- Santa Maria del Giglio
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Santa Maria Zobenigo ist eine katholische Kirche in Venedig, im Stadtteil San Marco auf dem Campo Santa Maria Zobenigo. Sie ist auch unter dem Namen Chiesa di Santa Maria del Giglio bekannt. In ihrer heutigen Gestalt wurde sie 1680-83 von Giuseppe Sardi errichtet.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Die Kirche geht auf das 10. Jahrhundert zurück. Eine slawische Familie Jubanico, deren venezianische Dialektvariante Zobenigo lautet, besaß in der Gegend einen prunkvollen Palast und hat durch großzügige Stiftungen zum Bau der Kirche beigetragen, wodurch die Kirche ihren Namen erhielt. Der andere Name Santa Maria del Giglio hingegen bezieht sich auf die Lilien, die der Erzengel Gabriel für gewöhnlich in der Szene der Verkündigung an Maria in Händen trägt.
Die ursprünglich byzantinische dreischiffige Basilika wurde im Laufe der Jahrhunderte verändert, ehe sie 1680 völlig neu errichtet wurde. Dazu kam es, als der Generalinspektor für Dalmatien, Antonio Barbaro, in seinem Testament 1678 30.000 Dukaten zur Errichtung einer Kirche hinterließ, die dem Andenken von ihm selbst und seiner Familie dienen sollte. Er legte detaillierte Wünsche zur Ausgestaltung dieser Kirche vor, die vom Senat und dem Kapitel genehmigt wurden. Während des Krieges mit Zypern entstanden damals mehrere künstlerische Erzeugnisse im Veneto, die vom zunehmenden Niedergang der Seeherrschaft Venedigs im Osten ablenken sollten. Auch Barbaro selbst wollte mit seiner prunkvollen Kirche von der Realität ablenken. Er ließ an der Fassade Seeschlachten darstellen, an denen er teilgenommen hatte, während er tatsächlich während des Kretakrieges von Francesco Morosini wegen Unfähigkeit entlassen wurde. Die Errichtung des heutigen Kirchengebäudes fand nach dem Tode Barbaros 1679 von 1680 bis 1683 statt. 1775 stürzte der Campanile aus dem 13. Jahrhundert ein, in dem sich im Erdgeschoß Geschäftsräume befanden.
Vom Campo Santa Maria Zobenigo aus wird während des Salute-Festes am 21. Februar eine Brücke über den Canal Grande gespannt, um den Prozessionen den Weg zur Salute-Kirche zu ermöglichen. Santa Maria Zobenigo ist heute Teil der Pfarrgemeinde von San Moisè.
Baubeschreibung
Die Fassade ist die hervorstechendste Besonderheit der Kirche. Sie dient der Verherrlichung Antonio Barbaros und seiner Familie, die an der Fassade anstelle von sonst üblichen Heiligenfiguren dargestellt ist. Beim Neubau wurde allerdings die ursprüngliche Ost-West-Achse der Kirche nicht verändert, so dass die Fassade gegen eine schmale Gasse gerichtet ist, während die schmucklose Seitenfront dem Platz zugekehrt ist.
Zu unterst befinden sich ionische Halbsäulen auf deren Sockeln Reliefs der Grundrisse der Städte Zadar, Candia, Padua, Rom, Korfu und Split angebracht sind. In den zwischen den Säulen liegenden Nischen sieht man die Statuen der Brüder Barbaros im Habitus ihrer öffentlichen Ämter - Giovan Maria Barbaro, Carlo Barbaro, Francesco Barbaro und Marino Barbaro. Darüber befindet sich eine Reihe korinthischer Halbsäulen, auf deren Sockeln Reliefs mit Seeschlachten dargestellt sind. In der Mitte über dem Kirchentor sitzt die Figur des Stifters auf seinem Sarkophag vor einem wallenden Vorhang, in den Nischen daneben befinden sich allegorische Figuren der Ehre, Tugend, Ruhm und Weisheit. Bekrönt wird die Fassade schließlich von einer Attika und einem Segmentgiebel.
Die Fassade der Kirche Santa Maria Zobenigo ist ein hervorragendes Beispiel des venezianischen Barock. Die Figuren stammen vom flämischen Bildhauer Juste Le Court und von Enrico Merengo.
Im Inneren bietet die Kirche das Bild einer hellen Hallenkirche mit flacher Überdeckung und je drei relativ flachen Kapellen auf jeder Seite. Bedeutende Kunstwerke sind das Martyrium des hl. Antonius von Antonio Zanchi, die Statue der Unbefleckten Jungfrau Maria von Giovanni Maria Morlaiter, Christus mit den hll. Franz von Paula und Justina von Jacopo Tintoretto, das bei der Restaurierung beschädigt wurde, eine Jungfrau mit dem Kinde und dem hl. Antonius von Karl Loth, die Statue des hl. Gregorio Barbarigo von Morlaiter, und eine Heimsuchung Mariä von Palma il Giovane, alle an den Seitenaltären. Die Deckenfresken mit Szenen aus dem Marienleben stammen von Antonio Zanchi. Im Presbyterium befinden sich zwei Evangelistendarstellungen von Tintoretto, eine Schmerzensreiche Muttergottes von Francesco Solimena, wiederum Fresken von Antonio Zanchi sowie Bilder weiterer Künstler. In der Sakristei daneben sind eine veneto-kretische Muttergottes-Ikone aus dem 16. Jahrhundert, Abraham lehrt den Ägyptern die Astrologie von Antonio Zanchi und eine dem Andrea Schiavone zugeschriebene Verkündigung zu erwähnen. Das einzige Bild von Peter Paul Rubens in der Stadt, eine frühe Jungfrau mit Kind und dem Johannesknaben befindet sich in der Capella Molin.
Literatur
- Die Kirchen Venedigs - ein Museum der Stadt. Marsilio Editori, Venedig 2002
- DuMont visuell Reiseführer Venedig. DuMont, Köln 1993
Weblinks
45.43246512.332545Koordinaten: 45° 25′ 57″ N, 12° 19′ 57″ O
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