Außenpolitik Aserbaidschans

Außenpolitik Aserbaidschans
Aserbaidschan hat diplomatische Beziehungen zu 166 Ländern und Botschaften in 50 Ländern (blau)
Staaten, die Botschaften in Aserbaidschan haben

Die Außenpolitik der Kaukasusrepublik Aserbaidschan befindet sich geopolitisch in einer Übergangslage zwischen den Interessensphären Osteuropa, Kaukasus, Naher Osten und Zentralasien. Es hat diplomatische Beziehungen mit 166 Ländern. Der aserbaidschanische Außenminister ist Elmar Məmmədyarov.[1]

Inhaltsverzeichnis

Grundlagen der Außenpolitik

Aserbaidschan versteht sich selbst als "Brücke zwischen Europa und Asien". Aufgrund seiner Lage zwischen Europa und Zentralasien, sowie zwischen Russland und dem Nahen Osten wächst das Interesse an dem kleinen Land zunehmend. Sicherheitspolitisch ist das Land daher an guten Beziehungen zu seinen mächtigen Nachbarn Russland, Türkei und Iran interessiert, wirtschaftlich an guten Beziehungen zu den USA und Europa. Es strebt die Beendigung des Bergkarabachkonflikts und der damit verbundenen Besetzungen an.

Mitgliedschaften in Organisationen

Die Republik Aserbaidschan ist Mitglied in folgenden internationalen Institutionen und Organisationen:

  1. EBRD
  2. Europarat
  3. GUS
  4. GUAM
  5. IWF
  6. NATO-Partnerschaft für den Frieden
  7. OSZE
  8. Schwarzmeer-Wirtschaftskooperation
  9. UNO
  10. OIC
  11. Weltbank
  12. OATCT.

Postsowjetische Länder

Bild zum 50ten Jahrestag der UN-Flüchtlingskonvention sowie über die aserbaidschanischen Flüchtlinge aus Bergkarabach

Beziehungen zu Russland

Die ehemalige Sowjetrepublik Aserbaidschan sieht Russlands Einfluss im Kaukasus als Schlüssel zur Lösung des Konflikts mit Armenien, da sich Russland als Schutzmacht Armeniens betrachtet. Deshalb verfolgte das Land unter Heidar Alijew eine Verbesserung der Beziehungen zur Russischen Föderation, die sein Sohn und Nachfolger Ilham Alijew fortsetze. Der Bau der BTC-Pipeline unter Ausschluss Russlands belastete allerdings die Beziehungen wieder etwas.

Beziehungen zu Armenien

Siehe auch: Der Konflikt um Bergkarabach

Aserbaidschan befindet sich in einer langdauernden Auseinandersetzung mit seinem westlichen Nachbarland Armenien um Bergkarabach, ein Gebiet auf aserbaidschanischem Territorium, das mehrheitlich von Armeniern bewohnt wird, sich 1991 für unabhängig erklärte und inzwischen durch armenische Streitkräfte besetzt wurde. Die Beziehungen zur Republik Armenien sind trotz des seit 1994 andauernden Waffenstillstands naturgemäß sehr gespannt. Aserbaidschan droht immer wieder die militärische Rückeroberung an. Da es seit kurzem über die Baku-Tiflis-Ceyhan-Pipeline Öl nicht mehr nur über Russland exportieren kann, besitzt es die Finanzkraft, um mittelfristig ein militärisches Übergewicht zu erlangen. Die beiden Staaten haben keine diplomatischen Beziehungen zueinander, und befinden sich heute noch im Kriegszustand miteinander. Auch die Einreise und der Transit von armenischen Staatsbürgern und alle anderen ausländischen Staatsbürgern armenischer Abstammung ist nicht gestattet.

Naher Osten

Beziehungen zum Iran

Auf iranischem Gebiet lebt eine große aserbaidschanische Minderheit. Aufgrund des Konfliktes mit Armenien führt außerdem die einzige Landverbindung des aserbaidschanischen Kernlandes zur Enklave Nachitschewan über iranisches Territorium. Aserbaidschan ist deshalb an guten Beziehungen zu seinem südlichen Nachbarn interessiert und unterstützt Iran auch im Streit um das iranische Atomprogramm, indem die Regierung mehrfach öffentlich erklärte, dass Iran wie jeder souveräne Staat ein Recht auf zivile Nutzung der Kernenergie habe. Es gibt aber auch strittige Fragen. Hierzu schreibt Mohammad-Reza Djalili auf „caucaz.com“: „Der erste Vorwurf Teherans gegenüber Baku betrifft den Panturkismus mancher aserbaidschanischer Kreise; dazu kommt der "Mythos" (wie es die Iraner nennen) eines ‚,Groß-Aserbeidschan‘‘, der die territoriale Einheit des Irans in Frage stellt. 1828 spaltete das Russische Reich ein Teil der aserbaidschanischsprachigen Gebiete mit dem Frieden von Turkmantschai von Persien ab. Im Iran leben daher auch mehrere Millionen Aserbaidschaner. Das zweite Problem betrifft das Kaspische Meer, seinen rechtlichen Status und die Teilnahme des Irans an der Nutzung seiner Erdölressourcen. Schließlich wirft Teheran auf internationaler Ebene Baku vor, unbedingt ein Bündnis mit dem Westen anzustreben und eine deutliche Annäherung an die NATO erreichen zu wollen, seine privilegierten Verhältnisse zu den Vereinigten Staaten in jedem Bereich einschließlich des militärischen auszubauen, gute Beziehungen mit Israel zu unterhalten und natürlich der Türkei sehr nahe zu stehen. Für den Iran ist Aserbeidschans Wahl seiner internationalen Partner ganz offensichtlich nicht vorteilhaft, zumal in Teheran der Eindruck vorherrscht, dass Baku auch – zumindest indirekt – an der amerikanischen Politik der Einkreisung des Irans teilhat, die nach dem 11. September 2001 eingeführt wurde.“

Beziehungen zu Israel

Aserbaidschan hat als eines der wenigen islamischen Länder Israel anerkannt und baut diplomatische Beziehungen zu Israel auf, obwohl Aserbaidschan auch sehr gute Beziehungen zum Iran hat. Die wirtschaftlichen Beziehungen sind ebenfalls eng, meist im Bereich der Energiepolitik. Neben der Türkei ist Aserbaidschan das einzige mehrheitlich muslimische Land, das mit Israel im Bereich der Sicherheitspolitik zusammenarbeitet. Israel unterstützt Aserbaidschan unter anderem mit Waffen.[2]

Westliche Länder

Siehe auch: Aserbaidschanische Botschaft in Berlin

Beziehungen zu den USA

Ähnlich wie Georgien stellt Aserbaidschan eine geostrategische Schlüsselposition für die USA in der Region dar. Die USA gelten als wichtiger strategischer Partner Aserbaidschans. Zum einen wollen sich die Amerikaner über Aserbaidschan einen Zugang zu den Energiereserven des Kaspischen Meeres unter Umgehung Russlands sichern, zum anderen ist Aserbaidschan aufgrund seiner Nähe zum Irak und zum Iran auch von militärischer Bedeutung für die USA.

Beziehungen zur Europäischen Union

Hauptartikel: EU und Aserbaidschan

Aserbaidschan ist Mitglied des Europarats und auf diese Weise seit 2001 in die europäischen Strukturen eingebunden. Mit der EU ist das Land über die Europäische Nachbarschaftspolitik (ENP) mit Aktionsplänen verbunden. Aserbaidschan erhält im Rahmen der ENP vor allem finanzielle und wirtschaftliche Unterstützung. Im Mai 2009 trat das Land zusammen mit den fünf ehemaligen Sowjetrepubliken Armenien, Georgien, Moldawien, Ukraine und Weißrussland der Östlichen Partnerschaft bei.

Der parlamentarische Kooperationsausschuss zwischen Aserbaidschan und der EU, dem beiderseitig hochrangige Politiker angehören, hält einen Beitritt Aserbaidschans zur EU für möglich. Wirtschaftlich betrachtet ist Aserbaidschan ein wichtiger Partner der EU, da die EU-Staaten der größte Abnehmer aserbaidschanischen Erdöls sind.

Beziehungen zur Türkei

Aserbaidschan hat ein besonderes Verhältnis zum westlichen Nachbarland Türkei. Es bestehen enge Verbindungen hinsichtlich Kultur, Sprache, Geschichte und Wirtschaft. So sind die Türkei und Aserbaidschan wirtschaftlich vor allem durch die BTC-Pipeline miteinander verbunden. Die Türkei ist besonders an den Erdölvorkommen im Kaspischen Meer interessiert. Beide Länder zählen zu den sogenannten Turkstaaten und beteiligen sich am Zentralasiatisch-Türkischen Gipfel. Die Türkei unterstützt Aserbaidschan auch militärisch gegen Armenien, so sind zahlreiche türkische Militärberater in Aserbaidschan tätig (siehe Azərbaycan Silahlı Qüvvələri).

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Angaben des Auswärtigen Amtes über die Außenpolitik Aserbaidschans
  2. Israelisch-Aserbaidschanische Beziehungen

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