Richard Nimmerrichter

Richard Nimmerrichter

Richard Nimmerrichter (* 31. Dezember 1920 in Wien) ist ein österreichischer Journalist und Kolumnist.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Nimmerrichter war 1940 bis 1944 Soldat der deutschen Wehrmacht, 1944 bis 1946 Kriegsgefangener in der Sowjetunion. Nach seiner Rückkehr nach Wien begann er seine Karriere als Journalist beim Amerikanischen Nachrichtendienst (AND) der US-Besatzungsmacht. In der Folge wechselte er zur United Press, einer privaten Nachrichtenagentur. Nimmerrichter arbeitete auch für die Wiener Illustrierte. Weitere journalistische Stationen waren die Welt am Montag, bei der er bis 1962 den Posten des Sport- und Chefredakteurs bekleidete, und Die Weltpresse. Im ORF hatte er 1959 eine kleine Fernseh-Sendung "Ein Wort zum Sport". Für die neunteilige Sendereihe "Déjà-vu" zum Thema "45 Jahre Fernsehen in Österreich" verfaßte Nimmerrichter einen Beitrag. Seit Beginn der sechziger Jahre schreibt Nimmerrichter für die Kronen-Zeitung.

Kolumnist der Kronen-Zeitung

Bekannt wurde Richard Nimmerrichter vor allem durch seine tägliche Kolumne in der Kronen-Zeitung, die unter dem Pseudonym Staberl, einer Figur aus dem Wiener Volkstheater des 19. Jahrhunderts, veröffentlicht wurde. Zwischen 1964 bis 2001 erschien sie - von zwei Ausnahmen abgesehen - ohne Unterbrechung. Seit Juli 2011 ist Nimmerrichter wieder für das Blatt tätig.

Mehrfach wurde Nimmerrichter aufgrund der Inhalte der Kolumnen verurteilt. So hatte er am 30. September 1992 über den Präsidenten der Israelitischen Kultusgemeinde, Paul Grosz, geschrieben: „Wer den Herrn Hitler überlebt hat, wird auch den Herrn Grosz überleben.“ Dies wurde vom Gericht als Ehrenbeleidigung angesehen. Insgesamt wurde Nimmerrichter 58 mal verurteilt, vor allem für das Vorbringen von zwar wahren, aber dennoch rufschädigenden Tatsachen.

In einem Prozess der "Kronen Zeitung" gegen die Tageszeitung Der Standard, der im April 2004 stattfand, sah das Wiener Landesgericht in einer Kolumne Nimmerrichters einen Wahrheitsbeweis dafür, dass "antisemitische und rassistische Untertöne“ in der "Krone" zu vernehmen seien, wie es der Standard behauptet hatte. Diesen Artikel hatte Nimmerrichter im Rahmen der Waldheim-Affäre verfaßt und darin den New York Times-Journalisten Abraham Rosenthal zwar einmal bei seinem richtigen Namen genannt, seinen Namen aber dann auch zu „Rosenbaum“ und „Rosenberg“ variiert. Darin sah die Richterin eine „klassische Methode, antisemitische Emotionen auszudrücken.“ [1]

In zahlreichen Kolumnen Nimmerrichters kam seine Sympathie zum Land Kärnten sowie seine Freundschaft zu dessen Landeshauptmann Jörg Haider zum Ausdruck.

Eine Auswahl der Kolumnen Staberls wurde in Buchform veröffentlicht. 1997 erschien Unbotmäßige Gedanken: Texte aus der Kronen Zeitung und 2001 Oh, du mein Österreich. Staberl-Geschichten von Richard Nimmerrichter.

Rezeption

Die Autorin Elfriede Jelinek baute in ihrem Stück "Stecken, Stab und Stangl" zahlreiche Staberl-Zitate ein. Die aus ihrer Sicht verharmlosenden Aussagen Nimmerrichters über die Massenvernichtung in der Zeit des Nationalsozialismus wurden in das Textgewebe eingeflochten und mit dem zentralen Thema des Stückes in Verbindung gebracht: einem rechtsextremen Anschlag in Oberwart 1995, bei dem vier Bewohner einer Roma-Siedlung getötet wurden.

In der von Richard Faber und Franz Unger 2008 herausgegebenen Studie "Populismus in Geschichte und Gegenwart" bezeichnen Franz Rest und Rudi Renger Nimmerrichters Beiträge in der Kronen-Zeitung als „sarkastische und mit Vorurteilen gespickte Kolumnen“, die "Tag für Tag das Prinzip der Rache des kleinen Mannes" erfüllt hätten.[2]

Kunstsammlung

Bekannt ist Richard Nimmerrichter auch für seine ansehnliche Kunstsammlung, überwiegend Aquarelle des Biedermeiermalers Rudolf von Alt. Seine Sammlung hat er bereits zu Lebzeiten dem Niederösterreichischen Landesmuseum vermacht, einige seiner Bilder sind im St. Pöltner Museum zu besichtigen.

Einzelnachweise

  1. Nahaufnahme: "Staberl ist tot" auf ORF vom 23. Jänner 2011 abgerufen am 21. Februar 2011
  2. Franz Rest / Rudi Renger "Massenmediales Flaggschiff aller österreichischen Populismen" in Richard Faber / Franz Unger "Populismus in Geschichte und Gegenwart", Würzburg 2008, S.182.

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Nimmerrichter — Richard Nimmerrichter (* 31. Dezember 1920 in Wien) ist ein bekannter österreichischer Journalist und Kolumnist. Seine Karriere als Journalist begann er 1945 bei der United Press, einer Nachrichtenagentur, sowie bei der Wiener Illustrierten.… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Biografien/Ni — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

  • Krone (Zeitung) — Kronen Zeitung Beschreibung österreichische Tageszeitung Verlag Mediaprint …   Deutsch Wikipedia

  • Kronen-Zeitung — Beschreibung österreichische Tageszeitung Verlag Mediaprint …   Deutsch Wikipedia

  • Kronenzeitung — Kronen Zeitung Beschreibung österreichische Tageszeitung Verlag Mediaprint …   Deutsch Wikipedia

  • Neue Kronen Zeitung — Kronen Zeitung Beschreibung österreichische Tageszeitung Verlag Mediaprint …   Deutsch Wikipedia

  • AUSTRIA — AUSTRIA, country in Central Europe. Middle Ages Jews lived in Austria from the tenth century. However the history of the Jews in Austria from the late Middle Ages was virtually that of the Jews in vienna and its environs. In the modern period,… …   Encyclopedia of Judaism

  • DÖW — Das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW) ist eine Stiftung, die gemeinsam von der Republik Österreich, der Stadt Wien und dem Verein Dokumentationsarchiv getragen wird. Es betreibt Informationsarbeit und sammelt,… …   Deutsch Wikipedia

  • Land der Berge — Land der Berge, Land am Strome ist die Bundeshymne der Republik Österreich. Die Melodie, ursprünglich als „Kettenlied“ oder „Bundeslied“ der Freimaurerkantate bekannt, wurde am 22. Oktober 1946 durch Beschluss des Ministerrats zur Hymne, der von… …   Deutsch Wikipedia

  • Land der Berge, Land am Strome — ist die Bundeshymne der Republik Österreich. Die Melodie, ursprünglich als „Kettenlied“ oder „Bundeslied“ der Freimaurerkantate bekannt, wurde am 22. Oktober 1946 durch Beschluss des Ministerrats zur Hymne, der von Paula von Preradović stammende… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”