Reinig

Reinig

Reinig ist ein Ortsteil der Gemeinde Wasserliesch und liegt etwa 10 km stromaufwärts von Trier am rechten Ufer der Mosel. Bis 1934 war Reinig eine selbstständige Gemeinde, die jedoch herrschaftlich und kirchlich stets mit Wasserliesch verbunden war.

Als historische Siedlung mit einer Furt und einer Fähre zum gegenüberliegenden Ort Igel kam Reinig vermutlich schon in Vorzeiten eine gewisse Bedeutung zu. Den Flussübergang nutzten aber auch die Römer, denn man fand auf Gemeindegebiet Überreste der alten Römerstraße, die in geringer Entfernung vom Ort vom Saargau herkommend über Tawern und Konz nach Trier führte. Von ihr aus gab es eine Abzweigung nach Reinig.

Alte Häuser in verwinkelten Gassen und Kulturdenkmäler belegen die weit in die Vergangenheit reichende Ortsgeschichte. Ein imposantes zweiteiliges Wegekreuz, das Reiniger Kreuz, mit der Jahreszahl 1800 markiert den historischen Ortseingang. Die Reiniger Kapelle mit einer St. Nikolausfigur über dem Eingang erbauten die Reiniger Bürger im frühen 18. Jahrhundert als "Oratorium für das gemeinsame Gebet des Rosenkranzes". Älter ist das Schifferkreuz am ehemaligen Fähranleger, das irgendwann aus den Teilen zweier Bildstöcke zusammengesetzt worden ist. Der obere Teil trägt eine Kreuzigungsgruppe und die Jahreszahl 1661, der untere die Jahreszahl 1734 und ein Relief des heiligen Nikolaus, des Schutzpatrons der Schiffsleute.

Seit dem frühen Mittelalter bis ins 18. Jahrhundert hinein war Reinig Sitz einer Grundherrschaft, die in einer „Burg“ residierte. Zu ihr gehörten auch das an einem Herrschaftssitz übliche Grund- und Mittelgericht mit einem Meier und Schöffen. Der Herrschaftsbereich umfasste bis 1569 die umliegenden Ortschaften Wasserliesch, Könen (heute Stadtteil von Konz), Liersberg (heute Ortsteil von Igel) und Igel. Gut hundert Jahre später ist Könen nicht mehr genannt, sondern der Ort Grevenich (heute Ortsteil von Langsur).

Von der Burg, die keine Burg im eigentlichen Sinn, sondern ein kleines befestigtes Schloss gewesen ist, blieb nur der Flur- und Straßenname „Auf der Burg“ erhalten. Allerdings stieß man bei Bauarbeiten immer wieder auf Überreste, so auch im Jahre 1912, als man Teile eines Torbogens mit dem Wappen der letzten Herrschaft, der Lothringer Grafen zu Crichingen und Pittingen, fand. Auch diese Bruchstücke sind nicht erhalten geblieben; sie sollen, wohl um Schwierigkeiten mit den Denkmalschutzbehörden zu vermeiden, in die Mosel geworfen worden sein.

Dem Abt des Trierer Klosters St. Maximin gehörte jahrhundertelang der vierte Teil der Einkünfte des „Schlosses und der Herrlichkeit“ zu Reinig. Neben den Einnahmen aus Landwirtschaft und Weinbau sowie dem Zehnten und den Einnahmen der Fähre dürfte es sich auch um Schiffszoll gehandelt haben. Verbrieft ist, dass der Trierer Erzbischof Boemund II. von Saarbrücken Mitte des 14. Jahrhunderts in Reinig von vorbeifahrenden Schiffen Zoll erheben ließ.

Im Jahre 1440 soll das Reiniger Schloss während der so genannten „Manderscheid'chen Fehde“ der Stadt Trier, die diese damals in große Bedrängnis gebracht hatte, eine Rolle gespielt haben. Graf Ulrich von Manderscheid versuchte zu dieser Zeit, seinen Anspruch auf den Trierer Bischofssitz mit Waffengewalt durchzusetzen. Als er sich dafür in dem „Schlösschen zu Reinig“ festsetzen wollte, beabsichtigte die Stadt Trier, es zerstören zu lassen. Die Stadtväter ließen jedoch davon ab, nachdem sich ein wohlhabender Bürger aus dem Nachbarort Könen für das Schlösschen und seinen damaligen Herrn verbürgte. Als Ulrich von Manderscheid sein Vorhaben in die Tat umsetzte, verlor er seinen Besitz an die Stadt Trier.

Anfang des 17. Jahrhunderts ist die Herrschaft zu Reinig in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten. Franz Ernst, Graf zu Crichingen, Freiherr zu Pittingen, Domkustos zu Trier, verpfändete im Jahre 1634 die ihm gehörenden Herrschaften Reinig, Rosport und Pittingen (beide Orte liegen in Luxemburg) für 7000 Reichstaler an das damalige Kartäuserkloster St. Alban zu Trier, das später nach Konz übersiedelte. Doch er oder seine Nachfolger konnten das Pfand nicht einlösen, sodass der Besitz Ende des 18. Jahrhunderts an das Kloster fiel.

Wann das Schloss zu Reinig genau gebaut wurde und wie lange es gestanden hat, weiß niemand. Anfang des 17. Jahrhunderts ist es jedenfalls bereits zerstört gewesen. Das geht aus dem Inventurverzeichnis des Klosters von 1759 hervor. Darin heißt es lapidar: „... item das gräfliche Schlohs Reinig ist schon anno 1631, vor der Zeit, eh die Carthaus die pfandschaft übernommen, völlig ruiniert und verfallen gewesen, ist an itzo eine schlechte bauernhütte daselbst mit einem garthen“.

Literaturhinweise

siehe unter Wasserliesch

Weblinks

49.7051888888896.5462444444445

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Reinig — Reinig,   Christa, Schriftstellerin, * Berlin 6. 8. 1926; war Assistentin am Märkischen Museum in Berlin (Ost); 1964 Übersiedlung in die Bundesrepublik Deutschland; einem größeren Publikum bekannt wurde Reinig durch die »Ballade vom blutigen… …   Universal-Lexikon

  • Reinig — 1. Übername zu mhd. reinec, reinic »rein«. 2. Herkunftsname zu dem Ortsnamen Reinig (Rheinland Pfalz). 3. Reining (1.). Bekannte Namensträgerin: Christa Reinig, deutsche Schriftstellerin (20./ 21.Jh.) …   Wörterbuch der deutschen familiennamen

  • Reinig, Braun + Böhm — ist eine Folkband aus der Pfalz, die im Jahr 2000 gegründet wurde. Inhaltsverzeichnis 1 Stil 2 Geschichte 3 Auftritte (Auswahl) 4 Auszeichnungen …   Deutsch Wikipedia

  • Reinig (Begriffsklärung) — Reinig ist der Familienname der folgenden Personen Albert Reinig (* 1950, seit 2004 verschollen), deutscher Journalist und Autor Christa Reinig, deutsche Schriftstellerin Dale Reinig, deutsch US amerikanischer Eishockeyspieler Gaston Reinig,… …   Deutsch Wikipedia

  • Wasserliesch-Reinig — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Christa Reinig — (* 6. August 1926 in Berlin; † 30. September 2008 in München) war eine deutsche Schriftstellerin. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Auszeichnungen und Ehrungen 3 Werke …   Deutsch Wikipedia

  • Dale Reinig — Personenbezogene Informationen Geburtsdatum 7. April 1964 Geburtsort Vereinigte Staaten …   Deutsch Wikipedia

  • Gaston Reinig — (* 17. November 1956 in Diekirch, Luxemburg) ist der erste und zurzeit einzige General Luxemburgs. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1.1 Frühes Leben 1.2 Abgeschlossene Ausbildungen …   Deutsch Wikipedia

  • Albert Reinig — (* 1950 in Trier, seit 2004 verschollen) ist deutscher Journalist und Autor. Leben Albert Reinig wurde 1950 in Trier geboren. Nach dem Studium der Altamerikanistik in Berlin arbeitete er als freier Journalist und Sachbuchautor. Nach Jahrzehnten… …   Deutsch Wikipedia

  • Wasserlisch — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”