- Reinhard Höppner
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Reinhard Höppner (* 2. Dezember 1948 in Haldensleben) ist ein deutscher Politiker (SPD). Von 1994 bis 2002 war er Ministerpräsident des Landes Sachsen-Anhalt.
Inhaltsverzeichnis
Leben und Beruf
Der Sohn eines Pfarrers nahm als Schüler an den Internationalen Mathematik-Olympiaden 1966 und 1967 teil und erhielt dort eine Silber- bzw. Goldmedaille. Nach dem Abitur 1967 an der EOS in Elsterwerda studierte er Mathematik an der TU Dresden und schloss das Studium 1971 als Diplom-Mathematiker und 1976 mit der Promotion zum Dr. rer. nat. ab. Von 1971 bis 1989 war er als Fachgebietsleiter für Mathematikliteratur im Akademie-Verlag Berlin tätig.
Im Jahre 2009 erhielt er in Anerkennung seiner Leistungen bei der Vermittlung von Wissenschaft, Politik, Kultur und Religion die Ehrendoktorwürde der Universität Paderborn. Reinhard Höppner ist verheiratet mit der evangelischen Pfarrerin Renate Höppner. Das Ehepaar lebt in Magdeburg und hat drei erwachsene Kinder.
Politische Karriere
Höppner trat im Dezember 1989 in die neu gegründete SDP der DDR ein. 1990 war er Mitglied der ersten frei gewählten Volkskammer der DDR und amtierte dort als einer der Vizepräsidenten. Er war seit den ersten Landtagswahlen 1990 bis 2006 Mitglied des Landtages von Sachsen-Anhalt. Hier wurde er sogleich zum Vorsitzenden der SPD-Fraktion gewählt. Höppner war insgesamt viermal Spitzenkandidat seiner Partei in Sachsen-Anhalt und war insgesamt acht Jahre Ministerpräsident des Landes Sachsen-Anhalt.[1]
Bei den Landtagswahlen 1990 lag die SPD mit 26,0 Prozent hinter der CDU, die auf 39,0 Prozent der Stimmen kam und mit der FDP (13,5 Prozent) eine Koalition bildete.
Nachdem bei den Landtagswahlen 1994 die FDP mit 3,6 Prozent (−9,9 Prozentpunkte) aus dem Landtag ausgeschieden war, gab es für den bisherigen Ministerpräsidenten Christoph Bergner keine regierungsfähige Mehrheit mehr, da die CDU auf 34,4 Prozent (−4,6 Prozentpunkte) und die SPD auf 34,0 Prozent (+8,0 Prozentpunkte) kam. Höppner bildete eine Koalition mit den Grünen, die aber ebenfalls keine eigene Mehrheit besaß und daher der Tolerierung durch die PDS bedurfte.
Bei den Landtagswahlen 1998 scheiterten die Grünen an der Fünf-Prozent-Hürde. Die SPD wurde mit 35,9 Prozent (+1,9 Prozentpunkte) deutlich stärkste Fraktion, während die CDU mit 22,0 Prozent (−12,4 Prozentpunkte) dramatische Verluste einstecken musste und die FDP trotz leichter Gewinne nicht in den Landtag einziehen konnte. Höppner bildete nun eine von der PDS tolerierte SPD-Alleinregierung. In Anlehnung an Höppners Regierungsbildungen von 1994 und 1998 werden durch die PDS (bzw. die heutige Linkspartei) tolerierte SPD-Minderheitsregierungen als Magdeburger Modell bezeichnet.
Bei den Landtagswahlen 2002 ergaben sich erneut dramatische Verschiebungen, diesmal zu Lasten der SPD, die auf 20,0 Prozent kam und damit Verluste in Höhe von 15,9 Prozentpunkten erlitt, während die CDU im annähernd gleichen Umfang (+15,3 Prozentpunkte) zulegte und die FDP auf 13,3 Prozent der Stimmen kam. Damit wurde das Tolerierungsmodell abgelöst von einer CDU-FDP-Regierung unter Ministerpräsident Wolfgang Böhmer. Höppner zog sich nach der Wahl aus allen Parteiämtern zurück, blieb aber Landtagsabgeordneter. Erst im Januar 2006 verabschiedete er sich aus der Politik, um sich ganz den Aufgaben als Kirchentagspräsident zu widmen.
Kabinette
- Kabinett Höppner I (1994 bis 1998)
- Kabinett Höppner II (1998 bis 2002)
Kirchliches Engagement
Höppner war von 1980 bis 1994 Präses der Synode der Evangelischen Kirche der Kirchenprovinz Sachsen. Von 2001 bis 2007 war er Mitglied im Vorstand des Präsidiums des Deutschen Evangelischen Kirchentages und Präsident des 31. Deutschen Evangelischen Kirchentages in Köln 2007.
Höppner ist Mitglied im Beirat zur Förderung, Unterstützung und Begleitung des Projektes „Bibel in gerechter Sprache“.
Bücher und Vorträge
- Segeln gegen den Wind. Texte und Reden und ein Gespräch mit Günter Gaus. Radius-Verlag, Stuttgart 1996, ISBN 3-87173-081-5
- Zukunft gibt es nur gemeinsam. Ein Solidaritätsbeitrag zur Deutschen Einheit. Karl Blessing Verlag, München 2000, ISBN 3-89667-145-6
- Acht unbequeme Jahre. Innenansichten des Magdeburger Modells. Mitteldeutscher Verlag, Halle 2003, ISBN 3-89812-175-5
- Wandern über das Wasser. Begegnungen zwischen Bibel und Politik. Radius-Verlag, Stuttgart 2003, ISBN 3-87173-257-5
- Bleiben, wohin uns Gott gestellt hat. Zeitzeugen berichten über die Kirche in der DDR. Hrsg. von Reinhard Höppner, Evangelische VerlagsanstaltLeipzig 2004, ISBN 3-374-02207-3
- Arbeit aus, alles aus? Politik am Ende der Arbeitsgesellschaft. Anderbeck-Verlag, Anderbeck 2005, ISBN 3-937751-27-0
- Versucht es doch! 3 % reichen, die Gesellschaft zu verändern. Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2007, ISBN 978-3-579-06515-1
- Wunder muss man ausprobieren. Der Weg zur deutschen Einheit. Aufbau-Verlag, Berlin 2009, ISBN 3-351-02680-3
Einzelnachweise
- ↑ Reinhard Höppner über Minderheitsregierungen: "Mit Basta ist da nichts" Interview: Lars Langenau. Süddeutsche Zeitung, 15. Juli 2010.
Weblinks
- Literatur von und über Reinhard Höppner im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Lebenslauf auf www.sachsen-anhalt.de (PDF-Datei; 11 kB)
Bis 1952 : Erhard Hübener | Werner Bruschke
Seit 1990: Gerd Gies | Werner Münch | Christoph Bergner | Reinhard Höppner | Wolfgang Böhmer | Reiner Haseloff
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