Rudolf Haake

Rudolf Haake

Hans Rudolf Haake (* 17. Oktober 1903 in Leipzig; † 12. April 1945 in Kelbra) war ein deutscher Kommunalpolitiker der NSDAP und übte 1937 sowie 1938/39 das Amt des Oberbürgermeisters der Stadt Leipzig kommissarisch aus.

Inhaltsverzeichnis

Werdegang

Der gelernte Handlungsgehilfe war ab 1924 als einer der ersten Nationalsozialisten Leipzigs mit dem Aufbau der Leipziger Hitlerjugend befasst. 1925 trat er in die NSDAP ein und besuchte eine Rednerschule dieser Partei. In der Folgezeit wurde Haake häufig als Redner bei Versammlungen eingesetzt. Bei den Kommunalwahlen von 1929 und 1932 wurde Haake als Stadtverordneter gewählt. Ab 1933 war er Vizevorsteher der Stadtverordneten. Im gleichen Jahr wurde er zum ehrenamtlichen Bürgermeister gewählt. 1935 erfolgte die Wahl zum berufsmäßigen Bürgermeister und damit gleichzeitig zum Stellvertreter des Oberbürgermeisters Carl Friedrich Goerdeler. Haake war Dezernent für das Statistische Amt, das Gewerbeamt, das Amt für Wehrmachtsangelegenheiten, das Schul- und Bildungsamt, das Markthallenamt, das Vermietungs- und Stadtverkehrsamt, das Stadtgesundheitsamt und die Beschäftigungsstelle.

Nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten im Deutschen Reich verkörperte Haake wie kein Zweiter die Gleichschaltungspolitik in der Leipziger Stadtverwaltung. Nach der Ernennung des Oberbürgermeisters Carl Friedrich Goerdeler zum Reichskommissar für die Preisbildung im Jahre 1934 nutzte er die häufige Abwesenheit Goerdelers dazu aus, dessen zur NSDAP distanzierten kommunalpolitischen Kurs zu unterlaufen und zum Teil offen zu sabotieren. Im November 1936 wurde während einer Auslandsreise Goerdelers auf seine Veranlassung hin das Denkmal für den jüdischen Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy abgerissen. Da Goerdeler die Wiedererrichtung nicht durchsetzen konnte, nahm er seine Wiederwahl zum Leipziger Oberbürgermeister nicht an. Deshalb führte Haake ab dem 1. Januar 1937 kommissarisch das Amt des Leipziger Oberbürgermeisters bis zum Amtsantritt Walter Dönickes am 12. Oktober 1937. Nach der Absetzung Dönickes am 11. Oktober 1938 wurde Haake erneut kommissarischer Oberbürgermeister. In diesem Amt blieb er bis zum 20. August 1939. Sein Nachfolger wurde Alfred Freyberg.

In die Amtszeiten Haakes fallen die Bildung der Leipziger Stadtwerke (1937), die 125-Jahr-Feier der Völkerschlacht (1938), die Abschiebung von 1.598 Leipziger Juden nach Polen sowie die Novemberpogrome 1938, bei der sechs Leipziger Synagogen zerstört wurden, darunter die Große Gemeindesynagoge.

1943 wurden von dem amtierenden Oberbürgermeister Freyberg Korruptionsvorwürfe gegen ihn erhoben, woraufhin er aus der Stadtverwaltung entlassen wurde. Im Anschluss war Haake zeitweise Hauptarbeitsgebietsleiter der NSDAP in Litauen.

Haake schoss am 12. April 1945 aus einem Fenster des Rathauses in Kelbra auf die amerikanischen Soldaten. Dabei verletzte er auch zwei Amerikaner. Danach erschoss er sich selbst. Seine Leiche zeigte nur ganz wenige Blutstropfen am Kopf.[1]

Literatur

  • Karin Kühling, Doris Mundus: Leipzigs regierende Bürgermeister vom 13. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Sax-Verlag Beucha, 2000. ISBN 3-934544-02-9.
  • Andreas Peschel: Rudolf Haake und die Leipziger NSDAP. In: Stadtgeschichte: Mitteilungen des Leipziger Geschichtsvereins e. V. Jahrbuch 2009, S. 133–152.

Einzelnachweise

  1. Fr. Anita Sommer, Vortrag anlässlich des 65. Jahrestages der Befreiung vom Faschismus, 12. April 2010, Vereinshaus Kelbra

Weblinks


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