Richard Rudolf Walzer

Richard Rudolf Walzer

Richard Rudolf Walzer FBA (* 14. Juli 1900 in Berlin; † 16. April 1975 in Oxford) war ein deutsch-britischer Altphilologe, Philosoph und Orientalist. Er spezialisierte sich auf griechische und arabische Philosophie und war Mitglied der British Academy.

Inhaltsverzeichnis

Biografie

Er wurde als Sohn des jüdischen Kaufmanns Max Walzer und seiner Frau Elfriede geboren, legte 1918 das Abitur am Werner-Siemens-Realgymnasium in Berlin-Schöneberg ab. Er studierte zunächst Medizin und Hebräisch an der Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin. Nachdem er Vorlesungen bei Ulrich von Wilamowitz-Moellendorff gehört hatte, wechselte er 1919 zur Gräzistik.

1927 promovierte er über Magna moralia und Aristotelische Ethik. Dabei stellte er sich gegen die herrschende Meinung, wonach die Magna moralia von Aristoteles stamme. Im gleichen Jahr wurde er Assistent an der Berliner Universität, 1932 habilitierte er über Studien zur Einheit des Herodoteischen Geschichtswerks, wurde Privatdozent für klassische Philologie. In seiner Antrittsvorlesung über Klassische Altertumswissenschaft und Orientalistik verdeutlichte er die Tradition des griechischen Denkens in der arabischen Philosophie.

1933 wurde er als Jude entlassen, während er mit seiner Frau Italien besuchte. Freunde warnten ihn vor einer Rückkehr nach Deutschland. Walzer blieb bis 1938 in Italien, lehrte griechische Philosophie an der Universität Rom und übersetzte Heraklit ins Italienische.

Als auch Italien für Juden gefährlich wurde, wechselte er nach Großbritannien. 1942 fand er eine Stelle am Oriel College der Oxford University. Zunächst war er Dozent für griechische Philosophie. 1945 wurde er Lektor für mittelalterliche Philosophie. 1950 wurde für ihn ein Lehrstuhl für späte griechische und mittelalterliche arabische Philosophie geschaffen. 1962 wechselte er innerhalb der Oxford University vom Oriel College an das St Catherine’s College.

1952 wurde er zusätzlich Honorarprofessor an der Universität Hamburg. 1953 und 1954 forschte er am Institute for Advanced Study (IAS) in Princeton, New Jersey. 1956 wurde er zum Mitglied der British Academy gewählt. Mit Samuel Miklos Stern gab er ab 1962 die Fachzeitschrift Oriental Studies heraus.

Walzer war seit 1927 mit Martha Eva Sophie Cassirer, Tochter des Verlegers Bruno Cassirer, verheiratet.

Werke

  • Magna Moralia und aristotelische Ethik. Weidmannsche Buchhandlung, Berlin 1929. Neue philologische Untersuchungen, Band 7. Zugleich Universitäts-Dissertation, 1927.
  • Galens Schrift über die medizinische Erfahrung: Vorläufiger Bericht. de Gruyter, Berlin 1932
  • Aristotelis Dialogorum fragmenta, in usum scholarum selegit Ricardus Walzer. Sansoni, Florenz 1934. Testa della Scuola Normale Superiore di Pisa, Band 2. R. Walzer, Herausgeber.
  • Studi su al-Kindi, uno scritto morale inedito di al-Kindi. 2 Bände. Hellmut Ritter, M. Guidi, R. Walzer. Bardi, Rom 1938–40.
  • Eraclito. Raccolta dei frammenti e traduzione italiana. Sansoni, Florenz 1939. Testi della Scuola Normale Superiore di Pisa, Band 4. R. Walzer (Herausgeber, Übersetzer)
  • Alfarabius: De Platonis philosophia (Text arabisch und lateinisch). Franz Rosenthal, R. Walzer (Herausgeber). Warburg Institute, London 1943. Corpus Platonicum Medii Aevi; Plato Arabus, Band 2
  • Galen: On Medical Experience. First Edition of the Arabic Version. Oxford University Press, London 1946. Übersetzung, Anmerkungen R. Walzer.
  • Arabic Transmission of Greek Thought to Medieval Europe. Manchester University Press, Manchester 1945
  • Galen on Jews and Christians. Oxford University Press, London 1949
  • Galeni compendium Timaei Platonis aliorumque dialogorum synopsis quae extant fragmenta. Paul Kraus, R. Walzer (Herausgeber). Warburg Institute, London 1951. Corpus Platonicum Medii Aevi, Band 1.
  • New Light on the Arabic Translations of Aristotle. In: Oriens, Band 6, 1953, Nr. 1, S. 91-142.
  • Islamic Philosophy. In: History of Philosophy Eastern and Western. Band 2. Hrsg. von S. Radhakrishnan. London 1953, S. 120-148
  • Greek into Arabic: Essays on Islamic philosophy. Bruno Cassirer, Oxford 1962. Oriental Studies, Band 1.
  • L'éveil de la philosophie islamique. Geuthner, Paris 1971. Revue des études islamiques. Hors série, Band 1.
  • Islamic Philosophy and Classical Philology. 1972
  • Al-Farabi on the Perfect State. Clarendon Press, Oxford 1985. Einleitung, Übersetzung, Kommentar von R. Walzer
  • Galen: Three Treaties on the Nature of Science. Hackett, Indianapolis, Indiana 1985. Übersetzung R. Walzer
  • Aristotelis Ethica Eudemia, recensuerunt brevique adnotatione critica instruxerunt R.R. Walzer, J.M. Mingay. Praef. auxit J.M.Mingay (Text griechisch und lateinisch. Einführung lateinisch). Clarendon, Oxford 1991. Herausgeber R. Walzer, Jean Mingay

Literatur

  • Luc Deitz: Walzer, Richard Rudolf (1900–1975). In: H. C. G. Matthew, Brian Harrison (Hrsg.): Oxford Dictionary of National Biography: from the earliest times to the year 2000. Bd. 57, Oxford University Press, Oxford [u.a.] 2004, ISBN 0-19-861413-6, S. 231-232

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