- Riems
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Die Insel Riems liegt im Südwesten des Greifswalder Boddens, eines zwischen dem Festland und der Insel Rügen gelegenen flachen Ausläufers der Ostsee.
Riems gehört verwaltungsrechtlich zum Stadtgebiet der Hansestadt Greifswald, ist aber eine Exklave. Zu ihr gehört außer der Insel Riems auch Riemserort, ein Ortsteil, der gegenüber der Insel auf dem Festland liegt.
Inhaltsverzeichnis
Geographie
Die Insel Riems misst in West-Ost-Ausrichtung etwa 1.250 Meter und von Nord nach Süd an der breitesten Stelle rund 300 Meter. Sie ist in den frühen 1970er Jahren durch einen etwa 500 Meter langen, aufgeschütteten Straßendamm mit dem Festland verbunden worden und war daher mehr als 30 Jahre eigentlich nur noch eine Halbinsel. Zuvor gab es für Materialtransporte eine Seilbahn zum Festland. Diese Seilbahn ist inzwischen abgebaut, allerdings sind noch zwei Fundamente von ehemaligen Seilbahnstützen vorhanden. Da die fehlende Frischwasserzufuhr der Gristower Wiek zu einer Sauerstoffverknappung in der flachen Bucht geführt hat, wurde der Damm zur Insel im Herbst 2007 auf einer Länge von 30 Metern wieder geöffnet.
Fauna
Riems liegt in einem bedeutenden Rast- und Mausergebiet für Wasservögel. Die Halbinsel Fahrenbrink ist als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Von einzelnen Wasservogelarten überwintern bis zu 15 Prozent der nordeuropäischen Population im Bereich Greifswalder Bodden und Strelasund, der deshalb zum „Europäischen Vogelschutzgebiet“ erklärt wurde.
Geschichte
Riems war bereits in vorgeschichtlicher Zeit besiedelt, wie steinzeitliche und slawische Bodenfunde belegen. Später gehörte die Insel zusammen mit dem benachbarten Dorf Gristow der Familie von Dotenberg. Zwischen 1375 und 1382 gingen Riems und Gristow in den Besitz der Stadt Greifswald über, die die damals unbewohnte Insel als Weideland verpachtete. Nach 1820 wurde von der Stadt ein Gehöft errichtet, das 1883 an den bisherigen Pächter verkauft wurde.[1]
Die Insel Riems beherbergt die älteste virologische Forschungsstätte der Welt, die dort seit 1910 von Friedrich Loeffler aufgebaut worden ist. Loeffler, Ordinarius an der Greifswalder Universität, hatte 1898 durch Filtrationsversuche herausgefunden, dass für die gefährliche Maul- und Klauenseuche nicht Bakterien, sondern eine bis dahin unbekannte Klasse „allerkleinster Organismen“ verantwortlich sein musste – er hatte die Viren entdeckt. Nachdem Loeffler bei seinen Untersuchungen unbeabsichtigt eine ganze Region bei Greifswald mit der Maul- und Klauenseuche infiziert hatte, zog er 1910 aus Sicherheitsgründen mit seinem Institut auf die Insel Riems.
Im Dritten Reich wurden auf Riems potentielle Biowaffen untersucht. [2]
Zu DDR-Zeiten gab die Forschung und Impfstoffentwicklung auf Riems rund 800 Menschen Arbeit, heute sind es weniger als die Hälfte. Es wohnen nicht viele Menschen auf Riems: Es gibt nur 13 Wohnhäuser, und zwar fünf Ein- beziehungsweise Zweifamilienhäuser sowie acht Mehrfamilienhäuser mit insgesamt 62 Wohneinheiten.
Seit 1997 ist der Riemser Forschungskomplex Hauptsitz des Friedrich-Loeffler-Institutes (FLI). Zu den Aufgaben des FLI gehören die Erforschung von Tierseuchen, wie BSE, Maul- und Klauenseuche und Schweinepest, und die Entwicklung von Vorsorge- und Schutzmaßnahmen dagegen, insbesondere von Veterinär-Impfstoffen. Derzeit (2006) wird auf Riems an einem Impfstoff gegen die Vogelgrippe geforscht. Bis 2010 soll die Forschungsanstalt mit ihren derzeitigen Standorten Tübingen, Wusterhausen und Jena auf Riems und Jena konzentriert werden. Der Gesamtetat für die entsprechenden Erweiterungsmaßnahmen beträgt rund 150 Millionen Euro. Dabei muss behutsam mit den Altbauten umgegangen werden, denn sie stehen zu einem großen Teil unter Denkmalschutz.
Die ehemalige Produktionsstätte für Tierimpfstoffe wurde nach der Wende ausgegliedert und als Riemser Arzneimittel AG erfolgreich privatisiert. Sie hat am Standort Riems heute etwa 150 Beschäftigte.
Wegen der Forschungsarbeiten mit Viren ist die Insel wieder für die Öffentlichkeit gesperrt, nachdem in den 90er Jahren das Wohngebiet im westlichen Teil der Insel für einige Jahre frei zugänglich war. In Quarantäneställen und Laboren gelten Sicherheitsstufen bis zum Level 4. Das bedeutet für Beschäftigte und Besucher aufwendiges Ein- und Ausschleusen mit Kleidungswechsel und Duschen.
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Das Meerschweinchen-Denkmal erinnert an deren Einsatz als Versuchstiere am FLI bei der MKS-Erforschung seit den 1920er Jahren.
Literatur
- Wolfgang Ewert: Insel der Forscher (Berlin 1962)
Einzelnachweise
- ↑ Rudolf Biederstedt: Untersuchungen zur Besiedlungsgeschichte der Greifswalder Vorstädte und Ortsteile. In: Baltische Studien. Neue Folge Bd. 77, N. G. Elwert, Marburg 1991, S. 81.
- ↑ Erhard Geißler: Hitler und die Biowaffen.. Lit, ISBN 3-8258-4077-8: S. 123 „... es sei gelungen, Rinder durch Versprühen eines in der Reichsforschungsanstalt Insel Riems hergestellten Viruspräparates ... mit MKS zu infizieren.“ (Google Books)
Weblinks
Commons: Riems – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Literatur über Riems in der Landesbibliographie MV
- Friedrich-Loeffler-Institut, Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit
- Europäisches Vogelschutzgebiet Greifswalder Bodden und Strelasund
- Historie>Tierarzt Otto WALDMANN
54.18305555555613.363888888889Koordinaten: 54° 11′ N, 13° 22′ OAhrendsberg | Balmer Werder | Barther Oie | Beuchel | Bock | Bullenriff | Böhmke | Dänholm (bei Kröslin) | Dänholm (bei Stralsund) | Fährinsel | Fehmarn | Gänsewerder | Görmitz | Greifswalder Oie | Großer Wotig | Heuwiese | Hiddensee | Kieler Ort | Kirr | Kleiner Rohrplan | Kleiner Wotig | Kleine Werder | Koos | Langenwerder | Liebes | Liebitz | Mährens | Öhe | Plathe | Poel | Prosnitzer Werder | Riems | Riether Werder | Ruden | Rügen | Struck | Tollow | Ummanz | Urkevitz | Usedom | Vilm | Vogelinsel | Walfisch | Warder | Werder | Wührens
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