Schimmelpfeng-Haus

Schimmelpfeng-Haus
Das Schimmelpfeng-Haus vom Kurfürstendamm gesehen

Das Schimmelpfeng-Haus im Berliner Ortsteil Charlottenburg war ein denkmalgeschütztes sechs- bis neungeschossiges Geschäfts- und Bürohaus, das sich zwischen dem Kurfürstendamm und der Hardenbergstraße erstreckte und bis zum Frühsommer 2009 den östlichen Abschluss der Kantstraße und den westlichen Abschluss des Breitscheidplatzes bildete. Im Sommer 2009 wurden der nördliche und der Brücken-Teil des Gebäudes abgerissen, um Platz für die Neubebauung des künftigen Zoofensters zu schaffen.[1] Von dem ursprünglichen Gebäuderiegel ist lediglich der architektonisch unbedeutende Teil zwischen Kurfürstendamm und südlich der Kantstraße vorläufig verblieben, dessen Abriss erst im Zuge einer auch dort geplanten, aber vorerst aus finanziellen Gründen nicht realisierbaren Hochhaus-Bebauung erfolgen soll.

An der Stelle des Schimmelpfeng-Hauses stand bis zu seiner Zerstörung im Zweiten Weltkrieg das ältere der beiden Romanischen Häuser aus dem Gebäudeensemble Romanisches Forum des Architekten Franz Heinrich Schwechten.[2] Dieses Gebäude beherbergte mit dem 1926 eröffneten Gloria-Palast eines der bedeutendsten Berliner Filmtheater der Kulturszene der 1920 Jahre.

Das Schimmelpfeng-Haus prägte seit der Fertigstellung zwischen 1957 und 1960 (Planungs- und Bauzeit) durch Franz Heinrich Sobotka und Gustav Müller mit seiner charakteristischen Überbauung der Kantstraße das Stadtbild der City-West und durch die gerasterte Fensterfront zudem das Stadtpanorama um die Gedächtniskirche mit. Diese Überbauunglösung war allerdings wegen der Verstellung der Sichtachse auf die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche auch umstritten. Der inoffizielle Name Schimmelpfeng-Haus geht auf die dort bis 1986 ansässige Schimmelpfeng GmbH zurück, die eine große Leuchtreklame angebracht hatte. Dabei handelte es sich um ein Inkassounternehmen, das 1872 in Frankfurt am Main gegründet wurde, bald darauf aber nach Berlin umzog. Das Schimmelpfeng-Haus bestand aus einem acht- bis neunstöckigen Bügelbau mit Muschelkalkfassade als Straßenüberbauung über die Kantstraße, einem Parkhaus und einer sechsgeschossigen Erweiterung zum Kurfürstendamm mit gewerblicher und gastronomischer Nutzung.

Zukünftige Bauplanung

Der Berliner Senat entschied sich 1999 für eine Aufwertung des Stadtquartiers und für einen Abriss des Gebäudes. 2004 beschloss die neue Eigentümerin, die Frankfurter Casia Immobilien-Management GmbH, den Abrissbeginn des Schimmelpfengs auf 2008 anzuberaumen. An der jetzigen nördlichen Ecke des Schimmelpfeng-Hauses auf der Gebäudespitze zwischen Kant- und Hardenbergstraße soll ein achtgeschossiges Bürogebäude entstehen, gegenüber der Kantstraße direkt am Breitscheidplatz ein neunstöckiges. Dahinter an der Stelle des heutigen Parkhauses dem Zoofenster gegenüber möchte Casia zwei verglaste 119 Meter hohe Hochhäuser mit 33 Stockwerken errichten. Die Gebäudekombination soll die Bezeichnung FOCUS tragen und wurde von dem Architekten Christoph Langhof bereits vor 1996 entworfen (siehe: Atlas Tower).

Damit würde eine Sichtachse entlang der Kantstraße auf die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche frei werden und zusammen mit dem direkt westlich angrenzenden Zoofenster eine vollkommen neu gestaltete Parzelle entstehen. Das neue Ensemble soll nach einem vorhabenbezogenen Bebauungsplan mit vierjährigem Durchführungsvertrag errichtet werden und wurde mit einer gemischten Gebäudenutzung genehmigt. Der Schwerpunkt soll dabei auf Hotelgewerbe liegen, aber auch Gastronomie und Einzelhandel ermöglichen. Die Kritik an dem Entwurf zielt auf eine mögliche Verschattung des Breitscheidplatzes.

Im Mai 2008 forderte der Verein „Denk mal an Berlin e.V.“ erneut die Erhaltung des Denkmals und schlug vor, die Neubaupläne mit ihm zu kombinieren. Im Mai 2009 jedoch begannen trotz zahlreicher öffentlicher Reaktionen und einer Sitzung im Denkmalausschuss der Architektenkammer, in der Christof Langhof anwesend war, der Abriss. „Der Abbruch des Schimmelpfeng-Hauses wird zeigen, wie banal Berlins Stadtplaner dachten“ urteilte der renommierte Architekturjournalist Nikolaus Bernau in der Berliner Zeitung aus Anlass des Abrissbeginns.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Aus für Schimmelpfenghaus. In: B.Z. vom 14. März 2009
  2. Romanische Häuser, Eintrag in Lexikon: Charlottenburg-Wilmersdorf von A bis Z, abgerufen am 5. Februar 2011
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