Sachsenring AG

Sachsenring AG
HQM Sachsenring GmbH
Firmenlogo
Unternehmensform GmbH
Unternehmenssitz Zwickau
Mitarbeiter 300
Branche Automobilindustrie
Produkte

Fahrzeuge und Fahrzeugeteile

Website

www.hqm-gmbh.de

Firmengebäude in Zwickau heute

Die HQM Sachsenring GmbH ist ein Automobilzulieferer, der in erster Linie Teile für Fahrwerk und Karosserie herstellt. Bekannt ist der Vorgänger VEB Sachsenring vor allem durch die Produktion der Trabant-Baureihe in der DDR.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Nachkriegszeit

Sachsenrings Geschichte geht direkt auf das Horch-Werk in Zwickau zurück, das bis zum Krieg für die Fertigung von Automobilen der Oberklasse berühmt gewesen war. Horch wurde im Juni 1948 zusammen mit dem Rest der Auto Union nach Volksentscheid zwangsenteignet. Im gleichen Jahr wurde das Werk als VEB Horch Automobilwerk Zwickau als Betrieb im Industrieverband Fahrzeugbau (IFA) wiedereröffnet. Zunächst wurden hier der Lkw IFA Horch H3 und der Traktor „Pionier“ gefertigt. Später (ab 1950 unter dem Namen VEB Kraftfahrzeugwerk Horch Zwickau) kam der neu entwickelte Lkw H3A hinzu.

Die Tradition der Luxuslimousinen versuchte das Horch-Werk mit dem P 240 „Sachsenring“ (bekannt als Horch „Sachsenring“) zu pflegen. Der Name des Fahrzeugs ging 1957 auf das Werk über, das sich von nun an VEB Sachsenring Kraftfahrzeug- und Motorenwerk Zwickau nannte.

Trabant-Herstellung

Hauptartikel: Trabant (Pkw)
Band des Zwickauer Automobilwerkes im Juli 1990

Das Ende der Produktion des P 240 und der Lastkraftwagen bei Sachsenring kam 1958. Um die angestrebten Produktionszahlen des neuen Volks-Automobils Trabant erreichen zu können, wurde das Werk mit AWZ (vormals Audi) am 1. Mai zum VEB Sachsenring Automobilwerke Zwickau fusioniert. Im Werk 1 (Sachsenring) wurde von nun an die Bodengruppe und das Stahlskelett sowie die Getriebe des Trabant gefertigt. ( FB = Fertigungsbereich 11 Pressenhalle zum Stanzen und umformen der Blechteile, FB 2 Zusammensetzen der Karosse, FB 6 Getriebebau) Im Werk 3 (AWZ) erfolgte die Fertigung der Duroplast-Karosserie und im Werk 2 FB 9 die Endmontage. Bis zu seinen ersten Metern aus eigener Kraft wurde der Trabant auf Tiefladern mehrere Kilometer zwischen den Werken I, II und III hin und hergefahren.

In den nächsten Jahren gelang es, die Produktion stetig zu steigern und auch die Weiterentwicklung des Modells voranzutreiben. Die neue Karosserie des Trabant 601 im Jahr 1963 war jedoch die letzte erfolgreiche Neuentwicklung der Sachsenring-Entwicklungsabteilung. In den 1970ern und 1980ern wurde der Trabant nahezu unverändert gebaut.

Gehemmte Entwicklung

Automobilbau Zwickau – DDR-Briefmarkensatz

Nach dem Willen von Sachsenring wäre die Entwicklung des Trabant allerdings nahtlos fortgeführt worden. Bereits im Sommer 1962, gleich nach der Fertigstellung des P601, begann die Entwicklung des Typs P602. Neben einem verbesserten Fahrwerk sollte der Wagen mit einem auf 28 PS gesteigerten Motor ausgestattet werden. Die Entwicklung des 28-PS-Zweitakters schlug jedoch fehl. Gleichzeitig wurde von Sachsenring gefordert, Teile für AWE zu produzieren, um deren Anlauf des neuen Wartburg sicherzustellen. Das verbliebene Potential bei Sachsenring war zu schwach, und so wurde die Entwicklung 1964 eingestellt.

Am 30. Dezember 1966 wurde ein neuer Typ in Auftrag gegeben – der P603. Der Wagen erhielt eine Schrägheck-Karosserie, ähnlich der des ersten VW Golf. Es wurden neun Funktionsmuster gebaut, die mit verschiedenen Motoren getestet wurden: dem Dreizylinder-Zweitaktmotor des Wartburg, einem Viertaktmotor von Škoda und einem neu entwickelten Wankelmotor. Das Projekt wurde trotz erfolgversprechender Ansätze im November 1968 auf Weisung von Günter Mittag abgebrochen und die Prototypen teilweise vernichtet, andere fuhren noch bis Ende der Achtziger-Jahre im öffentlichen Straßenverkehr.

Im Januar 1970 begann die Entwicklung der P760. Da ein komplett neu entwickeltes Fahrzeug für die DDR-Wirtschaft mittlerweile nahezu unmöglich geworden war, wurde der 760 als so genanntes RGW-Auto als Gemeinschaftsprojekt von Sachsenring, AWE und Škoda geplant. Teile der Elektrik sollten zudem aus Ungarn kommen. Die DDR zog sich im Herbst 1973 jedoch aus dem Projekt zurück; die Werke sollten die Entwicklung getrennt fortsetzen. In der Tschechoslowakei diente der P760 später als Grundlage für die Reihe 105 - 130 von Škoda, dem Vorläufer des Favorit.

In der DDR wurde das Projekt als P610 weitergeführt. Geplant war eine größere Variante als „Wartburg“ und eine kleinere als „Trabant“. Doch auch diese Entwicklung wurde eingestellt.

Hilfe aus dem Westen

Sachsenringwerke, 1990

Erst 1984 deutete sich ein Fortschritt an: Die IFA hatte von Volkswagen die Lizenz zum Bau des VW-Polo-Motors erworben, welcher ab 1988 in den Barkas-Werken in Serie gefertigt wurde. Gleichzeitig wurde die Entwicklung des neuen Trabant vorangetrieben, der in dem neuen Sachsenring-Werk in Zwickau-Mosel gefertigt werden sollte. Von der Weiterentwicklung blieb jedoch aus wirtschaftlichen Gründen wenig übrig: Der Viertaktmotor wurde in ein Auto eingebaut, dessen Karosserie im Wesentlichen (abgesehen von der Motorhaube, dem Frontgrill, Stoßstangen und Heckleuchten) aus den 1960er Jahren stammte. Die Vorderachse ist in ihrer Konstruktion (McPherson-Federbeine, Querlenker mit einer zusätzlichen Stabilisatorführung) der Vorderachse des Polo 86C sehr ähnlich. Die Hinterachse blieb mit der des späten Trabant 601 mit Schraubenfederbein identisch. Nur die hinteren Radbremszylinder und die geänderten Bremstrommeln (bedingt durch die Lochkreisänderung auf LK98 statt früher LK160) wurden den neuen Gegebenheiten angepasst.

Die im Juli 1990 gegründete Sachsenring Automobilwerke GmbH versuchte noch ein Jahr lang erfolglos, den neuen Trabant 1.1 zu verkaufen – zuletzt für unter 6.000 DM. Am 30. April 1991 endete die Fahrzeugproduktion bei Sachsenring. Das neue Werk in Mosel bei Zwickau ging an Volkswagen über. Die Treuhand-Anstalt beschloss die Liquidation von Sachsenring bis Dezember 1993.

Neuanfang

Die Entwicklungsabteilung von Sachsenring wurde 1992 als „FES GmbH Fahrzeugentwicklung Sachsen“ privatisiert. Das Werk wurde 1993 mitsamt den Namensrechten an die Gebrüder Rittinghaus aus Hemer verkauft, die die Firma unter dem Namen Sachsenring Automobiltechnik GmbH als Automobilzulieferer etablieren wollten. Die Firma entwickelte sich schnell zum Vorzeigeunternehmen der neuen Bundesländer. 1996 erfolgte die Umwandlung in eine Aktiengesellschaft, die ab 1997 am Neuen Markt notiert war. Ende 1996 stellte Sachsenring mit dem Uni1 ein neu entwickeltes umweltfreundliches Auto vor. Mit dem Fahrzeug mit Aluminiumrahmen und kombinierten Elektro-Diesel-Antrieb sollten Behörden, Taxi-Unternehmen und Autoverleiher angesprochen werden. Der Uni1 wurde nicht gebaut. 1999 wurde die Sachsenring Fahrzeugtechnik GmbH als Tochterfirma der AG gegründet, welche von nun an als Holding fungierte.

Das Konzept, mit dem durch den Börsengang verdienten Geld kleinere Firmen aufzukaufen, und so Sachsenring zu vergrößern, scheiterte. Besonders durch die Übernahme des Zentrum Mikroelektronik Dresden (ZMD) geriet Sachsenring zunehmend in finanzielle Schwierigkeiten: Die sächsische Staatsregierung hatte zuvor unrechtmäßig Fördergelder der EU an ZMD weitergeleitet, als dieses im Besitz des Freistaats gewesen war. Dadurch waren weitere Fördergelder für das angeschlagene Zentrum unmöglich geworden. Auch die Banken verweigerten weitere Kredite.

Sowohl die Sachsenring GmbH als auch die Sachsenring AG stellten am 30. Mai 2002 Insolvenzantrag. Ulf Rittinghaus trat als Vorstandsvorsitzender zurück. Im Januar 2006 wurde gegen die Brüder Rittinghaus Anklage wegen Bilanzfälschung, Untreue und vorsätzlicher Insolvenzverschleppung erhoben. Außerdem war die Sachsenring AG – nicht zuletzt über personelle Verflechtungen – maßgeblich in den QMF-Skandal verwickelt.

Sachsenring-Affäre

Im November 2002 erhob Rittinghaus im MDR-Magazin Fakt und im Stern schwere Vorwürfe gegen die CDU-Landesregierung. Bei einer Oldtimer-Ausstellung am 9. Oktober 1998, kurz nach der verlorenen Bundestagswahl, soll Sachsens Wirtschaftsminister Kajo Schommer um eine Wahlkampfspende über fünf Millionen DM gebeten haben. Rittinghaus habe diese Bitte aus wirtschaftlichen Gründen abgelehnt. Kajo Schommer bestreitet, diese Bitte ernst gemeint zu haben. Es gibt unterschiedliche Darstellungen, wer überhaupt dieses Gesprächsthema aufgebracht haben soll. Gegenstand des Gesprächs soll im Folgenden auch eine mögliche "Wahlkampfaktion" der Sachsenring AG im Hinblick auf die anstehende Landtagswahl im September 1999 gewesen sein.

In einer Verhandlungsrunde am 15. Oktober 1998 wurde der zunächst vorgesehene Zuschuss (negativer Kaufpreis) für die Übernahme des ZMD (Zentrum für Mikroelektronik Dresden) durch ein von der Sachsenring AG dominiertes Erwerberkonsortium von 25 Mio. DM auf 29 Mio. DM erhöht. Laut Betriebsratsvorsitzendem Manfred Schürer geschah dies, um eine verdeckte Wahlkampfaktion für die CDU-Landesregierung durchzuführen. Die sächsische Staatskanzlei bestreitet diese Vorwürfe; die vier Millionen DM seien vielmehr gezahlt worden, damit Sachsenring einen auf ZMD laufenden Kredit zurückzahlen könne.

Nichtsdestoweniger investierte Sachsenring kurz vor der bevorstehenden Landtagswahl 1999 knapp drei Millionen Mark in die Aktion „Sachsen für Sachsen“. Die an sich überparteiliche Aktion sei laut Rittinghaus in Wahrheit dazu gedacht gewesen, die amtierende CDU-Landesregierung passend zur Landtagswahl in einem besonders guten Licht dastehen zu lassen.

Auf Antrag der PDS- und der SPD-Fraktion richtete der sächsische Landtag daraufhin einen Untersuchungsausschuss ein, der die Vorgänge überprüfen sollte. Die Arbeit des Ausschusses wurde im Oktober 2004 ohne Abschlussbericht eingestellt, da an beiden Darstellungen gleichermaßen Zweifel aufgekommen waren.

Die Staatsanwaltschaft Dresden erhob im August 2006 Anklage gegen Kajo Schommer wegen des Tatvorwurfs der Bestechlichkeit und Untreue zum Landgericht Dresden, Aktenzeichen: 912 Js 854/04. Im Juli 2007 verstarb Schommer, ohne dass zuvor eine Entscheidung über die Eröffnung oder Ablehnung des Hauptverfahrens erging.

Insolvenz

Die Sachsenring Fahrzeugtechnik AG wurde unterdessen von Insolvenzverwalter Bruno Kübler weitergeführt. Dieser gründete am 1. Juli 2003 die Sachsenring Zwickau AG ohne Schuldenlasten und mit einem Grundkapital von einer Million Euro. Übernahmeangebote wie von ThyssenKrupp, die die Firma für symbolische 1 € übernehmen wollten, schlug er aus, denn bereits im ersten Geschäftsjahr gelang es Sachsenring, wieder schwarze Zahlen zu schreiben. Einzelne Produktionsbereiche, wie die Sonderschutz-Abteilung, die Panzerungen für Limousinen herstellt, wurden unter der Mithilfe der Concentro Management AG – einem M&A-Berater spezialisiert auf distressed Fälle – verkauft. Auf diese Weise konnten von den ursprünglich 750 Arbeitsplätzen 400 gesichert werden.

Übernahme durch HQM

Das Stammwerk in Zwickau mit noch 170 Angestellten wurde Anfang 2006 verkauft. Gegen 14 in- und ausländische Bewerber setzte sich die HQM-Gruppe aus Leipzig durch, die das Werk für einen zweistelligen Millionenbetrag erwarb. HQM ist selbst ein Automobilzulieferer mit 500 Mitarbeitern.

Die HQM Sachsenring GmbH wurde am 1. März 2006 als Tochter der „Härterei und Qualitätsmanagement GmbH“ gegründet. HQM plant, das Werk in Zwickau künftig wieder mit 300 Mitarbeitern voll auszulasten. Erfolg verspricht sich die Firma auch durch den höheren Bekanntheitsgrad der Marke „Sachsenring“ gegenüber dem weitgehend unbekannten Kürzel „HQM“.

Modelle

Bauzeit
Produzierte Fahrzeuge
Baureihe Anmerkung Bild

Kleinwagen

1955–1959
36.151
P70 „Zwickau“ Bis 1958 bei AWZ als „AWZ P70 ‚Zwickau‘“ produziert. Der P70 war der erste Serien-Pkw mit Kunststoffkarosserie. Die Bodengruppe war identisch mit der des DKW F8. Die Produktion wurde 1959 zugunsten des Trabants eingestellt. AWZ P70 Coupé
1957–1962
131.435
Trabant
(P50)
Bis 1958 als „AWZ P50 ‚Trabant‘“ produziert. Der P50 sollte der erste Großserien-Pkw der DDR werden. Trabant P50 Limousine
1962–1965
106.007
Trabant 600
(P60)
Baugleich mit dem P50, jedoch größerer Motor (von 500 cm³/18 PS auf 600 cm³/23 PS). Die Kombiversion wurde noch zwei Jahre länger produziert, bis die Karosserie des „Trabant 601 universal“ fertig wurde. Trabant 600 Kombi
1964–1990
2.819.663
Trabant 601
(P601)
Bodengruppe und Motor baugleich mit dem P60, jedoch neue Karosserie in Trapezform, aber mit alten Türen und vorderen Kotflügeln. Später Leistungssteigerung (z. B. nadelgelagerte Kurbelwelle) auf 26 PS. Trabant 601 Universal
1990–1991
38.994
Trabant 1.1 Verkaufsbezeichnung „IFA-Trabant 1.1“. Karosserie nahezu baugleich mit dem P 601, jedoch neue Motorhaube aus Stahlblech. Technische Verbesserungen am Fahrwerk auch wegen Verwendung des Viertakt-Lizenzmotors von Volkswagen. Trabant 1.1 Limousine

Oberklasse

1954–1959
1.382
P 240 Bis 1955 als „Horch P 240 ‚Sachsenring‘“ verkauft. Er hatte einen Reihen-Sechszylinder-Viertaktmotor (2.407 cm³, 80 PS), wog 2 Tonnen und erreichte fast 140 km/h. Dieser Name ging 1957 auf das Werk über. Die Produktion wurde 1959 zugunsten des Trabants eingestellt. Sachsenring P240 Cabriolet

Lastkraftwagen

1947–1949 H3 Ab 1947 wurde der „H3“ (H noch für Horch) mit 1,5 t Nutzlast gebaut. Die Neukonstruktion basierte zum Teil auf Vorkriegsplänen von Horch und Wanderer. Die verbauten Teile stammten teilweise noch aus Restbeständen der Kriegsproduktion.
1951 wurde als Nachfolger der „H3A“ mit 3,5 t Nutzlast eingeführt. Dieser nutzte die neue Fahrerkabine, welche auch beim größeren H6 und dem Nachfolger S4000 verbaut wurde.
H3
1951–1958 H3A H3A Feuerwehr-TLF
1959–1960 S4000
S4000-1
Der „S4000“ (S für Sachsenring) hatte 4,0 t Nutzlast. Er nutzte das gleiche Fahrerhaus wie der H3A und glich diesem so äußerlich. 1960 wurde die Fertigung in das Kraftfahrzeugwerk „Ernst Grube“ Werdau verlagert. S4000 Tankwagen

50.73199166666712.475257Koordinaten: 50° 43′ 55″ N, 12° 28′ 31″ O


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