- Auto Union Rennwagen
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Die Auto-Union-Rennwagen Typ A bis D (Grand-Prix-Wagen) wurden zwischen 1934 und 1939 gebaut. Sie basieren auf dem P-Wagen-Projekt, einem 750-kg-Rennwagen, den Ferdinand Porsche entwickelte.
Inhaltsverzeichnis
Die Entstehungsgeschichte
Im Herbst 1932 fasste Dr. Ferdinand Porsche den Entschluss, einen Rennwagen entsprechend der in diesem Jahr beschlossenen sogenannten 750-kg-Formel zu entwickeln. Diese Formel besagte, dass das Gewicht des Wagens ohne Fahrer, Kraftstoff, Öl, Wasser und Reifen 750kg nicht überschreiten durfte. Bereits am 15.November 1932 legte Chefingenieur Karl Rabe den ersten Entwurf des Planungsbüros vor. Den Motor (V16) sollte Josef Kales konstruieren, während Rabe selbst für das Fahrwerk verantwortlich zeichnete.
Ursprünglich wollte Porsche den P-Wagen (P stand für Porsche) in einer eigens gegründeten „Hochleistungsfahrzeugbau-GmbH“ selbst bauen und unter eigener Regie in Rennen einsetzen. Porsches finanzielle Möglichkeiten sprachen jedoch dagegen.
1933 kam es zu ersten Kontakten mit der Auto Union; sie kaufte die P-Wagen-Konzeption für 75.000 Reichsmark, als bekannt geworden war, dass Mercedes-Benz ebenfalls einen Rennwagen nach der neuen Formel baue. Erste Versuche mit dem Fahrzeug liefen im Winter 1933/34 auf dem Nürburgring sowie auf der AVUS und in Monza.
Gebaut wurden die auf dem P-Wagen basierenden Rennwagen der Auto Union in der Rennabteilung des Horch-Werks in Zwickau, die bis zum Ende der 750-kg-Formel mit Porsche kooperierte. Danach stieg Porsche aus dem Projekt aus, woraufhin Dr. Ing. Robert Eberan von Eberhorst den D-Typ von 1938/39 mit 12-Zylinder-Motor für die neue Hubraumformel (höchstens 3 Liter mit bzw 4,5 Liter ohne Kompressor) verantwortlich konstruierte. Die Bergrennwagen auf der Basis dieses Typs (mit Zwillingsbereifung an der Hinterachse und einem geänderten Achsantrieb) hatten noch das 16-Zylinder-Aggregat des Typs C.
Die Grand-Prix-Rennwagen von Auto Union waren die Hauptkonkurrenten der Silberpfeile von Mercedes-Benz und dominierten insbesondere die Grand-Prix-Saison 1936. Zwischen 1935 und 1937 gewann Auto Union insgesamt 25 Rennen mit den Fahrern Ernst von Delius, Bernd Rosemeyer, Hans Stuck und Achille Varzi auf den Auto-Union-16-Zylinder-Rennwagen[1].
Technische Details
Auto-Union-Rennwagen Typ A (1934)
Kenngrößen Daten Motor: V16-Mittelmotor Zylinderwinkel: 45° Einbauweise: Längsrichtung Hubraum: 4358 cm³ Kurbelwelle: einteilig aus CrNi-Stahl Motorsteuerung: eine zentral obenliegende Nockenwelle Aufladung: 1 Roots-Gebläse Ladedruck: 0,61 bar (0,60 atü) Leistung: 220 kW (295 PS) bei 4500/min Drehmoment: 530 Nm (54 mkp) bei 2700/min Getriebe: 5-Gang Höchstgeschwindigkeit: 280 km/h Bremsen: 400-mm-Einnocken-Trommelbremse, System Porsche hydraulisch Stoßdämpfer: Reibungsdämpfer Karosserie: Stahlrohr-Leiterrahmen, Hauptrohr-Durchmesser: 75 mm Trockengewicht: 825 kg Auto-Union-Rennwagen Typ B (1935)
Kenngrößen Daten Motor: V16-Mittelmotor Einbauweise: Längsrichtung Hubraum: 4956 cm³ Bohrung × Hub: 72,5 × 75 mm Ladedruck: Max. 0,75 bar Leistung: 276 kW (375 PS) bei 4800/min Drehmoment: 660 Nm Auto-Union-Rennwagen Typ C (1936–1937)
Kenngrößen Daten Motor: V16-Mittelmotor (32 Ventile) mit Doppelvergaser, Aluminium-Motorblock Zylinderwinkel: 45° Einbauweise: Längsrichtung Hubraum: 6010 cm³ Bohrung × Hub: 75 × 85 mm Kurbelwelle: gleitgelagert, neunteilig (Hirth) Motorsteuerung: zentrale obenliegende Nockenwelle, 2 Zündmagnete Aufladung: 1 oder 2 Roots-Gebläse Ladedruck: Max. 0,95 bar Leistung: 357/382 kW (485/520 PS) bei 5000/min Drehmoment: 853 Nm (87 mkp) bei 2500/min Getriebe: 5-Gang Höchstgeschwindigkeit: 340 km/h Aufhängung vorn: Kurbellängslenker (vgl. VW Käfer) Aufhängung hinten: Pendelachse mit Torsionsstabfederung (hinten) Bremsen: Trommelbremse (vorne/hinten) Stoßdämpfer: Reibungsdämpfer Karosserie: Rohrrahmen mit Aluminiumblech Radstand: 2900 mm Spurweite: 1420 mm Länge × Breite × Höhe: 3920 × 1690 × 1020 mm Tankinhalt: 200 Liter Trockengewicht: 824 kg Auto-Union-Rennwagen Typ D (1938–1939)
Kenngrößen Daten (1939) Motor: V12-Mittelmotor Zylinderwinkel: 60° Einbauweise: Längsrichtung Hubraum: 2990 cm³ Bohrung × Hub: 65 × 75 mm Kurbelwelle: rollengelagert Motorsteuerung: drei obenliegende Nockenwellen Aufladung: 2 Roots-Gebläse Ladedruck: Max. 1,67 bar Leistung: 357 kW (485 PS) bei 7000/min Drehmoment: 550 Nm (56 mkp) bei 4000/min Getriebe: 5-Gang Höchstgeschwindigkeit: 340 km/h Aufhängung vorn: Kurbellängslenker Aufhängung hinten: De-Dion-Achse mit Torsionsstabfederung Bremsen: Trommelbremse (vorne/hinten) Stoßdämpfer: hydraulisch (vorne), kombinierte Hydraulik- und Reibungsdämpfer (hinten) Karosserie: Rohrrahmen mit Aluminiumblech Radstand: 2800 mm Spurweite: 1390 mm Länge × Breite × Höhe: 4200 × 1660 × 1060 mm Trockengewicht: 850 kg Verbleib der Fahrzeuge nach dem Krieg
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde ein Teil der noch vorhandenen Auto-Union-Rennwagen von den Russen abtransportiert. Es verblieben lediglich ein C-Typ und zwei D-Typen. Der C-Typ war der Wagen, den die Auto Union dem Deutschen Museum zur Ausstellung überließ, nachdem Bernd Rosemeyer nur zwei oder drei Rennen damit bestritten hatte. Im Krieg wurde das Auto bei einem Bombenangriff schwer beschädigt und danach lange Zeit ohne Karosserie gezeigt. 1979/80 restaurierte Audi diesen C-Typ: rekonstruierte die Karosserie, überholte Motor und Getriebe usw.
Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion tauchte ein 16-Zylinder-Bergrenner – eine Mischform zwischen C- und D-Typ – in erbärmlichem Zustand in Riga wieder auf und wurde von Audi im Tausch gegen eine originalgetreue Kopie erworben. Ein englischer Restaurationsbetrieb stellte den „Riga-Wagen“ wieder her und fertigte die Kopie. Diese Kopie befindet sich heute im Motormuseum von Riga. [2]
Wagen vom Typ A oder B existieren nach heutigem Kenntnisstand nicht mehr.
Literatur und Quellen
- Stefan Knittel: Auto Union Grand Prix Wagen, Schrader & Partner GmbH, München 1980, ISBN 3-922617-00-X, S. 30 (Einheiten teilweise umgerechnet)
- Karl-Heinz Edler/Wolfgang Roediger: Die deutschen Rennfahrzeuge, Fachbuchverlag Leipzig 1990, ISBN 3-343-00435-9
- Richard von Frankenberg: Die ungewöhnliche Geschichte des Hauses Porsche, Motorbuch Verlag, Stuttgart 1969
- Boschen/Barth: Das große Buch der Porsche-Sondertypen und -Konstruktionen, Motorbuch Verlag, Stuttgart 1984, ISBN 3-87943-805-6
- Jonathan Wood: Deutsche Automobile, Unipart-Verlag, Stuttgart 1986, ISBN 3-8122-0184-4
Einzelnachweise
- ↑ Auto Union 16-Zylinder bei Motor Klassik
- ↑ Motormuseum von Riga
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