- BFW M 37
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Messerschmitt Bf 108 Typ: viersitziger einmotoriger Kabinentiefdecker Entwurfsland: Deutsches Reich Hersteller: Bayerische Flugzeugwerke / Messerschmitt AG Erstflug: 1934 Produktionszeit: 1936 - 1945 (Bf 108 B) Stückzahl: ca. 885 Die Messerschmitt Bf 108 ist ein viersitziger einmotoriger freitragender Kabinentiefdecker aus Ganzmetall-Duraluminium (DURAL®) mit einziehbarem Hauptfahrwerk und festem Spornrad.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte der Entstehung und Typenbezeichnung
Die ersten Maschinen der Messerschmitt Bf 108 trugen noch die Bezeichnung der Bayerischen Flugzeugwerke BFW M 37 und wurden im Jahre 1934 in nur einem knappen Jahr anlässlich des Europarundfluges unter der Leitung von Willy Messerschmitt fertiggestellt. Die BFW M 37 war sehr spartanisch ausgestattet und stark auf Leichtbau, Schnelligkeit und zunächst rein sportliche Verwendung getrimmt. Die erste Serie dieser Maschine wurde tatsächlich unter der Bezeichnung Bf 108 A bei diesem Flugwettbewerb erstmals geflogen und war auf Anhieb als Konkurrenz zu den Flugzeugen Fieseler Fi 97 und Klemm Kl 36 erfolgreich. Der Wechsel der Bezeichnung von BFW zu Messerschmitt rührt auch daher, dass die Bayerischen Flugzeugwerke (BFW) im August 1938 in Messerschmitt AG umbenannt wurden. Insgesamt ist dadurch die Bezeichnung dieses Musters etwas verwirrend. Umgangssprachlich wurde und wird die Bf 108 meist als Me 108 bezeichnet. Bei Messerschmitt wurde der Typ Me 108 oder Messerschmitt Taifun genannt. Die historisch richtige Bezeichnung laut Reichsluftfahrtministerium (bis 1945) ist jedoch Bf 108.
Sportliche Erfolge
Die Konstruktion des Flugzeuges wurde durch etliche Siege bei nationalen und internationalen Flugwettbewerben unter Beweis gestellt.
- 1934 Europarundflug: In der Geschwindigkeitswertung errangen drei Bf 108 mit HM 8 U-Motor die ersten drei Plätze, in der Gesamtwertung erreichten sie die Plätze fünf und sechs.
- 1935: Es folgte der weltberühmte Streckenflug über drei Kontinente an einem Tag (mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von ca. 290 km/h!) von Elly Beinhorn. Hierauf bekam die Bf 108 von ihr den treffenden Beinamen „Taifun“.
- 1936: Eine Bf 108 C siegte beim Internationalen Sternflug zur Winterolympiade Garmisch-Partenkirchen.
- 1938: Die Bf 108 siegte beim internationalen Sternflug nach Hoggar, beim internationalen Königin-Astrid-Rennen in Belgien und im internationalen Sternflug nach Dinard.
- 1939 wurde der bestehende Höhenweltrekord (7985 m) von einer Bf 108 C mit einem Hirth HM 508 C-Motor mit 9125 m weit überboten.
Konstruktive Besonderheiten
Die Bf 108 gilt wegen des geringen Gewichts, ihrer je nach Geschwindigkeit und Fluglage automatisch ausklappenden Vorflügel nach dem Handley-Page Prinzip, der Landeklappen und des einziehbaren Fahrgestells als revolutionärer Entwurf, welcher seiner Zeit weit voraus war und konstruktiv immer noch ein Vorbild für die modernen Sport- und Reiseflugzeuge in Ganzmetallbauweise darstellt. Die Bf 108 ist noch heute eine aerodynamisch und technisch herausragende Konstruktion und wirkt neben anderen Mustern der 1930er Jahre (z. B. Focke-Wulf Fw 44 „Stieglitz“) wie aus einer anderen Epoche. Sämtliche Nieten sind versenkt und vor der Lackierung verspachtelt worden, was die aerodynamische Güte stark verbessert. Das variable Flächenprofil erlaubt einerseits hohe Reisegeschwindigkeiten und hat dank der automatischen Vorflügel und der hervorragend wirkenden Landeklappen wiederum hervorragende Langsamflugeigenschaften bei gleichzeitig guter Manövrierfähigkeit.
Als weiteres konstruktives Merkmal können bei der Bf 108 der B-Versionen die Befestigungsbolzen der Tragflächen mit einem einzigen Hebel entriegelt, die Tragflächen abgezogen, parallel zum Rumpf geschwenkt und am Höhenleitwerk eingehängt werden, was Platz sparendes Abstellen erleichtert. Dadurch dass das Fahrgestell an der Zelle befestigt ist kann man auch ganze Tragflächen tauschen ohne das Flugzeug aufwändig aufbocken zu müssen was die Wartung und feldmäßige Reparatur erleichtert. Die Tragflächen mit einem Fachwerkholm und Rippen aus gelochten Profilblechen die mit Duralplatten beplankt sind, die Halbschalenbauweise des Rumpfes ohne klassische Spanten, das Prinzip des in die Tragflächen einklappenden Fahrgestells und der konsequente Leichtbau unter Verwendung von Dural, Elektron, und stoffbespannten Steuerrudern finden sich in der Bf 109 ganz oder teilweise wieder.
Eine Besonderheit der Bf 108 ist die maximale Zuladung: Sie hat mit 500 kg eine äußerst hohe Nutzlast. Für die Praxis bedeutet dies, dass man auch mit vollen 210 l Kraftstoffvorrat, vier Personen und ausgelastetem Gepäckraum innerhalb der zulässigen Gewichtsgrenzen bleibt. Es ist heutzutage in dieser Klasse keineswegs selbstverständlich, dass ein viersitziges Flugzeug auch tatsächlich zu viert mit vollen Tanks geflogen werden darf, ohne überladen zu sein.
Motorisierung
Während die ersten Flugzeuge der BFW M 37 / Bf 108 A mit einem Hirth HM 8 U ausgestattet waren, wurden die B-Versionen mit einem leistungsstärkeren Triebwerk ausgerüstet. Der fortan eingesetzte Motor Argus As 10 C leistet 240 PS Startleistung (5 Minuten) bei 2000 U/Min und 200 PS Dauerleistung bei 1880 U/Min, was eine Steigrate von etwa 5 m/s bei 170 km/h ermöglicht. Die Reisegeschwindigkeit mit Verstellluftschraube liegt bei 250 km/h, der Benzinverbrauch (min. 78 Oktan) bei etwa 60 Liter/Stunde. Der ebenfalls verwendete Argus As 10 E unterscheidet sich von den Leistungsdaten der As 10 C Modelle durch eine höhere Startleistung von 270 PS bei 2100 U/Min (1 Minute). Die übrigen Leistungsdaten sind unverändert.
Weitere Entwicklung
Um die Maschine für den privaten Reiseflug als sogenanntes „Schnellreiseflugzeug“ gut nutzen zu können, erfuhr die Bf 108 A 1936/37 allerhand Modifikationen an Tragflächen, Rumpf, Motorisierung und Kabine. Um einige Beispiele zu nennen wurden die Querruder vergrößert, was eine Verkleinerung der Landeklappen bedingte, die Kabinenverglasung geändert, der Schleifsporn wich einem Rad, der Hirth Motor wurde gegen einen Argus getauscht und insgesamt wurde die Zelle nebst Tragflächen verstärkt. Die Bf 108 B-Versionen waren insgesamt eher luxuriös als sportlich. Viele Exemplare des Musters fanden zunächst Verwendung als private Reisemaschinen bis für die Luftwaffe ein Großauftrag erteilt wurde. Während des zweiten Weltkriegs wurden Bf 108 D als militärische Verbindungsflugzeuge oder Umschulmaschinen für die Bf 109 verwendet.
Schwachpunkte der Konstruktion
Als besondere Schwachstelle der „Taifun“ gilt die aus insgesamt fünf Tanks bestehende Kraftstoffanlage, die allesamt über nur eine Tanköffnung befüllt werden. Die Betankung ist sehr zeitaufwändig, weil es einige Zeit braucht, bis der Kraftstoff durch die Rohrleitungen aus dem hinteren Behälter in die Flächentanks gelaufen ist. Oft wurde der Tankvorgang zu früh beendet, ohne dieses Nachfließen abzuwarten. Die Tanks waren daher nicht vollständig befüllt und nicht wenige Flugzeuge sind aus Benzinmangel not- oder bruchgelandet.
Die Flugzeuge, die mit der manuell verstellbaren Luftschraube Me P7 ausgestattet sind, erfordern eine Vielzahl von Handgriffen bei Start und Landung. Nach dem Abheben muss der Pilot den Gashebel, die Propellerverstellung, die Start/Landeklappen, die Trimmung und das Fahrgestell bedienen. Im Alleinflug muss unter Umständen das Einkurbeln des Fahrgestells unterbrochen werden, um die Propellerverstellung nachzujustieren. Die seltener verwendete Argus Verstellluftschraube bietet hier einen Vorteil, weil sie selbstverstellend ist.
Heutige Bedeutung
Derzeit sind in Deutschland nur drei fliegende Exemplare dieses Flugzeuges registriert:
- 1. Die D-EBEI der Lufthansa Berlin Stiftung.
- 2. Die D-ESBH der Messerschmitt Stiftung.
- 3. Die D-EBFW, die sich im Privatbesitz einer Haltergemeinschaft aus Hessen befindet.
Die D-EBFW wurde im Jahre 1937 mit der Werknummer 1561 in Augsburg gebaut und ist die älteste fliegende Bf 108 und gleichzeitig die älteste flugfähige Messerschmitt-Maschine überhaupt in der Welt. Heute ist eine Bf 108 „Taifun“ auf Flugtagen eine gerne gesehene Attraktion.
Die Anzahl der sich in Museen und Liebhaberhänden befindlichen Flugzeuge dieses Typs ist nachvollziehbar, wie viele jedoch in privaten Hallen in flugunfähigem Zustand herumstehen ist nicht bekannt.
Bauzeit und Produktionsstätten
Insgesamt werden zwischen 1934 und 1945 etwa 885 Stück an verschiedenen Produktionsstätten gebaut. Nach den Anfängen in Augsburg wurde die Produktion 1938 nach Regensburg verlegt und 1942 durch die Societé Nationale de Constructions Aéronautiques du Nord (SNCAN) in Les Mureaux (Seine et Oise) im besetzten Frankreich weitergeführt. Nach dem Krieg werden die von den Alliierten konfiszierten Flugzeuge und Teile dorthin verbracht und wieder flugfähig gemacht. Aus den noch existierenden Neuteilen werden noch einige Flugzeuge unverändert gebaut, die aber die Bezeichnung Nord 1000 „Pingouin“ trugen. Mangels Verfügbarkeit wurden dann ab 1946 statt des Argus As 10 C französische Renault Motoren (Sechszylinder Reihenmotor, hängende Zylinder) eingebaut. Diese Folgeversionen wurden dann je nach Motorisierung mit Nord 1001 „Pingouin 1“ (Renault 6Q-11) bzw. Nord 1002 „Pingouin 2“ (Renault 6Q-10) bezeichnet. Insgesamt verließen nach dem Zweiten Weltkrieg noch etwa 300 „Pingouin“ die französischen Werkshallen.
Modelle
BFW M 37 / Bf 108 A
Kenngröße Daten Länge 8600 mm Flügelspannweite 10.310 mm Tragflügelfläche 13,3 m² Höhe 2.020 mm Antrieb Hirth HM 8 U (225 PS) mit verstellbarem Dreiblattpropeller
Mindestgeschwindigkeit 60 km/h Höchstgeschwindigkeit 290 km/h Reichweite ~700 km Besatzung 4 Dienstgipfelhöhe 6000 m Leergewicht 550 kg Max. Fluggewicht 1050 kg Bewaffnung keine - Versuchsweiser Antrieb: Argus As 17 mit 162 kW/220 PS
- Der Bau wurde zugunsten der B-Reihe eingestellt
Bf 108 B
Kenngröße Daten Länge 8300 mm Flügelspannweite 10.620 mm Tragflügelfläche 13,3 m² Flächenbelastung 84,1 kg/m² Höhe 2200 mm Antrieb luftgekühlter V-Achtzylinder-Motor Argus As 10 C (240 PS) oder As 10 E (270 PS)
Luftschraube starre Luftschraube mit 2,24 m Steigung oder Luftschraube mit verstellbarer Steigung vom Typ „Argus“ (automatisch) oder „Me P7“ (manuell) Mindestgeschwindigkeit 85 km/h Höchstgeschwindigkeit 315 km/h Reichweite ~1000 km Besatzung 4 Dienstgipfelhöhe 5000 m Leergewicht 880 kg Max. Fluggewicht 1380 kg Steigzeit auf 1000m bei max. Fluggewicht 4,3 min (Festpropeller), 3,1 min (Verstellluftschraube Me P7) Steigzeit auf 3000m bei max. Fluggewicht 15,5 min (Festpropeller), 11,7 min (Verstellluftschraube Me P7) Anrollstrecke bei max. Fluggewicht 240 m (Festpropeller), 175 m (Verstellluftschraube Me P7) Bewaffnung keine Kaufpreis einer Bf 108 B im Jahre 1937: 35.000 Reichsmark. 1 Reichsmark (1937/38) entspricht einer Kaufkraft von 3,58 Euro laut Hamburger Staatsarchiv und Statistischem Bundesamt bezogen auf das Jahr 2000.
Bf 108 B trop
- mit Zusatzausrüstung für den Tropeneinsatz
- Sandabscheider
- Zusatzkraft- und Schmierstoffanlage
- vergrößerter Schmierstoffkühler
- Sonnenschutzgardinen
- Verstellluftschraube Me P7
- Kabinen- und Generatorbelüftung
- Fahrwerksabdeckungen
- Besatzung: 3
Bf 108 C
- Nur zwei Flugzeuge gebaut
- Antrieb: luftgekühlter Achtzylinder-Motor Hirth HM 508 C,
- Leistung: 270 PS (200 kW)
- Damit stellte am 8. Juli 1939 Hermann Illg, Chefpilot der Hirth-Motoren GmbH, einen neuen Höhenweltrekord der Klasse C, Kategorie 1, mit 9125 m auf.
Bf 108 D
Ausführung für die Luftwaffe, ab 1941 in der Fertigung, modernisierte Bf 108 B mit Modifikationen an:
- Rumpf (diverse Belüftungen der Kabine und Durchbrüche der Brandschottwand)
- Fahrwerk (Führung der Bremsleitungen)
- Leitwerk (Luftkraft-Ausgleichshorn Seitenruder wird durch Ausgleichsgewicht ersetzt, Vergrösserung Seitenflosse)
- Triebwerk (Alle Benzintanks füllen einen Sammelbehälter am Rumpfboden aus dem zentral entnommen wird)
- Ausrüstung (Standardmäßig Me P7 Luftschrauben, Instrumentenbrett mit zusätzlichen Instrumenten)
- Bordnetz (24V statt 12V, stärkerer Generator, Batterie mit höherer Kapazität, geänderte Verkabelung und Schalter)
- 234 Maschinen geordert.
Siehe auch
Literatur
- Bf 108 B Flugzeug-Handbuch LDv 568 (320 Seiten, Nachdruck v. 1938, Luftfahrt-Archiv Hafner)
- Bf 108 B Ersatzteilliste (235 Seiten, Nachdruck von 1939, Luftfahrt-Archiv Hafner)
- Bf 108 B und D, Technisches Kompendium (Flugzeug- und Motor-Handbücher und -Ersatzteillisten, Dateien auf CD-ROM im pdf-Format, ISBN 978-3-939847-05-2, Luftfahrt-Archiv Hafner)
- Artikel in der Zeitschrift „Aerokurier“ (09/2006)
- Artikel in der Zeitschrift „Flugzeug-Classic“ (11/2006)
- zeitgenössische Werbe- und Datenblätter der Messerschmitt AG Augsburg (1937)
- Peter Schmoll: Die Messerschmitt-Werke im 2. Weltkrieg. 2004, ISBN 3-931904-38-5.
- Zeitschrift „Luftfahrt International“ Band 17, Thema: „Messerschmitt Taifun“ (160 Seiten, 1976)
- Werksprospekt Messerschmitt AG (französische Sprache, 36 Seiten, gedruckt in Deutschland 1939)
Weblinks
Liste der Flugzeugtypen des Herstellers MesserschmittZivile Baureihen: S7 | S8 | S9 | S10 | S14 | S16 | M17 | M18 | M19 | M20 | M21 | M22 | M23a | M23b | M24 | M26 | M27 | M28 | M31 | M35 | Bf 108 | Me 208
Militärische Baureihen: Bf 109 | Bf 110 | Bf 161 | Bf 162 | Bf 163 | Me 163 | Me 209 | Me 210 | Me 261 | Me 262 | Me 263 | Me 264 | Me 309 | Me 321 | Me 323 | Me 328 | Me 329 | Me 410 | P.1101
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