Kurfürstendamm

Kurfürstendamm
Kurfürstendamm
Ku'damm
Coat of arms of Berlin.svg
Straße in Berlin
Kurfürstendamm
Kurfürstendamm in Blickrichtung zur Gedächtniskirche
Basisdaten
Ort Berlin
Ortsteil Charlottenburg,
Wilmersdorf,
Halensee
Angelegt im 16. Jahrhundert
Anschlussstraßen (östlich): Budapester Straße,
Tauentzienstraße
westlich: Hubertusallee
Querstraßen (Auswahl)
Joachimstaler Straße, Fasanenstraße, Uhlandstraße, Leibnizstraße, Lewishamstraße, Brandenburgische Straße, Joachim-Friedrich-Straße
Plätze Rathenauplatz,
Henriettenplatz,
Agathe-Lasch-Platz,
Lehniner Platz,
Adenauerplatz,
Olivaer Platz,
George-Grosz-Platz,
Joachimstaler Platz,
Breitscheidplatz
Bauwerke siehe Sehenswürdigkeiten
Nutzung
Nutzergruppen Fußverkehr, Radverkehr, Autoverkehr, ÖPNV
Technische Daten
Straßenlänge 3500 Meter

Der Kurfürstendamm (umgangssprachlich auch Ku’damm) ist eine Hauptverkehrsstraße im Berliner Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf, die vom Rathenauplatz im Ortsteil Grunewald bis zum Breitscheidplatz mit der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche im Ortsteil Charlottenburg führt. Der Kurfürstendamm stellt die touristische Flaniermeile der City-West dar und bildet heute verkehrstechnisch die Verlängerung der Tauentzienstraße, obwohl der ursprüngliche Verlauf ein anderer war (siehe hier).

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Gedächtniskirche als östlicher Endpunkt des Kurfürstendamms

Der Kurfürstendamm wurde um 1542 als Dammweg vom Berliner Stadtschloss zum Jagdschloss Grunewald angelegt und diente zunächst als Reitweg für den Kurfürsten Joachim II.[1] Der älteste Beleg für die Existenz dieses Dammes (damals noch ohne Benennung) ist der Plan géométral de Berlin et des environs des Ingenieurs La Vigne von 1685. Nach weiteren 100 Jahren taucht auf einer Karte von Friedrich Wilhelm Carl von Schmettau von 1767 bis 1787 zum ersten Mal der Name Churfürsten Damm auf. Am 5. Februar 1873 schrieb Otto von Bismarck an den Geheimen Kabinettsrat Gustav von Wilmowski einen Brief, in dem er erstmals den Gedanken an den Ausbau zu einer besonderen Prachtstraße äußerte. Die Idee Bismarcks wurde aufgegriffen und man plante eine 25 Meter breite befestigte Straße. Aber Bismarck erreichte durch einen Einspruch, dass die Straßenbreite für den Ausbau am 2. Juni 1875 durch Kabinettsorder auf 53 Meter festgelegt wurde. Das war auch der Startschuss zur Anlage der Villenkolonie Grunewald, für die sich Bismarck ebenso einsetzte.[2]

1882 querte bei Halensee die Elektromote-Versuchsstrecke den Kurfürstendamm, das Elektromote (auch als Dampfstraßenbahn bezeichnet) gilt als erster Oberleitungsbus der Welt. 1886 war die Straße bereits fertig ausgebaut, die Entwicklung zum Boulevard konnte beginnen. Seither gilt der 5. Mai 1886 auch als der offizielle Geburtstag des Boulevard Kurfürstendamm.[3]

Bis zum Ersten Weltkrieg entwickelte sich der Kurfürstendamm in rasantem Tempo von einer vornehmen Wohnstraße des Neuen Westens zum Vergnügungs-, Kauf- und kulturellen Kommunikationszentrum.[4] Als Bühne bürgerlicher Selbstdarstellung und Ort kulturellen Aufbruchs, unter anderem mit dem Café des Westens und dem Lunapark trat er bald in Konkurrenz zur alten Prachtstraße Unter den Linden. Diese Entwicklung erreichte zur Zeit der Weimarer Republik ihren Höhepunkt, als der Kurfürstendamm für viele zum Synonym der Goldenen Zwanziger Jahre wurde.[5]

1931 kam es zu antisemitischen Übergriffen, den sogenannten „Kurfürstendamm-Krawallen“, die zu dieser Zeit nicht im Sinne der Machthaber waren und zur Ablösung des Polizeipräsidenten führten. Im weiteren Verlauf des Dritten Reichs und den Beschränkungen auf politischem und kulturellem Gebiet ergaben sich auch hier erhebliche Veränderungen. Den Olympischen Spielen verlieh der Kurfürstendamm 1936 mit seinem Flair noch internationalen Glanz, aber das, was er repräsentierte – wie intellektuelle Regsamkeit, internationale Verständigung, künstlerische Kreativität, Provokation, Freizügigkeit, Kommerz, Geist und Kultur – stand im Gegensatz zur nationalsozialistischen Ideologie und wurde immer mehr reglementiert. Mit der Vertreibung und Ermordung der Juden, die das Erscheinungsbild und die Ausstrahlungkraft des Kurfürstendamms mitgeprägt hatten, wurde der alte Geist endgültig beseitigt.

Im Zweiten Weltkrieg wurden erhebliche Teile der Bebauung durch alliierte Luftangriffe zerstört. Der Wiederaufbau erfolgte mit dem Ziel, den Kurfürstendamm in der Zeit des Kalten Krieges zum Schaufenster des Westens und Symbol für das Wirtschaftswunder auszubauen. Nach der Teilung der Stadt entwickelte sich nach der Währungsreform 1948 hier das Geschäftszentrum West-Berlins, die City West, insbesondere am Ostende in Richtung des Bahnhofs Zoo. Der umgangssprachliche Begriff Ku’damm wurde zum Inbegriff der Flaniermeile.[6] 1954 wurden die den Kurfürstendamm in voller Länge befahrenden Straßenbahnlinien durch Omnibuslinien ersetzt.

In den 1960er und 1970er Jahren blieben die politischen Auseinandersetzungen in der Welt auch auf den Kurfürstendamm nicht ohne Auswirkungen, beispielsweise fand im Februar 1968 eine Großdemonstration gegen den Vietnam-Krieg statt.[7]

Nachdem am Abend des 9. November 1989 die Mauer gefallen war, strömten die Ost-Berliner Bürger zunächst auf den Ku'damm. Bald jedoch sank die Bedeutung des Kurfürstendamms, da eine Rückbesinnung auf das historische Berliner Zentrum im Ortsteil Mitte einsetzte und das neu errichtete Viertel am Potsdamer Platz zusätzlich Konkurrenz schuf. Seit Beginn des 21. Jahrhunderts entwickelt sich der Boulevard nach der Schließung von Kinos und alteingesessenen Cafés von der Ausgeh- und Amüsiermeile immer mehr zu einer exklusiven Einkaufsstraße. Neue Hotels sind entstanden, das legendäre Café Kranzler wurde erneuert und um die Bühnen am Kurfürstendamm gibt es Auseinandersetzungen um ihren Erhalt bzw. Wiederaufbau.

Besonderheiten

  • Ursprünglicher Verlauf: Die Anfangsnummern 1–10 hatte es nach Beginn der Bebauung 1850 noch bis zum Tode des Reichspräsidenten Friedrich Ebert am 28. Februar 1925 gegeben. Ihm zu Ehren wurde die damalige Budapester Straße zwischen Potsdamer Platz und Brandenburger Tor in Friedrich-Ebert-Straße umbenannt (heute: Ebertstraße). Um das Land Ungarn nicht zu brüskieren, wurde zum Ausgleich der Kurfürstendamm um den Abschnitt östlich des jetzigen Breitscheidplatzes (seinerzeit: Auguste-Viktoria-Platz) verkürzt und dieser nordöstliche Teil bis zur Corneliusbrücke in Budapester Straße umbenannt.
  • Fehlende Hausnummern: Die kleinste Hausnummer ist die 11, und die Nummern 77–89 hat es nie gegeben – am Lehniner Platz geht es direkt nach der 76 mit der Nummer 90 weiter. Weiterhin sind die Hausnummern 221–223 nicht vorhanden.
  • Verkehrskanzel: Am Joachimstaler Platz, der Kreuzung von Kurfürstendamm und Joachimstaler Straße, befindet sich auf einem viereinhalb Meter hohen Pfeiler eine gläserne Kanzel, die trotz ihrer sehr exponierten Lage selbst von vielen Berlinern nicht wahrgenommen wird. Es handelt sich um die Verkehrskanzel, von der aus Polizisten die Verkehrsampeln des Platzes von Hand schalteten. Schon seit 1962 ist sie nicht mehr in Betrieb, steht jedoch mittlerweile unter Denkmalschutz. Die Verkehrskanzel stellt ein kurioses und einzigartiges Relikt der Verkehrsplanung aus den 1950er Jahren dar.

Kultur und Kunst

  • Am Kurfürstendamm liegen die Privattheater Theater am Kurfürstendamm und Komödie am Kurfürstendamm sowie die Schaubühne am Lehniner Platz.
  • Diese Ur-Berliner Straße wurde häufig besungen und bedichtet, sehr bekannt ist das Lied von Hildegard Knef Ich hab so Heimweh nach dem Kurfürstendamm.[8]
  • Im Fernsehen (rbb) wurde im März 2011 von den Zuschauern darüber abgestimmt, welche Berliner Straße die Erstaunlichste ist: Den ersten Platz belegte der Kurfürstendamm.[9]

Weitere Bauwerke und Einrichtungen am Kurfürstendamm

Literatur

  • Wolfgang Ribbe, Jürgen Schmädeke: Kleine Berlin-Geschichte. Stapp, Berlin,1994, ISBN 3-877762-22-0 .
  • Karl-Heinz Metzger, Ulrich Dunker: Der Kurfürstendamm – Leben und Mythos des Boulevards in 100 Jahren deutscher Geschichte. Sabine Konopka Verlag, Berlin 1986, ISBN 3-924812-13-6.
  • Regina Stürickow: Der Kurfürstendamm – Gesichter einer Straße. Arani-Verlag, Berlin 1995, ISBN 3-7605-8658-9.
  • Johannes Althoff: Der Kurfürstendamm. Berlin-Edition, Berlin 2001, ISBN 3-8148-0020-6.
  • Hans-Jürgen Tast: Kinos in den 1980ern. Beispiel: Berlin/West. Schellerten 2008, ISBN 978-3-88842-035-1.

Weblinks

 Commons: Kurfürstendamm – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Kleine Berlin-Geschichte. S. 50
  2. Heinz Ohff, Rainer Höyinck (Hrsg.): Das BerlinBuch. Stapp Verlag Berlin, 1987, ISBN 3-87776231-X, S. 112 und S. 146
  3. Geschichte des Kurfürstendamms auf Kauperts.de; abgerufen am 18. März 2011
  4. Kleine Berlin-Geschichte, S. 137
  5. Kleine Berlin-Geschichte, S. 140 und 165
  6. Kleine Berlin-Geschichte, S. 217
  7. Kleine Berlin-Geschichte, S. 229
  8. Knef: „Heimweh …“ auf youtube
  9. rbb: 30 Favoriten
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