Rote Socke

Rote Socke

Der Begriff Rote Socke ist eine meist abwertend gemeinte Bezeichnung für eine politisch eher links stehende Person und ist umso abwertender zu verstehen, je weiter „rechts“ der Sprecher steht. Umgekehrt ist der Begriff bei politisch nahestehenden Personen oder solchen, die sich womöglich sogar selbst als „Rote Socken“ bezeichnen würden, im freundschaftlich-ironischen Sinne gemeint.

Der genaue Ursprung der Redewendung ist unbekannt. Sie wurde bereits während der 68er-Bewegung verwendet, könnte aber noch deutlich älter sein. Es besteht Grund zu der Annahme, dass das Schimpfwort „Gesocks“ damit in Zusammenhang steht.[1][2] In der DDR war "Rote Socke" eine spöttische Bezeichnung für Mitglieder der SED, die keiner Kritik zugänglich waren.[3]

Inhaltsverzeichnis

Rote-Socken-Kampagne

Rote Socken diente in den 1990er Jahren als polemischer Begriff und teilweise als Wahlkampfmotiv, mit dem politische Gegner Mitglieder der PDS bezeichneten. Verbreitet wurde der Begriff vor allem im Wahlkampf zur Bundestagswahl 1994 durch Großflächenplakate der CDU, die damit eine von der CDU unterstellte mögliche Koalition aus SPD und PDS bzw. Tolerierung einer rot-grünen Minderheitsregierung durch die PDS ansprach. Eine solche Minderheitsregierung war kurz zuvor erstmals in Sachsen-Anhalt gebildet worden (Magdeburger Modell). Dargestellt war eine Wäscheleine, an der an einer grünen Klammer eine rote Socke baumelte. Der Slogan der Wahlkampfplakate lautete: „Auf in die Zukunft, aber nicht auf roten Socken“. Insbesondere der damalige Generalsekretär der CDU, Peter Hintze, forcierte diese Rote-Socken-Kampagne.

Die PDS selber nahm die Kampagne offensiv auf und deutete sie als Werbung für sich selbst um. Zahlreiche eigene Werbeartikel, beispielsweise „echte“ rote Socken, wurden produziert. Auch andere Parteien, wie die FDP nahmen das Motiv für eigene Kampagnen auf.

Bei der Bundestagswahl 1998 versuchte die CDU eine Neuauflage der Kampagne, die Roten Hände. Nachdem der damalige Sachsen-Anhaltische SPD-Ministerpräsident Reinhard Höppner nach der Landtagswahl verkündet hatte, weiterhin eine Minderheitsregierung mit Duldung der PDS bilden zu wollen (siehe Magdeburger Modell), versuchte die CDU, dies für ihren Bundestagswahlkampf zu nutzen. Das Plakat zeigte das abgewandelte Logo der SED, das den Händedruck zwischen Wilhelm Pieck und Otto Grotewohl darstellt. Die CDU ergänzte den Schriftzug: Wir sind bereit SPD PDS; darunter Aufpassen Deutschland! CDU.

Die Rote Hände-Kampagne war jedoch nicht erfolgreich. Die SPD war sich innerlich einig, dass eine Zusammenarbeit auf Länder- und kommunaler Ebene in den neuen Bundesländern mit der PDS möglich wäre, im ganzen Bundesgebiet jedoch nicht in Frage käme. Sie konterte kurz darauf mit einem Plakat, das zerlöcherte Rote Socken und den Schriftzug Worauf sie sich bei der CDU verlassen können: immer dieselbe Politik, immer dieselbe Reklame, keine neuen Ideen. Innerhalb der CDU jedoch sorgte die Aktion für Streit. Führende ostdeutsche Landespolitiker distanzierten sich vom Plakat, als sich zeigte, dass die Parteibasis in den ostdeutschen Ländern das Plakat nur vereinzelt oder gar nicht aufhing.

Der Geschäftsführer des Forsa-Instituts Manfred Güllner sagte im Vorfeld der Bundestagswahl 2009 zu etwaigen Wiederbelebungsversuchen der Kampagne: „So eine platte Kampagne kann man heute nicht mehr fahren.“ Der Politikberater Peter Radunski, ehemaliger Wahlkampfmanager der CDU, warnte in der taz: „Für enttäuschte Sozialdemokraten wäre das eine Motivation, doch noch zur Wahl zu gehen.“ Der Politologe Franz Walter sagte in einem Interview, niemand befürchte mehr den Untergang Deutschlands, wenn Heiko Maas im Saarland mit den Stimmen der Linken Ministerpräsident würde „und im Osten Deutschlands ist jede Rote-Socken-Kampagne eine Art Konjunkturprogramm für die Linke.“[4]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Gesocks im Wiktionary
  2. Kluge. Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. Bearbeitet von Elmar Seebold. 24., durchgesehene und erweiterte Auflage. de Gruyter, Berlin/ New York 2002. ISBN 3-11-017472-3
  3. Sprache in der DDR: ein Wörterbuch. Von Birgit Wolf, Veröffentlicht von Walter de Gruyter, 2000, ISBN 3110164272, 9783110164275, 259 Seiten. [1]
  4. Spiegel Online: Union scheut die platte Parole vom 1. September 2009

Weblinks


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