- Friedrich-Loeffler-Institut
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Das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) ist das Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit. Das Institut wurde 1910 gegründet und hat seinen Hauptsitz auf der zur Stadt Greifswald gehörenden Insel Riems. 1952 wurde es nach seinem Gründer Friedrich Loeffler benannt. Zum 1. Januar 2008 sind drei Institute der Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft angegliedert worden. Derzeit entsteht dort ein modernes Tiergesundheitsforschungsinstitut.
Inhaltsverzeichnis
Aufgaben
Das FLI ist eine selbstständige Bundesoberbehörde des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz. Es erforscht vornehmlich die Infektionskrankheiten von landwirtschaftlichen Nutztierarten sowie angrenzende Wissenschaften; unter anderem Molekularbiologie, Virusdiagnostik, Immunologie und Epidemiologie. Das Tierseuchengesetz und das Gentechnikgesetz weisen dem Institut spezielle Aufgaben der Überwachung und Forschung zu. Das Institut publiziert seine Forschungsergebnisse und arbeitet mit nationalen und internationalen Wissenschaftlern und Instituten zusammen.
Standorte und Organisation
Die Forschungseinrichtung gliedert sich gegenwärtig in elf Institute an sieben Standorten. Präsident und Leiter des Institutes ist Thomas C. Mettenleiter, der auch einen Lehrauftrag an der nahegelegenen Universität Greifswald hat.
- Insel Riems
- Braunschweig
- Institut für Tierernährung
- Celle
- Institut für Tierschutz und Tierhaltung
- Jena
- Mariensee
- Institut für Nutztiergenetik
- Tübingen
- Wusterhausen
Geschichte
Hauptsitz Riems
Friedrich Loeffler (1852–1915), Lehrstuhlinhaber für Hygiene an der Universität Greifswald, beschrieb 1898 als erster den Erreger der Maul- und Klauenseuche (MKS). Seine weiteren Forschungen und Experimente über die MKS führten mehrmals zur Ausbreitung des Virus in der Umgebung von Greifswald. Deswegen wurde er von staatlicher Seite aufgefordert, eine neue Stätte für seine Untersuchungen zu finden. Nachdem im Jahre 1909 die preußische Regierung die Insel Riems erwarb, gründete er 1910 auf der in der Nähe von Greifswald gelegenen Insel Riems das erste virologische Forschungsinstitut. Die Station bestand damals im Wesentlichen aus Stallräumen für zwölf Rinder und einige Schweine, einem Laboratorium von etwa 20 m² Raumgröße und einigen kleinen Nebenräumen sowie ein paar Wohnräumen für Institutsdiener. Zu Friedrich Loefflers Team gehörte auch Paul Uhlenhuth. Die einzige Verbindung vom Festland stellte anfangs der Dampfer Loeffler dar. Später kam eine Drahtseilbahn dazu, die auch im Winter bei zugefrorenem Wasser den Verkehr für Menschen und Materialien sicherte.
1913 wurde Loeffler an das Robert-Koch-Institut in Berlin berufen, die Forschungen auf dem Riems versiegten und wurden im Ersten Weltkrieg schließlich eingestellt. Erst 1919 wurde der Tierarzt Otto Waldmann damit betraut, die Forschungen von Loeffler an der MKS weiterzuführen. Im Jahre 1920 entdeckten die Forscher auf der Insel Riems die Empfänglichkeit des Meerschweinchens für das Virus der MKS. Durchschnittlich wurden 6000 Meerschweinchen auf sogenannten Meerschweinchen-Böden untergebracht, und im Jahr belief sich der Gesamtverbrauch auf ca. 70.000 Meerschweinchen. Das Meerschweinchen zeigte eine vorzügliche Eignung für die Übertragung der Seuche. Es war zudem billiger als die kostspieligen Versuche mit Rindern und Schweinen, die auch nur mühsam zu beschaffen waren. Die wichtigste Aufgabe des Institutes war es, einen Impfstoff für die Krankheit zu finden. 1938 bis 1940 wurde ein erster Impfstoff zur Bekämpfung eines MKS-Ausbruches verwendet. Von 1942–1948 arbeitet Erich Traub als Labordirektor der Reichsforschungsanstalt für Viruskrankheiten der Tiere, ab 1943 wurde das Institut als „Reichsforschungsanstalt Insel Riems“ direkt dem Reich unterstellt. Leiter des Institut von 1909–1948, war Prof. Dr. Otto Waldmann, der nach Kurt Blome und Dr. Leonardo Conti (Leiter des Hauptamtes für Volksgesundheit), direkt Reichsführer-SS Heinrich Himmler unterstand. Waldmann, Traub und Hanns-Christoph Nagel arbeitet während dieser Zeit u.a. an biologischer Kriegsführung[1][2].
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges entzog man im Zuge der Reparationsleistungen dem Institut die Ausstattung fast vollständig. Allerdings nahm das Institut 1946 seine Arbeit wieder auf, denn die MKS breitete sich erneut aus. Ab 1948 leitete Heinz Röhrer die „Forschungsanstalt für Tierseuchen Insel Riems“. Nach Gründung der DDR übernahm die „Akademie der Landwirtschaftswissenschaften“ die Verantwortung für das Institut. 1952 benannte man das Institut nach Loeffler, der in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden wäre. In den folgenden Jahren forschte das Institut an der MKS, an der Schweinepest, an Geflügelseuchen und an weiteren Krankheiten von Nutztieren.
1992 gründete man das Institut neu als Teil der „Bundesforschungsanstalt für Viruskrankheiten der Tiere“ (BFAV), die 1952 in Tübingen geschaffen worden war. 1997 wurde der Standort Riems zum Hauptsitz der Forschungsanstalt.
Seit dem Inkrafttreten der 3. Änderung des Tierseuchengesetzes am 26. Juni 2004 wurde die damalige Bundesforschungsanstalt für Viruskrankheiten der Tiere umbenannt in Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) und trägt seitdem die Zusatzbezeichnung Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit.
Bis 2010, dem 100. Gründungsjubiläum des Instituts, sollte das FLI zum modernsten Tierseuchenforschungsinstitut Europas ausgebaut werden. Für ca. 260 Millionen Euro entstehen neue Labore und Ställe. Die Standorte Tübingen und Wusterhausen/Dosse werden dann aufgelöst. In den Laboren mit der weltweiten höchsten Sicherheitsstufe (L4) kann auch an den gefährlichsten Viren gearbeitet und geforscht werden. Die Grundsteinlegung fand am 30. Oktober 2008 u. a. im Beisein von Staatssekretär Gert Lindemann, Ministerpräsident Erwin Sellering und dem Greifswalder Oberbürgermeister Arthur König statt. Am 4. September 2009 wurde das Richtfest gefeiert.[3] Der Neubau soll im Jahr 2011 durch eine Arbeitsgemeinschaft verschiedener Unternehmen vollendet werden.[4]
Zurzeit arbeiten auf der Insel Riems etwa 330 Beschäftigte und nach dem Ausbau sollen weitere 140 dazukommen. Zudem sollen die Institute aus Tübingen und Wusterhausen nach dort umziehen. Mariensee wird ebenfalls ausgebaut und soll danach die Einrichtungen aus Celle und Braunschweig aufnehmen.[5]
Anlässlich des 100. Jubiläums des Instituts wurde auf der Insel im Loeffler-Haus eine Ausstellung eingerichtet. Sie umfasst handschriftliche Dokumente, Gegenstände aus dem Privatleben des Forschers sowie als Kernstück der Ausstellung den von Heinrich Drake geschaffenen bronzenen Portraitkopf Loefflers. Weiterhin werden ein exemplarischer Arbeitstisch sowie Foto- und Filmmaterial gezeigt. Eine Informationswand zeigt die erfolgreich bekämpften Tierseuchen sowie Meilensteine der Institutsforschung. In einem Nebenraum kann anhand eines Zeitstrahls die Entwicklung der Insel nachvollzogen werden.[6] Die Ausstellung kann nach Voranmeldung an jedem ersten und dritten Mittwoch besichtigt werden.
Tübingen
Im Jahre 1952 wurde von dem ehemaligen Riemser Forscher Erich Traub die Bundesforschungsanstalt für Viruskrankheiten der Tiere (BFAV) für die Bundesrepublik Deutschland gegründet.
Wusterhausen
Zunächst war Wusterhausen seit 1962 Standort einer Bezirkstierklinik. 1971 erhob man diese zu einem Bezirksinstitut für Veterinärwesen (BIV). Geforscht wurde an der Diagnostik von Krankheiten und an Futtermitteln. Da in der DDR aber keine epidemiologische Forschung betrieben wurde, entschloss man sich 1982, das Institut in ein Staatliches Institut für Epizootiologie und Tierseuchenbekämpfung (SIFET) umzuwandeln. Das Institut begann 1985 seine Arbeit und konzentrierte sich nur noch auf die Epidemiologie. Es war dem Ministerium für Land-, Forst- und Nahrungsgüterwirtschaft der DDR untergeordnet.
In Wusterhausen sind 50 Mitarbeiter angestellt, davon 15 Wissenschaftler.
Jena
1954 wurde das Institut für bakterielle Tierseuchenforschung (ITSF) der Deutschen Akademie der Landwirtschaftswissenschaften gegründet.
Literatur
- Annette Hinz-Wessels, Jens Thiel: Das Friedrich-Loeffler-Institut 1910–2010. 100 Jahre Forschung für die Tiergesundheit. be.bra Verlag, Berlin 2010
- Friedrich-Loeffler-Institut: „Wiege der Virusforschung – Eine Ausstellung zur 100-jährigen Geschichte des Friedrich-Loeffler-Instituts“ [3], PDF, 6800 kB, abgerufen am 18. August 2011.
Einzelnachweise
- ↑ Maul- und Klauenseuche: Aus 20 Metern Höhe über den Weiden versprüht Tagesspiegel Online 9. April 2001
- ↑ Borreliose – der große Imitator [1] Marlene E. Kunold.
- ↑ fli.bund.de: Neubau auf der Insel Riems wächst – Richtfest am 4. September, 1. September 2010; abgerufen am 16. Februar 2011
- ↑ heitkamp-ikb.com: Neubau auf der Insel Riems wächst – Am 4. September wurde Richtfest gefeiert, bbl-mv.de, 7. September 2009; abgerufen am 18. März 2011
- ↑ Elke Reinking und Thomas C. Mettenleiter: 100 Jahre Friedrich-Loeffler-Institut – 100 Jahre Forschung für die Tiergesundheit in: Tierärztliche Umschau 65, Terra Verlag, Konstanz 2010, ISSN 0049-3864, S. 361–369 (hier: S. 366)
- ↑ [2] Pressemitteilung des FLI: „Ausstellung im Loeffler-Haus auf der Insel Riems öffnet regelmäßig“ vom 8. August 2011, abgerufen am 18. August 2011.
Weblinks
54.18277777777813.363055555556Koordinaten: 54° 10′ 58″ N, 13° 21′ 47″ ONachgeordnete Behörden des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und VerbraucherschutzBundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit | Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung | Bundesinstitut für Risikobewertung | Friedrich-Loeffler-Institut | Johann Heinrich von Thünen-Institut | Julius Kühn-Institut | Max Rubner-Institut | Bundessortenamt
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