Rolf Schieder

Rolf Schieder

Rolf Schieder (* 1. August 1953 in Coburg) ist seit 2002 Professor für Praktische Theologie und Religionspädagogik an der Humboldt-Universität zu Berlin.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Der in Coburg geborene Rolf Schieder studierte nach dem Abitur Evangelische Theologie in Neuendettelsau, Göttingen und München. Später war er Studentenpfarrer in Neuendettelsau und promovierte 1986 an der Ludwig-Maximilians-Universität in München mit einer Arbeit über Civil Religion. Die religiöse Dimension der Politischen Kultur. Sein Doktorvater war Trutz Rendtorff. Schieders Habilitationsschrift Religion im Radio. Kirchliche Rundfunkarbeit in der Weimarer Republik und im ‚Dritten Reich‘ nahm die gleiche Fakultät im Jahre 1994 an. Sie wurde von Wolfgang Steck betreut. Nach einem einjährigen Training am Central Islip Psychiatric Center auf Long Island arbeitete er einige Jahre als Klinikseelsorger. Im Jahr 1994 war er der Meinung, dass die Seelsorgebewegung als Bewegung an ihr Ende gekommen sei. Dieses bekräftigte er auch in einem seiner Bücher.[1]

Schieder war von 1994 bis 2002 Professor für Religionspädagogik und Religionsdidaktik an der Universität Koblenz-Landau.

Schieder machte Benedikt XVI. nach dessen umstrittener Rede von Regensburg im Jahre 2006 den Vorwurf, er habe nicht nur dem Islam, sondern vor allem auch der protestantischen Theologie mangelnde Vernunftbindung vorgehalten.[2]

Werk

Schieder hat sich in seiner Arbeit stark von Michel Foucaults Spätwerk zum Verhältnis von Wissen, Macht, Pastoralmacht und dem Willen zur Wahrheit bestimmen lassen. Foucaults Begriff der Gouvernementalität versucht er auch für seine religionspolitische Arbeit fruchtbar zu machen. Foucaults diskursanalytische Arbeiten boten den theoretischen Rahmen für seine predigtanalytischen Untersuchungen.[3]

Seit gut 25 Jahren beschäftigt sich Schieder mit religionspolitischen Fragen. Dabei spielt der transatlantische Vergleich eine wichtige Rolle. Die Existenz einer amerikanischen Zivilreligion und deren scheinbares Fehlen in Deutschland motivierte Schieder zu einer vertieften Beschäftigung mit dem Werk Émile Durkheims und seiner These vom culte de l’individu in der Moderne. Schieder selbst bezeichnet sich als einen praktisch-theologischen Scout, der nach neuen Wegen der Bearbeitung der Schnittflächen zwischen Theologie und moderner Kultur sucht.

Schieder leitet das Program on Religion and Politics[4] an der Humboldt-Universität und ist Herausgeber der Berliner Reden zur Religionspolitik. Als Direktor des Program on Religion, Politics and Economics organisiert er unter anderem die Haniel Summer School on Religion, Politics and Economics. Außerdem arbeitet Schieder an Fragen zur Religionsökonomie. Als Mitglied des interdisziplinären Center for Applied Statistics in Economics (C.A.S.E.)[5] sowie als Fellow am Zentrum für Religion, Wirtschaft und Politik der Universitäten Basel, Zürich und Luzern[6] versucht er die Arbeiten des französischen Soziologen Luc Boltanski für die Religionsökonomie fruchtbar zu machen. Darüber hinaus ist Schieder Senior Fellow des AICGS[7] (American Institute for Contemporary German Studies).

In der Berliner Auseinandersetzung um den Religionsunterricht als ordentliches, gleichberechtigtes Lehrfach an öffentlichen Schulen (Pro Reli) trat Schieder mit der Forderung nach einer Zivilisierung der Religionen durch Bildung und für mehr staatliche Verantwortung für die religiöse Bildung seiner Bürgerinnen und Bürger ein[8]

Veröffentlichungen

Monographien

  • Sind Religionen gefährlich? Berlin: Bup – Berlin University Press, 2008.
  • Die Zivilisierung der Religionen als Ziel staatlicher Religionspolitik?, in: Aus Politik und Zeitgeschichte (APuZ 6/2007)
  • Wieviel Religion verträgt Deutschland? Frankfurt a. M.: Suhrkamp, 2001. (Edition Suhrkamp; 2195).
  • Einführung in das Studium der Evangelischen Theologie. (zusammen mit R. Heiligenthal u. a.). Stuttgart: Kohlhammer, 1999.
  • Religion im Radio. Protestantische Rundfunkarbeit in der Weimarer Republik und im Dritten Reich. Stuttgart: Kohlhammer, 1995.
  • Civil Religion. Die religiöse Dimension politischer Kultur. Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus, 1987.

Einzelnachweise

  1. Vgl.: Rolf Schieder, Einige eher kritische Bemerkungen zur neueren Seelsorgebewegung. In: PS – Post Scriptum, hrsg. v. Rolf Schieder und Christian Waegele. München, 1981, 85-92.
  2. Berliner Zeitung: Wann protestieren die Protestanten?, Artikel von Rolf Schieder, 23. September 2006
  3. Rolf Schieder, Predigtgeschichte als Mentalitätsgeschichte. In: Protestantische Identität heute, hrsg. v. F.W. Graf und K. Tanner, Gütersloh, 1992, 176-191.
  4. http://www.religion-and-politics.de/
  5. http://www.case.hu-berlin.de/
  6. http://www.zrwp.ch/
  7. http://www.aicgs.org/
  8. Berliner Zeitung: Zivilisiert die Religion! Artikel von Rolf Schieder, 11. April 2009; R. Schieder: Religion ist nicht Privatsache. An der Frage des Umgangs mit Religionen entscheidet sich die Zukunft eines Gemeinwesens. In: FAZ Nr. 93, 22. April 2009, S. 11

Weblinks



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