesellschaft über Lüst
- Reimar Lüst - Leben und Werk von Prof. Roland Zdeněk Bulirsch
- Eintrag über Reimar Lüst in der Datenbank der Wilhelm-Exner-Medaillen-Stiftung.
Präsidenten der Alexander von Humboldt-Stiftung (AvH)Werner Heisenberg | Feodor Lynen | Wolfgang Paul | Reimar Lüst | Wolfgang Frühwald | Helmut Schwarz
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