- Bundestagswahl 1994
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Bundestagswahl 1994(Zweitstimmen in %) [1]%5040302010041,436,47,36,94,41,91,7Gewinne und Verluste
Die Bundestagswahl 1994 fand am 16. Oktober 1994 statt. Ergebnis der Wahl zum 13. Deutschen Bundestag war eine knappe Bestätigung der bestehenden schwarz-gelben Regierungskoalition.
Inhaltsverzeichnis
Hintergrund
Für die Unionsparteien kandidierte erneut Bundeskanzler Helmut Kohl, der gleichzeitig auch CDU-Vorsitzender war.
Für die SPD kandidierte als Kanzlerkandidat deren Vorsitzender, der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Rudolf Scharping. Er erlangte diesen Status nach harten innerparteilichen Auseinandersetzungen mit Oskar Lafontaine und Gerhard Schröder. Die drei zogen als so bezeichnete Troika in den Wahlkampf; es gelang aber nur mühsam, die internen Spannungen zu überspielen. Ursprünglich war Björn Engholm als Kanzlerkandidat vorgesehen gewesen, der jedoch 1993 von allen Ämtern zurücktrat, nachdem eine Falschaussage vor einem Untersuchungsausschuss des Landtags von Schleswig-Holstein aufgedeckt wurde. Scharping setzte sich durch und wurde Spitzenkandidat der SPD, ein Regierungswechsel gelang nicht.
FDP-Spitzenkandidat war Bundesaußenminister Klaus Kinkel.
Nachdem Kohl noch zu Anfang des Jahres demoskopisch als weit abgeschlagen gegolten hatte, holte die Union im Jahresverlauf immer weiter auf, sodass die Koalition aus CDU/CSU und FDP trotz erheblicher Verluste im Amt bestätigt wurde. Die Aufholjagd von CDU und CSU wurde durch einen kurzfristigen wirtschaftlichen Aufschwung begünstigt.
Die Bündnisgrünen kehrten wieder in Fraktionsstärke in den Bundestag zurück, nachdem sie bei der Bundestagswahl 1990 nur durch acht Abgeordnete des Bündnis 90 vertreten gewesen waren. Sie lösten diesmal die FDP als drittstärkste Kraft im Bundestag ab.
Die PDS erzielte in Berlin vier Direktmandate (u. a. durch Stefan Heym und Gregor Gysi). Auf diese Weise konnte sie durch die Grundmandatsklausel in den Bundestag einziehen, obwohl sie die Fünf-Prozent-Hürde nicht bewältigte. Sie zog in Gruppenstärke in den Bundestag ein.
Bei der Wahl kam es zu ungewöhnlich vielen Überhangmandaten. Mit ihrer Hilfe konnte die CDU/CSU-FDP-Koalition ihren sonst nur knappen Vorsprung von zwei Stimmen ausbauen.
Endergebnis
Die Wahlbeteiligung betrug 79 %.
Das Endergebnis lautete:[1]
Partei Zweitstimmen Prozent Sitze Verschiebung Wahlkreise Überhangmandate Bemerkungen Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) 17.140.354 36,39 252 +13 103 4 – Christlich Demokratische Union Deutschlands (CDU) 16.089.960 34,16 244 −24 177 12 – Christlich-Soziale Union in Bayern (CSU) 3.427.196 7,27 50 −1 44 – – Bündnis 90/Die Grünen 3.424.315 7,27 49 +41 – – – Freie Demokratische Partei (F.D.P.) 3.258.407 6,92 47 −32 – – – Partei des Demokratischen Sozialismus (PDS) 2.066.176 4,39 30 +13 4 – – Die Republikaner 875.239 1,86 – – – – – Die Grauen – Graue Panther 238.642 0,51 – – – – – Ökologisch-Demokratische Partei (ÖDP) 183.715 0,39 – – – – – Naturgesetz Partei (Naturgesetz) 73.193 0,15 – – – – – Tierschutzpartei 71.643 0,15 – – – – – Partei Bibeltreuer Christen (PBC) 65.651 0,14 – – – – – Statt Partei (STATT) 63.354 0,13 – – – – – Bayernpartei (BP) 42.491 0,09 – – – – – Autofahrer- und Bürgerinteressen Partei Deutschlands (APD) 21.533 0,05 – – – – – Christliche Mitte (CM) 19.887 0,04 – – – – – Partei der Arbeitswilligen und Sozial Schwachen (PASS) 15.040 0,03 – – – – – Marxistisch-Leninistische Partei Deutschlands (MLPD) 10.038 0,02 – – – – – Solidarität 8.103 0,02 – – – – – Christliche Liga (Liga) 5.195 0,01 – – – – – Zentrum 3.757 0,01 – – – – – Bund Sozialistischer Arbeiter (BSA) 1.285 0,00 – – – – – gültige Zweitstimmen 47.105.174 100,00 672 +10 328 16 – Regionale Unterschiede
Westdeutschland CDU/CSU 42,1 % SPD 37,5 % Bündnis 90/Grüne 7,9 % FDP 7,7 % PDS 1,0 % Sonstige 3,8 % Ostdeutschland CDU 38,5 % SPD 31,5 % Bündnis 90/Grüne 4,3 % FDP 3,5 % PDS 19,8 % Sonstige 2,4 % Bundestagswahl in Westdeutschland 1994%5040302010042,137,57,97,71,03,8Gewinne und VerlusteBundestagswahl in Ostdeutschland 1994%40302010038,531,519,84,33,52,4Gewinne und VerlusteKonsequenz
Als Konsequenz aus dem Wahlergebnis wurde Helmut Kohl zum fünften Mal zum Bundeskanzler gewählt, Rudolf Scharping ging als Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion und Oppositionsführer nach Bonn.
Siehe auch
- Liste der Mitglieder des Deutschen Bundestages (13. Wahlperiode)
- Liste der Bundestagswahlkreise 1994
Literatur
- Knut Bergmann: Rückblick auf den Wahlkampf '94: Analogien, Unterschiede und Schlußfolgerungen mit Blick auf 1998. In: Civis mit Sonde. Heft 3–4/1997, S. 67–74.
- Heiner Geißler: Gefährlicher Sieg. Die Bundestagswahl 1994 und ihre Folgen, Kiepenheuer & Witsch, Köln 1995, ISBN 3-462-02416-7.
- Max Kaase (Hg.): Wahlen und Wähler. Analysen aus Anlaß der Bundestagswahl 1994, Westdeutscher Verlag, Opladen 1998, ISBN 3-531-13296-2. (Schriften des Zentralinstituts für Sozialwissenschaftliche Forschung der Freien Universität Berlin, 85)
Einzelnachweise
- ↑ a b Wahl zum 13. Deutschen Bundestag am 16. Oktober 1994 Der Bundeswahlleiter
- ↑ Wahl zum 12. Deutschen Bundestag am 2. Dezember 1990 Der Bundeswahlleiter
- ↑ Vergleichswert GRÜNE 1990 = GRÜNE + Bü90
Weblinks
- Ergebnisse der Wahl zum 13. Deutschen Bundestag am 16. Oktober 1994 beim Statistischen Bundesamt
- "DEN KANZLER JAGEN" (Der Spiegel 42/1994 vom 17. Oktober 1994, S. 6–14)
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