Richard Körner

Richard Körner

Richard Körner, Edler von Siegringen (* 24. Mai 1874 in einem Vorort von Komorn; † 18. Juni 1915 ) war ein Bruder des späteren österreichischen Bundespräsidenten Theodor Körner und Oberstleutnant im österreichischen Artilleriestab während des Ersten Weltkriegs.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Herkunft

Geboren 1874 als Sohn des Artilleriehauptmannes Theodor Karl Körner, wuchs Richard mit seinen Geschwistern - er hatte auch noch eine Schwester namens Rosa -in bescheidenen Verhältnissen auf. Schon die Kaution für seine Heirat 1871 hatte sein Vater nur mit einer Hypothek auf die Gastwirtschaft seines Schwiegervaters aufbringen können.

Die geringe Pension zwang die Familie nach der im Juli 1878 erfolgten Verabschiedung des kaum 50-jährigen Hauptmannes Theodor Karl Körner zu einer Übersiedlung nach Wien, wo sich der Vater im Finanzministerium als beamteter Taglöhner (Diurnist) für drei Kronen pro Tag verdingte. Diese Tätigkeit übte er 21 Jahre bis zu seinem 80. Lebensjahr aus. Am 4. April 1900 wurde er in den erblichen Adelsstand erhoben, da er in allen italienischen Feldzügen seiner Zeit, nämlich 1848/49 und 1859 sowie 1866 gekämpft hatte. Dies berechtigte ihn, seine Frau und seine Söhne, also die gesamte Familie, zur Führung des Titels „Edle von Siegringen“. Finanzielle Vorteile waren damit aber nicht verbunden. Dadurch musste er, obwohl nun adelig, weiter als Diurnist arbeiten. 1910 wurde er gemeinsam mit seinen beiden Söhnen zum Major befördert.

Jugend und Offiziersausbildung

Richard Körner erhielt im Alter von zehn Jahren einen Freiplatz an der Militärrealschule in Mährisch-Weißkirchen. Nach dem Schulabschluss trat er in die Armee ein und wählte als Waffengattung wie sein Vater die Artillerie. Am 18. August 1894 wurde er gleichzeitig mit seinem Bruder als Leutnant ausgemustert und absolvierte anschließend den höheren Artilleriekurs an der technischen Militärakademie in der Wiener Stiftskaserne mit ausgezeichnetem Erfolg und Rangziffer drei von insgesamt 45 Teilnehmern. Schon im Frieden erhielt er wie sein Bruder Theodor hohe Auszeichnungen: das Militärverdienstkreuz III. Klasse und den Orden der Eisernen Krone III. Klasse als Würdigung seiner hervorragenden Leistungen.

Erster Weltkrieg

Nach Kriegsausbruch wurde Richard Körner, inzwischen zum Oberstleutnant avanciert, wie sein Bruder zum Oberkommando der Balkanstreitkräfte versetzt und dem Feldmarschallleutnant Alfred Krauß als Artilleriereferent zugeteilt. Dieser befahl am 27. Mai 1915, also vier Tage nach der Kriegserklärung Italiens die gesamte schwere Artillerie für die Verteidigung des Görzer Brückenkopfes einzusetzen.

Retter von Görz

Oberstleutnant des Artilleriestabes Richard Körner traf noch am selben Tag eine schwere Artillerie-Brigade, die gerade im Begriff war, ihre schweren Geschütze durch einen Rückzug in den Raum Laibach in Sicherheit zu bringen. Körner befahl sofort den Rückmarsch nach Görz und den umgehenden Stellungsbezug sowie die sofortige Aufnahme des Feuerkampfes gegen die Angreifer. Damit rettete er, obwohl ein gegenteiliger Befehl des Kommandos der Südwest-Front vorlag, den Brückenkopf Görz und schuf damit die Voraussetzung für den Aufbau der eigentlichen Isonzofront, womit er sich als Anwärter für den Militär-Maria-Theresien-Orden qualifizierte, und als „Retter von Görz“ in die österreichische Militärgeschichte einging.

Oberstleutnant Richard Körner fuhr dabei selbst mit einem Mörser des Kalibers 30,5cm wiederholt weit vor die eigenen Infanterielinien, um aus zehn Kilometer Entfernung – das war die Höchstschussweite dieser kurzläufigen Geschütze – Feuerüberfälle auf den Bahnhof von Cormons durchzuführen, wo die Italiener ihre gesamten für den Angriff gegen Görz vorgesehenen Verstärkungen entluden. Es handelte sich dabei um eine damals einzig dastehende Waffentat, die bisher noch niemand aus Sorge vor einem Geschützverlust gewagt hatte.

Für den Gegner hatte aber der Beschuss mit den großkalibrigen Granaten verheerende Folgen. Die Bahnanlagen wurden für lange Zeit zerstört, an eine Zufuhr frischer Kräfte war nicht mehr zu denken. Görz konnte damit bis zur sechsten Isonzoschlacht gehalten werden..

Durch die damit gewonnene Zeit konnten auch die bereitstehenden deutschen Truppen in die Kämpfe eingreifen, da zuerst der völkerrechtliche Status zwischen Deutschland und dem ehemals im Dreibund mit Deutschland und Österreich-Ungarn verbündeten Königreich Italien geklärt werden musste. Somit waren durch Körners Verdienst die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Verteidigung der Habsburger-Monarchie auch am Isonzo geschaffen.

Leistungen und Tod

Auswirkung und Anerkennung seiner Leistungen zu erleben, war ihm allerdings nicht mehr vergönnt. Als am 17. Juni sein Auto von einer Granate getroffen wurde, waren seine Verletzungen derart schwer, dass er ihnen am nächsten Tag erlag.

Richard Körner steht in der Öffentlichkeit und in der Fachliteratur infolge seines kurzen Lebens und trotz seiner militärischen Leistungen im Schatten seines ebenfalls militärisch sehr verdienten Bruders Theodor Körner.

Richard Körners militärischem Können und vor allem seinem persönlichen Einsatz war es zu verdanken, dass nach der Kriegserklärung Italiens am 23. Mai 1915 an Österreich-Ungarn der österreichische Brückenkopf Görz nicht sofort überrannt wurde, sondern bis zur sechsten Isonzoschlacht gehalten werden konnte.

Für diese militärische Leistung sollte Richard Körner nach Ansicht des K.u.k. Kommandos der Südwest-Front, das auch einen diesbezüglichen Antrag am 7. Dezember 1915 stellte, das Ritterkreuz des Militär-Maria-Theresien-Ordens erhalten. Nach jahrzehntelanger kontroverser Diskussion wurde er am 8. Oktober 1931 durch das Ordenskapitel lediglich der Goldenen Tapferkeitsmedaille für Offiziere für würdig befunden.

Quellen

  • Eric. C. Kollmann:Theodor Körner, Militär und Politik, Verlag für Geschichte und Politik, Wien 1973 .
  • Ehrenbuch der Artillerie, hrsg. durch das Bundesministerium für Landesverteidigung, Wien 1936
  • Österreichisches Staatsarchiv: Personalakt Oberstleutnant des Artilleriestabes Richard Körner, Edler von Siegringen; Teil.: K.u.k. Kommando der SW. Front 7. Dezember 1915: *Antrag des K.u.k., 5. A.O.K.,Res. Nr. 3717 mit 2 Beilagen, 29. November 1915, gez.Boroevic, GdI.,betreffend die Verleihung des Ritterkreuzes des Militär-Maria-Theresien-Ordens an Herrn Oberstleutnant des Artilleriestabes Richard Körner, Edlen von Siegringen.

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