- Schlacht auf dem Amselfeld (1389)
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Schlacht auf dem Amselfeld Teil von: Türkenkriege
Schlacht auf dem Amselfeld, patriotisches Historiengemälde des serbischen Malers Adam Stefanović (1870)Datum 15. Juni 1389 Ort bei Priština Ausgang Sieg der Osmanen. Beide Seiten verloren ihren Staatsführer. Konfliktparteien verschiedene christliche Fürstentümer Osmanisches Reich Befehlshaber Fürst Lazar Hrebeljanović †, Vuk Branković, Vlatko Vuković Sultan Murad I. †, Bayezid I., Yakub Truppenstärke 15.000-25.000 Mann 30.000-40.000 Mann Verluste unbekannt unbekannt Die Schlacht auf dem Amselfeld fand am 15. Juni 1389[1] auf dem Amselfeld im Kosovo statt. Auf der einen Seite kämpften die Truppen der serbischen Fürsten Lazar Hrebeljanović und Vuk Branković sowie eine bosnische Armee unter dem Heerführer Vlatko Vuković, der vom wichtigsten Verbündeten Lazars, dem bosnischen König Tvrtko I., entsandt war, auf der anderen das Heer der Osmanen unter Murad I. und dessen Söhnen Bayezid I. und Yakub.[2] Die christliche Koalition stand unter der Führung des Fürsten Lazar.
Die Schlacht wird von zahlreichen Legenden begleitet und ist Teil der serbischen epischen Gedichte im Kosovo-Zyklus.
Als Erinnerung an den Tag der Schlacht dient der Vidovdan, der am 15. Junijul./ 28. Junigreg. in Serbien gefeiert wird. Fürst Lazar, dessen Gebeine sich heute wieder in seinem Mausoleum dem Kloster Ravanica befinden, ist einer der wichtigsten Heiligen der serbisch-orthodoxen Kirche.
Inhaltsverzeichnis
Vorgeschichte
Nach der Schlacht an der Mariza 1371 im heutigen griechisch-türkischen Grenzgebiet zwischen einer serbischen Streitmacht unter König Vukašin Mrnjavčević und Despot Jovan Uglješa und dem osmanischen Heer unter dem Beylerbey Lala Şahin Paşa zerfiel das serbische Großreich, das unter Stefan Uroš IV. Dušan die Vormachtstellung in Südosteuropa errungen hatte. Aus der Erbmasse entstanden einzelne kleinere serbische Fürstentümer, die von den Lazarevići, Brankovići, Mrnjacevići und Balsići regiert wurden. Mehrere osmanische Feldzüge führten nachfolgend über Bulgarien in die serbischen und bosnischen Fürstentümer, wodurch die Osmanen ihr Einflussgebiet sukzessive auch auf die altserbischen Länder auszuweiten vermochten. Die osmanische Expansion erlitt mehrere Rückschläge (1381 Niederlage gegen die Serben bei Paraćin, 1388 Niederlage gegen die Bosnier in der Schlacht bei Bileća), doch ging Niš 1386 an die Osmanen verloren.
Nach der Abwehr der osmanischen Eroberungszüge 1387 rechnete der mächtigste serbische Teilherrscher, Fürst Lazar von Morava-Serbien, nicht so schnell mit einem neuen Feldzug der Osmanen, da diese zur selben Zeit Krieg mit Ungarn führten. Sowohl Lazar als auch der bosnische König Tvrtko I. unterstützten im ungarischen Thronstreit die Gegenpartei Sigismunds von Luxemburg. Den innenpolitischen Konflikt in Ungarn ausnutzend, fiel Lazar in Syrmien ein, besiegte die dortigen ungarischen Truppen und besetzte einige Ortschaften. Überrascht von der Nachricht eines bevorstehenden osmanischen Aufmarsches, zog sich Lazar aus Syrmien wieder zurück, bot König Sigismund von Luxemburg einen Waffenstillstand an, versöhnte sich mit diesem und richtete ein Hilfsgesuch an Ungarn, um eine Koalition gegen die Osmanen zu bilden. Diesem Gesuch folgten jedoch lediglich der bosnische König Tvrtko I., der den Woiwoden Vlatko Vuković Kosača entsandte, und Vuk Branković, der im Gebiet des heutigen Kosovos und in Skopje herrschte. Nach einer sorgfältigen Vorbereitung wurde das Amselfeld 1389 als Austragungsort der Schlacht gewählt.
Einigen Historikern zufolge fanden sich an der Seite der Serben auch Ivan Paližna (bzw. Ivan Horvat; ein Verbündeter Lazars in der Gegenpartei zu Sigismund) mit seinen Ordensrittern, Prior des Johanniterordens in Kroatien, genannt Ivanovci, der in einigen Quellen als Banus von Kroatien genannt wird.[3] Es sollen sich ebenso Hilfskontigente aus Bulgarien eingefunden haben, sowie die der albanischen Fürsten Theodor Muzaka II. und Pal Kastrioti. Sowohl Ivan Paližna als auch die Fürsten Theodor Muzaka II. und Pal Kastrioti sollen in der Schlacht gefallen sein.
Kräfteverhältnisse
Zahlen über die bewaffneten Kräfte der Kontrahenten sind nicht überliefert. „Alle abendländischen und türkischen Quellen berichten über die zahlenmäßige Überlegenheit des christlichen Heeres – mit einer Ausnahme: Runciman, Verfasser eines Standardwerkes über die Kreuzzüge, spricht von einer 'großen zahlenmäßigen Überlegenheit der Türken' auf dem Amselfeld.“[4] Etwa 40.000 Mann, von denen ein Großteil aus Anatolien kam, soll seine Stärke diesen Darstellungen zufolge betragen haben. Zu diesen Truppen sollen sich auch serbische Fürsten aus Mazedonien gesellt haben, wie zum Beispiel Konstantin Dejanović.
Im christlichen Lager sollen hingegen unter Fürst Lazar lediglich rund 25.000 Mann versammelt gewesen sein, von denen rund 18.000 Mann von Fürst Lazar selbst, die übrigen Männer vom bosnischen Feldherrn Vlatko Vukotić und vom Fürsten Vuk Branković gestellt worden sein sollen. Würden diese Zahlen stimmen, so hätte es sich tatsächlich um eine für die damalige Zeit beachtliche Heeresstärke gehandelt. Zum Vergleich: 1415 in der Schlacht von Azincourt im Hundertjährigen Krieg bekämpften sich etwa 20.000 Franzosen und 6.000 Engländer.
Schlachtverlauf
Detaillierte Berichte zur Schlacht gibt es nicht, weswegen auch die nachfolgenden Ausführungen nur eine mehr oder minder wahrscheinliche Rekonstruktion des tatsächlichen Schlachtverlaufs darstellen. Insbesondere die serbische nationale Geschichtsschreibung wartet diesbezüglich mit zahlreichen Details auf, die jedoch allesamt historisch nicht zu belegen sind. Gesichert ist lediglich, dass Fürst Lazar die Streitkräfte im Zentrum anführte, der Fürst Vuk Branković die Streitkräfte des rechten Flügels und der bosnische Feldherr Vlatko Vukotić die Streitkräfte des linken Flügels.
Auf der türkischen Seite führten Sultan Murad I. das Zentrum, sein älterer Sohn und Thronfolger Bajezid I. den rechten und der jüngere Sohn Jakub den linken Flügel. Der Grieche Evremos Beg war auf Gegenspionage und Abwehr christlicher Strategien spezialisiert. Ein gewisser Haidar war Kommandant der osmanischen Artillerie, die damals schon benutzt wurde. Es wurden schwere Salven auf die christlichen Ritter geschossen, die bis dato noch keinem Artilleriebeschuss ausgesetzt waren. Auch das serbische Heer hatte Kanonen. Die ersten Kanonen waren importiert und erstmals 1373 eingesetzt worden, 1385 wurden in Serbien die ersten eigenen Kanonen gegossen. Entgegen späterer Volksüberlieferungen und Legenden, die Erklärungen für das eigene Schicksal suchten, war das serbische Heer gut vorbereitet.
Die osmanischen Kanonen sollen die Schlacht eröffnet haben.[5] Sie sollen Stein- und Eisenkugeln in die näher kommenden Linien der christlichen Reiterei geschossen haben. Es bedurfte eines Volltreffers, um einen Reiter samt Pferd aufzuhalten, daher war die Artillerie am Amselfeld nicht besonders wirkungsvoll, abgesehen von der psychologischen Wirkung. Dem Artillerieeinsatz folgte ein Pfeilregen der Bogenschützen. Der Beschuss hatte nur schwache Wirkung, er hatte lediglich die Pferde verstört. Die schwer gepanzerten Reiter ritten in schwerfälligem Galopp auf die Bogenschützen zu, diese suchten auszuweichen und davonzuspringen. In der Zwischenzeit war die osmanische Reiterei hervorgebrochen. Sie suchte die hinter der christlichen Reiterei gehenden Fußsoldaten zu erfassen. Der rechte Flügel unter Vuk Branković brachte dem Vernehmen bzw. den Berichten des osmanischen Thronfolgers Bajezid nach den linken osmanischen Flügel unter Jakub in schwerste Bedrängnis, auch im Zentrum schlugen die christlichen Ritter breite Bahnen in die osmanischen Reihen. Erst der Einsatz des rechten osmanischen Flügels unter Bajezid konnte eine anbahnende Niederlage der Osmanen abwenden. Weiter ist der Verlauf der Schlacht nicht bekannt.
Folgen
Unmittelbare Wirkung
Zwar wird die Schlacht auf dem Amselfeld heute allgemein als Sieg der Osmanen betrachtet, aus rein militärischer Sicht muss diese jedoch eher als unentschieden gewertet werden. Da beide Anführer der Truppen gefallen waren und beide Verbände sich vom Schlachtfeld zurückzogen sowie die Osmanen die zwei nicht mit dem Osmanischen Reich verbündeten wichtigsten serbischen Fürstentümer, das Fürstentum der Lazarevići in Morava-Serbiens und das Fürstentum der Brankovići im Kosovo und Mazedonien nicht besetzten, galt die Schlacht unter den christlichen Chronisten des Mittelalters als Sieg der Christenheit. Daher werden die unmittelbaren Folgen der Schlacht als gering veranschlagt.[6] Wesentlich für die osmanischen Siege in den Schlachten des ausgehenden 14 Jh. war jedenfalls deren „straff geleitete ... Armee“, der die „zusammengewürfelten gegnerischen Einheiten“ in den meisten entscheidenden Schlachten nicht gewachsen waren.[7]
Politik
Die Staatsidee Zar Dušans, des Basileus der Griechen und Zaren der Serben, zu einem balkanischen Großreich durch Zusammenfügung griechischer und serbischer Herrschaft, kam nach der Niederlage an der Maritza 1371 zu einem Ende und führte nach der Amselfeldschlacht zwangsläufig zur Konsolidierung des serbischen Territoriums und der Herausbildung eines stärkeren serbischen Nationalbewusstseins und kultureller sowie ethnischer Homogenisierung. Die zwischen Dušans Tod 1355 und der Schlacht an der Mariza 1371 auf dessen Reichsgebiet fortgesetzte Herausbildung kleinerer heterogener feudaler Herrschaftsgebiete unter Führung einer serbischen Aristokratie, wurde durch die osmanische Eroberungen und der Herausbildung des Gegenpools im aufstrebenden Fürstentum Lazars beendet und mit der Zusammenfassung der serbischen Länder im Despotat Stefan Lazarevićs und Durad Brankovićs abgeschlossen.[8]
Zwischen den zwei regionalen Großmächten Ungarn und dem Osmanischen Reich eingezwängt war das kleine Morava-Serbien durch Besitzungen der Brankovići vom osmanischen Reich getrennt, blieb jedoch ungarischen Aspirationen ausgesetzt. So wurde durch die strategischen Verschiebung des serbischen Staates von Süden nach Norden die Witwe Lazars, Fürstin Milica Hrebeljanović Vasallin des osmanischen Reichs, mit deren Unterstützung sie 1390 zur Absicherung der Nordgrenze in ungarische Gebiete eingefallen war.[9] Das tributpflichtige Fürstentum der Lazarervići stellte in den nachfolgenden Kämpfen Truppen gegen die christlichen und mongolischen Opponenten der Osmanen. So kämpfte die serbische Panzerreiterei unter Stefan Lazarević an der Seite Bayezids in einigen bedeutenden Schlachten (Schlacht von Rovine, Schlacht von Nikopolis, Schlacht bei Ankara). Seine Schwester Olivera Despina wurde außerdem mit Bayezid vermählt. Stefan und Bayazid hielten auch dadurch bedingt zeitlebens ein korrektes Verhältnis aufrecht. Weder bauten die Osmanen in Stefans Herrschaftsgebiet Stützpunkte, noch beteiligten sich osmanische Truppen zwischen 1389 und 1402 an Übergriffen auf sein Reichsgebiet.
Vuk Branković als direkter Nachbar der Osmanen bewahrte sich demgegenüber bis zuletzt in scharfer Opposition zum osmanischen Herrschaftsanspruch seine Unabhängigkeit. So beteiligte sich Vuk weder an den osmanischen Eroberungszügen in Bosnien, noch die Teilnahme an der Schlacht von Rovine. Nur durch Gewalt übergab er Skopje (1392) an die Osmanen und wurde 1396 von Bayezid letztlich besiegt.
Wirtschaft
Schon zu Lazars Regierungszeit übernahm Morava-Serbien allmählich die ökonomische Führungsrolle der serbischen Länder. Damit wurde die vorhergehende serbische Dominante einer territorialen Ausweitung Richtung Byzanz, die unter Stefan Uroš IV. Dušan mit der Ausdehnung des serbischen Kaiserreichs bis in die Ägäis gipfelte, unterbrochen und mit einer positiven demographischen und wirtschaftliche Entwicklung Morava-Serbiens durch Festigung der serbischen Nordgrenze zu Ungarn für die nachfolgenden Jahrhunderte ersetzt. In dieser Entwicklung lag der Grundstein des modernen serbischen Staates, dessen Zentrum sich mit der osmanischen Eroberung des Balkans ins südöstliche Mitteleuropa an die Donau verlagerte.[10] Der wirtschaftliche Aufschwung Morava-Serbiens wurde durch die Silber- und Goldminen begünstigt in denen Novo Brdo und Srebrenica zu den reichsten Städten im Fürstentum und späteren Despotat Stefan Lazarevics aufstiegen.[11]
Kultur
Die Amselfeldschlacht stellt in der serbischen Kulturentwicklung eine bedeutende Zäsur, die nach Jahren des Niedergangs des Nemanjiden-Erbes zu kultureller Renaissance sowie künstlerischer Emanzipation führte. In der Architektur trennte sich mit der Morava-Schule die serbische Kunst von strikten gotischen und byzantinischen Vorbildern und in einer internationalen spätbyzantinischen Stilform teils mit Übernahme orientalischer Motive in Serbien, Bosnien, der Walachei und der Moldau bis ins 17 Jh. nachwirkte.
Durch den regen Austausch, durch eine oftmals erzwungene Migration, gelehrter Bevölkerungsschichten im Balkanraum des ausgehenden 14 Jh., verbreiten sich Literatur und Wissenschaften, die insbesondere in Morava-Serbien mit der Resava-Schreibschule zu einem letzten Höhenflug der spätbyzantinischen Literatur (insbesondere Konstantin Kostenecki) führte. Die Amselfeldschlacht stand damit am Anfang der letzten christlichen Kulturrenaissance des serbischen Mittelalters, die die höfische Kultur der Lazarevići und Brankovići in der Nachfolge der Nemanjiden unterscheidend prägte.
Quellen
Unmittelbar nach den Ereignissen sowie in den nachfolgenden Jahrzehnten wird die Schlacht auf dem Amselfeld in zahlreichen Quellen behandelt. Darunter der Koporinski letopis, die Aufzeichnung des Mönchs Ignatije, der Vita Stefan Lazarevics von Konstantin Philosoph, dem Slovo kneza Lazara, einer der vier Aufzeichnung Patriarchs Danilo III. (Danilo Banjski, 1390–1400), im Bericht Jörgs von Nürnberg und bei Marvo Orbini.[12] Dabei herrschte über den Ausgang der Schlacht selbst unter Zeitgenossen Unklarheit. Der Franzose Meziers, der russische Mönch namens Ignatij, die anales ragusini anonymi aus Dubrovnik und Berichte des Königs Tvrtko I. an Florenz und Trogir bejubeln einen Sieg des Christentums.[12] In Paris bekundeten die Kirchenglocken von Notre Dame den Sieg der Christenheit.
In den erhaltenen serbischen Aufzeichnungen aus dem ersten Jahrzehnt nach der Schlacht wurde insbesondere in kirchlichen Schriften das Ereignis durch einen Sieg des Martyriums und Triumphs eines himmlischen Königreiches über das irdische Königreich interpretiert (so bei Danilo III. im Slovo Kneza Lazara). Die Symbolik der kirchlichen Texte zu Lazars Martyrium folgte im Ton den frühen Aufzeichnungen liturgischer Texte der Märtyrer aus dem frühen Christentum. Im Slovo kneza Lazara wurde dieses ideologische Moment besonders betont: der Heroismus im Martyrium als Zeugnis des Glaubens und der Wiedergeburt Christi, und als Triumph des Opfers im ewigen Leben vom geistigen und himmlischen Reich.
Neben den Aufzeichnung Danilo Banjskogs haben sich auch weitere serbische Chroniken erhalten; etwa zehn an der Zahl. Darunter unter anderem der eminente Text der ehemaligen Despotin und Nonne Jefimija. Ihre lyrische Lobpreisung des Fürsten Lazar stellte diesen in einen Kontext als christusgleichen Erlöser:
„Um die Unsicherheit iridischer Herrschaft abzulegen/um dein Blut zu vergießen/und dich den Kriegern des himmlischen Königs anzuschließen/erreichtest du zwei Ziele:/Du tötetest das Ungeheuer/und erlangtest das Märtyrergewand von Gott.“
Der als eigentlicher Epitaph abgefasste Text auf der Kosovo-Säule Stefan Lazarević, Sohn Lazars und Despot des serbischen Reiches, der sich bis ins späte 15. Jahrhundert erhalten hatte, feierte den großen Fürsten in einer feierlichen rhetorischen Erzählung als „Wunder der Erde“ und „Herren der Serben“ und beschrieb durch drastische und heroische Intonation das Ereignis der Schlacht:[14]
„Wanderer, du, der du über das serbische Land gehst, egal woher du kommst, fremder oder einheimischer, betritts du dieses Feld, das sich Amselfeld nennt, dann wirst du auf diesem die Gebeine der Toten erblicken, und auch eine steinerene, kreuzartige Säule vorfinden, die geschmückt und sich inmitten des Feldes aufrecht erhebt.“
– Stefan Lazarević, Serbischer Despot[15]
Eine historisch präzise Darstellung fand sich 12 oder 13 Jahre nach dem Waffengang in der Aufzeichnung des Mönchs Ignatije, der den Moskauer Metropoliten Pimen nach Konstantinopel begleitete und erstmals auch den Ausführenden am Tode Murats benannte. Dem Ereignis der Schlacht, dass bis in die Neuzeit kontrovers diskutiert wird:[12]
„Es war vor unserer Reise, das der Zar Amurat mit seinem Heer gegen den serbischen Zaren Lazar zog und so vernahm man, das beide in der Schlacht gefallen sind. Zuerst ward Amurat durch Verrat eines vertrauten Lazars, mit Namen Milos, getötet und just in dieser Stunde erkoren die Türken Bayazit zum Zaren, den Sohn Amurats; und wieder erstarkten die Türken und nahmen mit ihren Händen den serbischen Zaren Lazar und seine Fürsten und seine Vojvoden, seine Ritter und seine Diener und sein ganzes Heer gefangen; die einen brachten sie um, die anderen nahmen sie in Gefangenschaft. Dann erschlug der türkische Zar den serbischen Zaren Lazar mit seinem Schwert.“
– Ignatije, Russischer Mönch
Auf die Zusammenstellung von Lazars Heer wurde insbesondere in türkischen Quellen eingegangen, die unter anderem eine Beteiligung von Walachen, Bulgaren, Albanern, Deutschen und Tschechen berichtete. Doch außer Tvrtko und Vuk Brankovic unterstützte keiner der mächtigeren benachbarten Fürstentümer und Königreiche Lazar. Dass Lazar aber um Beistand bat erschließt sich auch im Slovo kneza Lazara:[12]
„Dann bat er (Lazar) bei Angehörigen und Mächtigen und Heerführern und Kriegern, bedeutenden und unbedeutenden sich ihm anzuschließen.“
– Danilo III., Serbischer Metropolit
Die Darstellung der Schlacht wurde zumeist ungenau überliefert, jedoch wurde die Heftigkeit des Kampfes betont wie im Dubrovniker Letopis aus dem 15. Jahrhundert:[12]
„1389, 15. Juni, am Vidovdan, am Dienstag, fand die Schlacht zwischen den Serben und dem türkischen Zaren statt. Unter den Serben waren da: Lazar, der serbische König, Vuk Branković und Vlatko Vuković, Vojvoden. Und es gab zahlreiche Opfer, türkische und serbische und nur wenige kehrten heim. Zar Murat wurde getötet und der serbische König. Die Schlacht bekamen nicht die Türken. Und auch nicht die Serben, da es viele Tote gab. Die Schlacht war auf dem Amselfeld.“
– Dubrovniker Annalen, 15. Jahrhundert
Auf das Schicksal Murats nehmen viele Quellen Bezug und entwickeln sich zu legendenhaften Darstellungen, die je nach Lager unterschiedliche Kontexte annehmen. Bei Jörg von Nürnberg, der 1460 als Gefangener der Osmanen in Konstantinopel weilte und später in Diensten des Römischen Papstes in Italien trat, vollzog sich der Tod Murats durch eine List:[12]
„So hatte der Despot Lazar zwei Onkel die ständig im Streit unter einander waren. Als er mit den Türken zu kämpfen hatte so eiferten die zwei wer Morgen der beste in der Schlacht sein würde. Während der Nacht überbrachte einer der Onkel dem Türken dass er in der früh mit seinen Truppen zu Hilfe kommen würde. Darüber war der Türke hoch erfreut und am Morgen als er angekommen war und ihm die Füße küsse sollte, da zog er sein Schwert und erstach den Türken.“
– Jörg von Nürnberg
Die erste türkische Quelle zum Amselfeld erscheint 1512 von Mehmed Nesri, dem Dichter Sultans Selims. Hier wurde der Märtyrertod Sultan Murads betont und Bezug zu Milos Obelic genommen, was auf den direkten Einfluss der serbischen Volksdichtung, die um diese Zeit schon auf der Balkanhalbinsel verbreitet war, zurückgeführt wird. So sind die legendenhaften Züge des Todes Murats, der in der Beschreibung erst nach dem Sieg über die Serben und nicht während der Schlacht den Tod findet, ausgearbeitet:[16][17]
„Märtyrertod des Khodawendkiar Ghäzi Muräd Khan — Gott der Erhabene erbarme sich seiner! Als das Heer der Ungläubigen geschlagen und eine unzählige Menge derselben über die Klinge gesprungen war, ... strebte Muräd Khan Ghäzi danach, auf der Walstatt den Märtyrertod zu erleiden. ... indem er mit einigen seiner vertrauten Diener diese selshügel Getöteter besichtigte, befand sich unter ihnen ein Ungläubiger namens Milos Obelic, ein beherzter und mutiger Verfluchter. ... Als Muräd Khan Ghäzi zu diesem Ungläubigen kam, stand dieser auf, halb fallend, halb sich erhebend, und ging auf den Khonkiär los. .. aber Muräd Ghäzi ließ ihn seinem Wunsche gemäß heran ... er kam heran, und indem er sich stellte, als wollte er den Steigbügel des Khonkiär küssen, stach er auf den Khonkiär los. ... Jenen Ungläubigen zerhieb man an dieser Stelle; schnell holte man ein Zelt herbei, um den Sultan darunter zu bringen, seinen Sohn Bäjazit brachte man zur Fahne des Glaubens, den Prinzen Jakub Celebi führte man unter dem Vorwande: „Komm, Dein Vater verlangt Dich!" in das Zelt und erwürgte ihn da. Zufälligerweise war der Fürst Lazar mit seinem Sohne gefangen genommen worden; man schleppte sie herbei und tötete beide, in jener Nacht gab es unter dem islamischen Heere große Verwirrung und Aufregung, am anderen Morgen setzten sie den Sultan Bäjazit auf den Thron. — Das Datum aller dieser Ereignisse ist das Jahr 791 der Hidschra.“
– Mehmed Nesri, Dichter
Der Ausgang der Schlacht ist gar nicht klar, die ältesten Quellen berichten nichts von einer tragischen Niederlage der Serben. Laut Sima Ćirković gebe es in Wirklichkeit so wenig Primärquellen, dass er sogar zweifelt, ob die Schlacht überhaupt stattgefunden hat.[18][19]
Nationalmythos der Serben
Die Schlacht auf dem Amselfeld ist das historische Ereignis, das im Wesen der serbischen Geschichte am meisten verklärt wird. Im serbischen Selbstverständnis ist das Amselfeld damit der schicksalhafte Ort ihrer Geschichte, dessen Singularität Vasko Popa beispielhaft im Gedicht Kosovo polje zusammenfasst: Ein Feld wie kein zweites, Himmel darüber, Himmel darunter.[20] Im Werk des Dichters Matija Bečković findet sich die Sichtweise des serbischen Schicksalsortes in ihrer exemplarischen mythologisch-religiösen Konnotation: Kosovo ist der Äquator des serbischen Planeten, das Dach seiner unterirdischen und Basis seiner oberirdischen Welt. Hier wurde das Gedächtnis des serbischen Volkes auf die Zeit vor und nach dem Kosovo gestellt. Kosovo ist die große Flut der serbischen Geschichte, das serbische Neue Testament.[21] Fürst Lazar, als Führer der christlichen Koalition, wird schon unmittelbar nach der Schlacht die Aureole des Märtyrers zugesprochen. Er nimmt durch die Heiligsprechung, die literarische Behandlung und den Kult des Amselfeldmythos bis heute eine exponierte Stellung im serbischen Nationalbewusstsein ein.
Dieses Syntagma, das den Kosovo zum teuersten serbischen Wort (Kosovo najskuplja srpska reč, Matija Bečković 1989) erklärt, wurde in serbischen Medien und der serbischen Bevölkerung ab Ende der 1980er Jahre zu einem geflügeltem Wort und untermalt markant die Periode nationaler Selbstfindung und nationalistischer Exzesse in Ex-Jugoslawien. Es fungierte somit als eine Kurzfassung des nationalserbischen politischen Aufbruchs im zerfallenden Jugoslawien.[22][23][24]
Der Kosovo-Zyklus in der serbischen epischen Dichtung
Herkunft und literarische Einflüsse
In der serbischen epischen Dichtung sind die Gesänge des Kosovozyklus seit dem späten 15. Jahrhundert bekannt. Die serbische epische Dichtung wurde oral tradiert und wird bis heute von einem Sänger, dem Guslar, der zumeist die Spießgeige Gusle als Begleitinstrument nutzt, vorgetragen.
Strukturell sind diese Gesänge aus der mittelalterlichen Dichtung in den feudalen Zentren an der Adriaküste, den bugarstice, hervorgegangen (14 oder 16 Silben in einer Verszeile).[25] Hier wurden die Heroen der Schlacht vom Amselfeld, nach dem Zusammenbruch des serbischen Reiches 1459, durch die Emigration zahlreicher serbischer Adliger an die Adriaküste und die Herzegowina literarisch von den ehemaligen serbischen Hofdichtern sowie der Tradition verhafteten Adligen als zentrale Gestalten in die epischen Gesänge aufgenommen, die bald zu einem Zyklus verschiedener Geschichten anwuchsen, die auch außerhalb des Amselfeldkontexts Themen fanden.
Eine Beeinflussung der epische Gesänge ist durch die italienische Dichtung, insbesondere von Ariosto und Tasso, wie auch von der Tradition der Trobadore und den kastilischen Romances (Romanceros, romances), die den Konflikt zwischen Islam und Christentum behandeln, in den feudalen Zentren Dalmatiens wie Ragusa, dem späteren Dubrovnik, vermutet worden. Die Schlacht an sich wird in den Gesängen nicht beschrieben, aber die Figuren und Handlungen bewegen sich um das große Ereignis der Schlacht.
Das Mädchen vom Amselfeld - Ein Gesang des Epos
Eine der bekanntesten Figuren ist hier unter anderem das Mädchen vom Amselfeld.[26] Die junge Frau sucht nach der Schlacht Überlebende und kümmert sich mit Essen und Wein um die Verwundeten. Sie erfährt durch die Erzählung des tödlich verwundeten Helden Pavle Orlović, was sich zugetragen hat. Die junge Frau ist in der serbischen Kultur seither Sinnbild von Güte und Hilfsbereitschaft:[27]
Frühe Rose, junges Mädchen vom Amselfeld
Frühe Rose am sonntäglichen Morgen
Rose vor der strahlende Morgensonne
Die weißen Ärmel ihrer Robe hat sie zurückgeworfen
Hat sie hinter ihre weichen, weißen Ellenbogen geworfen
Trägt auf ihren Schultern weißes Brot
Trägt zwei leuchtende Krüge
Mit frischem Wasser hat sie den einen gefüllt
und den anderen mit gutem dunklem Wein
Dann sucht sie die weite Niederung des Amselfeldes
Sucht den Platz, wo Zar Lazar stand
Wandert zwischen verblutenden Heroen
Als sie einen lebenden darunter entdeckt
Gibt sie ihm kühlendes Wasser
Gibt ihm, wie das Sakrament, den roten Wein
Und bietet dem Helden das gute, weiße BrotSerbische Kulte um den Veitstag und die Amselfeldschlacht
In Erinnerung an die Gefallenen der Amselfeldschlacht entstanden zahlreiche Rituale und Symbole: der kultische Totentanz Vidovdanka, die Pfingstrose, die aus dem Blut der Gefallenen entsprossen sein soll, oder das am Gedenktag sprudelnde heilige Wasser Vidovica.[28]
Nach dem Volksglauben entwickelten sich beispielhaft die Amselfelder Pfingstrosen aus vergossenem Blut der Amselfelder Helden; die roten aus serbischem und die blauen aus türkischem.[29] So entstand auch der Brauch, dass der Hausherr vom Amselfeld am Vorabend des Vidovdan jedem Menschen, der zur Vidovdanka aufbrach, einen Strauch Päonienblüten mitgab. Generell verbanden sich im serbischen Volksbrauchtum die parallelen Entwicklungen im Kult um den Veitstag (der heidnische Kult des Svantovit wurde hier mit christlichem in Kontext gesetzt) und den Hl. Veit sowie dem Amselfeldmythos.[30] Dabei haben sich im Ursprung des St. Veits Kultes die ursprünglichen Vegetationsrituale des Veitstages erhalten und an die Amselfeldschlacht gebunden.
Die Amselfeld-Pfingstrose wird durch den mythologischen Bezug auch oft in den serbischen Volksliedern besungen. Das Päonien-Motiv ist hier auch ein Symbol der Wiedergeburt sowie von Fruchtbarkeit und trägt als Metapher auch eine sexuelle Konnotation. Das bekannteste Beispiel eines solchen serbischen Voksliedes aus dem Kosovo ist Kosovski božuri (dt. Amselfeld-Päonien, auch Usnila je dubok sanak), das beispielsweise von der Volkssängerin Jelena Tomašević eingespielt wurde.[31]
Kosovski božuri (Usnila je dubok sanak) Amselfeld-Päonien (Es träumt einen tiefen Traum) Usnila je dubok sanak
sa Kosova Rada,
pa se svome milom, dragom
u naručju jada.
Refrain
Hej, dragi, dragi
božurove sadi
ja ću vodu, a ti koren
nek izniknu mladi
Vidiš, dragi, sirom polja
božurova nema
samo kamen, ljuto trnje
pod oblakom drema
Refrain
Da procveta ravno polje
oko manastira
i da pastir ispod brda.
u frulu zasviraEs träumt einen tiefen Traum/
Rada vom Amselfeld/
in dem Sie Ihren gelieben Liebsten/
im Leid umarmt/
/
Refrain /
Hey liebster Geliebter/
pflanze Päonien/
ich bringe Wasser, Du die Wurzel/
denn kommen sollen junge/
/
Siehst Du Liebster, auf dem ganzen Feld/
nicht eine Päonie/
nur Fels und böse Dornen/
die unter Wolken dösen/
/
Refrain/
/
Damit das ebene Feld/
ums Kloster erblüht/
und das der Hirt am Berg/
die Flaute spielt/Unter den Lyrikern der serbischen Literatur ist das Blut-Emblem der Pfingstrose zahlreich behandelt worden darunter Milan Rakič (Božur),[32], Vasko Popa (Kosovo polje);[33], Vuk Drašković (Kosovo),[34] Dragoljub Filipović (Kosovski božuri, Pesme 1917).[35] In der bildenden Kunst hat die Expressionistin Nadežda Petrović das Thema in ihrem bekannten Gemälde Rote Pfingstrosen behandelt.
Bis heute ist das Pfingstrosen-Motiv eine Metapher für das Opfer der serbischen Krieger am Amselfeld, aber auch ein wesentlicher Bestandteil nationalistischer Parolen und ist daher selbst in modernen und aktuellen Bezügen im Sprachgebrauch eine stark emotionalisierende Vokabel.[36][37][38] Die Byzantinische Pfingstrose (Paeonia peregrina Mill.) trägt aus den gesagten Gründen sowie Ihrer in Serbien hauptsächlich auf den Kosovo beschränkten Verbreitung wegen im Serbischen bezeichnenderweise auch den Trivialnamen Kosovski božur (kyrill: Косовски божур). Božur ist zudem im Serbischen ein männlicher Vorname.[39]
Serbische und Osmanische Erinnerungsbauten
Sowohl die Serben als auch die Türken haben die Stelle der Schlacht durch Erinnerungsbauten geehrt. Im Meşhed-i Hüdavendigar wird ein Teil der sterblichen Überreste Murats aufbewahrt. Stefan Lazarević ließ auf dem Kosovo Polje ein Marmorkreuz mit einer Inschrift anbringen.
Noch vor dem ersten Weltkrieg wurde der Bau einer Kathedrale, dem Vidovdanski hram durch Aleksandar Obrenović in Auftrag gegeben.[40] Der Hofbildhauer Ivan Meštrović entwarf 1905 dazu das Modell einer monumentalen Basilika mit zahlreichen Plastiken der Heroen aus den Amselfeldmythen. Zwar wurde das Projekt durch die Ermordung Aleksandar Obrenovićs nicht über das Entwurfsstadium hinaus fortgeführt, jedoch konnte Meštrović einen Großteil der überlebensgroßen Plastiken fertigen.
Darunter die Karyatiden, die Marmorskulptur des Miloš Obilić (heute im Serbischen Nationalmuseum), die Bronze Miloš Obilićs im königlichem Schloss auf dem Dedinje,[41] Banović Strahinje (heute in der Tate Gallery), sowie die Marmor-Skulpturen Srđa Zlopogleđa und Male udovice sowie die Bronzeskulptur Kraljevicć Marko.[42][43]
Die Skulpturen des Vidovdanski hram wurden erstmals 1908 in Paris, der damals fertige Zyklus 1910 auf der Wiener Sezessions-Ausstellung, das Holzmodell der Kathedrale 1911 auf der Weltausstellung in Rom im serbischen Pavillon zusammen mit den Skulpturen ausgestellt, wo seine Arbeit mit der Goldmedaille ausgezeichnet wurde und Meštrovićs Weltruhm als Bildhauer begründete. Bis 1968 befand sich das Modell anschließend in New York, danach kam es nach Kruševac, wo es heute im Museum der Stadt ausgestellt wird.[44]
Im sozialistischen Jugoslawien wurde 1953 durch Aleksandar Deroko anstelle der Kathedrale ein Denkmalkomplex errichtet, in dessen Zentrum ein Turm in Form eines mittelalterlichen Donjons stand. Das Gazimestan genannte Ensemble hatte unter den Kommunisten nur geringe Bedeutung, wurde aber nach der 600-Jahr-Feier der Schlacht sowie der Großmanifestation 1989 zu einem symbolträchtigen Ort.
Während des Kosovo-Krieges und der UNMIK-Verwaltung wurden Teile des Gazimestan-Denkmals 1999 und 2004 beschädigt. Insbesondere wurde die Treppe im Inneren des Turmes zerstört. Die KFOR übergab 2010 die Bewachung des Denkmal-Komplexes den kosovarischen Behörden und der einheimischen Polizei.
Politisierung des Vidovdans
Der Auftritt von Slobodan Milošević' zur 600-Jahr-Feier der Schlacht am 28. Juni 1989 in Gazimestan und seine dortige Amselfeld-Rede wird als erste bedeutende Manifestation der serbischen Nationalbewegung und des schwierigen Prozesses der serbischen Identitätsfindung im krisengeschüttelten Jugoslawien der 1980er Jahre gesehen. Die Nationalitätenkonflikte im späten Jugoslawien, die mit der Abkehr von einer Identifizierung mit der jugoslawischen Gesellschaft und Ablehnung eines gemeinsamen Staates zu den Jugoslawienkriegen beitrugen, wurden insbesondere im Westen aus der Amselfeldrede herausgelesen, die inhaltlich jedoch nie eine Brandrede darstellte und nur den Prozess der Nationalisierung eines der jugoslawischen Völker manifestierte.
Datum
Als Datum der Schlacht wird manchmal der 28. Juni angegeben. Dies liegt daran, dass ab 1900 der 15. Juni des Julianischen Kalenders auf den 28. Juni des heute international benutzten Gregorianischen Kalenders fällt. Da die serbisch-orthodoxe Kirche den gregorianischen Kalender nicht übernommen hat,[45] gilt in Serbien heute der 15. Junijul./ 28. Junigreg. als Gedenktag. Zum Zeitpunkt der Schlacht gab es aber noch keinen Gregorianischen Kalender, daher war damals das Datum eindeutig.
Unter dem Einfluss der Romantik und des Panslawismus des 19. Jahrhunderts wurde der Vidovdan (deutsch: St.-Veits-Tag) als Feiertag des altslawischen Gottes Svantovit (deutsch: „der heilige Herrscher/Sieger“) interpretiert. Er soll der oberste Kriegsgott der alten Slawen gewesen sein. Die Serben sollen diesen Tag gewählt haben, um mit den Osmanen die Schlacht auf dem Amselfeld auszutragen. Die moderne serbische Geschichtswissenschaft geht wiederum davon aus, dass der Vidovdan wahrscheinlich ein Überbleibsel des römisch-katholischen Einflusses war, als die römisch-katholische Kirche im 12. Jahrhundert eine beinahe dominierende Stellung in Serbien hatte, oder dass deutsche Siedler und Bergleute, die im 13. Jahrhundert nach Serbien kamen, den Feiertag mitbrachten und dieser dann auch von den orthodoxen Serben übernommen wurde.
Heute ist der 28. Juni Gedenk- und Feiertag in Serbien.
Literatur
- John Julius Norwich: Verfall und Untergang. 1072–1453 (Byzanz; 3). Bechtermünz-Verl, Augsburg 2000, ISBN 3-430-17163-6.
- Gerhard Herm: Der Balkan. Das Pulverfass. ECON-Taschenbuch-Verlag, Düsseldorf 1995, ISBN 3-612-26195-9.
- Mark Mazower: Der Balkan („The Balkans“). Berliner Taschenbuch-Verlag, Berlin 2002, ISBN 3-442-76040-2.
- Malte Olschewski: Der Krieg um den Kosovo. Serbiens neue Schlacht am Amselfeld. Nidda Verlag, Bad Vilbel 1999, ISBN 3-9806814-0-8.
- Malte Olschewski: Der serbische Mythos. Die verspätete Nation. Herbig, München 1998, ISBN 3-7766-2027-7.
- Petar Petrović-Njegoš: Der Bergkranz. Illustrierte Prachtausgabe zu Ehren des 600. Geburtstags von Johannes Gutenberg („Gorski vijenac“). Njegoš-Stiftung, Belgrad 2003, ISBN 86-82995-10-2.
- Stefan Schlotzer (Übers.), Erika Baermann (Komm.): Serbische Heldenlieder. Sagner, München 1996, ISBN 3-87690-627-X. (Marburger Abhandlungen zur Geschichte und Kultur Osteuropas; Bd. 37).
Weblinks
- The Battle of Kosovo: Early Reports of Victory and Defeat by Thomas A. Emmert – from Kosovo: Legacy of a Medieval Battle Frühe Quellen serbischer und türkischer Autoren zum Amselfeld
- Osmanischesreich: Das Amselfeld. Die Entwicklung des kulturellen Gedächtnisses im Spiegel der Geschichte.
Siehe auch
- Schlacht an der Mariza (1371)
- Schlacht bei Dubravnica (1381)
- Schlacht bei Pločnik (1386)
- Schlacht bei Bileća (1388)
- Liste von Schlachten
- Vidovdan
- Nationalfeiertag
Fußnoten
- ↑ Das Datum 15. Juni ist nach dem damaligen (Julianischen) Kalender. Nach unserem heutigen (Gregorianischen) Kalender, der damals noch nicht eingeführt worden war, wäre der Schlachttag der 23. Juni gewesen. Die Schlacht fand also zwei Tage nach Sommersonnenwende statt.
- ↑ Dušan Bataković, Kosovo chronicals, Belgrad 1992 Kosovo chronicals, The Age of Ascent
- ↑ Franjo Rački, Boj na Kosovu. Zagreb 1889; Mihailo Dinić, Kosovska bitka, Enciklopedija Jugoslavije, Belgrad 1962
- ↑ Ferenc Majoros und Bernd Rill: Das Osmanische Reich 1300–1922. Die Geschichte einer Großmacht. Marix Verlag GmbH, Wiesbaden 2004, S. 116.
- ↑ In den meisten Quellen ist nichts von einem osmanischen Artillerieeinsatz zu lesen. Solche Aussagen stützen sich im Allgemeinen auf eine nicht unumstrittene Passage in der Geschichte des Osmanischen Reiches von Hammer-Purgstall. Majoros/Rill: Das Osmanische Reich 1300–1922, S. 117.
- ↑ Klaus-Peter Matschke, Das Kreuz und der Halbmond. Die Geschichte der Türkenkriege. Artemis & Winkler, Düsseldorf und Zürich 2004, S. 74.
- ↑ Josef Matuz: Das Osmanische Reich. Grundlinien seiner Geschichte. Primus Verlag, Darmstadt 1996, S. 38.
- ↑ Sima M. Cirkovic, Moravska Srbija u istoriji srpskog naroda. In: Vojislav J. Duric (edt.), Moravska skola i njeno doba. 101-109. Beogra.
- ↑ Ivan Bzic, Srpske Zemlje u doba Stefana Lazarevića. In: Vojislav J. Durić (edt.) Moravska Skola i njeno doba. S. 113. Beograd, 1972
- ↑ Sima M. Cirkovic, Moravska Srbija u istoriji srpskog naroda. In: Vojislav J. Duric (edt.), Moravska skola i njeno doba. 101-109. Beogra.
- ↑ Mirjana Corovic-Ljubinkovic, Znacaj Novog Brda u Srbiji Lazarevica i Brankovica. In: Vojislav J. Duric, Moravska Skola i njeno doba. 123-142, Beograd, 1972.
- ↑ a b c d e f Projekt Rastko
- ↑ Jefimija: Lobpreisung des Fürsten Lazar
- ↑ Srednjevekovni srpski spisi o kosovu (Mittelalterliche serbische Schriften zum Kosovo) Stefan Lazarević – Ove reči su bile pisane na stubu mramornom na Kosovu
- ↑ Stefan Lazarević: Marmor-Säule am Amselfeld
- ↑ The Battle of Kosovo: Early Reports of Victory and Defeat by Thomas A. Emmert from Kosovo: Legacy of a Medieval Battle [1]
- ↑ Felix Kanitz: Das Königreich Serbien und das Serbenvolk von der Römerzeit bis zur Gegenwart. Land und Bevölkerung. 2. Bände, Leipzig, 1909.
- ↑ Wolfgang Höpken: Die schaurige Sage vom Amselfeld In: Die Zeit vom 12. März 1998.
- ↑ Carsten Wieland: Nationalstaat wider Willen. Politisierung von Ethnien und Ethnisierung der Politik: Bosnien, Indien, Pakistan. Campus, Frankfurt 2000, ISBN 3-593-36506-5, S. 119.
- ↑ Vasko Popa: Collected Poems 1943–1976, trans. Anne Pennington (Manchester: England Carcanet Press 1978), S. 109]
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- ↑ b92, Blog Najskuplja srpska rec Najskuplja srpska rec
- ↑ Die Schlacht auf dem Amselfeld. Serbische Epische Gesänge. Englische Übersetzung von John Matthias und Vladeta Vuckovic mit einem Vorwort von Charles Simic [4]
- ↑ Legenden der Kosovoschlacht [5]
- ↑ The Maiden of Kosovo Serbische Epische Gesänge – Das Mädchen vom Amselfeld
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- ↑ NZZ Folio, O9/94 Fremde Sitten - Blut-rote Pfingstrosen
- ↑ Srdan Petkovic: Der nationale Diskurs unter Einfluß von Kriegspropaganda, Kirche und Folklorismus. Zur Entwicklung serbischer Selbstwahrnehmung Kosovski bozuri und vidovdan
- ↑ Jelena Tomasevic: "Usnila je dubok sanak"
- ↑ Božur
- ↑ Kosovo polje
- ↑ Vuk Drašković Kosovo
- ↑ Projekt Rastko, Gracanica the myth in art
- ↑ Holm Sundhausen, Geschichte Serbiens: 19-20 Jh. S. 403 Warmes Blut wird dann fließen,/Wo alljährlich Pfingstrosen sprießen?
- ↑ Carl Polonyi, Heil und Zerstörung: Nationale Mythen und Krieg am Beispiel Jugoslawiens, S. 188 Auf dem Kosovo welkt die Pfingstrose, sie beklagt die ausgewanderten Serben
- ↑ Maximilian Händler, Notizen, Projekte und Kurzbeiträge zur Popularmusikforschung. 3. 2004 Niederlage als nationaler Mythos. Das Kosovo-Motiv in der serbischen Popularmusik heute.
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- ↑ Vecernje novosti, 7. Juni 2006 Zov kosovskih junaka
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- ↑ http://www.blic.rs/Vesti/Srbija/52001/Mestrovic-za-penziju-dao-maketu-hrama
- ↑ Der julianische Kalender wird von der russischen und der serbischen orthodoxen Kirche, vom Patriarchat von Jerusalem und von einigen Klöstern auf dem hl. Berg Athos sowie von der äthiopischen Kirche verwendet.
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