Horch

Horch
Horch-Markensignet seit 1924
Firmengründer August Horch in einem seiner Wagen (1908)
Horch KL, 25 PS (1916)
Horch-Kühlerfigur, (um 1924)
Horch-Kühlerfigur (um 1930)
Horch 670 Zwölfzylinder (1932)
Horch Pullmann (1934)
Auto Union Typ C (1936)
Horch 853A Sport-Cabriolet (1938)
Horch 930 V Phaeton (1939)

Horch war ein deutscher Luxusautomobilhersteller, der 1904 im westsächsischen Zwickau gegründet wurde.

Inhaltsverzeichnis

Firmengeschichte

Der Unternehmensgründer August Horch (* 12. Oktober 1868 in Winningen; † 3. Februar 1951 in Münchberg) machte nach einer Schmiedelehre von 1888 bis 1890 bei Benz & Cie. in Mannheim eine Ingenieurausbildung am Technikum Mittweida. 1899 gründete er mit dem Geschäftsmann Salli Herz die Firma A. Horch & Cie. in Köln-Ehrenfeld. Zuerst reparierte er dort in einer Hinterhofwerkstatt, einem ehemaligen Pferdestall, Benz-Motorwagen. Schon 1901 brachte er sein erstes selbst entwickeltes Automobil heraus. Eine Expansion seines Betriebes stieß aber auf räumliche und finanzielle Grenzen.

Mit finanzieller Unterstützung von Moritz Bauer aus Plauen siedelte er 1902 mit seinem Betrieb von Köln-Ehrenfeld in das sächsische Reichenbach im Vogtland über. Hier stellte sich jedoch bald heraus, dass die Erweiterung seines Betriebes von der ansässigen Unternehmerschaft missbilligt wurde. Mit neuen Investoren, allesamt Unternehmer, die sich 1903 im Sächsisch-Thüringischen Automobil-Club der Kreishauptmannschaft Zwickau mit dem Stadtrat Friedrich Paul Fikentscher an der Spitze zusammengefunden hatten, zog er mit seinem Unternehmen nach Zwickau, dem damaligen Sitz der südwestsächsischen Oberverwaltung. Am 10. Mai 1904 wurde die August Horch & Cie. Motorwagenwerke AG ins Zwickauer Handelsregister eingetragen.

Im Jahr 1906, als in Zwickau die große Gewerbe- und Industrieausstellung stattfand, gewann der ortsansässige Rechtsanwalt Rudolf Stöss auf einem Wagen von Horch die Herkomer-Konkurrenz, die mit der heutigen Rallye-Markenweltmeisterschaft vergleichbar ist. Horch-Automobile zeichneten sich in Folge durch Qualität, Luxus und technischen Fortschritt aus.

Wegen Streitigkeiten mit dem Finanzvorstand musste August Horch 1909 die Horch AG verlassen. Er gründete am 16. Juli 1909 in Zwickau mit befreundeten Investoren der Kreishauptmannschaft die August Horch Automobilwerke GmbH. Mit seinem ehemaligen Betrieb kam es dann zu einem Rechtsstreit um die Marke „Horch“. Diesen verlor August Horch in letzter Instanz vor dem Reichsgericht in Leipzig. Daraufhin erfand ein Zwickauer Gymnasiast aus der befreundeten Unternehmerfamilie Fikentscher den Markennamen Audi. Das ist die Übersetzung des Imperativs „horch!“ (audi = höre! = horch!) ins Lateinische. Am 25. April 1910 wurde August Horchs neues Unternehmen in Audi Automobilwerke GmbH Zwickau umbenannt und 1915 zur Audiwerke AG Zwickau umgewandelt.

Auf Initiative der Sächsischen Staatsbank erfolgte 1932 der Zusammenschluss von Horch, Audi, DKW und der Autosparte von Wanderer zur Auto Union AG mit Unternehmenssitz in Zschopau (ab 1936 Chemnitz). Die vier Marken wurden als Konzernmarken weitergeführt, was mit den Signet der vier ineinander verschlungenen Ringe zum Ausdruck gebracht wurde. Die bei Horch hergestellten Automobile der Luxusklasse genossen hohes gesellschaftliches Prestige. Sie hatten in den 1930er Jahren einen Marktanteil von über 50 %, womit sie die Spitzenposition unter den Wettbewerbern in Deutschland besetzten. Die in der Rennabteilung von Horch zwischen 1934 und 1939 entwickelten und gefertigten Auto-Union-Rennwagen Typ A bis D sind bis auf den heutigen Tag weltbekannte Spitzenprodukte der automobilen Renngeschichte.

Es war der hohe Standard in der Serienfertigung der Automobilproduktion, der den so erfolgreichen Bau und Einsatz eines absoluten Spitzenproduktes der Kraftfahrzeugtechnik erlaubte, die der Rennwagen der Auto Union zweifellos war.

Zitat Dr. Peter Kirchberg in: „Die Silberpfeile aus Zwickau“, Audi-Film (1990)

Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges wurde das Horch-Werk durch Bomben stark beschädigt. Als VEB HORCH Kraftfahrzeug- und Motorenwerke Zwickau nahm man 1948 die Produktion von Traktoren (Typ: RS01) und Lastkraftwagen vom Typ H3 wieder auf, nachdem das Unternehmen durch Volksentscheid zwangsenteignet worden war. 1954 begann die Produktion des Nachfolgers IFA H3A. Der 1954 bei Horch entwickelte und dann in Serie produzierte PKW Sachsenring P 240 war zehn Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg wieder ein Oberklasse-PKW auf höchstem technischen und gestalterischem Niveau. Im Februar 1957 gab es erneut eine Änderung der Firma in VEB Sachsenring Kraftfahrzeug- und Motorenwerke Zwickau. Ursache dafür war, dass die nach dem Krieg in Westdeutschland neu gegründete Auto-Union erfolgreich Widerspruch gegen die weitere Nutzung des Namens „Horch“ in Zwickau einlegte.[1]

Horch H3A, 3,5 Tonnen (1954)
Horch P 240 Cabriolet (1956)

Durch einen SED-Parteibeschluss kam es am 1. Mai 1958 zur Fusion mit dem VEB Automobilwerk Zwickau (AWZ) (vormals Audi) zum VEB Sachsenring Automobilwerke Zwickau. Fortan zierte die letzte eigene Entwicklung von Horch, den Sachsenring P 240, statt des gekrönten H ein geschwungenes „S“ („S“ als Markenzeichen für „Sachsenring“).

Heute befindet sich auf einem Teil des ehemaligen Zwickauer Audi-Werkes das August-Horch-Museum, ein Ankerpunkt der Europäischen Route der Industriekultur. Das gekrönte „H“, Markenzeichen von Horch, ist eine beim Deutschen Patent- und Markenamt München eingetragene Marke, deren Rechte die Volkswagen AG besitzt.

Pkw-Modelle

Typ Bauzeitraum Zylinder Hubraum Leistung Vmax
4–15 PS 1900–1903 2 Reihe 2,9-3,7 kW 60 km/h
10–16 PS 1902–1904 2 Reihe 7,4–8,8 kW 62 km/h
22–30 PS 1903 4 Reihe 2.725 cm³ 16,2–18,4 kW
14–20 PS 1905–1910 4 Reihe 2.270 cm³ 10,3–12,5 kW
18/25 PS 1904–1909 4 Reihe 2.725 cm³ 16,2 kW
23/50 PS 1905–1910 4 Reihe 5.800 cm³ 29 kW 100 km/h
26/65 PS 1907–1910 6 Reihe 7.800 cm³ 44 kW 120 km/h
25/60 PS 1909–1914 4 Reihe 6.395 cm³ 40 kW 110 km/h
10/30 PS 1910–1911 4 Reihe 2.660 cm³ 18,4 kW
K (12/30 PS) 1910–1911 4 Reihe 3.177 cm³ 20,6 kW 75 km/h
15/30 PS 1910–1914 4 Reihe 2.608 cm³ 22 kW 80 km/h
H (17/45 PS) 1910–1919 4 Reihe 4.240 cm³ 33 kW
6/18 PS 1911–1920 4 Reihe 1.588 cm³ 13,2 kW
8/24 PS 1911–1922 4 Reihe 2.080 cm³ 17,6 kW 70 km/h
O (14/40 PS) 1912–1922 4 Reihe 3.560 cm³ 29 kW 90 km/h
Pony (5/14 PS) 1914 4 Reihe 1.300 cm³ 11 kW
25/60 PS 1914–1920 4 Reihe 6.395 cm³ 44 kW 110 km/h
18/50 PS 1914–1922 4 Reihe 4.710 cm³ 40 kW (55 PS) 100 km/h
S (33/80 PS) 1914–1922 4 Reihe 8.494 cm³ 59 kW
10 M 20 (10/35 PS) 1922–1924 4 Reihe 2.612 cm³ 25,7 kW 80 km/h
10 M 25 (10/50 PS) 1924–1926 4 Reihe 2.612 cm³ 37 kW 95 km/h
8 Typ 303/304 (12/60 PS) 1926–1927 8 Reihe 3.132 cm³ 44 kW 100 km/h
8 Typ 305/306 (13/65 PS) 1927–1928 8 Reihe 3.378 cm³ 48 kW 100 km/h
8 Typ 350/375/400/405 (16/80 PS) 1928–1931 8 Reihe 3.950 cm³ 59 kW 100 km/h
8 3 Liter Typ 430 1931–1932 8 Reihe 3.009–3.137 cm³ 48 kW (65 PS) 100 km/h
8 4 Liter Typ 410/440/710 1931–1933 8 Reihe 4.014 cm³ 59 kW (80 PS) 100–110 km/h
8 4,5 Liter Typ 420/450/470/720/750/750B 1931–1935 8 Reihe 4.517 cm³ 66 kW (90 PS) 115 km/h
8 5 Liter Typ 480/500/500A/500B/780/780B 1931–1935 8 Reihe 4.944 cm³ 74 kW (100 PS) 120–125 km/h
12 6 Liter Typ 600/670 1931–1934 12 V 6.021 cm³ 88 kW (120 PS) 130–140 km/h
830 1933–1934 8 V 3.004 cm³ 51 kW (70 PS) 110–115 km/h
830B 1935 8 V 3.250 cm³ 51 kW (70 PS) 115 km/h
830Bk/830BL 1935–1936 8 V 3.517 cm³ 55 kW (75 PS) 115–120 km/h
850/850 Sport 1935–1937 8 Reihe 4.944 cm³ 74 kW (100 PS) 125–130 km/h
830BL/930V 1937–1938 8 V 3.517 cm³ 60 kW (82 PS) 120–125 km/h
830BL/930V 1938–1940 8 V 3.823 cm³ 67,6 kW (92 PS) 125–130 km/h
851/853/853A/855/951/951A 1937–1940 8 Reihe 4.944 cm³ 74 kW (100 PS) 125–140 km/h

Literatur

  • Delius Klasing: Horch: Typen – Technik – Modelle. o.O. 2006, ISBN 3-7688-1775-X.
  • August Horch: Ich baute Autos. Vom Schmiedelehrling zum Autoindustriellen. Schützen-Verlag, Berlin 1937.
  • Wolf-Dieter Grün: Die Entwicklung der Warenzeichen von Horch und Audi. In: Ulrich Löber (Hrsg.): August Horch. Ein Automobilkonstrukteur aus Winningen. Landesmuseum Koblenz 1986, ISBN 3-925915-17-6, S. 117ff.
  • Werner Lang: Wir Horch-Arbeiter bauen wieder Fahrzeuge. Verlagsgesellschaft Bergstreße, Aue 2007, ISBN 978-3-98113721-7.
  • Hans Seper, Martin Pfundner, Hans Peter Lenz: Österreichische Automobilgeschichte. Eurotax, Wien 1999, ISBN 3-905566-01-X.
  • Automobilmuseum „August Horch“ u. Städtisches Museum Zwickau (Herausgeber), "100 Jahre Horch Automobile", ISBN 3-933282-07-1.

Siehe auch

Weblinks

 Commons: Horch Fahrzeuge – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Dr. Werner Lang, „Wir Horch-Arbeiter bauen wieder Fahrzeuge, Geschichte des Horch-Werkes 1945 bis 1958, 2. Auflage 2007, Seite 101, Bergstraße Verlagsgesellschaft mbH Aue, ISBN 978-3-9811372-1-7

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