SBB RBe 4/4

SBB RBe 4/4
SBB RBe 4/4
Historischer RBe 4/4 1405 im Originalzustand
Nummerierung: 1401–1482 bzw.
RBe 540 006–079
Anzahl: 82
Hersteller: SIG, BBC, MFO
Baujahr(e): 1959, 1963–1966
1993–1998 (Umbau R4)
Achsformel: Bo'Bo'
Spurweite: 1'435 mm
Länge über Puffer: 23'700 mm
Leermasse: 68 t, nach Umbau: 72 t
64 t (Prototypen)
Höchstgeschwindigkeit: 125 km/h
Stundenleistung: 1'988 kW bei 80 km/h
Anfahrzugkraft: 167 kN
Stundenzugkraft: 89 kN
Stromsystem: 15 kV 16,7 Hz AC
Stromübertragung: Oberleitung
Sitzplätze: 64
60 (nach R4)
RBe 4/4 1437 in der Ursprungsausführung (Zürich)

Die RBe 4/4 sind Triebwagen der Schweizerischen Bundesbahnen (SBB). Die zwischen 1993 und 1998 umgebauten Fahrzeuge tragen die neue Baureihenbezeichnung RBe 540.

Die Triebwagen wurden ab 1959 von der SBB für den Pendelverkehr am Gotthard beschafft, die Triebwagen verfügen dementsprechend über viel Leistung – mehr als die Re 4/4I-Lokomotiven – Rekuperationsbremsen, beidseitige Führerstände und Stirntüren sowie Vielfachsteuerung mit passenden Steuerwagen Bt/BDt, NPZ-Steuerwagen, Re 4/4II/Re 421, Re 4/4III, Re 4/4IV und Re 6/6. Die Fahrzeuge verfügten ursprünglich über 64 Sitzplätze zweiter Klasse, 32 Raucher und 32 Nichtraucher und waren im SBB-Grün lackiert.

Die ersten sechs Prototypen (1401–1406) kosteten rund sechs Millionen Franken und wurden 1959 und 1960 ausgeliefert. Das erste Fahrzeug wurde am 24. Mai 1959 der Presse vorgestellt. Die Prototypen hatten einige Mängel, welche in der Serienausführung ausgemerzt wurden. Die 76 Serientriebwagen (1407–1482) wurden zwischen 1963 und 1966 in Verkehr gesetzt und waren unter anderem vier Tonnen schwerer als die Prototypen.

Die technische Ausrüstung ist zu einem grossen Teil unter dem Fahrgastraum installiert, wodurch die Einstiege deutlich höher als bei normalen Waggons ausfielen. Anstelle von Passagierabteilen sind in der Mitte des Fahrzeugs die Toilette und ein Teil der Technik angeordnet. Die herkömmliche Trafotechnik mit ihrer ruppigen Stufenschaltung (28 Fahrstufen) sowie teilweise sehr starke Vibrationen haben diesen Fahrzeugen den Übernamen «Schüttelbecher» eingetragen.

Ab 1992 wurden die 74 noch vorhandenen Serientriebwagen durch die SBB-Hauptwerkstätte Zürich modernisiert und an die Anforderungen des S-Bahn-Betriebs angepasst. Durch den Einbau einer zusätzlichen Thyristorsteuerung, für welche ein Passagierabteil (4 Sitzplätze) geopfert werden musste, konnte das Fahrverhalten des Fahrzeuges wesentlich verbessert werden. Für kondukteurlosen Betrieb wurden automatische Aussenschwingtüren eingebaut und die Triebwagen wurden für den Pendelzugbetrieb mit den bereits für die NPZ angepassten Einheitswagen I und II (ebenfalls automatische Aussenschwingtüren) angepasst. Auch optisch wurden (bereits seit 1991) die Fahrzeuge an die NPZ angepasst und erhielten die neue Regionalzugs-Farbgebung «Kolibri»; die Sitze mit Plastikbezug wurden durch Sitze mit Stoffbezug ersetzt.

Gleichzeitig mit dem Umbau erfolgte die Umnummerierung ins neue Baureihen-Schema, wobei es wegen des Beginns der Zählweise bei der Endziffer 0 und aufgrund zweier bereits ausgemusterter Fahrzeuge (1419, 1454) zu Verschiebungen kam:

  • (RBe 540 000–005 blieb reserviert, wurde aber nicht gebraucht für die Prototypen 1401–1406)
  • RBe 540 006–017: ehemalige Fahrzeuge RBe 4/4 1407–1418
  • RBe 540 018–051: ehemalige Fahrzeuge RBe 4/4 1420–1453
  • RBe 540 052–079: ehemalige Fahrzeuge RBe 4/4 1455–1482

Die nie ins Baureihenschema umgezeichneten Prototypen erhielten für den Einsatz auf der Seetalbahn auffällige reflektierende Warnstreifen an der Stirnfront und wurden deshalb auch als «Seetal-RBe 4/4» bezeichnet.

Bis 2005 ausrangiert wurden die Fahrzeuge 1401–1403 (altersbedingt), 1419 (Unfall in St-Triphon; 1972), 1454 (Brand zwischen Uster und Aathal; 1990), 540 008 (Brand zwischen Safenwil und Walterswil-Striegel; 1998) und 540 023 (Brand in Eglisau; 2000). Der RBe 540 019 wurde im Juni 2005 an die Oensingen-Balsthal-Bahn (OeBB) verkauft, ebenso der 540 074. Ab 2006 wurden die Triebwagen in grösserer Zahl ausrangiert. Auskunft gibt die SBB RBe 540 Bestandesliste

Betrieb

Vierteiliger Pendelzug mit zweiteiligem Zusatzmodul, Steuerwagen BDt voraus
Um Steuerwagen zu sparen und mehr Leistung zu haben, werden lange Kompositionen für den S-Bahn-Betrieb "im Sandwich" gefahren

Nach ihrer Ablieferung wurden die sechs Prototypen entgegen ihrer angedachten Zweckbestimmung im Schnellzugsverkehr im Flachland eingesetzt. Mit den gleichzeitig abgelieferten Steuerwagen mit Gepäck- und Postabteil FZt4ü (heute DZt) wurden lange Pendelzüge formiert, die zum Teil auch Speisewagen enthielten. Auch die Serien-RBe 4/4 gingen zunächst im Fernverkehr in den Einsatz, mangels passender Steuerwagen als reine Lokomotiven mit meist abgeschlossenem Fahrgastabteil. Erst mit der intensiveren Beschaffung von Re 4/4II konnten die RBe 4/4 ihrem eigentlichen Zweck, dem Einsatz im Regionalverkehr zugeführt werden. Dafür wurden 1966–76 weitere 70 Steuerwagen (40 DZt EW II und 30 BDt EW II) beschafft. Ab 1985 wurden weitere Steuerwagen durch Umbau gewonnen (BDt ex B, zum Teil mit Führerständen ex DZt, sowie BDt ex ABt).

Die RBe 540 werden typischerweise zusammen mit einem oder zwei Einheitswagen I oder II sowie einem Steuerwagen BDt in Regionalzugsdiensten eingesetzt. Zusammen mit ihrer Modernisierung wurden auch die Einheitswagen I/II und die Steuerwagen angepasst; solche Einheiten bedienen heutzutage schwach frequentierte Regionallinien und ergänzen die Dienste der NPZ-Kompositionen, werden aber nach und nach von moderneren Fahrzeugen der Typen Stadler GTW und Stadler FLIRT abgelöst oder aber von modernisierten NPZ, die durch die vorgenannten Fahrzeuge ersetzt wurden.

In Zusatzzügen der S-Bahn Zürich sind werktags Doppelpendel, das sind Kompositionen bestehend aus je einem RBe 540 vorne und hinten sowie vier bis sechs modernisierten EW I/II dazwischen anzutreffen.

Bei der S-Bahn St. Gallen waren die bis 2005 von der Thurbo gemieteten RBe 540 häufig zusammen mit einem AB und dem BDt zu sehen.

Im Winter kommt es zudem vor, dass RBe 540 die NPZ-Triebwagen RBDe 560 ablösen müssen; dann sind RBe 540 zusammen mit NPZ-Steuerwagen unterwegs.

Am Abend des 18. September 2007 kam es während Rangierarbeiten auf dem Areal des Zürcher Hauptbahnhofes bei einer Weiche zu einer Flankenfahrt zwischen den RBe 540 041 und 049. Beide Triebwagen sowie ein Personenwagen wurden erheblich beschädigt, Verletzte gab es nicht.

Siehe auch

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