Rudolf Oebsger-Röder

Rudolf Oebsger-Röder

Rudolf Oebsger-Röder (* 9. März 1912 in Leipzig; † 1992 in München) war im nationalsozialistischen Deutschen Reich SS-Obersturmbannführer, Führer des Einsatzkommandos 16 Bromberg, 1940 Leiter der Amtsgruppe II A (Grundlagenforschung) im Amt II (SD-Inland) des Reichssicherheitshauptamtes, Führer des Einsatzkommandos Cluj in Ungarn 1944 und Mitarbeiter des Bundesnachrichtendienstes sowie Zeitungskorrespondent in Djakarta.

Inhaltsverzeichnis

Herkunft und Studium

Rudolf Oebsger-Röder wurde am 9. März 1912 in Leipzig geboren. Er studierte an der dortigen Universität Geschichte, Soziologie und Zeitungswissenschaft.

Schon im Jahre 1929 wurde er Mitglied der Hitlerjugend und trat bereits als 19-Jähriger 1931 auch der NSDAP bei. 1933 wurde er Presserat des NS-Studentenbundes und stieg 1935 zum Leiter der Studentengesellschaft auf.

Als Assistent am Leipziger Institut für Zeitungswissenschaft in der Zeit von 1935 bis 1937 promovierte er mit einer Arbeit über den Bildungsstand der deutschen Journalisten.

Beim Sicherheitsdienst der SS

Ebenfalls ab dem Jahr 1935 arbeitet Oebsger-Röder für den SD, dem er sich schließlich auch als hauptamtlicher Mitarbeiter zur Verfügung stellte. Franz Six bescheinigte Oebsger-Röder in einer Beförderungsbeurteilung vom 18. Oktober 1937 „eine tadellose soldatische Haltung […] sicheres Auftreten in und außer Dienst [und eine] persönlich saubere Haltung.“ Er habe sich „stets mit seiner ganzen Person für den Nationalsozialismus eingesetzt“ und verfüge über eine „tadellose Auffassungsgabe“.

Bei den Einsatzgruppen der Sicherheitspolizei in Polen

Im Krieg gegen Polen wurde Oebsger-Röder zum Führer des SD-Einsatzkommandos (EK) 16 in Bromberg bestimmt, das als selbständige Einheit direkt dem Führer des SD-Oberabschnitts Nordost, SS-Brigadeführer Jakob Sporrenberg, unterstand. In einem Bericht an das Reichssicherheitshauptamt (RSHA) vom 21. Oktober 1939, meldete er, dass in den westpreußischen Städten von der Gestapo und vom Selbstschutz der Volksdeutschen „Aktionen durchgeführt [werden], um die polnischen Lehrer zu verhaften und in das Zuchthaus Krone anzutransportieren. Es ist geplant, die radikalen polnischen Elemente zu liquidieren.“

In einem anderen Bericht beschreibt Oebsger-Röder die Aufgaben seines EK noch drastischer:

„Nach dem Willen des Führers soll in kürzester Zeit aus den polnisch-bestimmten Pommerellen ein deutsches Westpreußen entstehen. Zur Durchführung dieser Aufgaben machen sich nach übereinstimmender Ansicht aller zuständigen Stellen folgende Maßnahmen notwendig: 1.) Physische Liquidierung aller derjenigen polnischen Elemente, die a) in der Vergangenheit auf polnischer Seite irgendwie führend hervorgetreten sind oder b) in Zukunft Träger eines polnischen Widerstandes sein können. […] Die angeführten Maßnahmen sind von Anfang an in Angriff genommen worden. Es erscheinen jedoch folgende Bemerkungen nötig, um die Notwendigkeit des Vorschlags zu erhärten: Zu 1.) Die Liquidierung wird nur noch kurze Zeit durchgeführt werden können. Dann werden die deutsche Verwaltung und andere außerhalb der NSDAP liegende Faktoren direkte Aktionen unmöglich machen. Auf jeden Fall wird am Ende trotz aller Härte nur ein Bruchteil der Polen in Westpreußen vernichtet sein (schätzungsweise 20 000).“

Im Anschluss an seinen SD-Einsatz kam Oebsger-Röder über die Einwandererzentrale in Gotenhafen, bei der er als stellvertretender Leiter eingesetzt wurde, Mitte November 1939 nach Łódź (ab 1940 Litzmannstadt genannt), wo er bis Ende März 1940 die dortige Zweigstelle der Einwandererzentrale leitete.

Im Reichssicherheitshauptamt

Nur für zwei Monate fungierte er als Leiter der Amtsgruppe II A (Grundlagenforschung) in dem von Franz Six geleiteten Amt II (Gegnererforschung – SD-Inland) des RSHA, bevor er im Juni 1940 als SD-Führer nach Danzig versetzt wurde.

1941/42 wurde Oebsger-Röder in dem von SS-Obersturmbannführer und Oberregierungsrat Heinz Gräfe konzipierten „Unternehmen Zeppelin“ eingesetzt und übernahm schließlich im Juli 1942 die Leitung des Sonderreferates VI C/Z im Amt VI des RSHA bis Februar 1943.

Im April/Mai 1944 war er wiederum als Führer eines Einsatzkommandos in Ungarn eingesetzt (EK Cluj) sowie bis August 1944 beim SD in Budapest. Danach verblieb er bis Kriegsende im Amt VI des RSHA.

Nach dem Krieg

Nach Kriegsende tauchte Oebsger-Röder mit dem Falschnamen „Richard Rupp“ als Landarbeiter in Schleswig-Holstein unter, wurde jedoch verhaftet und für kurze Zeit interniert. Danach hielt er sich einige Jahre in München auf und setzte sich dann nach Indonesien ab. Hier gelang es ihm Zugang zum Staatschef und Diktator Hadji Mohamed Suharto zu finden und als dessen Berater und Biograph zu wirken. Gleichzeitig war er jedoch auch unter dem Namen „O. G. Roeder“ Mitarbeiter des Bundesnachrichtendienstes in Djakarta sowie als Korrespondent für die Süddeutsche Zeitung und die Neue Zürcher Zeitung tätig.

1992 ist Oebsger-Röder in München gestorben.

Literatur

  • Michael Wildt: Generation des Unbedingten. Das Führungskorps des Reichssicherheitshauptamtes Hamburger Edition HIS, Hamburg 2002 ISBN 3-930908-75-1, Studienausg. ebd. 2005 ISBN 3930908875
  • Lutz Hachmeister: Der Gegnerforscher. Die Karriere des SS-Führers Franz Alfred Six, München 1998: C.H. Beck (S. 109ff. zu Oebsger-Röder), ISBN 3406435076
  • Helmut Krausnick & Hans-Heinrich Wilhelm: Die Truppe des Weltanschauungskrieges. Die Einsatzgruppen der Sicherheitspolizei und des SD 1938-1942 DVA Stuttgart 1981 ISBN 3421019878

Weblinks


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