Sant'Andrea della Valle

Sant'Andrea della Valle
Basisdaten
Patrozinium: Hl. Andreas
Weihetag:
Kardinalpriester: Giovanni Canestri
Anschrift: Piazza Sant’Andrea della Valle
Fassade
Kuppel
Innenansicht

Sant’Andrea della Valle (lat.: Sancti Andreae Apostoli de Valle) ist eine Kirche aus dem 16. Jahrhundert in Rom. Sie ist Mutterkirche des Theatinerordens und Titelkirche der römisch-katholischen Kirche. Sie hat nach dem Petersdom die zweitgrößte Vierungskuppel, nach dem Pantheon die drittgrößte Kuppel in Rom überhaupt.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Die Kirche liegt im VIII. römischen Rione Sant’Eustachio, gegenüber der gleichnamigen Piazza di Sant’Andrea della Valle am Corso Vittorio Emanuele II, etwa 200 m südöstlich der Piazza Navona. Westlich schließt sich der Largo dei Chiavari an, im Osten die Piazza Vidoni.

Baugeschichte

Sant’Andrea della Valle wurde nach dem Vorbild der Kirche Il Gesù, der Mutterkirche der Jesuiten im Frühbarock begonnen und im Spätbarock vollendet. 1591 begannen Giacomo della Porta und Giovanni Francesco Grimaldi mit dem Bau, Carlo Maderno führte ihn weiter, abgeschlossen wurde er 1683 von Carlo Rainaldi. Patron der Kirche war Kardinal Alfonso Gesualdo.

Grundstruktur

Der Bau wurde als kreuzförmige, einschiffige Kirche errichtet, anstelle der Seitenschiffe wurden Seitenkapellen erbaut. Über der Vierung wurde eine hohe Kuppel errichtet, das Langschiff wird von einem Tonnengewölbe bedeckt.

Äußeres

Die Fassade wurde bis 1629 von Carlo Maderno errichtet, danach bis 1683 von Carlo Rainaldi vollendet. Sie ist doppelstöckig und von reicher Gliederung. Horizontal gegliedert wird sie durch zwei kräftige vor- und rückspringende Gesimse, vertikal durch die Verwendung von je vier Doppelsäulen pro Stockwerk mit korinthischen Kapitellen. Die untere Fassadenseite wird von einem Eckpilaster auf beiden Seiten begrenzt. Sie gilt als eine der bedeutendsten barocken Schauwände Roms.

Inneres

Die Kirche ist im Gegensatz zu Il Gesù zu den Seitenkapellen hin mit hohen Arkadenbögen verbunden. Die innere Struktur ist mit einem betont kräftigen rundum laufenden Gesims und den sich in den Gurtbögen fortsetzenden Strukturen der Pilastergliederung zwischen den Seitenkapellen einheitlich und für den römischen Hochbarock typisch gegliedert.

Kuppel

Kuppelinneres

Die große Kuppel ist durch Doppelpilaster und Attikafenster gegliedert. Sie wurde von Giovanni Lanfranco (Maler) von 1621 bis 1625 mit der Glorie des Paradieses ausgemalt. Gianlorenzo Bernini bemerkte zu ihrem Entstehen: „Als der Cavaliere Lanfranco die Kuppel von St. Andrea della Valle übermalte, benutzte er keine Pinsel, sondern grobe Bürsten, die er an lange Stangen festband, und diese waren so schwer, daß er sie von zwei Männern hochhalten lassen musste. Er selbst dirigierte nur und hat auf diese Art und Weise die Übermalung doch schließlich fertig gebracht. Das nenne ich noch eine anstrengende, schwierige Technik.“[1] In den Zwickeln der Kuppel befinden sich Darstellungen der vier Evangelisten, geschaffen von Domenichino zwischen 1624 und 1628.

Innenausstattung

Die Kirche verfügt über insgesamt acht Seitenkapellen, von denen hier nur die drei wichtigsten dargestellt werden.

Cappella Lancellotti

Relief von A. Raggi

Die Kapelle wurde von Carlo Fontana ab 1670 errichtet. Die Kapelle enthält ein Marmorrelief von Antonio Raggi. Dargestellt ist die Auffahrt des Hl. Andreas in den Himmel. Die Kapelle ist der Schauplatz des erstens Aktes der Oper Tosca von Giacomo Puccini.

Cappella Strozzi

Diese Kapelle enthält eine Bronzekopie von Michelangelos Pietà im Petersdom.

Cappella Barberini

Die Kapelle enthält zwei Werke des Vaters von Gianlorenzo Bernini, Pietro Bernini. Es handelt sich um die Skulpturen Der heilige Johannes der Täufer, entstanden etwa von 1612 – 1616 sowie ein Puttenpärchen, geschaffen etwa 1617.

Apsis

Apsis

Die Apsis wurde, wie die Kuppelzwickel, von Domenichino ausgemalt. Sie stellt die Berufung des Hl. Petrus und des Hl. Andreas dar, sowie das Martyrium des Hl. Andreas und seine Aufnahme in den Himmel. Der Apsiszylinder wurde von Mattia Preti 1650 bis 1651 mit der Kreuzigung und Grablegung des Hl. Andreas ausgeführt.

Grabmäler der Päpste Pius II. und Pius III.

Die Grabmälder der beiden Piccolomini-Päpste befinden sich am Ende des Langhauses. Rechts das Grabmal von Papst Pius III., geschaffen 1503 von Andrea Ferrucci. Links das Grabmal Pius II., dieses gilt als von Andrea Bregno und seinem Schüler Paolo Romano geschaffen. Die Grabmäler wurden 1614 vom Petersdom in die Kirche überführt.

Grabmal des Hl. Giuseppe Maria Tomasi

In der Kirche liegt der Hl. Giuseppe Maria Tomasi begraben, ein Theatiner, Kardinal und Heiliger der römisch-katholischen Kirche. Er starb 1713 und wurde zunächst in seiner Titelkirche Ss. Silvestro e Martino ai Monti bestattet, jedoch 1971 in diese Kirche umgebettet.

Altarfiguren

Vom späteren Rektor der Pariser Akademie Jacques Sarrazin stammen einige Figuren des Hochaltars.

Sonstige Grablegen

In der Kirche bestattet ist auch Kardinal Pietro Vidoni.

Nachwirkungen

Die Kirche wurde ihrerseits Vorbild für die Theatinerkirche in München.

Einzelnachweise

  1. Hans Rose, Tagebuch des Herrn von Chantelou über die Reise des Cavaliere Bernini nach Frankreich, Eintrag vom 9. Oktober 1665, S. 294, Brockmann, München 1919.

Literatur

  • Johann M. Wiesel: „Rom. Ein Kunst- und Reiseführer“, 4. Aufl., Kohlhammer, Stuttgart 1966, S. 161.
  • Manfred Wundram (Hrsg.): „Reclams Kunstführer, Italien. Band V. Rom und Latium“, Reclam, Stuttgart 1981. ISBN 3-15-008679-5
  • Rolf Tomann (Red.): „Die Kunst des Barock: Architektur, Skulptur, Malerei“, Könemann, Köln 1997. ISBN 3-89508-991-5
  • Hans Rose: „Tagebuch des Herrn von Chantelou über die Reise des Cavaliere Bernini nach Frankreich“, Brockmann, München 1919.

Weblinks

41.89599912.4743837Koordinaten: 41° 53′ 46″ N, 12° 28′ 28″ O


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