Grand-Prix-Saison 1936

Grand-Prix-Saison 1936

In der Grand-Prix-Saison 1936 kamen erstmals die politischen Wirren der späten Zwischenkriegszeit zum Tragen. Italien war nach dem Einmarsch in Äthiopien mit Sanktionen des Völkerbundes konfrontiert und so verbot Mussolini den italienischen Fahrern später, in Frankreich oder Großbritannien anzutreten. Soziale Spannungen und Streiks sorgten dafür, dass der Grand Prix von Belgien und das 24-Stunden-Rennen von Le Mans gestrichen wurden. Motorsportlich wurde die Saison von Auto Union dominiert, das mit dem Auto Union C-Typ einen neuen Wagen präsentierte. Spitzenfahrer dieses Teams war Rosemeyer, der auch Europameister wurde, daneben fuhren noch Stuck, Varzi und einige andere. Mercedes-Benz (unter anderen mit den Fahrern Caracciola, von Brauchitsch und Fagioli) erlebte eine desaströse Saison und zog sich gegen Ende des Jahres zurück, um die Entwicklung des neuen Autos voranzutreiben. Alfa Romeo mit dem Spitzenfahrer Tazio Nuvolari konnte einige beachtenswerte Erfolge erzielen.

Neben den in diesem Artikel aufgeführten Grands Prix fanden im Jahr 1936 noch viele kleinere, nationale Rennen statt.

Inhaltsverzeichnis

Rennergebnisse

GP von Monaco

Platz Fahrer Team Zeit
1 Rudolf Caracciola Mercedes-Benz 3:49,20.4
2 Achille Varzi Auto Union + 1,48.9
3 Hans Stuck Auto Union + 1 Runde

Strömender Regen beim GP von Monaco am 13. April 1936 sorgte für ein ausfallreiches Rennen. Mercedes-Pilot Caracciola überraschte mit einer Renntaktik ohne Boxenstopp die Konkurrenz und konnte vor zwei Auto Unions gewinnen. Er wurde so seinem Ruf als sprichwörtlicher „Regenmeister“ wieder einmal gerecht.

GP von Tripoli

Platz Fahrer Team Zeit
1 Achille Varzi Auto Union 2:31,25.4
2 Hans Stuck Auto Union + 4,4
3 Luigi Fagioli Mercedes-Benz + 1 Runde

Nur einen Tage nachdem Italien die Annexion Äthiopiens feierte, fand am 10. Mai 1936 in Tripolis in der damaligen italienischen Kolonie Libyen der Grand Prix von Tripoli statt. Die deutschen Rennleiter hatten von der Staatsspitze die geheime Anweisung bekommen, dass, wenn möglich ein Italiener das Rennen gewinnen sollte. Auto-Union-Rennleiter Feuereissen sorgte mit verwirrenden Anweisungen dafür, dass der Italiener Varzi Hans Stuck in der letzten Runde noch überholen konnte – die Piloten wussten beide nichts davon. Varzi wurde im Anschluss in der Öffentlichkeit niedergemacht, möglicherweise war dies einer der Auslöser für sein Drogenproblem, das dafür sorgte, dass er vor dem Krieg kaum noch Rennen bestreiten durfte.

GP von Tunis

Platz Fahrer Team Zeit
1 Rudolf Caracciola Mercedes-Benz 2:22,44.6
2 Carlo Pintacuda Alfa Romeo + 2 Runden
3 Jean-Pierre Wimille Bugatti + 2 Runden

Eine Woche nach dem Grand Prix von Tripoli fand am 17. Mai 1936 der Große Preis von Tunis statt. Es war ein schwarzer Tag für Auto Union: Varzi hatte einen schrecklichen Unfall, den er wie durch ein Wunder unverletzt überstand und Rosemeyers Fahrzeug brannte nach einem Defekt völlig aus. So konnte Mercedes-Pilot Caracciola einen überlegenen Sieg erlangen.

Penya Rhin GP

Platz Fahrer Team Zeit
1 Tazio Nuvolari Alfa Romeo 2:43,07.5
2 Rudolf Caracciola Mercedes-Benz + 3.4
3 Giuseppe Farina Alfa Romeo + 3 Runden

Der Penya Rhin GP wurde am 7. Juni 1936 auf dem Circuit de Montjuïc bei Barcelona ausgetragen. Tazio Nuvolari spielte auf dem engen, kurvenreichen Kurs seine Fahrkünste voll aus und gewann, die deutschen Wagen konnten ihren Leistungsvorteil nicht ausnutzen, Rosemeyer wurde zudem durch einen langen Boxenstopp weit zurückgeworfen.

Eifelrennen

Platz Fahrer Team Zeit
1 Bernd Rosemeyer Auto Union 1:56,41.2
2 Tazio Nuvolari Alfa Romeo + 2,12.8
3 Antonio Brivio Alfa Romeo + 2,49.2

Das Eifelrennen auf dem Nürburgring am 14. Juni 1936 diente zur Vorbereitung auf den später im Jahr stattfindenden Großen Preis von Deutschland. Im dichten Nebel konnte Rosemeyer einen eindrucksvollen Sieg erringen, was ihm die Bezeichnung „Nebelmeister“ (in Anlehnung ans Caracciolas Spitznamen „Regenmeister“) einbrachte. Mercedes hatte mit der Entscheidung nichts zu tun, seine Fahrzeuge fielen aus oder lagen weit zurück.

GP von Ungarn

Platz Fahrer Team Zeit
1 Tazio Nuvolari Alfa Romeo 2:14,03.5
2 Bernd Rosemeyer Auto Union + 14.2
3 Achille Varzi Auto Union + 2 Runden

Erstmals wurde der Grand Prix von Ungarn ausgetragen, und zwar am 21. Juni 1936 auf einer engen, verwinkelten Strecke im Nepliget-Park in Budapest. 100.000 Zuschauer sahen ein ereignisreiches Rennen, bei dem die Mercedes-Fahrzeuge allesamt ausfielen und Alfa-Pilot Nuvolari einen beeindruckenden Sieg vor den Wagen der Auto Union feiern konnte.

GP von Deutschland

Platz Fahrer Team Zeit
1 Bernd Rosemeyer Auto Union 3:48,39.5
2 Hans Stuck Auto Union + 3,56.7
3 Antonio Brivio Alfa Romeo + 8,25.5

Rund 350.000 Zuschauer waren beim GP von Deutschland am 26. Juli 1936 auf dem Nürburgring anwesend. Das Rennen brachte dem Mercedes-Team erneut eine schwere Schlappe, die Fahrzeuge hatten alle mit großen technischen Problemen zu kämpfen. Überlegener Sieger wurde Bernd Rosemeyer, der mit knapp 4 Minuten Vorsprung auf seinen Teamkollegen Stuck gewann.

Coppa Ciano

Platz Fahrer Team Zeit
1 Pintacuda/Nuvolari Alfa Romeo 1:44,40.0
2 Antonio Brivio Alfa Romeo + 17.8
3 René Dreyfus Alfa Romeo + 1,30.4

Die Coppa Ciano fand am 2. August 1936 auf einer 7 km langen Strecke bei Livorno statt. Mercedes ließ das Rennen aus, um seine Fahrzeuge zu verbessern, die Auto Union startete mit drei Fahrzeugen, die jedoch nicht in die Entscheidung um den Sieg eingreifen konnten. Zur Freude des Publikums führte Nuvolari, der nach seinem frühen Ausscheiden Pintcudas Wagen übernommen hatte, einen Dreifach-Erfolg von Alfa Romeo an.

Coppa Acerbo

Platz Fahrer Team Zeit
1 Bernd Rosemeyer Auto Union 2:57,04.0
2 Ernst von Delius Auto Union + 7,14.0
3 Achille Varzi Auto Union + 7,57.4

Das Mercedes-Team ließ auch die Coppa Acerbo am 15. August 1936 in Pescara aus. Im Rennen führte zunächst Nuvolari, nach seinem Ausscheiden aufgrund eines technischen Defektes konnte niemand der Erfolg der Auto Union verhindern. Bei über 40° Hitze siegte Rosemeyer mit über 7 Minuten Vorsprung überlegen.

GP der Schweiz

Platz Fahrer Team Zeit
1 Bernd Rosemeyer Auto Union 3:09,01.6
2 Achille Varzi Auto Union + 52,6
3 Hans Stuck Auto Union + 1 Runde

Der GP der Schweiz wurde am 23. August 1936 auf der Strecke Bremgarten bei Bern ausgetragen. Mercedes glaubte, seine Probleme mit den Fahrzeugen in den Griff bekommen zu haben und trat mit vier Fahrzeugen an. Allerdings kam nur ein einziges abgeschlagen ins Ziel, und Mercedes verkündete daraufhin seinen Rückzug für den Rest der Saison. Auto Union erreichte einen Dreifach-Sieg, wieder war Rosemeyer der Gewinner.

GP von Italien

Platz Fahrer Team Zeit
1 Bernd Rosemeyer Auto Union 3:43,25.0
2 Tazio Nuvolari Alfa Romeo + 2,05.3
3 Ernst von Delius Auto Union + 2 Runden

Beim GP von Italien am 13. September 1936, der in Monza ausgetragen wurde, bestätigte Bernd Rosemeyer seine Favoritenrolle und sicherte sich mit einem Sieg den Gewinn der Europameisterschaft, lediglich Tazio Nuvolari konnte ihn zu Beginn des Rennens etwas fordern. Glück hatte Hans Stuck, der bei einem schweren Unfall nahezu ohne Verletzungen davonkam.

Endstand Europameisterschaft

Nur die Grands Prix von Monaco, Deutschland, der Schweiz und Italien zählten zur Grand-Prix-Europameisterschaft. Europameister wurde Bernd Rosemeyer.

Punkteverteilung: Es gab 1 Punkt für den Sieger, 2 Punkte für den Zweiten und 3 Punkte für den Dritten. 4–7 Punkte wurde an die Fahrer vergeben, die mindestens 75 %, 50 %, 25 % bzw. weniger als 25 % der Renndistanz fuhren. 8 Punkte erhielten alle, die das Rennen nicht bestritten haben.

Literatur

  • G.N. Georgano: The Encyclopaedia of Motor Sport. Ebury Press and Michael Joseph, London 1971. ISBN 0-718-10955-4

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