Rudolf Schiestl

Rudolf Schiestl

Rudolf Schiestl (* 8. August 1878 in Würzburg; † 30. November 1931 in Nürnberg) war ein deutscher Maler, Radierer, Grafiker und Glasmaler.

Der deutsche Spielmann, Nr. 36, 1925. Buchschmuck und Illustrationen von Rudolf Schiestl
Tod von Basel, Holzschnitt, um 1910

Inhaltsverzeichnis

Leben und Werk

Schiestl kam nach dem Besuch der Volksschule im 12. Lebensjahr gleich seinen Brüdern Heinz und Matthäus in die väterliche Lehre. Sein Vater, ein Bildhauer, stammte aus dem Zillertal in Tirol, seine Mutter Maria Schiestl, geb. Adamer („Bauerntochter zum Korn“) aus Unterkampfen (Unterinntal) ebenfalls in Tirol. Frühe Berührung mit mittelalterlicher Plastik, von der manches Stück in der väterlichen Werkstatt restauriert wurde, sowie das Zeichnen nach Stichen und Schnitten von Dürer, Schongauer, Schwind und anderen, sowie Skizzenausflüge in die unterfränkischen Dörfer waren von starkem Einfluss auf seine künstlerische Entwicklung.


1896 ging er auf die Akademie in München zu Prof. Hackl, nach zwei Semestern in die Malklasse von Franz von Stuck. Seiner eigenen Meinung nach war diese Akademiezeit nicht sehr fruchtbringend für ihn. Seine Naturstudien und die enge Berührung mit dem Volksleben waren vielmehr für seine spätere Entwicklung richtungsweisend.

Im Sommer 1899 arbeitete Rudolf Schiestl in der Tiroler Glasmalerei in Innsbruck. 1900 entstanden – zum Teil in Zusammenarbeit mit seinem Bruder Matthäus – Wandmalereien in der Pfalz, unter anderem in Germersheim, Landau, Kaiserslautern und in der Anna-Kapelle Burrweiler. Um 1900 entwarf er für den Kölner Schokoladeproduzenten Ludwig Stollwerck Stollwerck-Sammelbilder für das Stollwerck-Sammelalbum Nr. 3.[1] 1901 machte er sich selbstständig, u. a. als Gebrauchsgraphiker mit Steinzeichnungen, Illustrationen, Plakaten. Auf seinen drei Reisen nach Italien lernte er die Temperatechnik kennen, die er in der Münchner Pinakothek in den maltechnischen Studien umsetzte und dabei nach eigenen Worten „die mühsam erworbenen akademischen Kenntnisse verwarf“. Die Sommermonate verbrachte er weitgehend in Würzburg. Zwei Bilder aus dieser Zeit erwarb der König von Rumänien.

1910 erfolgte die Berufung als Professor an die Kunstgewerbeschule Nürnberg als Lehrer für Graphik. Er konnte sich nun intensiv mit der Kunst des Radierens beschäftigen, in der er sich durch Selbststudium weiterbildete. Es entstanden fränkische Landschaften, Bauernbilder, religiöse Themen und Gelegenheitsgraphik.

1916 heiratete er die Schriftstellerin Margarete zur Bentlage, die damals seine Schülerin war. Kurz nach der Heirat musste er zum Heeresdienst einrücken, wo er von Juli bis November 1917 an der Front in Französisch-Lothringen stand.

Grabstelle auf dem Johannisfriedhof

1917 war er künstlerischer Leiter der Liller Kriegszeitung als Nachfolger von Karl Arnold und anschließend daran Zeichner für die in Brüssel neu gegründete Armeezeitung „Heer und Heimat“. Nach Kriegsende wieder in Nürnberg, beschäftigte er sich intensiv mit glühenden Farben und setzte dies in den Hinterglasbildern (Verkündigung u. a.) um. In den darauf folgenden Jahren tritt neben größere Radierungen vor allem der Holzschnitt (Der Tod von Basel u. a.). In der Reihe „Der deutsche Spielmann“ gestaltete und illustrierte er vier Hefte. Ab 1927 widmete er sich vornehmlich der Malerei.

Nach längerer Krankheit starb Rudolf Schiestl am 30. November 1931. Auf dem historischen Nürnberger Johannisfriedhof wurde er unweit des Grabes von Albrecht Dürer begraben.

Eine der größten Schiestl-Sammlungen hatte Gustav Schickedanz angelegt.

Werke

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Stollwerck-Sammelalbum No. 3. Verlag Gebr. Stollwerck, Berlin, Köln, Wien, Pressburg, 1899.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Schiestl — ist der Familienname folgender Personen: Albert Schiestl Arding (1883–1937), deutscher Maler Heinz Schiestl (1864–1940), deutsch österreichischer Bildhauer Margarete Schiestl Bentlage (1891–1954), deutsche Schriftstellerin Matthäus Schiestl… …   Deutsch Wikipedia

  • Brüder Schiestl — Die Brüder Schiestl waren drei Brüder, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts im fränkisch bayerischen Raum als bildende Künstler tätig waren. Ihr meist eigenständig, gelegentlich gemeinsam entstandenes Werk greift vornehmlich christliche Themen auf …   Deutsch Wikipedia

  • Margarete Schiestl-Bentlage — Margarete zur Bentlage (auch bekannt als Margarete Schiestl Bentlage) (* 24. März 1891 auf dem Hof Bentlage bei Menslage; † 16. Februar 1954 in Garmisch Partenkirchen) war eine deutsche Schriftstellerin. Leben Sie war in erster Ehe mit dem… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Biografien/Schi–Schk — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

  • Liste von Begräbnisstätten bekannter Persönlichkeiten — Inhaltsverzeichnis 1 Ägypten 2 Argentinien 3 Australien 4 Belgien 5 Brasilien …   Deutsch Wikipedia

  • St. Jakobus (Germersheim) — Die Kirche St. Jakobus in Germersheim ist eines der letzten noch erhaltenen gotischen Kirchengebäude in der Pfalz. Sie ist heute Sitz der gleichnamigen Pfarrgemeinde und steht unter Denkmalschutz. Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Der Bau 2.1 Die …   Deutsch Wikipedia

  • Liste von Malern/S — Maler   A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

  • Liste von Persönlichkeiten der Stadt Würzburg — Die folgende Liste beschäftigt sich mit den Persönlichkeiten der Stadt Würzburg. Inhaltsverzeichnis 1 In Würzburg geborene Persönlichkeiten 1.1 13. bis 18. Jahrhundert 1.2 19. Jahrhundert …   Deutsch Wikipedia

  • Anna Klein — (* 16. Februar 1883 in Nürnberg; † 25. November 1941 im Ghetto Kowno) war eine deutsche Malerin und Grafikerin. Neben Landschafts , Tier und Genrebilder in Öl, mit Motiven überwiegend aus Oberbayern und Tirol, schuf sie vor allem Druck und… …   Deutsch Wikipedia

  • Dürrbachtal — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”