DÖW

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Das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW) ist eine Stiftung, die gemeinsam von der Republik Österreich, der Stadt Wien und dem Verein Dokumentationsarchiv getragen wird. Es betreibt Informationsarbeit und sammelt, archiviert und wertet Quellen zu folgenden Themen wissenschaftlich aus: Widerstand, Verfolgung und Exil während des Nationalsozialismus, NS-Verbrechen, NS- und Nachkriegsjustiz, sowie Rechtsextremismus nach 1945, Restitution und „Wiedergutmachung“.[1]

Das Archiv befindet sich im Alten Rathaus in der Wipplingerstraße in Wien.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Anfänge

Das Dokumentationsarchiv wurde am 11. Februar 1963 von den Proponenten Ludwig Jedlicka, August Maria Knoll, Paul Schärf und Herbert Steiner mit finanzieller Unterstützung vom KZ-Verband, dem ÖGB und der BAWAG gegründet. Die relativ späte Gründung - 18 Jahre nach Kriegsende - hängt (nach Eigendarstellung des DOEWs) damit zusammen, dass das innenpolitische Klima Österreichs in den vierziger und fünfziger Jahren nicht von Widerstandskämpfern, Verfolgten, Vertriebenen und Antifaschisten, sondern von den Weltkriegsteilnehmern und ehemaligen NS-Anhängern geprägt wurde. Auf die Interessen und Einstellungen dieser Kriegsgeneration nahmen die tragenden politischen Kräfte Rücksicht, sie wurden keiner geistig-politischen Entnazifizierung unterzogen, und nicht wenige ihrer Angehörigen verharrten in alten Vorstellungen und Denkmustern. Diese zahlenmäßig starken Bevölkerungsgruppen standen dem Widerstand skeptisch bis feindselig gegenüber; Widerstandskämpfer wurden als „Eidbrecher“, als „Feiglinge“ und „Verräter“, als „Verbrecher“ und „Mörder“ angesehen (bzw. nicht selten auch offen bezeichnet); der österreichische Widerstand wurde angezweifelt, bagatellisiert oder geleugnet.

„Dokumentationsarchiv eines in Wirklichkeit doch niemals existent gewesenen österreichischen Widerstandes“, höhnte der meistgelesene Kolumnist Österreichs, Staberl, noch 1971 in der Kronen Zeitung. Anerkennung fanden die Widerstandskämpfer bestenfalls in Sonntagsreden von Politikern, oder sie dienten als Argument für außenpolitische Zwecke, etwa zum Beweis für Österreichs „eigenen Beitrag zur Befreiung“ (im Sinne der Moskauer Deklaration von 1943) bei den Staatsvertrags­verhandlungen mit den Alliierten.

Das DÖW und die von ihm ausgehende Widerstandsforschung entsprangen nicht der vom offiziellen Österreich vertretenen „Opfertheorie“ (Österreich als erstes Opfer von Hitlers Aggressionspolitik) sondern dem Bemühen um Selbstdarstellung der Widerstandskämpfer und Verfolgten und deren Selbstbehauptung gegen Ignoranz und Verdrängung. Erst 1983 wurde neben dem privaten Verein DÖW eine Stiftung ins Leben gerufen, die von der Republik Österreich (Wissenschaftsministerium) und der Stadt Wien getragen wird. Bis heute wirken Widerstandskämpfer und NS-Opfer im DÖW mit, unter anderem auch als Zeitzeugen und bei Führungen für Jugendliche.

Widerstand und Verfolgung

In der Anfangsphase des DÖW, unter dem Zwang des Unter-Beweis-Stellens des Widerstandes gegenüber gehässigen Anfechtungen, musste es vorerst darum gehen, seriöse archivarische und wissenschaftliche Grundlagen zu schaffen, auf denen die Widerstandsforschung aufbauen konnte. 1970 wurde mit den Arbeiten für die Reihe Widerstand und Verfolgung in den österreichischen Bundesländern begonnen, in der mittlerweile insgesamt 13 Bände (Wien, Burgenland, Oberösterreich, Tirol, Niederösterreich, Salzburg) erschienen sind. Später wurden diese Dokumenteneditionen durch ein Oral-history-Projekt ergänzt, von dem inzwischen über 2.600 Kassetten von 830 Interviews vorliegen und vier Bände (über die Arbeiterbewegung, das katholisch-konservative Lager, Juden und Jüdinnen, sowie Kärntner Slowenen) publiziert sind.

Holocaust, Exil

Über den politischen Widerstand hinaus hat das DÖW von Anfang an auch alle Formen der NS-Verfolgung in seiner Arbeit berücksichtigt und insbesondere zu den Themen Juden- und „Zigeuner“-Verfolgung in Österreich die ersten wissenschaftlichen Arbeiten geliefert. Erst in den achtziger Jahren wurden auch die geistig und körperlich behinderten NS-Opfer in die DÖW-Forschungsarbeiten einbezogen. Der Erkenntnis, dass die Juden und Jüdinnen die mit Abstand größte Opfergruppe sind und der Holocaust als industriell organisierter Massenmord ein singuläres Verbrechen ist, wurde insbesondere mit der Durchführung des - von der israelischen Gedenkstätte Yad Vashem initiierten - Großprojekts „Namentliche Erfassung der österreichischen Holocaustopfer“ Rechnung getragen.

Schließlich zählte auch die Erforschung des Schicksals der mehr als 130.000 1938 aus Österreich Vertriebenen von Anfang an zum Aufgabengebiet des DÖW. In der Reihe Österreicher im Exil sind seit 1984 bislang Bände über Frankreich, Belgien, Spanien, Großbritannien, die USA, die Sowjetunion und Mexiko erschienen; an einem Österreich-Band des Biographischen Handbuchs der deutschsprachigen Emigration nach 1933 wird gearbeitet.

Im Jahre 1987 regte Yad Vashem ein Projekt zur namentlichen Erfassung der österreichischen Holocaustopfer an. In den Jahren 1992 bis 2001 konnten über 62.000 österreichische Holocaustopfer von mehr als 65.000 insgesamt identifiziert werden.

Täterforschung

Im Zuge der durch die „Waldheim-Affäre“ im Jahr 1986 ausgelösten kontroversiellen zeitgeschichtlichen Auseinandersetzungen wurde das DÖW erstmals auch mit Kritik von antifaschistischer Seite konfrontiert. Das DÖW und der österreichische Widerstand wurden als Alibiaktionen, als Instrumente der Imagepflege Österreichs im Ausland hingestellt; Österreich brauche kein Dokumentationsarchiv des Widerstandes, sondern eines der Mittäterschaft oder des Nationalsozialismus. In diesen gegen die offizielle Opfertheorie gerichteten kritischen Stimmen jüngerer Antifaschisten und Historiker wurden die zweifellos vorhandenen Defizite und Versäumnisse in der Erforschung der gesamten österreichischen Zeitgeschichte dem DÖW zur Last gelegt, das als kleines Institut mit beschränkter Aufgabenstellung nicht die gesamte Geschichte des Nationalsozialismus in Österreich aufarbeiten kann.

Die Erforschung des Verhaltens der Österreicher, des Anteils der Österreicher am Nationalsozialismus und die so genannte Täterforschung sind nicht vom DÖW zu bewältigen, das aber Ansätze geleistet (z. B. Broschüre über den Kriegsverbrecher Walter Reder) und mit dem vom Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung finanzierten Projekt über die Wiener Volksgerichtsverfahren (gegen „Kriegsverbrecher“) eine wichtige Quellengrundlage erschlossen hat. Eine Publikation über österreichische NS-Verbrecher ist in Vorbereitung.

Rechtsextremismus

In der zweiten Hälfte der siebziger Jahre begann sich das DÖW auch mit dem aktuellen Rechtsextremismus auseinanderzusetzen, nicht zuletzt deswegen, weil Organisationen und Publikationen den Widerstand diffamierten, die Verbrechen des NS-Regimes verharmlosten oder leugneten, die Kriegsschuld des Deutschen Reiches in der Zeit des Nationalsozialismus verneinten und somit ein völlig einseitig zugunsten des Nationalsozialismus verzerrtes Geschichtsbild produzierten. 1979 wurde, in Zusammenwirken mit Mitarbeitern österreichischer Universitätsinstitute, erstmals das umfangreiche Werk: „Rechtsextremismus in Österreich nach 1945“ publiziert, das bis 1981 fünf Auflagen erlebte und zu einem Standardwerk wurde.

1993 wurde ein völlig neustrukturiertes „Handbuch des österreichischen Rechtsextremismus“ herausgebracht, das den Schwerpunkt auf die Darstellung und Analyse des organisierten Rechtsextremismus legte und die dominierende Rolle der FPÖ unter Führung Jörg Haiders im Rechtsextremismus aufzeigte. Gerichtliche Schritte Haiders gegen das Cover, aber auch das durch den rechtsextremen Terrorismus (vgl. Briefbombenanschläge des Franz Fuchs) hervorgerufene Interesse ließen das Buch zu einem Bestseller werden, von dem drei Auflagen mit 20.000 Exemplaren erschienen.[2] Die Beschäftigung mit dem aktuellen Rechtsextremismus, insbesondere die Einbeziehung der FPÖ in das Untersuchungsfeld, hat das DÖW stärker als zuvor in politische Konflikte verstrickt. Vor allem von Seiten dieser Partei kommt es seit den späten 1980er-Jahren zu heftigen Polemiken und Attacken auf das DÖW. So wurden zum Beispiel 1991 nicht weniger als sieben parlamentarische Anfragen über angebliche „kommunistische Umtriebe“ des DÖW an Regierungsmitglieder gestellt.

Das DÖW hat dem mehrfach widersprochen und festgestellt, dass sich der von ihm vertretene Antifaschismus an der pluralistischen Demokratie und an den Menschenrechten orientiert. Mit diesem Selbstverständnis schließen Vertreter des DÖW Sympathien für diktatorische Regime jeder politischen Orientierung ebenso aus, wie eine Gutheißung von Terrorismus.

Die in der wissenschaftlichen Auseinandersetzung des DÖW angewandte Definition von Rechtsextremismus basiert auf der Arbeit des Klagenfurter Universitätsprofessors für Geschichte Willibald I. Holzer[3]. Hervorgehoben wird dabei die Abgrenzung des Begriffs Rechtsextremismus von Nationalsozialismus, Neonazismus, Neofaschismus und Rechtsradikalismus. Rechtsextremismus ist demnach unter anderem durch die Berufung auf ein „Prinzip der Natur/Natürlichkeit“ gekennzeichnet, wobei, was als „natürlich“ angesehen wird, jeder Kritik oder Infragestellung entzogen wird. Umgekehrt wird alles nicht dieser „biologischen“ Ideologie Entsprechende als „widernatürlich“ diffamiert. Im Zentrum dieser „natürlichen“ Ordnung steht das „Volk“ und die „Volksgemeinschaft“, die als patriarchalisch-hierarchisch gegliederte Idylle der modernen Industriegesellschaft gegenübergestellt wird. Die Bedeutung des Individuums, das den ihm entsprechden Platz in dieser Ordnung zugewiesen bekommt, ergibt sich dabei aus seinen Verpflichtungen gegenüber der Ganzheit der „Volksgemeinschaft“. Der Staat hat in diesem System nach innen wie auch nach außen Stärke zu demonstrieren. Seine Legitimation erhält er auf Basis „völkischer“ Gesichtspunkte, Volk und Führung bilden eine idealisierte Einheit. Stört jemand diese Harmonie, wird das als „widernatürlich“ betrachtet, woraus sich der ideologische Gegensatz zum Pluralismus parlamentarischer Demokratien ebenso ergibt wie zu Sozialdemokratie, Liberalismus, Kommunismus, Emanzipationsbestrebungen benachteiligter Gruppen und Gewerkschaftsbewegungen.

Außerhalb der eigenen „Volksgemeinschaft“ Stehendes, also der oder das „Fremde“, wird dem eigenen Wir-Gefühl gegenübergestellt und muss von der Gemeinschaft ferngehalten werden. Aus diesem Ethnozentrismus ergibt sich die Propagierung des Ethnopluralismus, nach dem jede „Volksgemeinschaft“ ihr eigenes Territorium bewohnen soll und eine Durchmengung als Bedrohung empfunden wird (vgl. „Umvolkung“, „Überfremdung“). Eng mit diesen biologistischen Konzepten verbunden ist die Ausgrenzung von Gruppen, die als Sündenböcke instrumentalisiert werden (z.B. Ausländer, sprachliche oder religiöse Minderheiten, Politiker anderer Parteien). Sie dienen zur Entlastung und zur Integration nach innen, indem gesellschaftlich und ökonomisch begründete Ängste auf die „Anderen“ abgelenkt werden. Statt rationaler Analysen werden Verschwörungstheorien zur Erklärung etwa der negativen Folgen des sozialen Wandels herangezogen.

Holzer nennt weiters die „nationalisierende Geschichtsbetrachtung“ als wesentliches Element rechtsextremer Ideologie. Aus dem Deutschnationalismus ergibt sich demnach, dass das deutsche Volk nicht nur ein zu verteidigender Wert, sondern die Deutschen unter allen Völkern eines der besten, wenn nicht das beste, sei. Aus dieser Sichtweise ergeben sich Probleme damit, die Verbrechen, die in der Vergangenheit vorgeblich im Namen dieses deutschen Volkes begangen wurden, einzugestehen. Die Gewaltverbrechen in der Zeit des Nationalsozialismus werden verharmlost und geleugnet, hingegen die als positiv betrachteten Seiten hervorgehoben (Autobahnbau, Kinderbeihilfen, Beschäftigungpolitik u.ä.). Die Geschichte selbst wird zum Gegenstand des „Revisionismus“ (so die Selbstbezeichnung; vgl. Geschichtsrevisionismus), in dem als einer der zentralen Punkte die Leugnung des Holocaust betrieben wird. Andere Aspekte umfassen etwa die Glorifizierung des „edlen“ deutschen Landsers.

Revisionismus

Das DÖW setzt sich seit den 1990er Jahren auch mit dem Geschichtsrevisionismus auseinander, da bei Lehrern und Schülern merkbare Verunsicherungen eingetreten seien. Nach einer kleineren Broschüre über den österreichischen Gaskammer-Leugner Emil Lachout wurde 1991 in Zusammenarbeit mit dem Unterrichtsministerium die Publikation „Amoklauf gegen die Wirklichkeit“ herausgebracht, die auf zahlreiche Argumentationsmuster von Revisionisten, bis hin zu chemischen Gutachten, eingeht und die Manipulations- und Fälschungstechniken von Fred A. Leuchter, Robert Faurisson, David Irving und anderen aufzeigt.

1995 erschien eine völlig überarbeitete, um deutsche Bezüge erweiterte Fassung unter dem Titel: „Wahrheit und Auschwitzlüge“. Insbesondere im Zusammenhang mit der neonazistischen Geschichtspropaganda hat das DÖW immer wieder auf die Anwendung der einschlägigen österreichischen Gesetze und damit die strafrechtliche Verfolgung von NS-Wiederbetätigern gedrängt und die Verschärfung bestehender Gesetze gefordert. Diese auch von Simon Wiesenthal maßgeblich getragenen Bemühungen führten 1992 zu einer Novellierung des NS-Verbotsgesetzes, durch die nun jede Leugnung, Verharmlosung, Rechtfertigung oder Verherrlichung des NS-Völkermordes unter Strafe gestellt ist. Führende österreichische Neonazis wie Gottfried Küssel und Hans Jörg Schimanek jun. wurden in der Zwischenzeit zu langjährigen Haftstrafen (elf bzw. acht Jahre Gefängnis) verurteilt.

Archiv und Bibliothek

Im Zuge der oben angeführten Forschungsprojekte sind die Archiv- und Bibliotheksbestände des DÖW beträchtlich angewachsen; zu den Sammlungen zählen:

  • Archiv: ca. 320 Laufmeter, davon ca. 104 Laufmeter EDV-mäßig erfasst;
  • Spezialsammlungen über Österreicher im Spanischen Bürgerkrieg sowie im KZ Ravensbrück;
  • Fotosammlung: rund 10.600 Nummern mit ca. 42.000 Fotos;
  • Bibliothek: rund 38.000 Titel, 350 laufende Zeitschriften;
  • Zeitungsausschnittearchiv;
    • Österreich-Sammlung aus englischen, US-amerikanischen und kanadischen Publikationen;
  • Sammlung von Flugblättern, Broschüren, Zeitungen aus dem Untergrund 1934-1945: ca. 10.000 Exemplare;
  • Sammlung Rechtsextremismus (Zeitschriften, Publikationen, Zeitungsausschnitte etc.);
  • Plakatsammlung: ca. 3.000 Stück;
  • weiters Kollektionen von Interviewkassetten, Mikrofilmen und -fiches sowie Museumsgegenständen.

Aufklärung und Information

Ein weiteres Aufgabengebiet sieht das DÖW in Aufklärungs- und Informationsarbeit, insbesondere für Jugendliche und Schüler. In Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur sowie vielen Schulen und Lehrer werden Aktivitäten, wie Erstellung von Lehrmaterialien, Zeitzeugengespräche, Veranstaltungen, Schülerwettbewerbe und Ausstellungen durchgeführt. Private Sponsoren wie Joseph und Mary Buttinger (New York) und Ernest Goldblum (Florida) ermöglichten die Förderung von wissenschaftlichen und pädagogischen Projekten.

Die Gründer des DÖW verstanden die Dokumentation des österreichischen Widerstandes von Anfang an als gemeinsame Aufgabe aller demokratischen Kräfte Österreichs. Kuratorium, Vorstand und Mitarbeiter rekrutieren sich aus jenen politischen und weltanschaulichen Gruppen, die am Widerstand beteiligt waren und Opfer von Verfolgungen wurden. Die gemeinsame Grundhaltung sei, dass alles getan werden muss, um nazistische und rassistische Strömungen zu bekämpfen. Nach Auskunft des DÖW werde eine Zusammenarbeit praktiziert, die von den Veränderungen und Kontroversen der österreichischen Innenpolitik unbeeinflusst ist.

Der damalige Bundespräsident Rudolf Kirchschläger brachte in seiner Rede vor dem DÖW 1986 seine Anerkennung zum Ausdruck:

„Ich benütze daher diese Generalversammlung, um Ihnen allen, die Sie das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes durch Ihr persönliches Engagement, durch Ihr Bekenntnis und durch Ihre Arbeit tragen, hiefür namens der Republik Österreich meinen Dank auszusprechen und öffentlich festzustellen, dass dem Dokumentationsarchiv eine echte staatstragende und den Frieden und die Demokratie bewahrende Funktion in unserer Republik zukommt.“

Inhaltliche Schwerpunkte

Widerstand und Verfolgung, Exil, NS-Verbrechen, insbesondere Holocaust und NS-Medizinverbrechen, NS- und Nachkriegsjustiz, Rechtsextremismus nach 1945, Restitution und „Wiedergutmachung“ nach 1945. Daneben besteht unter anderem eine Zusammenarbeit mit dem Verein „Memorial Österreich“, der sich um die Aufarbeitung des Schicksals der österreichischen Stalinopfer bemüht.

Tätigkeitsschwerpunkte

Sammlung, Archivierung und wissenschaftliche Auswertung thematisch relevanter Quellen. Archiv- und Bibliotheksbetrieb mit Beratungs- und Betreuungstätigkeit für Studenten, Journalisten u. a. Ebenfalls im Mittelpunkt steht die Aufklärungs- und Informationsarbeit insbesondere für Jugendliche und Schüler, aber auch auf dem Gebiet der Erwachsenenbildung (Erstellung von Lehrmaterialien, Zeitzeugengespräche, Ausstellungen, Führungen etc.).

Projekte

Das DÖW initiiert und betreut viele unterschiedliche Projekte mit folgenden Schwerpunkten:

Widerstand und Verfolgung

  • Namentliche Erfassung der Opfer politischer Verfolgung 1938-1945
  • ZeitzeugInnenprojekt Mauthausen, Mauthausen Survivors Documentation Project (2003 abgeschlossen)
  • Gedenken und Mahnen in Wien, Niederösterreich, in der Steiermark und im Burgenland
  • Widerstand und Verfolgung in der Steiermark
  • Zur Nazifizierung der Strafjustiz in Österreich 1938-1945
  • Hochverrat, Landesverrat, Wehrkraftzersetzung - Politische NS-Strafjustiz in Österreich und Deutschland
  • Im Visier von Gestapo und NKWD. Fallschirmagenten der UdSSR im Zweiten Weltkrieg (2002 abgeschlossen)
  • Opfer des Terrors der NS-Bewegung in Österreich 1933-1938 (2002 abgeschlossen)

Holocaust

  • Namentliche Erfassung der österreichischen Holocaustopfer in einer abrufbaren Datenbank (2001 vorläufig abgeschlossen)[4]
  • Gedenkbuch österreichischer Juden in Theresienstadt

NS-Medizinverbrechen

  • Anstaltspsychiatrie und Massenmord, Die Vernichtung von PatientInnen aus Wiener psychiatrischen Anstalten im Rahmen der „Aktion T4
  • Medizin, „Volk“ und „Rasse“. Gesundheits- und Wohlfahrtspolitik in Wien 1938 bis 1945
  • Der Krieg gegen die „Minderwertigen“: Zur Geschichte der NS-Medizin in Wien[5]
  • Eugenik, Prävention und Volksgesundheit. Transformationen des Wiener öffentlichen Gesundheitsdienstes 1930-1960 (2004 abgeschlossen)
  • Erfassung der Spiegelgrund-Opfer (2002 abgeschlossen)
  • Erarbeitung der wissenschaftlichen Grundlagen über die NS-Euthanasie in Hartheim 1940-1945 (2001 abgeschlossen)

Exil

  • Biographisches Handbuch der österreichischen Opfer des Stalinismus (bis 1945)
  • ÖsterreicherInnen im Exil. Die La Plata-Staaten Argentinien, Uruguay, Paraguay 1934-1945 (2004 abgeschlossen)
  • Österreicher im Exil. Mexiko 1938-1947 (2002 abgeschlossen)

Publikationen

Das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes hat eine Reihe von Publikationen zu folgenden Themen herausgebracht:

  • Rechtsextremismus und „Revisionismus“
  • Widerstand und Verfolgung 1934-1945
  • Exil
  • Holocaust
  • Nachkriegsjustiz
  • Kataloge
  • Jahrbücher und sonstigen Themen.

Zitat

„Ich wüsste nichts, was wichtiger wäre als die Kenntnis dieses Archivs. Viel mehr Menschen müssten davon wissen!“

Elias Canetti

Vorstand

Kuratorium, Vorstand und Mitarbeitern kamen ursprünglich insbesondere aus jenen politischen und weltanschaulichen Gruppen, die am Widerstand beteiligt waren und Opfer von Verfolgungen wurden.

Ehrenpräsident: Hubert Pfoch SPÖ Landtagspräsident a. D.
Präsident: Rudolf Edlinger SPÖ Minister a.D.
Vizepräsidenten Gerhard Kastelic ÖVP ÖVP- Kameradschaft der Verfolgten
Hugo Pepper SPÖ Vorsitzender der Sozialdemokratischen FreiheitskämpferInnen a. D.
Ludwig Steiner ÖVP Abgeordneter zum Nationalrat
Alfred Ströer ÖVP Abgeordneter zum Nationalrat
Oskar Wiesflecker KZ-Verband
Kassier: Jonny Moser Betroffener
Kassier-Stv.: Othmar Burian ÖVP Kameradschaft der politisch Verfolgten und Bekenner für Österreich
Weitere Vorstandsmitglieder: Edith Beinhauer Orden der. Franziskanerinnen von der christlichen Liebe
Hubert Christian Ehalt Leiter der Kulturabteilung der Stadt Wien, Wissenschafts- und Forschungsförderung
Rudolf Gelbard Betroffener
Wilhelm Grimburg Sektionschef in Ruhe, Wissenschaftsministerium
Clemens Jabloner Präsident des Verwaltungsgerichtshofes
Heinrich Keller SPÖ Abgeordneter zum Nationalrat
Ariel Muzicant Präs. d. IKG
Ernst Nedwed SPÖ Abgeordneter zum Nationalrat
Wolfgang Neugebauer ehem Leiter des DÖW
Bertrand Perz Sekretär der “Forschungsgemeinschaft zur Geschichte des Nationalsozialismus
Rudolf Sarközi Vorsitzender des Volksgruppenbeirates der Roma
Georg Schmitz Amt der Nö. Landesregierung
Kurt Scholz SPÖ Präsident des Stadtschulrates f. Wien
Terezija Stoisits Grüne Abgeordnete zum Nationalrat
Erika Weinzierl Leiterin des L.-Boltzmann-Instituts für Geschichte und Gesellschaft
Manfred Wirtitsch Leiter der Abt. Politische Bildung und. Umweltbildung des BMBWK
Helmut Wohnout Büro des Staatssekretärs für Kunst
Wissenschaftliche Leiterin: Brigitte Bailer-Galanda
Kontrolle: Josefa Breuer
Friederike Krenn Bundessekretärin des KZ-Verband
Peter Soswinski SPÖ Vizerektor der Medizinischen Universität Wien

siehe auch

Weblinks

Einzelbelege

  1. Selbstbeschreibung auf der Website des DÖW
  2. ORF:Jubiläum: 40 Jahre Dokumentationsarchiv (DÖW)
  3. Brigitte Bailer-Galanda/DÖW: Zum Begriff des Rechtsextremismus
  4. Datenbank mit Informationen zum Schicksal von über 62.000 österreichischen Opfern des Holocaust auf der Website des DÖW
  5. Website der Gedenkstätte Steinhof

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